Borderline - CU - Psychoanalyse

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
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pointe
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Borderline - CU - Psychoanalyse

Beitrag von pointe »

Hallo zusammen,

ich versuche mich kurz zu fassen - hatte schon im alten Forum mal davon geschrieben.

Ich hatte im Sommer 2011 eine Beziehung mit einer 35 Jahre jungen Frau - ich nenne sie mal Anja- zu Beginn hatte sie schon einmal den Begriff Borderline in den Mund genommen, und auch bei meiner Nachbarin das erwähnt. Wobei meine Nachbarin Psychologin ist und es wohl schon fast sofort wusste. Sie hatte mich versucht vorsichtig zu warnen.

Na ja - wie sollte es anders sein - ich habe mich völlig in dieser Frau verloren. Und es war eine der wundervollsten aber auch der schrecklichsten Momente die ich je erleben durfte / musste. Ich werde mal nicht ins Detail gehen - wer mal eine Borderline Beziehung erlebt hat kennt es sicher.

Nun zum Thema CU. Ich hatte bereits vor 10 Jahren eine Spiegelung wo das minimal festgestellt worden ist - aber ich hatte mich damals mit dem Thema nicht auseinander gesetzt. Ich hatte auch keine wirklichen Beschwerden. Erst nach der Erfahrung mit der Bordberlinerin und dem Stress den ich dadurch erlebt habe ist es wohl so schlimm geworden, dass ich erst mal oft Flatulenzen hatte. Zudem war ich psychisch völlig am Boden - und meine alten Praktiken (erlernt in einer einjährigen Verhaltenstherapie) mit viel Sport hatten leider nicht geholfen. Ich bin regelrecht untergegangen.

Ich hatte dann versucht psychologische Hilfe zu finden - wer das mal in Hamburg versucht hat weiß, dass das nicht einfach ist. Über den Job bin ich dann an einen DR. MED. XXXX Facharzt für Psychosomatik, Psychotherapie und Innere Medizin gekommen der seine weitere Ausbildung zur Psychoanalyse anstrebte. Ich hatte mich mit seinem Supervisor getroffen und ein gutes Gefühl gehabt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von meiner CU (es scheint wohl keine Zufälle zu geben)

Erst während der Analyse bin ich dann mit meiner Darmgeschichte zum Arzt gegangen. Dort wurde dann CU festgestellt - und leider im gesamten Dickdarm. Im Befund stand noch "ungewöhnlich geringe Symptomatik für diese Ausprägung der CU. Ich spüre mich selber extrem wenig bis gar nicht. vielleicht ist das ja auch ein Grund warum ich so lange bei Anja geblieben bin - und warum ich auch heute noch nicht los lassen kann.

Nach der Diagnose und der Verabreichung von Mesalazin hatte ich auch wieder Kontakt mit Anja - und einer anderen Frau. Die Kombination war wohl nicht so gut - zumindest hatte ich dann meinen ersten richtigen Schub. Und bin nach ca. 12 Tagen mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung im Krankenhaus gelandet. Erst nach 2 Wochen (Anfang September 2012) konnte ich wieder raus. Mesalazin Unverträglichkeit. Also erst mal Cortison Stoßtherapie - Dann noch 4 Wochen Krank geschrieben - und danach wieder in alter Art im Job weiter gemacht. Das hat dann etwa 6 Wochen gedauert, bis mein Arzt mich wieder aus dem Verkehr ziehen wollte - und nach ca. 8 Wochen hat er es dann auch getan. Hatte einfach nicht auf meinen Körper gehört und wieder Durchfall usw... Damit war ich dann bis zum Ende 2012 wieder außer Gefecht - und in der Zeit habe ich dann einen Antrag zur Reha gestellt der auch sofort genehmigt wurde.

Nun geht es am 05.03. ganz in die Nähe nach Mölln - ich habe recht widersprüchliches davon gehört - und war völlig durch den Wind weil ich nicht wusste ob ich da hin gehen soll. Aber wie der Zufall (den es ja nicht gibt) es wollte lernte ich gerade zu dieser Zeit jemanden mit MC kennen der schon dort war und es mir empfehlen konnte. Auch wenn es ein wenig Jugendherzbergs Charme hat - die Therapien sollen sehr gut sein. Auch mein Arzt sagt dass er Mölln empfehlen kann.

