Vorstellung eines Frischlings

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Lenchen2507
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Vorstellung eines Frischlings

Beitrag von Lenchen2507 »

Hallo liebe Community

Nachdem ich hier schon einiges gelesen habe, möchte ich mich nun vorstellen. (Achtung, Lesezeit ca 3 Tage :lol: )

Ich heiße Lena, war immer gesund, meine Diagnose MC ist noch ganz jungfreulich, wurde im Februar 2021 in KH gestellt. Allerdings ganz ohne, wirklich eindeutige Hinweise.
Von Berufswegen bin ich sehr interessiert an der Biologie - und hier vor allem an der Evolutionsbiologie und -Psychologie.

Hier mein seltsamer Verlauf:
Schon seit 2007 habe ich Probleme mit meinem Darm. In dem Jahr begann eine unglaubliche stressige, wenn auch extrem positive Zeit. Ich habe mich 2005 selbstständig gemacht und von Anfang an stieg die Erfolgskurve nur steil nach oben. Ab 2007 ging es dann so richtig ab.

Als wir unsere erste Mitarbeiterin einstellen konnten, gönnten wir uns eine Woche Urlaub auf Korfu.
Hier passierte es. Morgens, nach dem Frühstück, in einer riesigen Halle voller Menschen (ich bin von jeher eher menschenscheu) musste ich dringen auf die Toilette. Bis zum Zimmer war es ganz schön weit und in meiner aufkommenden Panik erwischte ich auch noch den falschen Gang und musste eine ganze Strecke zurück laufen. Kurz vor meinem Zimmer machte sich der Darm dann selbstständig und das Malheur ging in die blütenweiße Hose. Blöderweise kam in dem Moment ein Mann den Gang hinunter geschlendert und ich bildete mir ein, dass er alles gesehen hat.

Dieser Kontrollverlust brannte sich ins Gehirn und ein halbes Jahr später begannen mich Situationen zu triggern, bei denen keine Toilette in erreichbarer Nähe war. Ich bekam die erste Panikattacke. Das Problem setzte sich fest und erst als es soweit war, dass ich mich am liebsten zu Hause einsperren würde, begann ich mich damit auseinander zu setzen.
Mir war klar, dass hier die Psyche eine Hauptrolle spielte und ich wollte mich nicht geschlagen geben. Wie oben erwähnt setze ich mich - und das mein halbes Leben lang - mit der Evolutionsbiologie auseinander. Das half mir sehr, eben nicht den Weg zu gehen, den so viele Menschen irgendwann wählen, nämlich das Vermeiden der angstauslösenden Situationen. Ich wollte mich nicht einsperren und von meinem Darm bestimmen lassen.
Das gelang mir auch, obwohl die Angst immer eine treue Begleiterin war. Ich kannte aber ihre Mechanismen und es gelang mir, trotzdem und weitestgehend ganze normal zu leben.

Im August 2020, auf einer Motorradtour im Erzgebirge, wachte ich nachts mit furchtbaren Bauchkrämpfen auf. Ich rannte aufs Klo - Wasserflitze vom Feinsten und ... es schäumte aus meinem Mund als hätte ich eine Flache Pril getrunken (*dazu später mehr, wird noch zu einer wichtigen Frage). Mir war speiübel, aber übergeben musste ich mich nicht. Allerdings rannte ich in diese Nacht noch mehrmals auf die Toi.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich matschig, der Kreislauf war unten und ich beschloss, statt in der Gegend herum zu cruisen, lieber im Hotelzimmer zu bleiben. Gott sei Dank hatten wir ohnehin zwei Tage an diesem Ort geplant.
Nachmittags ging es mir dann immer besser, der Kreislauf nahm Fahrt auf und am nächsten Morgen konnten wir weiter fahren.

Drei Tage später waren wir wieder zu Hause, alles war gut, bis am nächsten Tag die Übelkeit zurück kam.
Ich fühlte mich krank, matschig ... und ging ins Bett. Einen Tag später war alles wie weggeblasen - und weitere drei Tage ging es von vorne los.
Als es im September mit diesen Intervallen nicht besser wurde, suchte ich mir einen Hausarzt. Der nahm Blut ab und Urin, wollte eine Stuhlprobe und verschrieb mir erst einmal Perenterol.
Blut, Urin und Stuhl waren ohne Befund. Keine Parasiten, keine Viren oder Bakterien, kein Blut und nix anderes zu finden. Kein Mangel an irgendwas im Blut, der Entzündungswert nur ganz wenig erhöht.

