Fistel-Erfahrungen

Über die sonstigen medizinischen Probleme.
Feli7
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Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Feli7 »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und würde mich über Erfahrungsberichte hinsichtlich Fistelleiden sehr freuen.
Ich habe Morbus Crohn und wurde im Juli/August 2018 3 mal operiert bzgl.einer Analfistel und eines Analabszesses.

Nach der Fadendrainage hatte sich alles zügig entzündet und ich wurde daraufhin von der Drainage befreit und der Abszess rausgeschnitten. Das Wundloch und die Schmerzen waren groß.
Nun wurde in einer Kontroll-MRT immer noch die Fistel (oder eine neue?) festgestellt.
Eine transphinktäre Fistel.
Ich habe aufgrund der nicht so guten Erfahrungen im bisherigen Krankenhaus zu einer anderen Klinik gewechselt und bekam dort erneut eine Fadendrainage (es lag auch ein eitriger Verhalt vor).
Ende November soll nun die Fistel-OP stattfinden.
Kurz vorher werde ich wohl auch über Art und Ablauf der OP aufgeklärt werden.
Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
Ist bei einer transphinktären Fistel eher ein größerer Eingriff üblich?

Vielen lieben Dank vorab.

Viele Grüße,

Feli7

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neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von neptun »

Hallo Feli,

willkommen im Forum.

Ich meine, Deine Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Selbst von Betroffenen, die bereits leider solche Fistelerfahrung machen mußten.

Mit der transsphinktären Fistel geht der Gang durch den inneren und äußeren Schließmuskel. Also sicher eine problematische Fistel. Denn bei operativen Verfahren geht es dann hauptsächlich neben dem Schließen des Ganges um den Erhalt der Kontinenz.
In diesem Zusammenhang ist mir auch vollkommen unverständlich, daß man Dich erst kurz vor der OP über das geplante Vorgehen und den Umfang unterrichten will.

Sicher richtet sich danach auch die Beantwortung Deiner Frage.
Fisteln sind nun sicher mit die unangenehmste Begleiterscheinung eines mc, wobei es auch hier noch gravierende Unterschiede durch den Verlauf oder auch die Ausprägung (Fuchsbau) geben kann.

Da es leider in den Jahren schon einige Berichte zu sehr negativen Erfahrungen gab, Du dazu selbst auch schon mal die Klink gewechselt hast, so möchte ich Dir unbedingt raten, Dich in die Hände eines wirklich mit CED versierten Chirurgen zu begeben.

Du schreibst nicht, wo Du nun gelandet bist, aber solch Fistelproblem sollte sich ein absoluter Fachmann ansehen und Dir dann auch die bestehenden Möglichkeiten und Risiken aufzeigen. Dann natürlich auch die bestmögliche Arbeit machen. Das kann nur sein, wenn es dessen tägliches Geschäft ist.

Du kannst sicher mal über Google die Profs. Jehle und Kroesen finden und Dich mit denen in Verbindung setzen.
Es sollte kein Weg zu weit sein.

Und es wäre möglicherweise sogar angebracht, im Vorwege einer OP auch noch eine spezielle Behandlung mit einem TNF-alpha-Blocker durchzuführen, um die Fistel zu beruhigen, was die OP und auch den Heilungsverlauf beeinflussen kann.

Hier mal ein Ausschnitt aus einem Artikel, den Prof. Kroesen im Bauchredner 2/2011:
"Anti-TNF--Therapie und Chirurgie
An dieser Stelle setzt eine der wichtigsten Schnittpunkte zwischen Gastroenterologie und Bauchchirurgie ein. Die Anti-TNF--Therapie hat zwar einen großen Durchbruch in der Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen erzielen können, aber nichtsdestotrotz wird die Wertigkeit für die Therapie von Fisteln extrem überschätzt. Alle Publikationen zu diesem Thema bezeichnen eine Therapie dann als erfolgreich, wenn die Absonderungen aus den Fisteln abnehmen. eine komplette Abheilung einer Fistel ist durch diese Therapie nicht zu erreichen. ein Fistelrest lässt sich immer nachweisen. Trotzdem ist eine Anti-TNF-Therapie eine segensreiche Bereicherung, wenn sie zwischen Chirurg und Gastroenterologen abgesprochen wird.

