Verweigerung

Hier geht es um gegenseitige Achtung und die Probleme, die es in einer Partnerschaft und bei Angehörigen gibt, aber auch um Schwangerschaft.
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AucunSens
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Verweigerung

Beitrag von AucunSens »

Hallo liebes DCCV-Forum,

ich entschuldige mich, dass mein Text ein wenig wirr und ohne Zusammenhang daherkommt, ich hoffe, ihr macht euch die Mühe und lest ihn komplett durch.

Mein Vater hat seit mehr als dreißig Jahren Colitis Ulcerosa. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander, aber seine Krankheit war für ihn immer ein Thema, über das nicht gesprochen wurde. Die Gründe dafür kenne ich nicht genau, er ist (wie ich auch) eher ein Mensch, der wichtige Dinge mit sich selbst ausmacht, und daran finde ich erst mal nichts Schlimmes, aber in Bezug auf seine Krankheit entwickelt sich dies zunehmend zu einem Problem.

Er nimmt auf seinen Körper/seine Krankheit kaum/keine Rücksicht und isst und trinkt meist, was er will, wenn er Lust darauf hat, mit dem Argument, dass er sich von seinem Körper nichts vorschreiben lassen will. Allerdings ist dies natürlich ein Trugschluss, denn oft geht es ihm danach nicht gut, weil er etwas nicht vertragen hat. So wechseln sich oft Phasen, in denen er auf Vieles verzichtet mit „Mir-egal-ich-will-das-essen-Phasen“ ab.

Er geht nicht regelmäßig zum Arzt und seit sein behandelnder Arzt vor einigen Jahren aufgehört hat, zu praktizieren, sind seine Arztbesuche noch seltener geworden. In den letzten Jahren war er wohl fast gar nicht mehr beim Spezialisten, sondern hat sich die verschiedenen Medikamente von seiner Hausärztin verschreiben lassen. Vorsorgeuntersuchungen nimmt er überhaupt nicht wahr. Über seine Arztbesuche und Medikation habe ich allerdings keine genauen Informationen, da ich seit einigen Jahren nicht mehr bei meinen Eltern wohne und sie auch nur alle paar Wochen am Wochenende besuche.

Ich kann über seine Unwilligkeit, zu Ärzten zu gehen, nur spekulieren. Ich denke, dass er v.a. Angst hat. Vor einigen Jahren ist sein Bruder an Krebs gestorben. Mein Vater hat nie wirklich darüber gesprochen, aber ich glaube, dass gerade der Tod dieses Onkels ihn sehr mitgenommen hat. Zusätzlich haben sowohl seine Mutter als auch ein weiterer Bruder, der meinem Vater sehr viel bedeutet, große gesundheitliche Probleme, die meinen Vater stark belasten. Seine Mutter ist nicht krank, allerdings hat sie viele altersbedingte Probleme. Sie teilt sich das Haus mit meinen Eltern, sodass mein Vater quasi verantwortlich dafür ist, dass es ihr gut geht. Das geht so weit, dass er nachts panisch aufwacht und zur Wohnungstür rennt, weil er glaubt, seine Mutter hätte um Hilfe gerufen. Das belastet ihn natürlich zusätzlich.

Und nun endlich zum eigentlichen Grund meines Posts. Momentan geht es meinem Vater wieder sehr schlecht. In seiner Freizeit liegt er meist auf dem Sofa und schläft, er hat die meiste Zeit Magenschmerzen und geht häufig auf Toilette. Ich kann hier natürlich nur wiedergeben, wie ich ihn an zwei, drei Tagen im Monat erlebe, allerdings deckt sich dies mit den Schilderungen meiner Mutter. Wir machen uns alle große Sorgen um meinen Vater, wissen aber nicht, was wir tun können, da mein Vater sich wie oben beschrieben weigert, zum Arzt zu gehen und auch sonst nicht über seine Krankheit spricht.

Daher wende ich mich an euch. Es geht mir nicht um Therapien oder Medikamente, sondern darum, wie wir mit meinem Vater umgehen sollen. Vielleicht hat er nach so vielen Jahren mit der Krankheit auch die Hoffnung oder Kraft verloren? Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu überzeugen, endlich wieder einen Spezialisten aufzusuchen? Es fällt uns allen schwer, ihn leiden zu sehen und nichts tun zu können.