Nur besser ging es mir nicht, im Gegenteil. Ich bemerkte, dass ich auf bestimmte Lebensmittel allergisch reagiere. Ich hatte nie irgendeine Allergie, bis auf Nickel, konnte immer alles essen und tat das auch.
Jetzt änderte sich das. Immer wenn ich etwas aß, fingen meine Innereien an extrem warm zu werden. Es zwickte zudem an bestimmten Stellen im Bauch und unten, in der rechten Leiste, war dieses Wärmegefühl am stärksten. Es zog sich bis in den rechten Oberschenkel und es fühlte sich an, als würden sich alle Gefäße öffnen.
Manchmal, wenn es ganz unangenehm wurde, legte ich einen Eisbeutel in die rechte Leiste, es wurde dann auch besser.

Mein Hausarzt war irgendwann mit dem Latein am Ende und ich beschloss, mal meine Innereien spiegeln zu lassen. Erst den Magen, dann den Darm.
Magen ergab eine leichte Gastritis, aber kein Hinweis auf Helicobacter. Im Darm wurden man dann fündig: kleine, fibrinüberzogene Ulcera im terminalen Ileum, Dickdarm aber unauffällig. Es wurden Biopsien genommen und das Ergebnis kam ein paar Tage später: KEIN Hinweis auf Morbus Crohn.

Mein Hausarzt schickte mich zu einem Gastroenterlogen. Der untersuchte kurz meinen Bauch, schaute mich an und meinte „Sie haben doch nichts“, ... wollte dann aber doch eine Stuhlprobe.
Die ergab einen erhöhten Calprotectinwert von 286.

Ich spürte die unterschiedlichen, entzündeten Stellen in meinem Dünndarm und wollte unbedingt wissen, was da los war. Ich bat um eine Kapselenteroskopie. Das wollte der Gastro aber nicht, er meinte, vielleicht habe ich ja Stenosen, das Ding bleibt dann hängen und ich lande auf dem OP-Tisch.
Okay, dann eben eine Doppelballon-Enteroskopie, da kann man wenigstens gleich Proben nehmen.

Damit war er einverstanden und überwies mich ins KH.
Beim Vorgespräch wollte der zuständige Oberarzt aber zuerst ein MR-Sellink. Ich vereinbarte einen Termin im ortsansässigen Gesundheitszentrum und ein paar Tage später lag ich in der Röhre.
Befund: mehrere, kleine Entzündungen im Dünndarm, am stärksten im terminalen Ileum, hier auch Wandverdickungen von bis zu 9 mm. Kein Hinweis auf Fisteln, keine Stenosen, keine Tumore.
Ich fragte den Diagnostiker, was er denn seiner Frau mit diesem Befund raten würde. Er sagte, wie aus der Pistole geschossen: eine Dünndarmspiegelung.

Okay, nächster Versuch in einem anderen Krankenhaus, direkt beim Chefarzt. Ich muss dazu sagen, dass ich privat versichert bin es für mich immer einfach war, schnell alle Termine zu bekommen.
Der Chefarzt hörte sich meine Geschichte an und meinte, dass er auch dafür wäre, denn Dünndarm zu spiegeln. Dafür müsste ich aber stationär bleiben, denn bei dieser Untersuchung wäre ich mindesten 2 Stunden unter Narkose.
Ich hatte das sogar gehofft, denn die Sehnsucht nach einer Diagnose war inzwischen riesig.

Eine Woche später rückte ich ein - und jetzt kommt es: beim Checkin stellte man fest, dass ich zwar Privatpatientin bin, aber beim Abschluss der Versicherung (vor gefühlt 100 Jahren) einen Tarif gewählt habe, der zwar meine Zähne extrem absichert, aber nicht den Aufenthalt im Krankenhaus. Da war nicht nur das Zimmer auf der Komfortstation futsch, sondern, wie sich wenig später herausstelle, auch die Dünndarmspiegelung. :shock:

Willkommen im deutschen Gesundheitssystem! Es half auch kein Meckern und Beschweren, aus der Dünndarmspiegelung wurde kurzerhand eine ganz normale,- erst Magen- dann Darmspiegelung. Okay, meinte der Chefarzt, sie würden auf jeden Fall versuchen, so weit wie möglich in den Dünndarm reinzukommen.

Ich kürze es ab: selber Befund wie schon wenige Monate zuvor. Allerdings kamen sie tatsächlich sehr weit in den Dünndarm vor, nämlich bis zu einer Stenose, die auch beim zweiten MR-Sellink - einen Tag später- nicht zu sehen ist.

