Vorstellungsrunde CU seit 1997

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Hope66
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Registriert: So 5. Dez 2021, 21:46

Vorstellungsrunde CU seit 1997

Beitrag von Hope66 »

Hallo alle zusammen mit CU und MC,
ich möchte mich auch vorstellen. Muss aber vorab sagen, dass das ein wenig zu lang wird, da ich schon seit 24 Jahren mit Colitis lebe. Ich hoffe, ihr habt Zeit und Lust zu lesen.
Beruf : Kaufm. Angestellte seit 1988 / Schreibtisch- und Bildschirmarbeit
Als ich 1996 von der Colitis Ulcerosa hörte, gab es nicht so viele Möglichkeiten der Kommunikation, wie Google, Whatsapp usw.
Ich kann mich erinnern bei dem ersten Termin zur Darmspiegelung, saß ich im Wartezimmer und es waren nur alte Leute um mich herum. Ich sagte zu mir, „warum ich“!! Habe mich bemitleidet
Da habe ich eine Ausgabe von Bauchredner gesehen und mitgenommen und das war mein erster Kontakt zu DCCV. Wofür ich sehr dankbar war und bin. Als ich die Leidensgeschichten von viel jüngere Patienten mit Colitis sah, habe ich erst gemerkt, dass das Leben nicht so unfair zu mir war und es gibt noch schlimmere Fälle. Durch die Patientenschulungen, wofür ich auch sehr dankbar bin, habe ich weitere Patienten kennengelernt und Ihre Sicht zu dieser Krankheit erfahren. Ich dachte wegen diese ganze Blutungen und Durchfälle, dass ich bestimmt bald sterbe. Wer passt denn auf meine kleine Tochter auf, die erst 3 war. In einer diese Patientenschulungen hat am Ende eine Patientin sich gemeldet und meinte; ich werde nicht aufgeben, ich werde kämpfen und diese Krankheit besiegen. Das hat mir so viel Hoffnung und Mut gegeben, dass ich seitdem immer wieder versuchte mit allem klar zu kommen, um einfach weiter zu leben und für meinen Lieben da zu sein. Als erstes habe ich die Ursache für mein Colitis beseitigt, einfach vergeben und vergessen und mich davon getrennt. Habe das erste mal nur an mich gedacht, was für mich gut ist und alles andere nach Hinten geschoben. Da ich sonst immer für alle da war, immer geholfen hatte, immer lieb war und auf mich immer Verlass war, war die neue Situation sogar für mich fremd und ich hasste mich manchmal, dass ich mich so viel geändert habe. Aber es hat geholfen. Ich war immer Vollzeit beschäftigt. Meine Kollegen wussten nie, was ich habe und ich habe mich auch nie offenbart. Ich war immer positiv eingestellt und optimistisch und alle haben mich gemocht. Irgendwann bin ich wieder ich geworden und war wieder für alle da. Versuchte immer mit wenig Medikamente (vorwiegend Mesalazin, Eiseninfusion usw.) aber mit positiven Einstellung zum Leben meine Krankheit in den Griff zu bekommen. Habe in 2007 an einer Studie mit Cimzia teilgenommen und es auch sehr gut gefunden. Bis auf wenige Zwischenfälle ging das jahrelang ganz gut. Bis vor 4 Jahren, wo ich bei meinem Job zu viel Stress bekam, dass ich das nicht mehr kompensieren konnte. Da habe ich wieder gemerkt, dass ich mich verabschieden muss, sonst geht das zu Lasten meiner Gesundheit. Ich habe mich von meinem Job getrennt. Es ging wieder 2 Jahre gut und ich habe mich neu beworben. Hier in der Firma waren alle jung zwischen 20-38 Jahren. Ein kleines Team von 8 Personen. Meistens Männer. Sehr schlechtes Arbeitsklima. Alle lästern über einander und kein Respekt. Am Anfang dachte ich, ich bin vielleicht zu empfindlich oder alt geworden! Habe versucht alles zu ignorieren. Mein direkter Kollege, mit dem ich ein Team war, ein 31jähriger Junge, hatte vor 6 Jahren den Job angefangen, behandelte mich wie seine Azubi!! Machte komische Bemerkungen beim Kunden usw. Das alles hat