Hallo. Leitlinie durch & neu angemeldet

Neu im Forum? Hier könnt Ihr Euch vorstellen. Im eigenen Interesse bitte keine richtigen Namen nennen.
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inby
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Beiträge: 4
Registriert: So 11. Okt 2020, 06:19
Diagnose: Colitis

Hallo. Leitlinie durch & neu angemeldet

Beitrag von inby »

Hallo,

nachdem ich hier ab und zu schonmal anonym gelesen habe, möchte ich mich nun doch mal anmelden und vorstellen. Ich bin 30 Jahre alt, Vater von zwei kleinen Kindern und wurde 2013 mit einer Colitis Indeterminata diagnostiziert. Zurzeit bin ich mit meinen Kindern zuhause und Vollzeitpapa, meine Frau geht arbeiten. Während eines Schubes stellt sich das als großer Kraftaufwand dar, ist aber auch eine schöne Ablenkung :)

Damals wohnte ich noch in Berlin. Nach einer Einweisung ins Krankenhaus (blutige Durchfälle) wurde der Darm gespiegelt. Da hieß es noch, das Entzündungsbild säe untypisch aus, daher Indeterminata. Ambulant wurde ich erstmal mit Mesalazin behandelt und entlassen. Danach habe ich mir einen Gastroenterologen gesucht, bei dem ich mich sehr wohl gefühlt habe. Die Behandlung mit Mesalazin sollte weitergehen, ich habe aber schnell eine Unverträglichkeit entwickelt und konnte weder Tabletten, Granulat noch Rektalschaum benutzen.
Danach gab es meinen ersten Cortisonstoß und den ersten Versuch einer Azathioprintherapie: Darunter ging es mir immer schlechter (Übelkeit, Müdigkeit, weitere Schübe beim Ausschleichen des Cortisons). Durch einen Blutwert ist dem Arzt aufgefallen, dass mein Körper das Aza anders abbaut/spaltet. Ihm war das schon bekannt. Mir wurde Allopurinol dazu verschrieben. Danach hat die Therapie angeschlagen und lange Wirkung gezeigt. Die Koloskopie zeigte gute Bilder. Ich war ~2 Jahre in Remission, bis ich plötzlich heftig an einem EBV erkrankt bin und das Aza sofort absetzen sollte (Risiko von Lymphomen).
Danach war noch ein paar Monate Ruhe. Ich konnte normal weiterleben und kleinere Beschwerden mit Colifoam behandeln.

2017 sind wir weit weggezogen. Darauf folgten viele Schübe, Cortisonstöße und ein flottes Ausprobieren der weiteren Leitlinie in einer neuen Praxis: Infliximab/Remicade (allergische Reaktion, abgesetzt), Adalimumab/Humira (unter der Behandlung Gürtelrose entwickelt und abgesetzt), Stelara (Schubbeschwerden während der Therapie, abgesetzt). Danach sogar noch MTX probiert, hat auch nichts gebracht.

Da ich immer wieder beim Cortison gelandet bin, das Cortison mit jedem Stoß aber immer schlechter angeschlagen hat, habe ich mir eine Gastroenterologie mit CED-Schwerpunkt gesucht und mich dort vorgestellt: Weitere Optionen waren Entyvio und Xeljanz. Wieder nichts.. unter beiden wieder Schubbeschwerden entwickelt, sobald ich das Cortison ausgeschlichen hatte.

Nun habe ich die Leitlinie komplett durch und stehe vor der großen Frage, wie es weitergeht. Es konnte auch schon ewig keine richtige Koloskopie gemacht werden, weil der Darm immer zu entzündet war. Aus Verzweiflung nehme ich neben dem Predni gerade noch Weihrauch und Omega3. Habe auch schon Curcuminextrakt und MSM gekauft, will aber nicht alles durcheinander ausprobieren. Aus meine Schub komme ich gerade nicht raus, trotz hoher Cortisondosis.