Insgesamt: KEIN Hinweis auf Morbus Crohn, sagt der Arzt, der gespiegelt hat.
Alle Biopsienen sagen: kein Hinweis auf Morbus Crohn.
Der Chefarzt sagt: MORBUS CROHN WIE AUS DEM BILDERBUCH.

Was zusätzlich im Abschlussbefund stand (und mir kein Arzt erklärt hat): Ich habe Antigene gegen „Saccharomyces cerevisiae“ (aha, deshalb vertrage ich kein Brot mehr, auch kein glutenfreies) und es befinden sich eine Menge Eosinophile im entzündeten Gewebe. Aber nicht so viele, als dass die Diagnose „gastroenteritische Eosinophile“ lauten könnte.

*Nun zurück zum 4. August, als alles begann: an diesem Abend hab ich im Hotelbett ne ganze Rolle Mentos gegessen und ne Flache ColaLight drauf getrunken. Zu dieser Zeit hatte ich statt Backenzähne jede Menge Implantate im Mund, die aber noch am einwachsen waren, also nicht mit Zähnen versorgt waren. Also landete ein Mentos netto (unzerkaut) in meinen Innereien.
Genau das waren nachts dann die Magenkrämpfe und das extreme „aus-dem-Mund-schäumen“. Wer noch nie eine „Mentos-Fontäne“ gesehen hat, kann sich das mal bei YouTube anschauen. Wirft man ein Mentos in eine Flasche Cola gibt’s - durch eine chemische Reaktion - eine spektakuläre Fontäne.

Ich habe jedem Arzt davon berichten, wirklich jedem, aber immer erst am Schluss des Anamnesegesprächs, um nicht sofort in eine „Psycho-Schublade“ gesteckt zu werden. Die jüngeren Docs kannten die „Mentos-Fontäne“ und hielten es für möglich, dass die meine Entzündungen ausgelöst haben. Die älteren schauten mich nur seltsam an ...

Fakt ist, ich habe:
Entzündungen, vor allem im terminalen Ileum, ich habe eine Stenose, ich habe seit 2007 ein Kloproblem, das aber nur auftaucht, wenn ich unter Menschen bin, ich bin ASCA IGA und IGG (saccharomyces cerevisiae) positiv, habe ne Menge Eosenophile im entzündeten Gewebe (spricht für Nahrungsmittelallergien), kleine fibrinüberzogene Ulcera im Terminkalender Ileum, dort verdickte, sehr guten durchblutete Wände, ich vertrage viele Lebensmittel schlecht, bekomme Atemprobleme und Missempfindungen in den Extremitäten, meine Magen ist leicht chronisch entzündet, mein Calprotectinwert und die 280.

Ich habe NICHT:
Durchfälle, Krämpfe, Appetitverlust (ich kann immer essen), Schmerzen, Fieber, Gewichtsverlust, Zölliakie, auch sonst keine, beim Allergologen festgestellten Nahrungsmittelallergien.

Und zum Schluss: noch vor der Diagnose hab ich eine Menge Stuhlproben eingeschickt, um meine Darmflora zu checken. Ich habe keine Lactobazillen und auch sonst sieht die Flora nicht gut aus. Übrigens, mit einem positiven Befund von „saccharomyces cerevisiae§ sollte man nicht nur Hefe in jeder Form meiden (Hefeextrakt) sondern insbesondere auch Probiotica mit Lactobazillen - und zwar wie die Pest, weil sie die Entzündungen verschlimmern. Das hat mir niemand gesagt, das musste ich bei der Einnahme von Lactobazillen-Kapseln selbst feststellen, auf die ich extrem allergisch reagiert habe. Erst die Recherche brachte Aufschluss und ich hab sie sofort in den Müll geworfen.

Jetzt nehme ich seit ca. 3 Wochwn Budenofalk 3 x 3 mg. Ohne Nebenwirkungen, aber irgendwie auch ohne Wirkung ... noch, hoffe ich. Die Entzündung hätte ich gerne los, auch in der Hoffnung, dass sie es sind, die die Unverträglichkeiten auslösen.

So, das war eine ewig lange Vorstellung, vielen Dank fürs „Zulesen“.
Mich interessiert brennend eure Meinung.

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neptun
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Re: Vorstellung eines Frischlings

Beitrag von neptun »

Hallo Lenchen,

willkommen im Forum.