In der Analyse werden mir immer mehr Dinge deutlich die ich sicher alleine nie in Erfahrung hätte bringen können. Das erste Jahr Analyse ist nun rum - und ich habe noch immer das Gefühl, dass ich am Anfang stehe - aber es wird sicher noch ein bis zwei Jahre dauern, bis ich meine "Mechanismen" besser erkennen kann. Einen kenne ich zumindest schon mal - wenn sich mein Minderwertigkeitsgefühl wieder zu sehr meldet reagiere ich mit Leistung - egal ob im Job, Sport oder Freundeskreis durch Hilfestellungen / Hilfeleistungen. Ich definiere mich oft nur durch meine Leistung. Das steht mir oft sogar in der Analyse im Weg.

So weit erst mal zu mir

Lieben Gruß aus Hamburg

Peter

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Thilo
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Beiträge: 1076
Registriert: Sa 22. Dez 2012, 21:17

Re: Borderline - CU - Psychoanalyse

Beitrag von Thilo »

Hallo Peter,

was du dir in langwierigen psychoanalytischen Schritten "erarbeiten" möchtest, sage ich mit einfachen Worten, die eigentlich für jedermann Gültigkeit haben. Auch wenn mein Beitrag aus einem früheren Thread nicht zu 100% passgenau dein Anliegen trifft, könnten doch einige Aspekte für dich nachvollziehbar sein.

„Nie mehr mutlos, ängstlich und verzweifelt !“

Wer ein solches Versprechen mit einer Pille, einer Broschüre, oder eines Vortrages wahr und
im Alltag erlebbar machen könnte, würde über Nacht zum Millionär.

Aus vielen Foren-Einträgen lese ich heraus, dass häufig große Unsicherheit, Angst und auch
Verweiflung angesichts der bestehenden Lebensumstände vorherrscht. Viele Betroffene
suchen fieberhaft nach einer Lösung für ihre Probleme, sind aber oft nicht bereit ihr Verhalten
und ihre Lebenseinstellung einmal gründlich auf den Prüfstand zu stellen.

Angesichts der Tatsache, dass jeder fünfte Deutsche an Depressionen leidet, klingt die
Überschrift meines Eintrages wie eine Provokation. Wenn man sich aber einmal vor Augen
führt, dass die meisten Menschen durchaus Handlungsmöglichkeiten haben, sieht die Sache
schon wieder ganz anders aus.

Auch MC- oder CU–Erkrankte durchleben angesichts ihres langwierigen und fortschreitenden
Krankheitsverlaufes häufig Phasen erheblicher Niedergeschlagenheit. Sei es, dass die
Medikamente nicht die erhoffte Wirkung erzielen, dass Ärzte nicht genügend Zeit für ihre
Probleme haben, oder dass immer wieder aufs Neue erhebliche gesundheitliche Probleme
auftauchen, die uns vom Alltagsleben und unserem sozialen Umfeld weitgehend
ausschließen.

Oft raubt eine einzige schlechte Erfahrung den Menschen allen Mut und es fehlt ihnen die
Courage, es immer wieder neu zu probieren. Durchaus verständlich. Wer bspw. einmal bei
imperativem Stuhldrang ( unvorhersehbare Durchfälle mit Vorwarnzeiten im
Sekundenbereich) keine Toilette in der Nähe hatte und als „Hosenschisser“ da stand, möchte
eine solche Situation nicht noch einmal erleben.

Aber: Wer ständig Angst vor Versagen oder Fehlern hat, oder zu sehr auf die Reaktionen
seiner Mitmenschen schaut, lebt eigentlich immer mit angezogener Handbremse. Wer
dagegen denkt „Ich stelle mich erneut dieser Herausforderung“ hat schon mit der
schrittweisen Lösung seiner Probleme begonnen.

Es gibt meiner Ansicht nach aber auch viele Erkrankte, die moderate und milde
Krankheitsverläufe verzeichnen und denen eher negativer Stress, hohe familiäre Belastungen
und ihre Lebensumstände erhebliche Probleme bereiten, da sie sich nicht belastbar fühlen.
Wie könnte eine Lösung aussehen um generell mit dem Thema Mutlosigkeit, Angst und
Verzweiflung entschlossen umzugehen ?

In den 80-iger Jahren wurde oft die These vertreten: „Sie haben Morbus Crohn ? Das ist doch
die Krankheit der Perfektionisten“. Wenn auch diese These keiner wissenschaftlichen
Überprüfung standhält, enthält sie doch ein Körnchen Wahrheit.

