Emotionaler Stress als Auslöser?

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
Goldmund
hat sich häuslich eingerichtet
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Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von Goldmund »

Hey Leute,

da ich mir relativ sicher bin, dass ich meine Colitis Ulcerosa u.a. durch langanhaltenden emotionalen Stress ausgelöst habe, wollte ich mal wissen, ob ihr bei euch ähnliches beobachten konntet?
Hattet ihr zu Zeiten eurer ersten Symptome starken Stress? Verlustängste oder allgemein ein stark bedrückendes Ereignis?

LG Goldmund

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Carmen
ModeratorIn
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Registriert: Do 20. Dez 2012, 21:32
Diagnose: Morbus Crohn

Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von Carmen »

Hallo Goldmund,

ich persönlich kann in meiner Krankheitsgeschichte keinen Zusammenhang erkennen - wenngleich ich dies nicht als Beweis dafür sehe, dass emotionale Faktoren prinzipiell keine Relevanz für den Verlauf haben.

Viele Grüße
Carmen
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

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Mondkalb
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Diagnose: CU

Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von Mondkalb »

Hallo Goldmund,

meine damalige Ärztin, die die Cu 1991 bei mir diagnostiziert hatte war davon ausgegangen das der Tod meines Bruders 1986 - sehr enge Bindung - und das damalige Stottern beides mit Auslöser sein könnten.

Über die Jahre habe ich versucht Stress als Auslöser mit den Schüben in Verbindung zu bringen und war erfolglos. Die Schübe kamen in Zeiten, wo ich auf Arbeit ging sowie in der Urlaubszeit.
Zeiträume mit vielen Überstunden habe ich gut weggesteckt und auch mit anschließenden Schüben nach diesen Zeiten erlebt. Schübe bekommen, wo es eher weniger zu tun gab. Um hier einen Zusammenhang zu erkennen dafür bin ich wohl zu blind, ich sehe keinen.

Ein paar Jahre waren dabei wo die Zeitfenster der Schübe mit den Todestagen meiner Brüder, beide im Februar verstorben, bei mir einen Zusammenhang kurz erkennen Liesen, aber letztendlich sich in den nächsten Jahren als zufällig heraus kristallisierten.

Die Zeit zurückgedreht, ja, ich hatte starken emotionalen Stress als die Cu dignostiziert wurde, jedoch begleitete mich dieser emotionale Zustand schon fünf Jahre lang. Warum ist die Cu erst nach dieser Zeit aufgeflammt und ärgert mich noch bis heute?

LG
Mondkalb
“Wenn man nicht weiß, wo man hin will, kommt man meistens woanders raus!”

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neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
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Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von neptun »

Hallo Goldmund

die ersten Symptome meiner cu bekam ich, als ich damals zum Bund 1973 mußte, nachdem ich Verweigerungsverfahren über mehr als ein Jahr hatte. Da wollte ich wahrlich gar nicht hin.
Die Diagnose bekam ich 1979, als ich eine Arbeitsstelle hatte, wo ein Umzug in eine andere Stadt anstand. Meine Frau arbeitete, wir hatten ein kleines Kind, und ich wußte, es wäre sicher nicht das, was ich als Arbeit wollte zukünftig und langfristig.
Nach 13 Jahren chronisch aktiven Verlaufes kam ich 1993 in meine erste Remission über 3 Jahre, nachdem sich meine Frau von mir trennte. Damit löste sich nach einiger Zeit psychische Anspannung.
Mein erster schwerer Schub kam 1996, als die Abteilung einer großen Firma, in der ich arbeitete, ausgegliedert wurde. Wieder ein chronisch aktiver Verlauf.
Ich wurde dann zu April 2004 rückwirkend berentet.
In 2014 war ich dann in Remission, die bis heute anhält.