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Mondkalb
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Diagnose: CU

Re: Verweigerung

Beitrag von Mondkalb »

Hallo AucunSens!

So wirr ist dein Text gar nicht, hatte mit schlimmeren gerechnet! ;) Der Schlüssel ist und bleibt dein Vater selbst, er braucht die Einsicht das der Gang zum Arzt nicht nur für ihn besser sowie beruhigender ist, sondern auch im Interesse der gesamten Familie steht.

Das was du tun kannst, Natürlich nach deinem ermessen, hartnäckig das Gespräch suchen ihn Nerven. Zeige ihm auf das er so am besten für seine Familie da sein kann. Der Verlust des Bruders kann schwer wiegen, belasten, so das einem selber alles irgendwie egal erscheint.

Den Mut, wenn dieser aus einer falschen Behandlung heraus verloren gegangen ist, zeige ihm die Möglichkeiten auf die er noch hat und Informiere dich. Gehe mit ihm die Leitlinien zur Behandlung der CED durch, Nerv ihn und zeig ihm seine Möglichkeiten auf.

http://www.dccv.de/crohn-colitis/therap ... ien-links/

Mehr fällt mir leider nicht dazu ein!
LG und viel Durchhaltevermögen,
Mondkalb
“Wenn man nicht weiß, wo man hin will, kommt man meistens woanders raus!”

Konrad
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Registriert: Do 20. Dez 2012, 22:08

Re: Verweigerung

Beitrag von Konrad »

Hallo AucunSens,

das ist eine schwierige Kiste, da solche Verhaltensmuster ja nicht direkt mit einer CED in Zusammenhang zu sehen sind. Eine Verweigerung/Verschlossenheit begegnet uns überall im Leben bei verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Problemen. Noch schwerer als Euch wird es jemandem hier fallen einen Rat zu geben. Mit wenigen Zeilen lässt sich kaum ein Menschenleben/Schicksal beschreiben.

Das einzige, was mir auffällt ist, dass Dein Vater sich wohl auch in der Vergangeheit schon "nichts hat sagen lassen" bezgl.seiner Gesundheit. Er hat wohl das Bedürfnis trotz seiner Erkrankung unbedingt "funktionieren" zu müssen, um seiner Familie einerseits nicht zur Last zu fallen und andererseits bestmöglichst zu helfen. Eventuell merkt er jetzt auch, dass er dem allen nicht mehr gerecht werden kann, weil er selber in seiner Kraft/Mobilität auf Grund des Alters(?) immer stärker eingeschränkt wird. Er kann nicht mehr so wie er will, und so eine Erkenntnis belastet jeden Menschen sehr.

Ich denke, egal was von allem es ist, Druck bringt Euch nicht weiter. Lediglich Geduld, Einfühlungsvermögen, immer wiederkehrende Appelle (ohne Vorwürfe) führen dann hoffentlich zum Erfolg, sprich Umdenken Deines Vaters.

Alles Gute,

LG Konrad
Timschal

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neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
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Registriert: Do 20. Dez 2012, 19:58

Re: Verweigerung

Beitrag von neptun »

Hallo AucunSens,

die Colitis ulcerosa cu ist ja eine Entzündung des Dickdarmes. Nun schreibst Du von Schwierigkeiten mit dem Essen, von Maghenschmerzen. Es fehlt aber vollständig, ob er häufig auf die Toilette muß, ob er Durchfall hat, ob er sehr schnell auf die Toilette muß, ob der Stuhl blutig ist, ob er noch zur Arbeit geht, ob er sich nicht mehr aus dem Haus wagt, an unbekannte Orte.

Der Dickdarm ist für die Verdauung quasi nicht notwendig. Er entwässert den Stuhl und entzieht ihm Salze dabei. Insofern ist also auch die Ernährung ein untergeordneter Punkt, was die Beschwerden angeht.