Perfektionisten werden zwangsläufig unglücklich. Man scheitert an den eigenen Ansprüchen.
Jeder Mensch macht Fehler. Enttäuschung und Streit gehören zu jedem menschlichen
Zusammenleben. Niemand kann ständig Höchstleistungen bringen und niemand kann immer
gut aussehen. Gerade diese Unzulänglichkeiten machen unser Leben reicher.

Die meisten Menschen denken: Ich muss mich ständig anstrengen, ich bin nie gut genug, ich
darf mich niemals gehen lassen, andere sollen nicht spüren was ich denke und fühle. Im
Beruf, im Haushalt und sogar in der knapp bemessenen Freizeit, immer wird Höchstleistung
von uns verlangt. Nur dann finden wir Lob und Anerkennung unserer Vorgesetzten, unserer
Mitmenschen und sogar von uns selbst.

Diese innere Haltung geht oft noch so weit, dass wir selbst dann, wenn wir Stille und Ruhe
benötigen, diese nicht finden, weil uns volle Terminkalender und fragwürdige
Freizeitaktivitäten immer neu antreiben. Wir werden rast- und ruhelose Menschen, die nicht
zu sich selbst finden können und auch für Mitmenschen wahnsinnig anstrengend sind.

Da gibt es das Beispiel vom Zirkuspferd`chen: Ihm wurde nur beigebracht in der Manege
fortwährend im Kreis zu laufen. Das Pferd`chen kannte nichts anderes. Dennoch existiert
auch die andere Pferdewelt: Grüne Weiden, klare Bäche und strahlend blauer Himmel.

Was bedeutet dieses Beispiel für unser Leben ?

Auch wir sollten uns nicht ständig im Kreis drehen. Wir sollten einmal inne halten und unser
Leben und unser Handeln grundsätzlich neu überdenken. Jeder Einzelne von uns darf sich
zugestehen: „Ich bin gut genug, wie ich bin.“ Anstatt die Ansprüche an uns selbst immer
höher zu schrauben, sollte jeder für sich eine Grundhaltung von Dankbarkeit entwickeln.
Entschleunigung und Zufriedenheit in unserem Leben können weiterhin zu einer
Verbesserung der Lebenssituation führen.

Mutiges Vorwärtsgehen beginnt bereits in unserem Denken. Wie ein Mantra können wir uns
trotz aller Beschwernisse jeden Tag neu sagen:

1. Heute werde ich mich freuen und einen wunderbaren Tag haben

2. Ich werde für alle, mit denen ich in Berührung komme eine große Hilfe sein

3. Über das, was ich heut schaffe, und seien es nur ganz kleine Schritte, werde ich mich
freuen und am Ende des Tages dankbar sein

4. Ich bin dankbar für jede Hilfe von meinem Mitmenschen und ich zeige ihnen meine
Dankbarkeit.

Wer immer mehr will, immer perfekt sein will und sich selbst stets das Letzte abverlangt, wird
zwangsläufig eines Tages leer und ausgebrannt sein. Die Pest unserer Zeit, die immer mehr
um sich greift und die unser Leben nachhaltig negativ beeinflussen kann

Wir sollten uns die Hürden nicht so hoch legen, dass wir sie nicht überspringen können.
Selbst wenn wir unter der Hürde durch laufen kommen wir zum Ziel !


Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken.

Gruß

Thilo

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jule1307
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Re: Borderline - CU - Psychoanalyse

Beitrag von jule1307 »

Hallo Peter,

ich möchte dir alles Gute für die bevorstehende Reha wünschen. Sicher wirst du dort nochmal neue Ansätze kennenlernen und viel für dich mitnehmen können.

Hast du denn im Moment Kontakt zu "Anja"?

Wenn man nicht weiß auf was man sich einlässt, kann das sehr hart sein. Aber viele Personen mit dieser Erkrankung wissen es ja selbst nicht :( und wenn sie die "Störung" doch ansprechen, dann können damit die wenigsten was anfangen... ich wünsch dir also weiterhin viel Kraft für diese Beziehung.

liebe Grüße jule
Die Arbeit läuft Dir nicht davon, wenn Du Deinem Kind den Regenbogen zeigen willst – aber der Regenbogen wartet nicht, bis Du mit der Arbeit fertig bist!

pointe
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Registriert: Mi 2. Jan 2013, 16:17

Re: Borderline - CU - Psychoanalyse

Beitrag von pointe »

@ Thilo - vielen Dank für die Zeilen - ich hatte sie bereits im Forum gefunden und begeistert gelesen. Das trifft auch sehr auf mich zu!

