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Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: So 1. Dez 2019, 15:43
von Goodtimes
Hallo Ihr Lieben,

Ich leide aufgrund einer Strahlenenteritis und Ileozökalresektion am Gallensäureverlustsyndrom und imperativem Stuhldrang, was mir psychisch echte Probleme bereitet.

Zum einen ist da diese gewisse Stuhlinkontinenz, da ich den Stuhl nicht lange genug halten kann, zum anderen die Zukunftsangst!

Ich meine...

Noch bin ich in der Lage mich selbstständig zu säubern und dafür zu sorgen, dass es kaum jemandem auffällt, wenn mir ein 'Mißgeschick' passiert. Was aber wenn ich das irgendwann nicht mehr kann...

Klar, es gibt - wenn auch selten - andere Tage! Tage an denen ich vielleicht nur einmal auf die Toilette kann. Aber diese Tage sind genauso belastend, denn bei mir ist der Stuhlgang sehr voluminös und wenn ich dann nicht so oft kann sammelt sich eine so große Stuhlmenge an, dass mein Bauch stark aufgequollen ist, was mir wiederum große Schmerzen bereitet!

Ich weiß manchmal nicht, was mir mehr Angst macht...

Ständig Angst zu haben auf's Klo zu müssen aber nicht schnell genug zu sein, oder nicht auf's Klo zu können... :roll:

Geht es noch jemandem so? :?:

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: So 1. Dez 2019, 17:46
von Mondkalb
Hallo Goodtimes,

wo vor wir Ängste entwickeln, entscheiden wir, genau so das Gewicht, welches wir ihnen geben.
Es ist nicht einfach, Zukunftsängste auszublenden, geschweige sie für sich in positive Gedanken umzuwandeln.
Mir hilft es schon, den Begriff Angst in Sorge umzuwandeln, fühlt sich irgendwie schon nicht mehr so bedrohlich an, wie ich finde.

Die Psyche fährt mit einem oft Gedankenkarussell, alles dreht sich, jedoch den Weg erkennt man nicht.
Für die Zeit zum Abort habe ich auch nicht viel Zeit, es drückt und dann muss ich mich schleunigst bewegen. Auch wenn ich nur noch zwei bis fünfmal am Tag gehen muss, nervt es mal, aber überwiegend ist der Zustand akzeptiert.
Zurückblickend muss ich festhalten das viele Ängste/ Sorgen unbegründet waren, an sich also verlorene Lebenszeit die man besser hätte nutzen, sinnvoller Einsetzen können.
Goodtimes hat geschrieben:Noch bin ich in der Lage mich selbstständig zu säubern und dafür zu sorgen, dass es kaum jemandem auffällt, wenn mir ein 'Mißgeschick' passiert. Was aber wenn ich das irgendwann nicht mehr kann...
Erst dann solltest du dich damit befassen, vielleicht tritt es nie so schlimm ein, wie du es dir ausmalst.
Ich habe vor kurzem ein Gespräch geführt, wo es um die Angst vor einer Koloskopie ging, habe ihm meinen Gastro empfohlen. Ich habe bei mir selbst, im September, zugeschaut, die Blähungen wurden raus massiert, Tasse Kaffee gab es am Ende mit Keks, perfekt. Seit 1991 habe ich so eine Koloskopie, teils in Rückenlage bei angewinkelten Bein, noch nie erlebt, es gab keine unangenehme Stelle und auch keine Bauchschmerzen nach der Kolo. Diesen Gastro von Anfang an und ...
Goodtimes hat geschrieben:Ich weiß manchmal nicht, was mir mehr Angst macht...
Versuch, diesem Umstand nicht zu viel Aufmerksamkeit zu geben, mach dich frei von diesen Gedanken.

LG und einen schönen 1. Advent für dich!
Mondkalb

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Mo 2. Dez 2019, 11:28
von Goodtimes
Danke Mondkalb,

Ich versuche es so gut es geht. Das drüber 'reden' hilft dabei, weil man die Angst rauslässt, aber manchmal ist es schon sehr belastend.

LG

Goodtimes

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Mo 2. Dez 2019, 16:43
von Mondkalb
Hallo Goodtimes,

ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen, hat bei mir auch recht lange gedauert zu lernen damit umzugehen.