Indizierte interdisziplinäre Anti-TNF-Therapie
Alle Fisteln, die keine zwingende Operationsindikation darstellen, können primär mit Anti-TNF- behandelt werden. Komplizierte Fisteln am After, die durch chirurgische Maßnahmen profitieren und schlecht abheilen, können durch eine Kombination von Chirurgie und Anti-TNF-Therapie behandelt werden. ein Konzept zur kombinierten Therapie ist in Abbildung 1 dargestellt. hierbei wird vor einem Fistelverschluß eine Anti-TNF-Therapie gesetzt und dann erst der Fistelverschluß vorgenommen. Vor einer solchen Therapie muss aber über eine Endosonographie (Mini-ultraschall vom Darm aus) oder eine Kernspintomographie sicher ausgeschlossen werden, dass keine Eiteransammlung besteht, die keinen Abfluss nach außen hat, weil dies durch die Anti-TNF-Therapie sogar zu einer dramatischen Verschlechterung des Leidens führen kann."

Vielleicht läßt Du Dir das alles noch mal durch den Kopf gehen und entscheidest dann, wie es weiter gehen soll.

Ich drücke die Daumen.
LG Neptun

Konrad
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Konrad »

Hallo Feli,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum
Feli7 hat geschrieben:Ich habe Morbus Crohn und wurde im Juli/August 2018 3 mal operiert bzgl.einer Analfistel und eines Analabszesses
- 3 Mal innerhalb von max.8 Wochen? Warum war das so, gab es Komplikationen? Bildeten sich immer neue Abszesse?
Feli7 hat geschrieben:Nach der Fadendrainage hatte sich alles zügig entzündet und ich wurde daraufhin von der Drainage befreit und der Abszess rausgeschnitten
- Eigentlich sollte die Drainage für Ruhe sorgen und aller vorhandene Eiter ungehindert ablaufen bis zur Sanierung der Fistel. Was war da los?
Feli7 hat geschrieben:Nun wurde in einer Kontroll-MRT immer noch die Fistel (oder eine neue?) festgestellt
- Ja, das ist durchaus nicht ungewöhnlich
Feli7 hat geschrieben:Eine transphinktäre Fistel
Wie Neptun schon schrieb, geht die durch beide Schließmuskel. So eine Fistel wurde bei mir auch diagnostiziert und ohne Folgen auf die Kontinenz erfolgreich saniert. Tatsächlich gehört eine Menge Mut und Vertrauen dazu, das bei sich machen zu lassen. Es gibt den ein oder anderen hier mit lebenslanger Drainage, um ev.Inkontinenz nicht zu riskieren. Letztendlich ist es eine individuelle Entscheidung, die einem niemand abnehmen kann.

Ich kenne Dein KH und Deinen Arzt nicht, und zur Fistelsanierung gibt es auch einige Verfahren. Ein wenig kommt es auch darauf an, was in Deinem KH/von Deinem Proktologen bevorzugt wird. Nach dem, was ich hier schon gelesen habe, und auch aus eigener Erfahrung kann ich keines der Verfahren herausheben. Jedes hat seine Daseinsberechtigung und es ist dann eine Fallentscheidung von Dir mit dem Chirurgen. Das der Chirurg schon versiert sein muss, ergibt sich auf Grund der Problematik (Gefährdung Kontinenz) von selbst

LG Konrad
Timschal

Feli7
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Feli7 »

Hallo Neptun und Konrad,

vielen Dank für Eure Antworten, Grüße und Infos.

Ich war zuvor in Witten und wurde tatsächlich 3 mal innerhalb von 2 Wochen operiert. Nach Legen der Fadendrainage hatte ich daheim schlimme Schmerzen und kam zur Ambulanz des KH. Ich wurde SA stationär aufgenommen und SO direkt operiert, hier wurde von "einem inneren Knoten" an der Stelle Proben entnommen und eingeschickt. Als später das Ergebnis da war (nicht bösartig), wurde mir dieser Knoten bzw. Abszess in einer 3. OP entfernt und die Drainage weg gelassen.