@ jule1307 - ja, ich kann noch immer nicht die Finger von ihr lassen. Obwohl anfassen zur Zeit nicht zugelassen wird. Zur Zeit bin ich der "gute Freund" der immer wieder mal angerufen wird - schön an der langen Leine gehalten ;-)

LG
Peter

barrio
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Re: Borderline - CU - Psychoanalyse

Beitrag von barrio »

Hallo Peter,

ich wünsche Dir für Mölln alles Gute. Was ist für Dich das Therapieziel?

Den MC in "Griff" zubekommen? Oder eher psychosomatische Aspekte? Oder beides?

Ich frage das deshalb, weil ich auch mit einer Frau (wieder) zusammen bin, die auch Borderline hat.

Teilweise schadet mir diese Beziehung, aber gleichzeitig kann ich mich von Ihr nicht trennen...
Ich müsste einen klaren Kopf kriegen.


Wie bist Du auf Mölln gekommen? Hattes Du auch an eine Psychosomatische Klinik gedacht?

Ich überlege auch eine Kur zu machen.

Beste Grüße aus dem Rheinland.

Barrio

pointe
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Re: Borderline - CU - Psychoanalyse

Beitrag von pointe »

Hallo Barrio,

zu Beginn der Analyse hatte ich glaube ich nur das Ziel, das ich mich so weit möglich wieder selber etwas fangen kann.
Erst während der ganzen Sitzungen (3/Woche) sind ganz andere Dinge zum Vorschein gekommen die ich vorher so nie gesehen hätte.
Eines ist zum Beispiel die fast nicht vorhandene Selbstwahrnehmung. Daher hatte ich nicht mehr viel gespürt - erst als ich den Boden unter den Füßen verloren hatte war mir klar, dass da etwas wichtiges ganz und gar schief läuft.

Ich spüre z.B. auch von meiner CU fast nichts - erst wenn es wieder zu viel wird zieht mich mein Arzt aus dem Verkehr.

In Bezug auf Anja habe ich einiges gelernt - und erkenne viel mehr was zwischen uns passiert - denn es wäre unfair ihr die ganze Schuld zuzuweisen - ich habe meine Komplementärstörung wodurch es ihr erst möglich war so perfekt anzudocken. Ich kann die diese Seite nur sehr ans Herz legen - aber mach Dich auf einiges gefasst - es wird Dir einerseits die Augen öffnen, aber auch erschüttern. http://www.borderlinezone.org

Zum Thema Mölln - es war die Klinik die mir sofort zugewiesen wurde, und die ich erst nicht wollte. Ich wollte erst nach Bad Hersfeld - aber dann hatte ich jemand kennen gelernt der in Mölln war und sehr zufrieden war.
Zum Thema Psychosomatische Klinik - Ja - da wollte ich erst auf jeden Fall hin - aber diese Kombination ist so nicht wirklich möglich - die Reha zu CU oder MC wird nur mit Psychologen / psychosomatisch unterstützt, aber nicht so als wenn man wirklich in einer Psychosomatischen Klinik behandelt wird. Die behandlund dauert dann in der Regel auch mind. 6 Wochen.

Weiß Deine Frau von Ihrer Störung? Ist das auch diagnostiziert worden? Hats Du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht was Deine Komplementärstörung sein kann?

Borderline ist ja auch ein sehr weites Feld - und der Begriff wird meiner Ansicht nach heute sehr schnell genannt - oft auch zu schnell.

Grüße aus dem Hohen Norden ans Reihnland

Peter

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curlygirl
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Re: Borderline - CU - Psychoanalyse

Beitrag von curlygirl »

Hallo Peter,

ich kann mich noch gut an Deinen Thread im alten Forum erinnern.
Ehrlich gesagt glaube ich dass Du den Kontakt zu Anja komplett abbrechen solltest. Du musst erst mal
wieder zu Dir kommen und Dich wiederfinden! Ich wünsche Dir viel Glück für Deine Reha!
Liebe Grüße
Babsi

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