LG Neptun

Jumboli
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Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von Jumboli »

Hallo Goldmund,

bei mir war es auch so, dass ich in den Monaten vor erstmaligem Ausbruch meiner CU psychisch stark belastet war (Beruflich, Arbeitsplatzwechsel, Unfall,...) Ich bin mir auch sehr sicher dass es da einen Zusammenhang gibt.
Im Verlauf meiner CU (chronisch aktiv) hatte ich dann nochmal eine kurze Phase von einigen Wochen, die sehr belastend für mich war. In dieser Zeit wurden meine Symptome rapide sehr schlecht (Tags und Nachts alle 30-60 min aufs Klo, starke Schmerzen, hoher Blutverlust, völlige Erschöpfung). Als dann die psychische Belastung sehr aprupt wegfiel, ging es mit meinen Symptomen tageweise so schnell bergauf, dass ich innerhalb von ca. 1,5 Wochen in Remission war. Das war für meinen Gastro aus medizinischer Sicht unerklärlich wieso es mir so aprupt besser ging. Ich bin mir aber wie gesagt recht sicher dass starke oder andauernde psychische Belastung einen bestehenden Schub verschlechtern oder gar einen Schub auslösen kann.

LG Jumbo

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Balin
Dauergast
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Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von Balin »

Meine Gedanken zu Stress und emotionalem Stress als Auslöser von CEDs bei mir:

Ich habe bei mir seit meiner frühesten Kindheit beobachtet, dass ich sehr feinfühlig bin und mir viele Gedanken über Sachen mache. Das
ist dann so eine Art Gedankenkreisel. Man "schaut in sich hinein". Ich denke aber für mich, dass dieses Verhalten der Introspektion (hauptsächlich) organische Ursachen hat bzw. im Zusammenhang mit im Körper unbewusst ablaufenden Prozessen steht.
Erklärung: Wenn ich mit Medikamenten so eingestellt bin/war, dass die Entzündung sehr gut unterdrückt ist, dann denke ich nicht so viel nach
und bin entspannt. Bei mir ist es so, dass sich mein Bauch dann etwas warm anfühlt und fluffig - ein tolles Gefühl einfach.
Leider hält dieses aber leider nie so lange an bisher.

Nun zum Stress: Nicht nur bei Sachen, die ich als stressig empfinde, sondern genauso einfach bei emotionalen sozialen Aktivitäten, auch solchen, die mir eigentlich viel Spaß machen (wie z.B. viele Stunden mit Freunden treffen, lachen etc.), merke ich aber dass es mir danach schlechter geht (leichte Bauchschmerzen etc. danach).
Ich erkläre mir das also so, dass dann bei "Aufregung" - auch bei positiver - Prozesse in meinem Körper in Gang gesetzt werden, die potentiell Entzündung fördern.

Zurück zur Psyche: Das kann dann dazu führen, dass ich solche Aktivitäten manchmal einschränke. Allerdings kann die Lösung dafür aber ja nicht sein denke ich mir, dass ich das immer einschränken muss.
Ich frage mich, ob ich diesen Kreislauf eventuell unterbrechen könnte, wenn ich wirklich regelmäßig Entspannungsübungen trainieren würde. Bisher habe ich das nur sporadisch gemacht. Das liegt aber auch daran, dass ich das Erleben von Aufregung -----> stärkeren Problemen bisher als zwangsläufig empfinde. Zwar tut mir Entspannung (und Sport) dennoch gut (wenn es geht), aber das ändert nichts daran, dass ich in der Situation, die aufregend ist, diese Empfindungen immer und dann Probleme habe.


Nun zum emotionalen Stress:
Wenn ich ein wirkliches, tiefer liegendes Problem habe, bei dem ich es nicht schaffe, meine Gedanken davon zu lösen und das mich belastet, dann ja - das löst auf jeden Fall bei mir ganz klar Entzündung aus! Klares Ja!

Und auch noch etwas Tiefenpsychologisches:
Auch wenn das etwas persönlich ist, schreibe ich es mal dennoch. Als Jugendlicher war es bei mir auch so, dass ich Probleme hatte mich auf Nähe zu anderen Menschen einzulassen. Das oben Beschriebene Erleben von Aufregung -----> Probleme / Schmerzen hat dann auch dazu geführt, dass ich große Probleme hatte Beziehungen einzugehen. Klar, ich denke bei jedem gibt es ja nichts Emotionaleres / "Spannerendes" als diesen Bereich.
Zwar habe ich das später - auch in Phasen wo es mir tendenziell gut ging - viel besser hinbekommen, aber im Prinzip ist das weiterhin "kribbelig".

Ob das jetzt bedeutet, dass ich einfach so zuviel nachdenke über jemanden, den ich mag und dort ein emotionales Probleme habe meine Gedanken nicht lösen zu können oder aber dass das Erleben Aufregung ----> Körperreaktion genau dazu führt, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass das so ist und zu mir gehört. Bisher war es immer so.