Aufgrund der neuen (oder noch alten Fistel?) wollte man in diesem KH mit einem Laser ran, die Schmerzen und das Wundloch sollten dann wohl wieder so enorm sein wie beim letzten Mal.

Anfang Oktober wurde ich von meinem Gastroenterologen notfallmäßig eingewiesen, weil das Wundloch begann, sich zu verschließen und sich Eiter da drunter zu bilden.

Nun nahm ich den Weg bis nach Recklinghausen (die Klinik hat einen super Ruf und ist auf solche Dinge spezialisiert) in Kauf und bin bisher sehr zufrieden mit diesem Hospital.
Gute Narkose, weniger Wundschmerzen usw.,-alles besser als in Witten.
Die Oberärztin sagte nach der OP, dass die Fistel nach 6 Wochen saniert werden könne. Ich verstand sie so, dass die Fistel dann rausgeschnitten wird.

Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht.

Liebe Grüße,

Feli7


Zurück blieb eine große

gruenertee44
hat sich häuslich eingerichtet
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von gruenertee44 »

Hallo,

das läuft sehr wahrscheinlich, wenn die Analfistel nicht heilt auf ein Stoma hinaus.

Dann kommt es drauf an, ob die Entzündung Ruhe gibt oder nicht. Wenn nicht
bleibt das Stoma sehr wahrscheinlich dauerhaft bestehen.

Vorteil ist, dass dann sehr wahrscheinlich keine neuen Analfisteln mehr entstehen.
Enddarm ist bei MC ja oftmals befallen und ein recht großes dauerhaftes Problem.

Ich kann aus eigener Erfahrung nur davor warnen, sich in Hände zu begeben, die
ein Wunder versprechen (ZB google-Suche und diverse Privatärzte, die da
schnelle Heilung versprechen). Ich würde da sehr aufpassen, kostet auch mehrere
tausend Euro, die man privat zahlen muss und verschlimmert die Sache wahrscheinlich noch.

Konrad
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Konrad »

Moin,
gruenertee44 hat geschrieben:das läuft sehr wahrscheinlich, wenn die Analfistel nicht heilt auf ein Stoma hinaus.
Diese Einschätzung ist nicht seriös. Wir wissen fast nichts über den Verlauf. Zumal nach Meinung der FÄ die Fistel saniert werden kann. Das sollte man zumindest mal abwarten.
gruenertee44 hat geschrieben:Ich kann aus eigener Erfahrung nur davor warnen, sich in Hände zu begeben, die
ein Wunder versprechen (ZB google-Suche und diverse Privatärzte, die da
schnelle Heilung versprechen). Ich würde da sehr aufpassen, kostet auch mehrere
tausend Euro, die man privat zahlen muss und verschlimmert die Sache wahrscheinlich noch
Ich weiß nun nicht, welchen Scharlatanen Du selber auf den Leim gegangen bist, aber mitdenken, kontrollieren, Recherche, ... sollten wir in der heutigen Zeit alle drauf haben, vor allen Dingen bei den Möglichkeiten, die sich in den letzten 10 Jahren erschlossen haben

Sonst wirklich "Gute Nacht"

LG Konrad
Timschal

Otekah
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Otekah »

Hallo lieber Konrad und auch an alle anderen in der Runde,

ich bin neu hier, habe aber schon einige Threads verfolgt/quer gelesen und auch leider eine Vorgeschichte, durch die ich mich hier nun nach langer Zeit doch für die Foren registriert habe.

Sicher sind wir mittlerweile fast alle in der Lage uns weitergehende Informationen einzuholen und zu spezifischen Themen weiter zu recherchieren, als dass man sich auf die reinen "Informationen", die man in den Praxen erhält (, die ja auch mickrig sind, wenn wir ehrlich sind) "auszuruhen" und einfach abzuwarten.
Tendenziell finde ich es aber auch schwierig, aus der reinen Fülle an Informationen genau dass heraus zu filtern, was wirklich hilfreich sein kann.

