Hi,
ich muss mir hier einfach mal ein paar Worte von der Seele schreiben. Ich bin mittlerweile seit fast 3 Monaten wieder im Schub und diese Krankheit nimmt einen Großteil meines Lebens ein. Ich fühle mich so unfassbar eingeschränkt. Ich kämpfe gerne für das Thema Cannabis, da es meiner Meinung nach unfassbar vielen kranken Menschen helfen kann. Gerade, wenn man selber krank wird und in so eine Situation kommt, hat man das Gefühl, wenn man selber dafür kämpft, kann man auch anderen Menschen helfen. Aber wieviel Kraft das teilweise kostet, ist unfassbar. Ich bin 18 Jahre und setze meinen Führerschein und meine Arbeit aufs Spiel, werde teilweise von den Menschen verurteilt, für das, was ich tue. Warum? Weil ich doch nur eine Ausrede suche, um meine Drogen zu nehmen.
Ich dachte, dass ich bei Ärzten gut aufgehoben bin und das Thema diskutieren kann, evtl die Leute zum Nachdenken anregen kann. Warum? Weil das Ärzte sind, intelligente Leute, deren einziges Ziel es ist, Menschen zu helfen. Leider wurde ich auch hier einfach oft enttäuscht, das Thema wird andauernd irgendwie unter den Tisch geschoben, abgetan oder gar einfach totgeschwiegen. Eine ordentliche objektive, nicht von Vorurteilen geleitete Diskussion ist auch mit diesen Menschen kaum möglich. Jüngst war ich bei einem Arzt, der sagte, dass ich es lieber sein lassen solle. Warum? Er meinte, er wüsste nicht, wie ich von diesem Zeug wieder runterkommen solle. Klar gehe es mir damit besser, aber es sei kaum möglich, davon runterzukommen. (Ich mein: das ist doch das Ziel? Es soll mir besser gehen?
) Im Satz danach erwähnte er, dass er regelmäßig Morphine und Co verschreibt, aber Cannabis? Nein, kommt bei ihm nicht infrage, vor allem nicht bei einem 18 jährigen.
Mir geht es schlecht, ja, aber mit einer kleinen abendlichen Dosis Cannabis kann ich meinen Alltag in schlechten Phasen normal leben. Ich kann arbeiten, ich kann losgehen, ich lebe normal. Ohne Cannabis in schweren Phasen? Den ganzen Tag nur rumsitzen, Schmerzen haben, viel auf Toilette hocken, ich denke mal, die Situation kennen hier viele. Ich denke, dass dies ein Beispiel ist, dass regelmäßiger Konsum nicht immer mit sozialer Abgrenzung in Verbindung zu bringen ist. Ich glaube, dass vielmehr die Absicht des Konsums die Folgen bestimmt. Jemand, der Cannabis konsumiert, um Problemen aus dem Weg zu gehen und einfach möglichst häufig möglichst dicht zu sein, hat andere Folgen durch den Konsum, wie jemand Krankes, dessen Ziel nicht der Rausch, sondern eine körperliche Verbesserung ist. Für mich ist der Rausch die größte Nebenwirkung. Ohne diesen wäre Cannabis meiner Meinung nach eines der besten Medikamente. Der Rausch schränkt einen aber halt leider ein, man kann sich nicht gut konzentrieren, man ist langsamer. Aber der Rausch beginnt bei mir meist kurz vorm Schlafengehen und ich bekomme somit kaum was mit. Und morgens? Spüre ich nichts mehr, nur mit dem Unterschied, dass die Symptome meiner Colitis fast komplett verschwunden sind. Und das (je nach Stärke der Symptome) für einen halben bis ganze 2 Tage.
Ich verstehe unsere Gesellschaft nicht. Warum zum Geier muss ich mich in die Kriminalität begeben, von Menschen aller Art verurteilen lassen, nur weil ich mir selber helfe? Weil ich versuche, mein Leben MIT dieser Krankheit auf die Reihe zu bekommen? Ich finde es mehr als traurig, wie mit diesem Thema umgegangen wird.
Ich hoffe einfach, dass ich bald ein Rezept bekomme. Dann brauche ich wenigstens keine Angst mehr vor dem Gesetz zu haben. Ich würde auch unheimlich gerne mit dem Thema an die Öffentlichkeit gehen, aber auch das ist mir kaum möglich, da ich mich eben auf illegalem Terrain bewege.
Die Menschen wehren sich gegen eine Pflanze, die so vielen Menschen helfen kann. Ich bin einfach nur noch fassungslos, dass sie sich so dagegen wehren.
Gruß
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