mich aber erstmal nicht belastet. Bis ich eines Tages morgens mit angeschwollenen Augen aufgestanden bin und gleich zur Notfallsprechstunde beim Augenarzt fuhr und nach 3 Stunden, damit mein Team durch meine Abwesenheit kein Stress bekommt, mit angeschwollene Augen zur Arbeit gefahren bin und als Danke schön hiess es, die 3 Stunden gehen von deiner Zeitkonto ab !!! Nach viel Disskusion und Emailverkehr wurde das korrigiert und da habe ich das erste mal gemerkt in was für einen Betrieb ich arbeite. Statt Lob und Anerkennung, dass ich statt nach Hause zu fahren, zur Arbeit gefahren bin, sollte ich nun dafür bestraft werden. Es waren mehrere andere Fälle, die ich hier abkürze aber ab dann fing schon mein Stress bei der Arbeit an. Dann haben wir in Mai bei einer Eigenbedarskündigungsgericht einen Vergleich schließen müssen, dass wir spätestens in 10 Monaten ausziehen müssen. Meine Eltern und ich, Mutter mit Demenz und Vater Herzkrank nach 21 Jahren. Und ich bin die Einzige, die alles organisieren kann und muss!! Ich war fix und fertig, als wir den Saal verlassen haben.
Mein Colitis meldete sich wieder und genau ein Monat später wurden bei mir 2 Stents ins Herz gesetzt.
Ich immer positiv, erfolgs- und ergebnisorientiert fühlte mich verloren.
Alle meine Beschwerden, die ich über die Jahre von Colitis und von dem Job hatte, waren auf einmal da. Meine Schulter-Nacken-Kopfschmerzen mit Augenschmerzen. Meine Finger, die seit 2020 wegen CED-Rheuma mit Sulfasalzin behandelt werden, waren wieder da und ich fühlte mich einfach schwach und allein gelassen.
Letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass ich vieles vergesse, als wäre meine Speicherkarte voll. Habe Angst Demenz zu bekommen :( Wegen meiner Mutter und meine Oma
Bin in November für 3 Wochen auf Reha gewesen. Als ich mich bei meinem Chef meldete und meinte, dass ich arbeitsunfähig entlassen wurde, sagte er nur „dann hat die Reha ja nichts gebracht !“
Mein Problem ist :
Ich muss bis April eine neue Wohnung finden und umziehen (Stress pur, hohe Preise, wenig Besichtigung wegen Corona und die ganze Wohnunssuche)
Ich habe Angst vor Jobverlust, also muss ich in Kaufnehmen, dass ich krank zur Arbeit gehe
Ich kann mir die Arbeitslosigkeit nicht leisten, da ich dann keine Wohnung bekommen kann oder noch schwerer als jetzt
Ich muss den Job wechseln, damit Stress weg kommt, aber auch wenn ich über 30 Jahre Erfahrung habe, wer nimmt mich in diesem Alter !
Mein Kopf ist am Platzen und ich kann nicht abschalten und Luft holen, da mich diese ganze Situation nicht in Ruhe lässt.
Ich weiß keinen Ausweg aus dieser Situation. Ich weiß auch nicht, wo ich mir Hilfe holen kann.
Habe mir einen Termin bei einem psychiater geholt. Leider erst in Januar 2022.
Bin gespannt, ob mir jemand hier helfen kann.
Ich gehe ab Dienstag wieder zur Arbeit und bin gespannt, wie ich aufgenommen werde und was mich erwartet. Muss ich meinem Chef meiner Krankengeschichte erzählen? Er fragt mich immer was ich wohl habe. Ich dachte, das ist persönlich. Weiß nicht, was ich antworten soll und wie weit ich ihm was erzähle.
Ich habe zur Zeit GdB30 und warte auf Entscheidung, ob die Behörde mir einen höheren gibt.
Habe auch schon über erwerbsminderungsrente nachgedacht. Habe aber keine Ahnung, ob das mir zusteht und was ich machen muss.
Ich danke dir, dass du bis hier gelesen hast und hoffe, dass ich einige Rückmeldungen bekomme, die mir helfen können.
Meine Motto ist "nie die Hoffnung verlieren, sonst sind wir verloren!"
Wünsche dir viel Gesundheit ...
Deine Hope (Hoffnung in Deutsch)

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