Man ist zum einen nicht vor seiner eigenen Voreingenommenheit geschützt, dass man gerne manches eben nicht sehen/hören will und demnach versucht sich an den kleinsten Strohhalm zu klammern, auch wenn er in Privatpraxen wächst und man etwaige Extrakosten dafür in Kauf nehmen würde. Und woher soll man zum anderen wirklich wissen, was richtig ist, welcher Art der richtige ist? Auch hier habe ich die entgegengesetztesten Meinungen im weitesten Sinne "Vorschläge" gehört, die man sich vorstellen kann.
Ich empfinde es mittlerweile als reine Suche nach der sagenumwobenen Nadel im Heuhaufen, den richtigen Weg zu finden. Und damit meine ich nicht nur Ärzte, sondern auch alles, was damit zusammen hängt.
Allein hier in den Foren erfährt man von so vielen Varianten und individuellen Wegen und auch den jeweiligen Rückschlägen, dass es mir sehr schwer fällt, zum einen emotional ruhig zu bleiben, als auch daraus wichtige Nebeninformationen heraus zu lesen.


Ich versuche kurz meine Geschichte darzulegen, dann wird vielleicht auch klarer, wie ich zu diesem Bild gelangt bin:
Vor ca. 11-12 Jahren wurde mir die Diagnose Colitis Ulcerosa gestellt, die jedoch seit einiger Zeit relativ gut medikamentös eingestellt ist und momentan keine größeren Probleme bereitet. -> Hierzu später noch mal*

Vor einem Jahr wurde ambulant (in einer kleinen chirurgischen Praxis in Braunschweig) ein Abszess von ca. 2-3 cm Durchmesser aus dem Muskelgewebe bei ca. 1 Uhr Ssl, unter unfassbaren Schmerzen, entfernt. Ein weiterer solcher Versuch dann Anfang März 2018, da die Wunde wieder anfing zu eitern, schlug ebenfalls fehl. Und nachdem der Arzt quasi ahnungslos vor mir auf der Liege direkt in meine Küche unidentifizierbare Wunderlaute stammelte, entschied ich, dass das nicht der Weg sein konnte.

Eine Konsultation im End- und Dickdarmzentrum in Hannover mit vorgeschlagener OP in einer Facharztklinik, konnte ich nicht folgen, da ich überhaupt nicht vernünftig aufgeklärt wurde. Weder über Umfang, Folgen oder auch alternativen Möglichkeiten. Meine Nachfragen nach einer Sono wurden auch hier einfach abgetan und nach 10 Minuten wurde mir der OP-Termin in der entsprechenden FA-Klinik genannt.
Tage der Unruhe und Recherche folgten. Hatte ich möglicherweise falsch gehandelt. Bildete ich. mir nur ein, nicht vernünftig aufgeklärt worden zu sein. Ich las so viel nach, dass ich überfordert war. Niemand hatte mir das Krankheitsbild auch nur ansatzweise so dargelegt!

Nach einiger Recherche fuhr ich zu einem spezialisierten Arzt nach Hamburg, der nun auch zum ersten Mal von seiner Seite aus mit dem Ultraschall ein bildgebendes Mittel einsetzte. Ich konnte zum ersten Mal alle Fragen stellen und erhielt Antworten dazu.
Ich erhielt zum ersten Mal ein ungefähres Bild davon, was mir bevorstünde und auch eine realistische Einschätzung der Risiken. Hier kann man nicht umhin zu sagen, dass es auch ein wichtiger Aspekt ist, sich verstanden oder zumindest aufgehoben zu fühlen. Der Arzt muss ja immerhin einen extremen Eingriff vornehmen, da möchte ich dann doch, dass man etwas Vertrauen fassen kann.