Ich will es mal kürzer machen. ;)
Gibt es bei den CED einen Verdacht auf Dünndarmbeteiligung, dann ist ein MRT-Sellink das Mittel der Wahl.
Für eine Doppelballonenteroskopie betsand bei Dir absolut keine Indikation, und ohne vorhergehendes MRT-Sellink erst recht nicht.
Die Untersuchung macht man, wenn Dünndarmkrebs vermutet wird, welcher Biopsien erfordert. Oder es gibt eine Blutungsquelle, die man aber anders nicht findet.

Eine Kamerafahrt wäre auch nur gegangen nach vorhergeschickter Probekapsel. Aber auch dafür gibt es keine Indikation.

Nach dem Befund mit segmentalen Entzündungen mag es sein, das Budenofalk kann seine Wirkung an diesen Stellen nicht entfalten. Denn es ist vorgesehen für Entzündungen im Bereich der Ileozökalklappe. Wie auch aus dem Beipackzettel ersichtlich.

Als Akuttherapie wäre nach Leitlinie mc systemisch wirkendes Cortison in einer Anfangsdosierung von 1 mg je kg Körpergewicht möglich, also Prednisolon.
Hier mal der Link dahin:
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-004.html

Da ein Dünndarmcrohn aber ein besonderer Crohn ist nach meiner Meinung, wo sich gerne multiple segmentale Entzündungen bilden, im Gefolge also auch multiple Stenosen, so bedarf es einer weitergehenden Behandlung, die nach Leitlinie mit Aza oder einenm Biological durchgeführt werden sollte.
Diese Entzündungen/Stenose sind lange Zeit symptomlos, weil der Nahrungsbrei in dem Bereich äußerst dünn ist, so daß er auch durch ein geringes Lumen ohne Probleme durchkommt.

Wenn Zeifel an der Diagnose bestehen, welche der eine Chefarzt anscheinend nicht hat, dann sollte erklärt werden, welcher Grund zu den Entzündungen führt. Ich denke, es wird schwierig, denn gibt es überhaupt eine weitere Möglichkeit?

Und die feingeweblichen Untersuchungen von Biopsien können häufig nur die Verdachtsdiagnose eines Arztes bestätigen. Der Arzt hat durch den makroskopischen Befund deutlich mehr Möglichkeiten für die richtige Diagnose.
Einzig aufgefundene epitheloidzellige Granulome in den Proben würden einen eindeutig auf mc hinweisen, aber die findet man nach Literatur ohnehin nur in 25-40% aller Fälle.

Gibt es in der rechten Leiste verdickte Lymphknoten? Auch die wären ein Hinweis auf mc.

LG Neptun

Lenchen2507
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Re: Vorstellung eines Frischlings

Beitrag von Lenchen2507 »

Hallo Neptun, vielen Dank fürs Antworten.
Nein, keine verdickten/geschwollenen Lymphknoten. Hab meinem Gastro gesagt, dass Budenofalk doch nur im unteren Dünndarm- und im Dickdarm wirkt. Das hat er abgewunken, wie so vieles. Wie dem auch sei, die stärkste Entzündung ist im terminalen Ileum.

Meine Vermutung: ich hab mir mit der Mentosgeschichte meine Darmschleimhaut verletzt - und zerschossen.

In beiden Krankenhäusern wollten sie jeweils eine Kapselenteroskopie machen. Ich wollte nicht, weil man damit keine Proben entnehmen kann. Der Chefarzt im zweiten Krankenhaus befürwortete dann die Dünndarmspiegelung. Nur wegen ihr wurde ich überhaupt stationär aufgenommen, alles andere geht ja ambulant und wurde bereits zwei Monate vorher durchgeführt. Die Dünndarmspiegelung war erst vom Tisch als klar war, dass das KH mit meiner Versicherung nicht „privat“ abrechnen kann.

Das MR-Sellink wurde zweimal kurz hintereinander gemacht. Erst in unserem, ortsansässigen Gesundheitszentrum - und dann im KH, weil ich „sowieso schonmal stationär da war“. Ich fand es unnötig, vor allem wegen des Kontrastmittels und weil das erste Sellink gerade mal zwei Monate her war.

Ich bin nicht sonderlich scharf auf ein systemisch wirkendes Kortison - und auch nicht auf ein Immunsuppressivum. Dafür - finde ich - sind meine Symptome (noch) zu leicht, als dass ich die Nebenwirkungen in Kauf nehmen möchte.

Ja, es gibt nicht viele Diagnosen für Entzündungen dieser Art, das ist mir auch aufgefallen. Allenfalls noch eine allergische Gastroenteritis - bzw. Eosenophile Gastroenteritis, Zölliakie .... und viel mehr habe ich nicht gefunden.