Folgende Optionen fallen uns noch ein:
- Darmoperation (kommt für mich zZ nicht in Frage)
- nochmal Stelara ausprobieren, da es wohl so gute Quoten hat
- Ernährungsumstellungen (Weizen, Zucker, Gluten, Kohlenhydrate, Milcheiweiß ...?)
- Stationär in einer spezialisierten Klinik bleiben, um nochmal ALLES durchchecken zu lassen (Fehldiagnose? Oder vllt hat sich ein Infekt über die Colitis gelegt?)

Soweit war es das. Ich hoffe, ich kann mir im Forum Inspiration holen und freue mich auf einen Austausch. Viele Grüße

Bloodymaery
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Beiträge: 1
Registriert: Di 27. Okt 2020, 12:41

Beitrag von Bloodymaery »

Hallo inby !

Deine Geschichte hört sich sehr arg an. Um dir vielleicht ein bissel helfen zu können oder dir ein paar Ratschläge oder Tipps geben zu können, musst du ein bissel was zu dir erzählen. Ich habe verstanden, dass du sehr viele Medis bekommen hast, aber du hast nichts von deinen jetzigen Lebensumständen erzählt, außer dass du Papa bist und ihr umgezogen seid. Deswegen eine Frage von mir an Dich.
Was hast du an deinem Leben geändert ,seitdem du deine Diagnose erhalten hast?
(Lebensumstände ,Ernährung, Sport usw .)

Ich wünsche Dir eine schöne Woche mit hoffentlich wenig Beschwerden

Liebe Grüße
Dani

inby
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Beiträge: 4
Registriert: So 11. Okt 2020, 06:19
Diagnose: Colitis

Re: Hallo. Leitlinie durch & neu angemeldet

Beitrag von inby »

Hallo Bloodymaery,
Danke für die Antwort.
Tatsächlich habe ich mich seitdem zu wenig um "mich" gekümmert. Kein Sport, teils nicht die beste Ernährung, solange es mir einigermaßen gut ging und ich habe mir wenig Entspannung gegönnt. Mein "Sport" ist es, mit den Kindern an die frische Luft zu gehen und das tut jedes Mal spürbar gut. Ich habe in den letzten Wochen schon gespürt, dass der Verzicht auf Zucker/Weizen/Laktose die Beschwerden etwas mildert, die imperativen Stuhlgänge haben aber angehalten. Die neue Lebenssituation hat mich schon sehr umgehauen. In der Zeit des Umzugs ist meine Mutter verstorben, aktuell ist gerade meine Schwiegermutter am Sterben. Es kommt so viel zusammen, dass es kaum möglich ist, eine Minute durchzuatmen oder klare Gedanken zu fassen, da meine Frau und ich alleine mit den Kindern sind, ohne große soziale Anbindung, und sie wie gesagt durch ihre Arbeit sehr gefordert und eingenommen ist. Wir sind nun dabei, für Entlastung zu sorgen (Tagesmutter, Babysitterin), damit alles etwas aufgelockert wird. Ich habe mir fest vorgenommen, mich dann nochmal mit frischer Energie um Ernährung, Sport und psychische Hygiene zu kümmern.

Update zur Situation: Ich liege seit Freitag stationär im Krankenhaus. Wir haben uns nach einer renomierten Gastrostation umgesehen. Es wurde CMV ausgeschlossen und endlich mal wieder eine komplette Koloskopie gemacht (Die Diagnose Pancolitis ist eindeutig).
Um mich aus dem Schub zu holen, wird mir seit heute Ciclosporin verabreicht. Intravenös per Perfusor, 8 Tage lang über 24 Stunden. Wenn das anschlägt, kann ich das danach erstmal oral weiternehmen, damit ich vom Cortison herunterkomme. Laut Leitlinie nach den Studien würde man vom Ciclosporin zu Entyvio übergehen.

Der Chefarzt hat mir eine Operation ans Herz gelegt, meinte ich wäre noch so jung und könnte dadurch mein restliches Leben ohne Medikamente leben. Ich habe danach gelesen, dass der Dünndarm vor dem 40. Lebensjahr noch einige Funktionen des Dickdarms übernehmen kann. Daher spiele ich mit dem Gedanken, ob das nicht doch sinnvoll wäre. Aber eins nach dem anderen. Erstmal warte ich den neuen Therapieansatz ab.

Grüße

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