Also entschieden wir uns für eine FILAC, einen "relativ Gewebe schonenden" Eingriff, um die Fistel zu entfernen. (Auch hier müssen wir uns nichts vormachen. Eingriff bleibt Eingriff und auch die Schmerzen sind dementsprechend groß. Nur weil nicht großräumig geschnitten wird – wird es ja doch zum Teil, da die Wunde von innen nach außen zu heilen soll, wird die Öffnung zur Oberfläche hin weitgehend kegelförmig ausgeschnitten.)
Die Wunde heilte jedoch leider nicht und es bildete sich erneut eine Analfistel aus.
So wurde eine Silikon Fadendrainage gelegt und nach ca. 6-7 Wochen wurde diese entfernt, um erneut mit dem Laser den Abschluss des ganzen anzugehen.
Aber auch hier musste nach ca. 3-4 Wochen wieder eine Silikon Drainage gelegt werden, weil sich keine Wundheilung einstellte und die Fistel zurück kam.
Ca. 8 Wochen später, am 16.11. hatte ich dann die vorerst letzte, dann jedoch reguläre OP, mit der Teilung der Fistel.
Anfang Dezember, etwa 2-3 Wochen nach dem Eingriff befand sich die Fistel wieder im Reizzustand und nach 2 schmerzhaften Nächten und Tagen war es klar, es floss Eitriges Sekret ab und die Fistel war wieder eröffnet.

In der Ambulanz des hiesigen Klinikums wurde mir kurzfristig ein Termin für den 17.12. angeboten, für die Legung einer weiteren Fadendrainage, um eine Entlastung des Gewebes zu erreichen.
Auch dort gab es "Komplikationen", da ich im Vorfeld nur mit zwei unterschiedlichen Assistenzärzten sprechen konnte und nur Notizen weitergereicht wurden, dann der eingeteilte Arzt am Tag der OP krank war und ich von einem anderen (Ober-)Arzt operiert werden sollte, der sich meine Historie nicht mal angeschaut hatte. Erst in dem Gespräch, auf das ich bestand, stellte sich das heraus. Und nur nachdem ICH GEFRAGT hatte, was er denn machen würde, stellte sich heraus, dass er nicht mal wusste, dass mein letzter Eingriff vor 3,5 Wochen war und man nun nicht gleich wieder "alles auf einmal entfernen könnte" – was er zunächst vorschlug.
Wir waren fassungslos, wie wenig umsichtig da mit Patienten und den unter Umständen enormen Folgen umgegangen wird.
Nach einer umfassenden Diskussion, was gemacht werden dürfe und was nicht, stimmte ich der Legung der Drainage zu, so wie ursprünglich auch mit den Assistenzärzten festgehalten und was ich auch auf dem Aufklärungsbogen nur unterschieben hatte. Die Befürchtungen, dass es dann doch ohne medizinische Versorgung und über die Feiertage schlimmer würde, gewannen die Überhand.
So liegt dieser 8. Eingriff nun zwei Wochen hinter mir und ich muss jeden Tag von neuem angehen.

Üblicherweise würde man nun wieder einige Zeit warten, um eine Fisteltrennung anzugehen. Dieser Arzt schlug ein viertel bis halbes Jahr vor, in dem die Drainage liegen bliebe. Zudem hat er ein etwa 5mm großes Loch in der Darmwand festgestellt, welches ebenfalls saniert werden müsste.

Vor zwei Tagen hatte ich dann einen Termin für eine "2.-Meinung" in Duisburg. Die Privatpraxis verweist auf ihrer Seite u.a. auf Zusammenhänge mit CU/CED in den Remissionsphasen. Die Jahrelange Erfahrung schien mir als wichtige Möglichkeit mich weitergehend zu informieren und keine Chance ungenutzt zu lassen. Insbesondere um auf die Zusammenhänge mit der Vorerkrankung zu schauen, welche vielleicht bisher nicht genug beachtet worden waren, da keine Aktivität beobachtet wurde.

Ich sagte ja anfänglich schon, dass ich damit längere Zeit überhaupt keine Probleme mehr hatte und noch eine Erhaltungsdosis der Medikamente zu mir nehme.
Jedenfalls schließt sich nun der Streit der Ärzte an, ob es sich überhaupt um eine CU handelt oder vielmehr ein MC sei. Alle Untersuchungen und Befunde schließen das aber bisher aus.
Und ehrlich gesagt ist es mir auch egal, welchen Namen sie dem Kind geben. Denn wie wir auch mittlerweile wissen, treten Fisteln auch ohne diese Erkrankungen auf.