Nochmal in Kurzform mein Erleben:
- jegliche Form von Aufregung, also auch "Positivstress" verschlechtert mein Befinden
- wirklicher emotionaler Stress ist schubauslösend, wenn nicht stark durch Medikamente unterdrückt (und auch dann muss ich mich schnell bemühen, das "Problem" zu lösen)
- aber ich denke dennoch, dass das nicht ursächlich psychisch ist, sondern eher ein organisch so "programmierter" Prozess; was dann zuerst da war, ist die Frage nach dem Ei oder der Henne. Ich halte es aber klar für primär in die DNA/den Körper - warum auch immer - vorprogrammiert.

Soviel meine Gedanken. Das Thema sehe ich im Zentrum der Frage nach den "Ursachen" der Krankheit und daher finde ich es sehr interessant! :)

Viele Grüße,
Balin

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Claudette F.
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Registriert: Fr 13. Okt 2017, 21:27
Diagnose: CU seit 2010

Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von Claudette F. »

Hallo Goldmund,

bei mir war es auch so, dass in den Jahren vor der Diagnose erst mein Vater mit knapp 60 und dann meine Mutter mit knapp 60 und meine Großmutter gestorben sind. Zudem hatte ich ca. 6 Jahre vorher schon Probleme und wusste von der Krankheit noch nichts, steckte aber in einer sehr kranken Beziehung fest und bin mir sicher, dass mein Darm darauf auch reagiert hat. Später dann, zum Zeitpunkt der Diagnose, als die Beschwerden mich zum Arzt trieben, hatte ich ein Verhältnis mit einem damals noch verheirateten Mann, der auch noch mein Chef war und der wiederum ein Verhältnis mit einer anderen Kollegin hatte, wie ich bald rausfand. Und ich hatte einen Teilzeitjob und ein Vollzeitstudium an der Backe. Alles in allem also ziemlich viel auf einmal. Das kumuliert dann, davon bin ich überzeugt. Ausschlaggebend für den Ausbruch der Krankheit war sicher auch, dass ich 2010 aufgehört habe, zu rauchen, was in den Jahren davor die Symptome vielleicht abgemildert hat. Das ist ja auch nicht untypisch bei CU. Ich denke auf jeden Fall, dass all diese Faktoren sowohl die CU mit ausgelöst haben können, sowie auch meine 4 Hörstürze und die daraus resultierende Taubheit. Gepaart mit einer genetischen Prädisposition.

Ob nun bestimmte Stresssituationen schubauslösend sind, kann ich schwer sagen, denn sicher hat man immer mal Phasen, in denen man gestresster ist, als in anderen. Schwierig daran finde ich, zu erkennen, wo die Grenze ist, sprich, ich empfinde diese Phasen oft gar nicht als so stressig, aber mein Körper ist da anscheinend anderer Meinung. Und umgekehrt ist es so, dass es mir sehr viel besser geht, wenn ich frei habe und meinen Hobbys nachgehen kann - aber wem geht das nicht so :P

VG, Claudette

Danini
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Registriert: Mo 18. Mär 2019, 14:25

Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von Danini »

Hallo Goldmund,

ich bin das erste mal hier und finde es sehr interessant zu lesen, was einige so schreiben.
Ich habe seit ca. knapp 9 Jahren CU. Ich denke, das Stress ein großer Auslöser ist. Gerade für Sensible und Empfindliche Menschen (wie mich) :D kommen die Schübe schneller. Ich denke, das sich der ganze psychische Stress im Körper sammelt und irgendwann mit den Schüben ausbricht. Die Ernährung hat natürlich auch einen großen Einfluss drauf.
Wie mein Arzt leider sagt, wenn man einmal die Krankheit hat, dann hat man sich immer. Einige sind 10 Jahre beschwerdefrei und andere nur 2 Jahre. Man muss versuchen, sein Leben so zu gestalten, wie es für einen passt. Sport treiben,einen Hobby haben und positive Menschen um dich herum, ist sehr wichtig für den Körper.

Wenn Ihr gerne Fragen habt oder Anregungen, dann schreibt mich gerne an. Ich versuche eure Fragen zu beantworten, wie ich mit CU momentan klar komme und was mir geholfen hat.

achwasnein
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Registriert: Sa 29. Jun 2019, 18:24
Diagnose: CU seit 2018

Re: Emotionaler Stress als Auslöser?