Der Doc im ersten Krankenhaus meinte noch: „jaja, ich weiß, 5 Ärzte, 5 Meinungen“. Während der letzten 5 Monaten stelle ich genau das fest.

Catze
Dauergast
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Registriert: Mi 11. Nov 2020, 13:21

Re: Vorstellung eines Frischlings

Beitrag von Catze »

Liebe Lena,

Erstmal herzlich willkommen im Forum.

Langwierige, seltsam anmutende Verläufe kennen viele von uns. Und auch, dass meist das erste Ereignis, wann Beschwerden eintraten, besonders im Gedächtnis bleiben.
Bei mir zB dass ich einige Schokoriegel auf einer Reisebusfahrt abends zu mir nahm und mitten in der Nacht mit Bauchkrämpfen und Übelkeit aufwachte und der Bus anhalten musste, um mich auf Toilette zu lassen und dann kam das erste Mal nur Schleim. Über 1.5 Jahre dauerte es bis zur Diagnose ab da.
Daher kann ich verstehen, dass du an das Mentos essen zurück denkst und ich halte es auch für plausibel, dass dies im Zusammenspiel mit anderen Faktoren (zB wenig Schlaf, wenig Kauen, sonstige ungesunde Ernährung, Stressige Tsge,...) deine Verdauung überlastet und Entzündungsprozesse in Gang gesetzt hat.
Das war also mit einer der Auslöser für Magen- und Darmbeschwerden.

Wichtig wäre nun weiterhin, warum deine Beschwerden bisher nicht wieder verschwunden sind und da würde ich auf die Zusammenhänge der verschiedenen Verdauungsorgane verweisen und die Wichtigkeit diese wieder zu stärken und aufzubauen.
Wahrscheinlich ist der ein oder andere schon etwas genervt von meinen Wiederholungen :D, von meinen Erfahrungen her war es mit die wichtigste Erkenntnis, die Wechselwirkungen zu betrachten.
Nach dem Mund/ Rachen ist ja das erste wichtige Verdauungsorgan der Magen. Dessen Funktionieren ist enorm wichtig für die weitere Verdauung. Er hilft v.a. Eiweiße zu spalten (sodass sie nicht mehr allergen wirken können) und schützt vor Erregern wie Bakterien/ Pilzen etc. Ist er angegriffen oder überfordert, wird auch die weitere Verdauung in Dünn Dickdarm Galle Leber, Bauchspeicheldrüse mglw überlastet, weil zu viel schlecht verdautes weiter unten landet und Fäulnis/ Gärungsprozesse angeregt werden, weil sich schlechte Bakterien/ Pilze nun eher vermehren durch schlecht verdautes, auf deren Vermehrung Du mglw allergisch reagierst.

Natürlich spielt bei jedem auch eine andere Veranlagung mit rein, also wo ist seine Schwachstelle zB hat jemand eine schwache Leber und hierdurch wenig Galle, dann wird er immer schlechter Fette verwerten und muss da aufpassen.
Da bei Dir auch eine leichte Gastritis festgestellt wurde, kann ich mir gut vorstellen, dass die Magenentzündung noch weiter mit reinspielt und Entzündungsprozesse aufrechterhält.

Bei mir war es tatsächlich so, dass ich mir durch Cortiment MMX - also 9mg Budesonid nach ein paar Wochen eine chronische Gastritis C eingefangen habe.. was eher dumpfe Beschwerden gemacht hat wie rauer Magen, mal etwas flau, mit der Zeit Gewichtsverlust, Haarausfall, Konzentrationsbeschwerden, Allergien -> kitzeln in Rachen/ Lunge/ Asthma, Ohrenpiepsen, Gelenkschmerzen, Kribbeln in Händen / Füßen, belegte Zunge, Mundgeruch, Mandelsteine, trockene Augen.. alles erstmal diffus und gerne auch auf eine CU oder angeschlagenes Immunsystem zurückführbar.
Über 1 Jahr habe ich MMX genommen und konnte es nicht absetzen, weil es sich zu einem Teufelskreis entwickelt hatte, den man nicht bemerkte: der zuerst leichte Schub wurde stärker, weil durch die Schwächung des Magens (Cortison kann auf den Magen gehen) die Verdauung schlechter wurde und dadurch mehr Mist im Dickdarm landete und schlechte Bakterien nährte -> Entzündung.

Alles wurde durch einen CU Schub erklärt. Blutige Durchfälle und Bauchweh waren ja da, das wichtige ist aber, wodurch kommt das und dass es wichtig ist die gesamte Verdauung zu stärken, dass sie wieder in Balance kommt.