Jedenfalls schlagen die beide Ärzte erst einmal pauschal vor 1 Jahr lang nichts zu machen und noch einmal mit einer kompletten Spiegelung, sobald die Wunde kleiner geworden ist, zu schauen, in weit der Darm überhaupt betroffen sei.

Und auch hier, in dieser "Wunder nicht übertrefflichen" Fachpraxis musste ich mir, als ich nach sämtlichen Diskussionen, welche in Ihren Augen Schlumi-Ärzte ich mir denn ausgesucht hätte, oder dass man sowas unter keinen Umständen mit einem Laser behandelt, heulend vor ihnen saß, u.a. Sätze anhören, wie: "Da saßen ja schon ganz andere Kaliber!"
Aber ehrlich gesagt, bringt einen das auch nicht weiter! So gar nicht. Ich kann verstehen, dass man Behandlungsmethoden skeptisch gegenüber steht, aber dass sie einem das Gefühl vermitteln, dass man bisher alles falsch gemacht habe, das ist einfach gemein.
Ich weiß nicht, mit wie vielen Ärzten ich bisher dazu gesprochen habe. Wie viele sich das ganze angesehen haben – direkt und über bildgebende Mittel – und dennoch habe ich keine Ahnung mehr, was sich noch irgendwie richtig anfühlt und darüber hinaus auch einen wirklichen Erfolg verspricht.
Man hat sich auf so vielen Ebenen wirklich "blank gemacht" und muss diesen Menschen auch irgendwie vertrauen, aber die Rückschläge, die man erfährt sind neben all den anderen belastenden Einschränkungen, die wir alle hier leider kennen, mittlerweile so umfassend, dass es schwer fällt sich jedes Mal wieder aufzurichten.

Ein letztes Beispiel:
Erste Ratschläge für die Versorgung der Wunde: "Machen sie bloß keine Sitzbäder. Zu langes verweilen im Wasser fördert die Bildung von Bakterien, das muss man vermeiden und sollte die Wunde lediglich nach jedem Stuhlgang ausspülen!"
Bis hin zu den letzten "Hinweisen": "Nehmen sie am besten jeden Abend ein kleines Bad. Die Wunde braucht Flüssigkeit."


So hat mich also auch dieser Besuch nicht direkt weiter gebracht. Mein Kopf sagt mir, dass es natürlich für jeden den man fragt, auch genau so viele unterschiedliche Antworten geben wird und dennoch sehnt sich mein Körper und meine Seele so sehr nach einer aussagekräftigen Vorgehensweise, die einem nicht gleich wieder diesen kleinen, letzten Funken Hoffnung nimmt.


Liebe Grüße von Otekah

P.s.: Entschuldigt diese Länge – kürzer konnte ich es leider nicht fassen :/

Konrad
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Konrad »