So kann es also durchaus sein, etwas mit dem Magen stimmt nicht, mit der Bauchspeicheldrüse, der Galle oder Leber.
Oder es ist ein Morbus Crohn mc, der schon eher mit Schmerzen im Abdomen zu tun haben kann, auch nach dem Essen, weil es dadurch Stenosen, also Engstellen im Darm, oder auch einen Konglomerattumor, Verbackung von nebeneinander liegenden entzündeten Darmschlingen, sein kann.

Dann wären Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Schmerzen, Stuhlverhalt im Wechsel mit Durchfall möglich.

Vielleicht hilft Dir dies, die Lage etwas besser einzuschätzen.

Es wären also Blutuntersuchungen möglich wegen der Organe, dann eine Stuhluntersuchung auf Calprotectin, ein Entzündungsmarker.
Neben der Koloskopie für den Dickdarm bis zum untersten Abschnitt des Dünndarmes gibt es noch das MRT-Sellink, wo man mit Magnetresonanztomografie und zwei Kontrastmitteln das Abdomen untersuchen kann auf entzündliche Veränderungen, Abszesse, Fisteln, Stenosen, eben auch im Dünndarm.

Wie Du Deinen Vater allerdings zum Arzt bringst, da kann ich Dir nicht raten.

LG Neptun

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Thilo
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Registriert: Sa 22. Dez 2012, 21:17

Re: Verweigerung

Beitrag von Thilo »

Hallo AucunSens,

der Schlüssel auf dem Weg zu einer adäquaten medizinischen Behandlung ist zunächst die Erkenntnis, dass es "so" nicht weitergehen kann.

Wir kennen alle die "Härtefälle", die ihr "größtes Vergnügen" darin sehen, wöchentlich mehrfach in den Arztpraxen auf der Matte zu stehen. Dann gibt es die harten "Totalverweigerer", die selbst bei größtem Leidensdruck den Arzt nicht aufsuchen. Sei es die Angst vor einer "schlimmen Diagnose" oder die Konfrontation mit scheinbar unabänderlichen Lebensumständen, welche solche starren Reaktionen hervorrufen.

Irgendwo liegt der Schlüssel für ein solch starres Verhalten. Ein Forum kann hier nicht weiterhelfen. Hier müssten eigentlich Psychologen ran. Und selbst die werden scheitern, wenn ein Mensch nicht im Ansatz bereit ist, sich mit seiner eigenen (gesundheitlichen) Situation auseinanderzusetzen.

Angesichts der Sturheit deines Vaters tun mir die Menschen im direkten sozialen Umfeld sehr leid, müssen sie sich mit ihrer eigenen Ohnmacht und dem Gefühl der permanenten Hilflosigkeit quälen.

Gruß

Thilo

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Shizuna
Dauergast
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Registriert: Di 12. Feb 2013, 14:47
Wohnort: BaWü

Re: Verweigerung

Beitrag von Shizuna »

Mein Vater ist sehr herzkrank und hatte auch nach der zweiten Vorstufe zum Herzinfakt den Arzt kaum aufgesucht. Dann kam der Herzinfakt und auch danach wollte er nicht wirklich sich drum kümmern. Nun da war ich 17/18 Jahre alt. Ich hab ihm dann klipp und klar gesagt, wenn er nicht endlich etwas für seine Gesundheit tut, muss ich ihm den Rücken kehren. Mir machte das zu viele Sorgen und ich wollte nicht mit ansehen wie er sich selbst zu Grunde richtet. Das hatte ihn dann den Denkanstoß geliefert und um mich nicht zu verlieren (bin ja das einzige Kind), hat er sich bis heute komplett an die Arztbesuche gehalten. Mittlerweile ist er sogar fast trocken (für einen ehemals scheren Alkoholiker ist das heute wirklich kaum noch zu benennen) und raucht kaum noch.

Ich weiß nun nicht wie nahe ihr euch steht, aber manchmal muss man auch mal hart sein. Ich wusste ja das mein Vater da auch handeln wird wenn ich ihm mit so etwas drohe (er weiß das ich es durchgezogen hätte).
Keine Zeichen, und gesprochen
ward nur zart das Wort »Lenor«,
Zart von mir gehaucht – wie Echo
flog zurück das Wort »Lenor«.
Nichts als dies vernahm mein Ohr.

Der Rabe - Edgar Allan Poe

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