Psyche fährt Achterbahn

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
Trüffel
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Trüffel »

Hallo glöckchen09, wie sieht's bei dir mit deiner Traumatherapie aus? Ist sie schon angelaufen?

LG und alles Gute
Trüffel
Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind;
wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat.

(Marie von Ebner-Eschenbach)

glöckchen09
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von glöckchen09 »

hey trüffel,

am mittwoch ist miene erste sitzung. bin gespannt=)

kann dir dann gerne berichten.

grüße glöckchen09

Trüffel
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Trüffel »

Dann wünsch ich dir einen guten Start in deine erste Sitzung!
Bin schon gespannt, was du berichtest!

LG
Trüffel
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(Marie von Ebner-Eschenbach)

Trüffel
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Trüffel »

kurzer Zwischenbericht:
Ich hatte mich entschieden, eine Psychotherapie zu machen, bin dann aber wieder davor zurückgeschreckt, weil ich einfach keinen Termin bekommen habe: Entweder waren die Therapeuten nicht zu erreichen - und falls doch, dann hatten sie Wartezeiten über ein Dreivierteljahr.
Nun habe ich doch endlich den Mut gefunden, das Telefon zu schnappen und die KVB-Servicestelle anzurufen.
Fazit: Der erste Termin wird gut eine Woche nach meinem Anruf sein. Ich bin schon ziemlich überrascht, dass es so schnell geht.

Ich bin sehr gespannt, wie es wird, was der Psychotherapeut sagt bzw. wie es weitergeht.

LG Trüffel
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(Marie von Ebner-Eschenbach)

Headway
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Headway »

Neben meinem MC leide ich aufgrund meiner Kindheit ebenfalls unter kPTBS. Eine Traumatherapie würde ich persönlich nicht als erste Instanz wählen. Zuerst musst du dich stabilisieren, da ist ein Verhaltenstherapeut auch schon die richtige Anlaufstelle. Und wenn du intensivere Betreuung benötigen solltest, dürfen Therapeuten mittlerweile sogar in psychosomatische Kliniken einweisen. Hat meiner letztes Jahr mit mir gemacht, kam ohne Probleme bei der KK durch.

Ich werde in zwei Monaten eine Traumatherapie beginnen, aber da sich bei mir sehr viel angesammelt hat, werden das harte Zeiten. Mein Psychotherapeut war Verhaltenstherapeut, hatte aber Zusatzqualifikationen und hat mit mir auch was Körpergefühl und weitere Dinge angeht, bearbeitet. Auch die Sache mit meinem MC hat er mitverfolgt und mich betreut. Zusätzlich hat er mich wieder soweit stabilisiert, dass ich nun die Traumatherapie machen kann.

Zusätzlich habe ich mir noch Ergotherapie und Physiotherapie genehmigen lassen. Privat zahle ich meine Kunsttherapie. Vielleicht helfen dir diese Ansätze ebenfalls weiter.

Aber schau dir den Therapeuten an. Es kann übrigens etwas dauern, bis du eine Veränderung bemerkst. Bei mir waren es zwei Jahre bis es mir bewusst wurde. Daher nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Lass dir Zeit.

Trüffel
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Trüffel »

Hallo Headway, danke für deine Rückmeldung und deinen Erfahrungsbericht!

Der Psychotherapeut, bei dem ich bin, bietet auch Traumabehandlung an. Er hat gemeint, dass es jetzt erstmal wichtig ist, eine gute Basis zu schaffen, auf der dann später mit einer Traumatherapie begonnen werden kann. Das finde ich sehr vernünftig.

Für deine Traumatherapie wünsche ich dir viel Kraft!

LG Trüffel
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(Marie von Ebner-Eschenbach)

Trüffel
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Trüffel »

Was ich euch schreibe, begleitet mich schon über einen langen Zeitraum, aber jetzt brennt es so sehr, dass es einfach mal raus muss...

Ihr kennt es bestimmt auch: Man ist draußen unterwegs, ein kleiner Spaziergang, ein Einkauf... Und dann trifft man wen und bekommt die Frage gestellt: "Wie geht's dir denn jetzt inzwischen?"
Ja - und was soll ich da sagen?
Inzwischen sage ich bei den meisten nur: "Ja, gut, passt schon." Weil was anderes wollen die ja sowieso nicht hören.
Schlimmer ist die Aussage: "Man merkt, dass es jetzt endlich aufwärts geht!" - Das habe ich zu einem Zeitpunkt zu hören bekommen, als ein Medikament nach dem anderen versagt hat, ich nur noch ein Gerippe war, mehrere OPs in wenigen Monaten hatte und selbst nicht mehr wusste, wie ich mich noch irgendwie auf den Beinen halten soll.
Habe ich ehrlich geantwortet, musste ich mich rechtfertigen.
Wollen meine Mitmenschen nicht wahrhaben, wie es mir geht? Oder sehen sie es gar nicht? Sind sie selbst komplett überfordert mit der Situation?
Das Letzte, das ich brauche, ist jegliche Form von Mitleid. Aber Vorwürfe sind genauso schlimm. Ich habe mir meine Krankheit ja nicht selbst ausgesucht! Ich wäre auch froh, ich hätte sie nicht. Aber ich kann es nicht ändern.