Hallo liebe Otekah

ein herzliches Willkommen hier. Schön, dass Du her gefunden hast

Ich habe Deinen Beitrag und somit Deinen Werdegang gelesen. Ich möchte zunächst nur auf wenige Punkte eingehen
Otekah hat geschrieben:Sicher sind wir mittlerweile fast alle in der Lage uns weitergehende Informationen einzuholen und zu spezifischen Themen weiter zu recherchieren, als dass man sich auf die reinen "Informationen", die man in den Praxen erhält (, die ja auch mickrig sind, wenn wir ehrlich sind) "auszuruhen" und einfach abzuwarten. Tendenziell finde ich es aber auch schwierig, aus der reinen Fülle an Informationen genau dass heraus zu filtern, was wirklich hilfreich sein kann.
Das "rausfiltern" kommt wohl erst mit der schmerzlichen Erfahrung. "Informationen" die von Praxispersonal o.Ä.kommt, werden von mir eig.grundsätzlich ignoriert
Otekah hat geschrieben:...Ich empfinde es mittlerweile als reine Suche nach der sagenumwobenen Nadel im Heuhaufen, den richtigen Weg zu finden. Und damit meine ich nicht nur Ärzte, sondern auch alles, was damit zusammen hängt
So ähnlich sehe ich es auch. Man braucht aber auch ein wenig Glück, den richtigen Chirurgen, und vor allem auch Durchhaltevermögen. Niemand kann garantieren, dass ein Fistelsanierung erfolgreich ist. Manchmal bedarf es mehrerer Anläufe. Rückschläge sind nicht selten, sondern der Normalfall
Otekah hat geschrieben:Vor einem Jahr wurde ambulant (in einer kleinen chirurgischen Praxis in Braunschweig) ein Abszess von ca. 2-3 cm Durchmesser aus dem Muskelgewebe bei ca. 1 Uhr Ssl, unter unfassbaren Schmerzen, entfernt. Ein weiterer solcher Versuch dann Anfang März 2018, da die Wunde wieder anfing zu eitern, schlug ebenfalls fehl. Und nachdem der Arzt quasi ahnungslos vor mir auf der Liege direkt in meine Küche unidentifizierbare Wunderlaute stammelte, entschied ich, dass das nicht der Weg sein konnte


Diese "unfassbaren Schmerzen" haben wir gemein. Mein Abszess damals wurde mehr als eine Woche nicht erkannt ... Danach war die Spaltung des Abszesses eine echte Erlösung
Otekah hat geschrieben:Ich weiß nicht, mit wie vielen Ärzten ich bisher dazu gesprochen habe. Wie viele sich das ganze angesehen haben – direkt und über bildgebende Mittel – und dennoch habe ich keine Ahnung mehr, was sich noch irgendwie richtig anfühlt und darüber hinaus auch einen wirklichen Erfolg verspricht. Man hat sich auf so vielen Ebenen wirklich "blank gemacht" und muss diesen Menschen auch irgendwie vertrauen, aber die Rückschläge, die man erfährt sind neben all den anderen belastenden Einschränkungen, die wir alle hier leider kennen, mittlerweile so umfassend, dass es schwer fällt sich jedes Mal wieder aufzurichten.
Ja, Fisteln und Abszesse sind wirklich widerliche Gesellen, die auf Dauer an die Substanz gehen. Ich wünsche Dir, dass Du bald den Chirurgen findest, der Dich davon befreit. Warst Du nur beim Gastro, oder hast Du parallel auch einen Proktologen konsultiert? Proktologen haben eine andere Sichtweise auf Fisteln, und lassen ev.auch noch andere bildgebende Verfahren anwenden (Stichwort MRT)

LG Konrad

P.S.: Du könntest auch einen eigenen Thread in dieser Rubrik erstellen. Dann können Dir mehr Leute individuell antworten
Timschal

Otekah
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Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Otekah »

Hallo lieber Konrad,

vielen Dank für deine Nachricht. Auch im MRT vom Juli war der Fistelgang erkenntlich, weitere Bereiche des Darms zeigen aber keine Auffälligkeiten. Also auch hier sind soweit die bildgebenden Mittel ausgeschöpft. Meine Gastroenterologin steht mir eigentlich seit Anfang an (also etwa 2006 zu Beginn der Diagnose CU) zur Seite und ist auch mobil zu erreichen, wenn ich überhaupt nicht mehr weiter weiß. Aber momentan weiß sie ach nicht mehr so recht weiter.

Über einen "eigenen" Thread könnte ich noch mal nachdenken ;) – danke!

Liebe Grüße zum Abend,
Otekah

Korona
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Diagnose: CU

Re: Fistel-Erfahrungen

Beitrag von Korona »

Hallo Otekah,

ich kenne auch diese unfassbaren Schmerzen und habe tagelang völlig ahnungslos versucht mich in meiner CED-Schwerpunktpraxis verständlich zu machen. Außer Lidocain-Zäpfchen und verständnisloser Missachtung habe ich nichts erreicht.

Ich empfehle Dir auch, einen eigenen Thread zu eröffnen, das ist übersichtlicher und individueller.

LG Korona

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