Beitrag von achwasnein »

Hey Goldmund,

ich gehe auch stark davon aus das gerade Emotionaler Stress eine große Rolle spielt.
Bei mir wurde die CU Juni2018 diagnostiziert, also auch ehr ein Frischling in dem Gebiet (leider).
Wünsche mir - gerade im Moment - schon etwas bewanderter in dem Gebiet zusein da ich momentan echt schwer mit der Krankheit zukämpfen habe.

Da bei mir 2016 ein Reflux diagnostiziert wurde und nach 3jähriger Behandlung nurnoch ein Implantat "geholfen" hat, kämpfe ich zurzeit mit viel mehr Problemen als vorher.
Angefangen von Schluckbeschwerden. Keine Mahlzeit mehr richtig gegessen bekommen ohne es abermals wieder auszuwürgen und und und. Das sind alles Sachen die
schwer zu "verdauen" sind. ;/

Vorallem Sachen die sich auf das tägliche Wohlbefinden auslegen. Mit Freunden essen gehen war somit auch nichtmehr. Auf der Arbeit gibt es nur Stress wegen Fehlzeiten.
Die Leute schauen dich doof an wenn du beim Essen im Restaurant einfach aufstehst und eine halbe Stunde die Toilette aufsuchst, während deine Frau/Freundin am Tisch sitzt und mit dem Essen auf dich wartet.
Gerade bei einem nervösen Magen ist sowas meiner Erfahrung nach ganz schlimm. Sobald ich mich unwohl fühle muss ich sofort auf die Toilette.
Auch wenn es darum geht auf der Arbeit unangenehme Gespräche zuführen sind das Sachen die, wahrscheinlich nicht nur mir, sehr auf den Magen-Darm-Trakt schlagen.
Habe es viel mit Entspannung probiert. Aber mit dem richtigen Umgang mit Geist und Seele habe ich auchnoch viele Schwierigkeiten.

Wie geht ihr/du damit um?
Keep Smiling :)

ute_55
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Beiträge: 9
Registriert: Mo 5. Aug 2019, 16:16

Re: Emotionaler Stress als Auslöser

Beitrag von ute_55 »

Hallo an alle!

Nun lese ich mich seit Tagen hier kreuz und quer durchs ganze Forum und stoße nun auf diesen Thread!
„Stress als Auslöser“
Diese Frage beschäftigt mich derzeit intensivst!

Zwar leide ich nicht an MC und auch nicht an CU, aber vor gut einer Woche bekam ich die Diagnose:
Lymphozytäre Colitis.
Nachdem ich 3 1/2 Monate heftigste Durchfälle hatte (bis zu 30 Toilettengänge) und einige weitere Symptome wurde eine Magen- und Darmspiegelung mit entsprechenden Biopsien durchgeführt. Der Diagnose entsprechend nehme ich nun 9mg Entrocort und 2x täglich Flohsamenschalen. Ganz langsam verbessert sich meine Verdauung zusehends und ich im Augenblick bin ich recht optimistisch was den weiteren Verlauf anbetrifft!

Ich bin überzeugt, dass ich für diese Erkrankung eine gewisse Prädisposition mitbringe:
1. Frau
2. älter als 60 Jahre
3. früher Raucherin (über 40 Jahre stark gequalmt, vor 4 Jahren aufgehört)
4. weitere Autoimmunerkrangung: Hashimoto Thyrioditis

Und nun.. endlich zum eigentlichen Thema

was war der Auslöser, der bei mir die Krankheit von heute auf morgen hat ausbrechen lassen und mich völlig aus den Socken gehauen hat?

STRESS

Den ersten Durchfall hatte ich an dem Tag an dem meine Hündin 7 Welpen geboren hat! Klar, ein freudiges Ereignis! Allerdings waren die Wochen davor nur Stress: meine andere kastrierte Hündin hat mit Eifersucht auf die werdende Mama reagiert und die beiden haben sich fast täglich ineinander verbissen! In so einer Konfliktsituation bin ich auch noch gestürzt... rechte Hand kompliziert gebrochen... OP... wochenlang Gips... das alles zum Glück inzwischen Vergangenheit

Also: ich bin überzeugt, dass die Krankheit in mir „schlummerte“, aber der Stress der auslösende Faktor war!

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