LG
Mondkalb

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Do 12. Dez 2019, 22:31
von Kaja
Hallo Goodtimes,,

ich kenne es. Man weiß primär nicht, kommt Luft oder Stuhl.

Man rennt auf die Toilette. Egal wo man ist. Zuhause ist es noch ok, aber an der Arbeit oder bei privaten Besorgungen.

Man kann es nicht unterscheiden, was "heraus kommt" und ich kenne es leider - volle Hosen!

Panik - Scham wer sieht es?

Wie kommt man an seine Wechselkleidung (z. B. im Auto)?

Wo und wie hat man die sanitären Anlagen, dass man sich säubern (duschen) kann ab Unterkörper...

Wer hat die Möglichkeiten am Arbeitsplatz oder in der Stadt beim Einkaufen? WO ist hier die "erste Hilfe".

Wir sind schwerbehindert und da hilft auch kein "d"-WC...…

Danke, dass "d" so einen mega Hype hat.

Viele Grüße

Kaja

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Fr 13. Dez 2019, 12:12
von Cara
Frage, was bedeutet das "d"?

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Fr 13. Dez 2019, 18:38
von Kaja
Hallo Cara,

es steht für „Diversity“.

Ist mir im Grunde alles egal, ich möchte nur die schnelle Erreichbarkeit von sauberen sanitären Anlagen.

Viele Grüße

Kaja

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 01:30
von Goodtimes
Kaja hat geschrieben:Hallo Goodtimes,,

ich kenne es. Man weiß primär nicht, kommt Luft oder Stuhl.

Man rennt auf die Toilette. Egal wo man ist. Zuhause ist es noch ok, aber an der Arbeit oder bei privaten Besorgungen.

Man kann es nicht unterscheiden, was "heraus kommt" und ich kenne es leider - volle Hosen!

Panik - Scham wer sieht es?

Wie kommt man an seine Wechselkleidung (z. B. im Auto)?

Wo und wie hat man die sanitären Anlagen, dass man sich säubern (duschen) kann ab Unterkörper...

Wer hat die Möglichkeiten am Arbeitsplatz oder in der Stadt beim Einkaufen? WO ist hier die "erste Hilfe".

Wir sind schwerbehindert und da hilft auch kein "d"-WC...…

Danke, dass "d" so einen mega Hype hat.

Viele Grüße

Kaja
Hallo Kaja,

Ja, genau das! Wobei ich das allernötigste immer in der Tasche habe. Desinfektionstücher, feuchtes Toilettenpapier, Panties zum wechseln (hab mich jetzt durchgerungen welche zu tragen, weil ich mich damit sicherer fühle), Müllbeutel, Wundcreme usw. :roll:

Egal wohin ich gehe, wird als erstes abgecheckt, wo das Klo ist. Es hilft nichts, man muss sich damit arrangieren!

Hoffe wir finden unseren Weg!

Liebe Grüße

Goodtimes ;)

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Mi 29. Apr 2020, 14:33
von Sarah_CU
Hallo zusammen :)

(ich hatte einen ähnlichen Beitrag im Forum "Toilette in der Nähe - Syndrom" gelesen und kommentiert.)
Bin 27 und mir ging es ähnlich, diese ständige Angst zur Toilette zu müssen und dann keine in der Nähe zu haben oder nicht schnell genug zu sein, das hat bei mir zu regelrechten Panikattacken geführt. Diese Situationen habe ich teilweise von vornherein gemieden, einfach total gelenkt von meiner Angst.
Dazu muss ich noch sagen, dass ich derzeit zum Glück keine großartigen Beschwerden in meinem Colitis ulcerosa Schub habe, also mein Schub lässt mich mit Stuhldrang und damit häufigen Toilettengängen weitestgehend verschont. Diese Panikattacken sind bei mir eher durch den selbstgemachten Stress verursacht, und schlimmen Situationen, die man mal in der Vergangenheit erlebt hatte und wieder aufflammen. So ist es zumindest bei mir. Die Angst davor, es könnte genauso wieder passieren, löst bei mir dann in ähnlichen Situationen Angst/Panik aus und der dadurch entstandene Stress leitet sich direkt zum Darm weiter, der dann anfängt zu "arbeiten" und was loswerden will, wenn möglich schnell.