Mir hat kurz vor Therspiestart mit entyvio.. geholfen - mit sehr schneller Besserung innerhalb weniger Tage: Bitterstoffe (regen Verdauungssäfte an, denn durch die fett- und zuckerreiche Ernährung lahmt diese und bei Stress dazu noch mehr. Viele haben Probleme mit Ballaststoffen: auch weil die Verdauung zu wenig angeregt wird! Vielmals heißt es bei Gastritis, dass wir zu viel Säure haben. Es gibt aber auch die Annahme, dass sie durch Überforderung des Magens und zu wenig Säure ebenso entstehen kann. Also eine Verdauungsschwäche. Und davon gehe ich bei mir eher aus. Wenn du zu viel hast, dann eher keine Bitterstoffe, sondern mehr Schonnahrung),
Milchsaures zur Förderung eines sauren Milieus (Achtung, wie du auch vertrage ich nicht alles, Gurken gehe, bei Sauerkraut eher das pasteurisierte, im rohen sind wohl noch zu viele Bakterien), bei akuter Gastritis aufpassen
Mariendistel (hilft Leber und Galle) und
Verdauungsenzyme zur Entlastung.
Dazu wenig Fett, kein Zucker, Vollkorn, eher kein Weizen, wenig Stärke, viel Gemüse.
Langsam essen und kauen.
An die frische Luft, Bewegung. Entspannung in den Alltag bringen. Hoffnung haben und an den Körper glauben.
Den Körper im Gesamten erkunden und verstehen als System und weniger abgegrenzte Diagnosen betrachten. Diese sind ja Folge von Imbalancen und können ziemlich schnell auch zurückgehen.

Keine Medikamente mehr. Weil es schnell ohne ging ab da. Wenn es nicht anders geht, muss es sein. Aber nur wenn ein Nutzen erkennbar ist und mit Achtung, ob Nebenwirkungen auftreten. Wenn ich etwas bedaure, dann dass ich nicht früher Ernährung und Naturheilkunde sowie gesunden Lebensstil in Therapie integriert habe.
So geschwächt wie durch den letzten Verlauf mit MMX war ich davor nie.
Es kann in vielen Fällen mit Medis gut gehen, aber man muss wachsam sein. Es ist ein Eingriff in körperliche Prozesse.

Achtung es ist super individuell, was helfen kann. Dein Körper zeigt es Dir relativ schnell.
Ich fand so als Orientierung ganz hilfreich nur das zu essen was die Urgroßeltern auch gegessen hätten und davon viel.
Also viel Bitter, saures, Vollkorn, Gemüse, Ballaststoffe.

Viel Mut und Erfolg beim Ausprobieren.

Alles Liebe und eine gute Besserung!
Catze aka Katschepsut

Lenchen2507
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Registriert: Fr 5. Mär 2021, 10:06
Diagnose: MC seit 2021
Wohnort: Weissach im Tal

Re: Vorstellung eines Frischlings

Beitrag von Lenchen2507 »

Hallo Catze,

wir ticken da ziemlich gleich. Ich habe übrigens auch eher zu wenig Magensäure - und wie oben beschrieben, monatelang einwachsende Implantate gehabt. Ich habe den ersten Lockdown dazu benutzt, mir die Implantate einoperieren zu lassen, weil die Gelegenheit günstig war, meine Studios mussten schließen.
Monatelang war richtiges Kauen unmöglich, die Nahrung ging quasi ungekaut und un-eingespeichelt den Schlund runter und landete in Darm.
Ich bin davon überzeugt, dass einige, unglückliche Umstände zusammen kamen, an deren Ende die Diagnose „Morbus Crohn“ stand.

Was ich extrem wichtig finde ist der Befund der Antikörper gegen „saccharomyces cerevisiae“. Diese Antigene finden man bei 50% - 70% (!!!) aller MC‘ler - und nur 10% der CU‘ler. Das bedeutet, dass das Immunsystem bei einem sehr hohen Anteil der Morbus Crohn Diagnostizierten auf Hefe reagiert - und somit auf alle Nahrungsmittel, bei denen Hefeextrakt verwendet wird.
Das sind fast alle, verarbeiteten Lebensmittel. Dennoch muss man lange im Netz suchen, bis man darüber Untersuchungen findet. Und die sind echt aufschlussreich. Diese Antikörpee besitzen auch gesunde Familienmitglieder von Morbus Crohn erkrankten. Nun zur Frage: was war zuerst da - Huhn oder Ei?!?

