etwas hilflos..

Erwerbsleben mit einer CED? Hier der Austausch von Betroffenen darüber. Hier erfolgt keine Beratung durch den AK Sozialrecht!
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jamchen
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Registriert: Mo 13. Mär 2017, 21:40
Diagnose: MC seit ca. 1991/199

etwas hilflos..

Beitrag von jamchen »

Hallo,

ich bin etwas rat- und hilflos.
Kürzlich war ich bei einer Infoveranstaltung des Jobcenters. Dort konnte man eine einjährige Quali zum Callcenter-Agent, Hauswirtschafterin (Führungsposition) oder Servicekraft machen. Beide letzteren Positionen kommen für mich nicht mehr in Frage, da ich körperlich das einfach nicht mehr schaffe.
Habe seit ca. 1991 MC mit 17/18 Jahren bekommen. Musste dann 1994 meine Ausbildung abbrechen, weil es einfach nicht mehr ging und ich immer noch seit Beginn
krank war, insgesamt bis ca. 1995/1996. In dieser Zeit jobbte ich zwischendurch teilweise hier und da - u.a. auch putzen- und immer wieder gab es Abbrüche, auf aufgrund des Schubes. Meine Mutter war in der Zeit krebskrank und - weiß gar nicht, wie ich es genau sagen kann, aber da steht man auch jemanden bei-. So brach ich dann das Abendgymnasium ab, um die letzten Monate mehr Dasein zu können und nach ihrem Tod(1996) alles zu Regeln ( alte Wohnung aufgeben, neue finden, neu orientieren, neuen Job suchen, Trauer bewältigen), mit 23.
Nach meiner Kündigung(1994) beim damaligen Ausbilder (PKA in Apotheke) schickte mich das Arbeitsamt zum medizinischen Dienst, welche nur MC berücksichtigte. Das Arbeitsamt verhalf mir als junge Frau nicht wirklich. Zwar bewarb ich mich mehrfach für verschiedene Ausbildungsberufe, aber sobald der lückenhafte Lebenslauf und die Frage nach dem "Warum?" auftauchte, hatte sich das dann erledigt. Teilweise wirkte es auf manche Arbeitgeber schon so, als ob man nicht arbeiten wollte. Dann offenbarte ich meine Erkrankung, was erst recht ein K.O. Kriterium war.
Niemand klärte mich über die Möglichkeit auf einen GdB Bescheid und einer evtl. Gleichstellung zu beantragen oder sonst irgendwelche Hilfestellungen, um berufliche Ausbildung o.ä.
Nur einer wollte mir einen Ausbildungsplatz geben, wenn das Arbeitsamt , im Falle eines Schubes/Fehlzeit, er eine Erstattung o.ä. erhalten würde. Natürlich hätte dies das Arbeitsamt nicht getan.
So schlug ich mich mit unterschiedlichen Jobs durch, auch mit putzen, was mir meine Gastroenterologin inzwischen abrät (körperlich zu schwer). Habe aber auch noch weitere Erkrankungen wie eine Lichtdermatose (seit Kindheit), Bandscheibenschaden, immer wieder erneute Zysten, welche operativ entfernt werden müssen, irgendwas mit den Knien, postraumatische Belastungsstörung 8mache gerade noch eine Therapie).
Einige Jahre war ich dann mit meinem früheren Mann selbständig. Vor den Kindern putzte ich damals zusätzlich noch.

Inzwischen bin ich 45, vierfache Mutter und geschieden (zum Glück).
2012 hatte ich eine Ehrenamtsstelle. Da besuchte ich Damen im Altersheim, die kaum oder keinen Besuch bekamen. Irgendwann merkte ich, dass es mir nach und nach immer schwerer fiel dorthin zu gehen, bis sich irgendwann herausstellte, dass ich einen erneuten Schub habe. Vielleicht tat die seelische Belastung ihren Teil dazu. Jedenfalls beendete ich das dann. Inzwischen habe ich immer mal wieder Durchfall oder Übelkeit. Bin aber seit einem Jahr nicht mehr zur Gastro. Brauchte einfach mal eine Pause nach all den Medikamenten: Immunsupressivum, dadurch Bauchspeicheldrüsenentzündung, Kortison, Lantarel Spritzen und Tabletten. Ich hatte immer mehr Haare beim Duschen in der Hand. Laut Gastro hormonell bedingt, laut Gynäkologen ( welcher mich viel länger kennt und auch meine hormonellen Problemchen)durch die Medikamente.