Ich hatte mal vor langer Zeit etwas dazu gelesen, was bei mir im Kopf hängen geblieben ist, leider habe ich keine Quelle mehr dazu: Ganz früher war es bei den Urmenschen so, dass wenn sich eine Stresssituation auftat, zum Bespiel ein Angriff eines Tieres und es um Leben und Tod ging, der Körper das Stresshormon Adrenalin ausschüttet, welches dazu diente, dass der Urmensch in dieser Situation körperlich schnell flüchten oder sich zur Wehr setzen konnte, um somit sein Leben zu retten.
Heutzutage ist dieses "körperliche" Verhalten in Stresssituationen natürlich nicht mehr nötig und der Körper leitet die überschüssige Energie vom Adrenalin dann zum "Entladen" zum Teil direkt weiter in die Darmaktivität, die sich dadurch dann erhöht und man dann häufig zur Toilette muss. Das haben sehr viele Menschen, dass wenn sie Stress haben, dann zur Toilette müssen. Und wiederum andere genau das Gegenteil.
Ob dies nun so stimmt, kann man natürlich nicht genau sagen, aber ich denke da könnte wohl etwas dran sein. Klingt für mich zumindest plausibel. Ein sehr interessantes Thema :lol:

Die Angst hat einen schon ziemlich unter Kontrolle, dabei sollte man selbst die Angst unter Kontrolle haben :!:

Mir hat es über Zeit sehr geholfen, starke Gedanken über sich selbst zu machen, zu versuchen, sich selbst wieder mehr zu vertrauen und auch ZUZUTRAUEN und die Dinge einfach gezielt lockerer zu sehen (es gibt viel Schlimmeres als zur Toilette zu müssen, man sollte sich dadurch nicht die schönen Dinge im Leben entgehen lassen!) und mich in Stresssituationen dann möglichst schnell abzulenken, sei es z. B. durch Zählen von Bäumen beim Autofahren, oder durch gezielte Gedanken-Umleitung auf schöne Dinge. Kleiner Tipp: schaut, wo die nächste Toilette ist, denn das beruhigt mich bis heute und gibt mir zudem Sicherheit. Einfach zu wissen, man könnte zur Toilette wenn man müsste, und man weiß, wo diese bei Bedarf aufzufinden ist. Und bei größeren Unternehmungen vorsorglich schon vorher zur Toilette gehen, erleichtert nicht nur den Darm, sondern auch den Kopf ein bisschen ;) Und wenn es passiert, dann lacht man eben drüber und es sollte egal sein, was andere darüber denken. Meist sieht man diese Leute eh nicht wieder :D Und wenn man unterwegs ist: es gibt (fast) überall Büsche und Bäume, die haben mir schon oft geholfen, also immer eine Packung Taschentücher im Auto haben! Oder eine Schüssel mit Toilettenpapier im Auto + Notfall-Wechselkleidung --> perfekt für lange Autofahrten mit Staugefahr. Denn wenn ein Stau kommen sollte, ist man vorbereitet, und dieser Gedanke beruhigt schon sehr. :lol:
Seitdem es mir egal geworden ist, was andere Menschen darüber denken könnten, kann ich einfach viel unbeschwerter damit leben. Und: was raus muss, muss eben raus :D )
Außerdem ist es eine große Hilfe wie ich finde, wenn man mit jemanden über mögliche Ängste sprechen kann, die einen belasten. Sei es der Partner oder die Familie oder auch enge Freunde. Teilweise kann man dann schon kreative "Schlachtpläne" für zukünftige mögliche Stresssituationen erstellen aber vor allem hat man jemanden, bei dem man sich ausquatschen kann. Hilft mir sehr gut :)

Also mir geht es gut so damit und ich mache fast alles wieder so, wie immer.

Mich würde interessieren, ob es Mitmenschen gibt, die ebenfalls ähnliche Ängste haben. Vielleicht haben einige noch gute Tipps? :idea:

Re: Das Thema Stuhlgang als psychische Belastung

Verfasst: Mi 29. Apr 2020, 15:20
von neptun
Hallo Sarah,

solche Menschen gibt es.

Und da Du dies geschrieben hast, "es gibt viel Schlimmeres als zur Toilette zu müssen", womit ich Dir Recht gebe, lies mal meinen Artikel zum Imperativen Stuhldrang, Darin fanden sich einige Betroffene wieder.

https://forum.dccv.de/viewtopic.php?f=3 ... 661#p12661

LG Neptun