Ich habe über die Jahre hinweg meinen Schmerz und auch meine Ängste in mich hineingefressen. Nur die Menschen, die mir sehr nahe stehen, wissen, wie es mir wirklich geht. Das In-sich-Hinein-Fressen macht sehr einsam und ich fühl mich oft allein. Auch wenn ich eine Familie habe, die hinter mir steht, kann und will ich sie nicht so sehr belasten.

Es kostet mich mehr Kraft, zu sagen wie es mir wirklich geht, als einfach ein künstliches Lächeln aufzusetzen und zu sagen: "Passt alles." Und offenbar ist mein Gegenüber auch zufriedener mit einer gelogenen Antwort als mit der Wahrheit, denn da bekomme ich dann keine blöden Kommentare und Anschuldigungen.
Ich würde gerne sagen, was Sache ist, wie ich mich fühle, wie es mir geht. Aber mir fehlt die Kraft dazu.
Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind;
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(Marie von Ebner-Eschenbach)

Trüffel
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Trüffel »

Die Erkenntnis des heutigen Tages: Ich schaffe es nicht, meine Krankheit anzunehmen. Tag für Tag kämpfe ich dagegen an. Ich merke, wie sehr sie mich verändert hat. Die Abhängigkeit vom Klo, jahrelange Schmerzen, noch immer Albträume, sich nicht mehr konzentrieren können, Erschöpft-Sein (mein Akku ist gefühlt im Minus-Bereich).
Ich bin nicht mehr der, der ich mal war.
Ich wünschte mir, ich hätte diese blöde Krankheit nie bekommen. Sie kostet mich so viel Kraft, dass mit sehr wenigen Ausnahmen inzwischen fast jeder Tag immens anstrengend für mich ist.
Ich weiß, die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Auch mein Gastro sagt, dass es nie wieder so wird, wie es einmal war. Aber ich habe noch ein Leben vor mir und das möchte ich genießen.
Es gibt bestimmt andere, denen es ähnlich geht. Aber irgendwie fühle ich mich so allein.
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(Marie von Ebner-Eschenbach)

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Mondkalb
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Mondkalb »

Hallo Trüffel,

die Akzeptanz der Krankheit ist ein ganz wichtiger Schritt, um im Leben weiter voran zukommen.
In meinem Verlauf gab es auch ein Zeitfenster, in welchem ich die Kontrolle über die Krankheit verloren hatte und nicht mehr wollte, mich zurückgezogen hatte, ich war alles so leid.

Mittlerweile bin ich in guter ärztlicher Obhut, mir wird geholfen, wenn es mir mal wieder nicht so gut geht und das beruhigt mich ungemein.

Derzeit nehme ich wieder Betnesol Klistiere, Rektalschaum, die nächste Kolo steht an und habe mir trotzdem vorgenommen, mich nicht zu grämen.

Sicherlich ist es anstrengend gegen den inneren Schweinehund anzukämpfen, aber es lohnt sich.
Das Leben was vor uns liegt, sollten wir annehmen und nach unseren Möglichkeiten gestalten.

Die Krankheit kann einen verändern, das habe ich auch hinter mir. Diese Veränderung muss aber nicht durchweg negativ in seiner Auswirkung sein, kann sie doch helfen mit der Krankheit selbst besser klar zukommen.

Wie es einen wirklich geht, interessiert viele nicht, ein gut reicht halt oft. Ist auch nicht so anstrengend wie jedes Mal alles von vorne zu erklären, kostet nur unnötig Kraft wie ich finde.

LG
Mondkalb
“Wenn man nicht weiß, wo man hin will, kommt man meistens woanders raus!”

Linette
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Re: Psyche fährt Achterbahn

Beitrag von Linette »

Hallo Trüffel,
nein, du bist nicht allein. Dein letzter Beitrag hätte exakt so aus meiner Feder stammen können. Ich habe "erst" seit 2 Jahren CU, aber ich bin körperlich und psychisch am Ende. Ich will am liebsten niemanden sehen, zu Hause sitzen, schreien und heulen in einem. Bin es leid, mich zu entschuldigen, zu erklären. Ich sag mir dann immer, reiß dich zusammen, stell dich nicht so an, aber es hat mich im Griff. Seit Anfang August habe ich vlt. 6 mal das Haus verlassen, davon wahrscheinlich 5 Arztbesuche. Es ist zum Kotzen und ich ertrage auch die Durchhalteparolen kaum noch. Die mitleidigen und doch ahnungslosen Gesichtsausdrucke. Sicher, niemand muss sich dafür interessieren, wie es mir geht. Verlange ich nicht, aber auch wenn sie fragen, können die Meisten nichts damit anfangen, deshalb wissen es nur wenige Menschen außerhalb meiner Famile, was ich habe. Viele haben mich schon vorher für merkwürdig und schwierig gehalten, jetzt gebe ich ihnen einen Grund dazu, indem ich mich noch mehr zurückziehe.

Ich habe furchtbare Angst, dass es das war, dass ich da nicht mehr rauskomme. Und dass es noch schlimmer wird. Und so wie du kann ich diese Krankheit ( noch?) nicht akzeptieren.

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