Zurück zum Anfang: Ich habe vor ein paar Jahren erst(!) erfahren , dass ich einen GdB Bescheid bei MC beantragen kann und habe nun 40 GdB.
Zuerst hieß es beim Jobcenter, vor Beantragung, dass ich ab 30 GdB in eine Abteilung, die dafür spezialisiert ist, komme. Nach Erhalt des Bescheides hieß es, dass die Vorraussetzung sich geändert hätten und ich zuwenig GdB habe. Da wir trotzdem nicht vorankamen sollte ein Gutachten bei AAmt erstellt werden. Obwohl bei Antragstellung mit der Sachbearbeiterin des Jobcenters sogar zusammen (spontan !), ich alle behandelnden Ärzte mit Entbindung der Schweigepflicht angab, holte sich die untersuchende Behörde keine Unterlagen ein. Beim Untersuchungstermin hieß es von der Ärztin, sie würde sich noch alles von der Gastro-Praxis und vom Orthopäden holen, weil da größeren Erkrankungen vorhanden sind, was auch nicht geschah.
Ergebnis: Laut Gutachten darf ich nur bis unter 6 Stunden arbeiten, auch nichts Schweres usw.
Jedoch verbot mir das Jobcenter eine Erwerbsminderungsrente zu beantragen. Ich solle "dableiben". Vor Erhalt des Gutachtens und GdB war ich mal bei der Rentenversicherung und man sagte, dass im Fall positiven Entscheides ich dies beantragen könnte.

Jedenfalls Hauswirtschaft und Servicekraft sind einfach nichts mehr für mich. Bei meinem 5 Personenhaushalt bin ich oft während der Hausarbeit mittendrin geschafft und erledigt, dass ich nicht noch mehrere Stunden dies täglich beruflich schaffen würde. In einem Callcenter kann ich wohl eher nicht sofort und eventuell mehrmals auf Toilette. In einem Gespräch bei dieser Infoveranstaltung unterhielt ich mich noch mit einer Dame, die die Qualifikation durchführt. Sie sagte mir, dass bei den beiden anderen Bereichen, doch auch mehr gemacht werden muss, wenn zu wenig Personal vorhanden ist, als eigentlich zum Berufsfeld angegeben (komme sozusagen aus dem Sozial- & Gesundheitswesen und weiß das auch). Negativ, was die körperlichen Belastungen betrifft. Naja, ein Callcenter wird das wohl eher nicht begrüßen, wenn ich einfach den Arbeitsplatz verlasse.-Sie riet mir noch z.B. den öffentl. Dienst in einer Bibliothek wg. der Gleichstellung. Nur wie kommt man darein …-
Ihr kennt selbst die Problematik.
Mir geht es gerade nicht um meine Behandlung, sondern bin vielleicht gerade etwas wehleidig, weil man beruflich teilweise einfach fallengelassen wird, auch von Behörden, wenn man chro. krank ist.

Alcazar
beginnt sich einzuleben
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Registriert: So 3. Feb 2019, 05:55

Re: etwas hilflos..

Beitrag von Alcazar »

Ich kann nur zu einem Punkt etwas sagen, nämlich zu Deiner Frage, wie man in den öffentlichen Dienst rein kommt.

Es gibt da zwei Plattformen im Internet. Einmal Interamt.de und einmal Bund.de. Dort werden verschiedenste Stellen im öffentlichen Dienst ausgeschrieben sowohl auf Kommunal- als auch auf Landes- und Bundesebene. Dort nachschauen, welche Qualifikationen benötigt werden und bewerben mit Angabe Deines GdB.

Da ich mittlerweile seit fast einem Jahr arbeitslos bin, denke ich mit meinen fast 40 jetzt auch über diesen Antrag nach, denn trotz Datenschutz erkundigen sich natürlich die Firmen beim vorherigen Arbeitgeber. Dann kommen die Fehlzeiten zur Sprache und schon ist man raus aus dem Bewerbungsverfahren.

Und ich möchte so gerne arbeiten. Auch wenn es verdammt schlechte Tage gibt, aber ich will arbeiten.

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