Trotzdem wird man darüber nicht aufgeklärt. Ich dachte, ich vertrage plötzlich keinen Weizen mehr, weil ich weder Brot noch Brötchen essen konnte. Bis mir klar war - ich reagiere auf Hefe! Ich meine, es ist doch möglich, dass man die Entzündungen am lodern hält, wenn man Dinge zu sich nimmt, gegen die sich das Immunsystem wehrt.

Meine Symptome werden gerade besser, aber das schreibe ich nicht dem Budenofalk zu, sondern dem Umstand, dass ich gerade alles weglasse, worin sich Hefe und Hefeextrakt befindet. Da wird es eng auf dem Speiseplan, zumindest was die verarbeiteten Lebensmittel betrifft. Das Zeug findet auch echt überall, selbst in Salzstangen.

Für mich spielt auch die Psyche eine riesige Rolle. Irgendwo hier im Forum habe ich gelesen, das ein Arzt in den 80ern sagte: „Morbus Crohn? Da ist doch die Krankheit der Perfektionisten“.
Ja, denn Perfektionismus ist IMMER eine Auswirkung von Ängsten.
Perfektionismus gibt das Gefühl von Kontrolle
- und Kontrolle ist das Gegenteil von Angst.

Ich war schon immer ein schüchterner Mensch, hab eine angstbesetzte Kindheit und Jungend hinter mir. Angst und Darm sind Geschwister, .... wie gesagt, es müssen immer mehrere Faktoren zusammen kommen, bis sich ein Krankheitsbild manifestiert.

Gerade Menschen mit Darmentzündungen leben doch irgendwann in der Dauerangst, dass sie die Kontrolle über ihre Ausscheidungen verlieren. Angst = Stress = Entzündungsfördernd.

Catze
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Registriert: Mi 11. Nov 2020, 13:21

Re: Vorstellung eines Frischlings

Beitrag von Catze »

Hi Lena,

Schau mal hier zu dem Thema verringerte Magensäure und erhöhte Allergieneigung ein interessanter Artikel:

https://www.deutsche-apotheker-zeitung. ... n-foerdern

Es wird sich auf die Reduktion der Magensäure durch PPIs bezogen und dass hierdurch eine erhöhte Allergieneigung entstehem kann, weil die natürliche Barriere der Magensäure reduziert wird und Erreger wie auch allergenwirkende Proteine nicht mehr ausreichend gespalten oder abgetötet werden.
Das könnte auch eine Erklärung sein, warum du auf Hefe reagierst. Wie ich es im übrigen auch kenne.
Ich nehme daher aktuell auch nur Sauerteigbrote zu mir. Und kein Zucker oder Stärke oder verarbeitetes Mehl.
Bin aber gleichzeitig optimistisch, dass ich durch den Aufbau der Verdauung, u.a. des Magens mit Kräuterbitter & Co, auch die Verträglichkeit von Speisen wieder steigern kann.
Schließlich habe ich früher auch Hefe vertragen ;-)
Nicht im Übermaß, habe auch nie viel Alkohol oder Torten gemocht - aber mehr als jetzt sollte doch wieder gehen.

Im übrigen könnten zu geringe Verdauungssäfte wie Magensäure aber auch Galle - durch zu wenig anregende, fettige oder zuckrige Ernährung - auch eine Erklärung sein, warum immer mehr Leute kein Gluten oder Milch, Soja vertragen.
Gluten ist nämlich auch ein Protein. Wird es ausreichend im Magen und Darm gespalten, kann es gar nicht allergen wirken.

Und natürlich spielt Stress auch eine Rolle, weil man dann einfach schlechter verdaut und in der Folge sich schlechte Bakterien und Pilze eher vermehren können. Und diese entzündliche Prozesse triggern.

Für mich ist das allerdings nicht mehr der Ansatzpunkt. Viel zu lange hatte ich den Eindruck es liegt an meiner geringen Stressresilienz, dass ich eine CU habe. Das hat mich lange beschäftigt. Und nicht weitergebracht.
Durch meine Arbeit mit Patienten kann ich sagen, es gibt genug Perfektionisten und man kann diese Grundhaltung auf die halbe Gesellschaft mittlerweile anwenden, aber nicht alle haben eine körperliche Erkrankung dadurch.

Trotzdem hilft es definitiv für eine entspannte Grundhaltung zu sorgen und auf eine gesunde Lebensbalance zu achten, damit sich der Körper wohl fühlt!!

Noch mehr hat es mich allerdings entlastet als plötzlich der häufige Stuhldrang und Blähungen verschwanden durch die Verbesserung der Ernährung und Naturheilkunde.
Die Erfahrung - ich kann aufgeregt sein und dennoch kriege ich keinen Durchfall mehr - hat eine unglaubliche Befreiung und macht mich wieder so viel mutiger, offener und zugleich stolz auf das eigenverantwortlich erreichte. Und schließlich war ich früher auch immer mal nervös und musste dennoch nicht direkt auf Toilette.

Darum empfinde ich es mittlerweile als leichter das ganze von der anderen Seite aufzuwickeln:
Schlechte Verdauung -> Entzündung mit Verdauungsbeschwerden -> Stress und Angst
Verbesserte Verdauung -> Entspannung und gelassenere Grundhaltung

Die Verdauung bleibt vielleicht bei uns die Schwachstelle bei Stress, aber sich als selbstwirksam zu erleben gibt einem Hoffnung, dass die Beschwerden zurückgehen und nicht wie bisher in einem Teufelskreis aus Entzündungsprozessen, schlechter Verdauung, Stress und berechtigten Gesundheitssorgen aufrechterhalten zu werden.

Bleib also dran mit Deinen Ideen! Klasse, dass Du das mit den Hefen herausgefunden hast.
Bin mir sicher, dass es weiter besser werden kann bei Dir.
Ganz viel Erfolg und Gesundheit Dir!

Liebe Grüße
Catze aka Katschepsut

Lenchen2507
neu hier
Beiträge: 4
Registriert: Fr 5. Mär 2021, 10:06
Diagnose: MC seit 2021
Wohnort: Weissach im Tal

Re: Vorstellung eines Frischlings

Beitrag von Lenchen2507 »

Gerade hat mein Gastro angerufen. Mein Calprotectinwert ist auf 70 runter. Es wurde dann ein ziemlich langes Gespräch.
Ich erzählte ihm von meiner Recherche über das positive Ergebnis im Blut der ASCA IGA und IGG (saccharomyces cerevisiae-Antikörped), das ich im KH-Befund entdeckt - und dann tagelang recherchiert habe.

Ihm sagte dieser Wert so gut wie nichts, ich bin maximal entsetzt. Zumal nun sogar ein Artikel über eine amerikanischen Studie erschienen ist, der Hefe damit in Verbindung bringt, dass die Entzündungen bei Morbus Crohn NICHT heilen können.

Diesen Artikel, der nagelneu ist und den ich bis dahin nicht kannte, haben zwei Leute unabhängig voneinander in „meiner“ CED.Facebook-Gruppe gepostet, ein paar Tage NACHDEM ich dort eine Umfrage gestartet habe.

Ich wollte wissen, wer von den MC‘lern ASCA positiv - mit einem leichten Verlauf - oder positiv mit einem schweren Verlauf ist.
Wer ASCA negativ mit leichtem - und wer negativ mit einem schweren Verlauf ist.

Die letzte Frage war - wer es denn gar nicht weiß, ob er/sie positiv oder negativ ist.

Ich dachte es mir schon ... es haben zwar nicht viele bei der Umfrage mitgemacht, aber am meisten wurde „ich weiß es nicht und habe einen leichten Verlauf“ angeklickt.

Sorry Leute, aber WIE KANN DAS SEIN?

Wenn ich Antikörper gegen ein Nahrungsbestandteil wie Hefe im Blut habe, wenn das bei bis zu 85% der Morbis Crohn Erkrankten der Fall ist, dann sollte ich das als Patient doch dringend wissen!?!
Mir hat das auch niemand gesagt, weder mein Gastro - noch die Ärzte im Krankenhaus. Ich bin echt fassungslos.

Ich habe, nachdem ich das rausgefunden habe, alles weggelassen, was Hefe/Hefeextrakt/Aromen/natürliche Aromen enthält und mir ging es schlagartig besser.
Dann habe ich sie absichtlich wieder gegessen, um zu sehen, ob ich wieder Reaktionen zeige. Und Ja! Es ging sofort wieder los mit diesem extremen Wärmegefühl in meinem Dünndarm. Die Gefäße in den Innereien weiteten sich - und das ist überdeutlich zu spüren. Ich bekomme Kopfschmerzen und werde totmüde, fange an zu schwitzen.

Nun sagt mir mein Gastro, er fände es toll, was ich da rausgefunden habe. Alter .... sagte ich es bereits? Ich bin echt fassungslos.

Wie sieht es denn bei euch aus? Wisst ihr denn, ob ihr die Antigene im Blut habt?

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