Plötzliche Angststörung

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
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S_B2207
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Plötzliche Angststörung

Beitrag von S_B2207 »

Hallo alle zusammen :)
Ich bin 25 Jahre alt und habe seit meinem 17. Lebensjahr MC. Ich hatte einige heftige Schübe gehabt und mich hat es psychisch schon sehr belastet, trotz allem habe ich mich nicht unterkriegen gelassen. Habe mein Leben genauso gelebt wie andere in meinem Alter nur mit dem Unterschied öfter aufs Klo zu müssen :D

Seit fast 2,5 Jahren bin ich mit remicarde in Therapie und es läuft eigentlich sehr gut. Hatte keinen Schub mehr keine größeren Probleme.
Bis auf eins was mit seit einem halben Jahr ca sehr belastet. Ich bin mir nicht sicher aber ich glaube ich habe eine angstörung entwickelt. Es hat alles vor ca. 6 Monaten angefangen. Ich müsste auf Frühschicht und mir ging es nicht gut....bin auf der Toilette hängen geblieben und hatte Durchfall. Statt zu Hause zu bleiben bin ich schnell zu meiner Arbeitskollegin gefahren (wir haben eine Fahrgemeinschaft) anschließend ist sie weiter gefahren. Unterwegs hatte ich das Gefühl dringend zur Toilette zu müssen unterwegs war aber nichts. Hab richtig Panik bekommen ich müsse mir in die Hose machen oder sonst was. Zudem hat sich meine Arbeitskollegin meinem Gefühl nach nicht beeilt (kann es leider vor lauter Panik damals nicht wirklich beurteilen).

Es ist nichts passiert. Wir kamen 5 min zu spät, ich musste auch nicht mehr zu Toilette. Aber seitdem kann ich vieles nicht mehr machen....zb. Habe ich beim Frisör gesessen. Plötzlich geht es mir nicht gut, ich fange an zu schwitzen, zittern werde unruhig.....Und warum? Weil mir in den Kopf kommt ich müsse zur Toilette oder irgendetwas anderes passiert mit mir und ich kann es selbst nicht mehr Steuern. Versteht jemand was ich meine?
Ich kann nicht mehr mit jedem als Beifahrer mitfahren. Wenn ich am Wochenende feiern gehe trinke ich kein Alkohol mehr und fahre selbst aus Angst es passiert was mit mir. Ich kann auch sehr selten nur noch in der öffentlich mit Freunden zb. Etwas essen. Aus Angst ich müsse zur Toilette....Und dann wieder....Und wieder.
Dieses Gefühl habe ich auch sehr oft, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas von mir verlangt wird. Da bekomme ich Panik es könnte was sein.

Vielleicht kann mir jemand einen Tip geben wir ich besser damit umgehen kann und wieder normal am Leben teilzunehmen, denn das will ich.

Kann es sein, dass man so eine Angststörung plötzlich entwickelt?

Liebe Grüße

samira127
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Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von samira127 »

Hi,

Das was du schreibst kommt mir bekannt vor. So ähnlich ging es mir auch. Habe CU und war lange Jahre im Schub und es passierte öfters das es auch mal in die Hose ging. Irgendwann ist man so unsicher das man schon wenn wenig druck kommt oder nur ein flaues gefühl die Angst kommt. Was mir in dem Fall sehr geholfen hat ist immer wechselsachen dabei zu haben und notfallmedikamente. Soll heißen, ich habe die typischen Durchfallmittel genommen wie Lopedium Loperamid etc. Geolfen hat es auf jedem Fall meinem Kopf, der Darm wurde erst durch Paracodein wirklich ruhiger und ich musste sicher nicht mehr aufs Klo. Dazu habe ich versucht mit Atmentechniken mich selber wieder zu beruhigen und mir auch immer wieder gesagt, du hast was genommen/du warst gerade auf klo , da kann nichts kommen und selbst wenn, du hast wechselsachen im auto. es passiert nix wildes. Dadurch habe ch mit der Zeit sicherheit bekommen. Habe nun auch den Schlüssel für die behindertentoiletten und weiß das ich dadurch immer ein Klo in der nähe habe wenn ich unterwegs bin. Wenn ich mit Auto unterwegs bin und alleine fahre hatte ich auch schon ne schüssel mit deckel dabei wenn mal kein klo in der nähe war. aber das geht wirklich nur wenn man alleine ist. be fahren über land ist ja auch mal ein feld oder sowas da wo man kurz verschwinden kann. aber ind er stadt wird es schwerer.

vieleicht probierst du es einfach mal aus. vieleicht reicht es auch nicht. wüde mit deinem gastro da auch drüber reden. diese ängste sind ganz normal und befallen ganz viele von uns.
Hoffnung, ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es gut ist, egal wie es ausgeht.

Vaclav Havel

Dani94
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Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von Dani94 »

Hallo,

Auch mir kommen deine Schilderungen sehr bekannt vor. Ich selbst habe sehr viele Jahre quasi im Dauerschub verbracht und auch eine Angststörung entwickelt. Genau die Situationen die du geschildert hast, kenne ich nur zu gut. Doch bei mir hat es sich in den letzten Monaten stark verbessert. Ich habe angefangen zu meditieren, täglich 10 Minuten. Dadurch wurde das Gedankenkarussel ruhiger. Ansonsten habe auch ich immer meine Notfalltasche dabei, falls doch mal etwas passiert. Überkommt mich eine Angstattacke versuchen ich mich, ebenfalls wie meine Vorgängerin, zu beruhigen. Eine sehr bekannte atemtechnik geht zum Beispiel so: 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden anhalten, 8 Sekunden ausatmen. Außerdem gibt es noch viele weitere Techniken, die dir während einer Panikattacke helfen können. Ich hoffe dir geht es bald besser!

Liebe Grüße

Catwomen
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Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von Catwomen »

Hallo,

auch mir ging es etliche Jahre so. Allerdings immer mit Übelkeit. Im Kaufhaus, in der S-Bahn, im Kino,... mir ist so oft schlagartig schlecht geworden, dass ich gedacht habe,
das ich mich übergeben muss, was aber tatsächlich kein einziges Mal passiert ist ;)
Ich habe dann mal ein Buch gelesen, das hieß "Angstfrei leben". Die Autorin war selber jahrelang betroffen und dadurch stark in ihrem Leben eingeschränkt.
Die Kernaussage war letztendlich, sich der Angst immer wieder bewusst zustellen. Das heißt, so oft wie möglich sich in diese Situationen begeben.
Ich bin dann wirklich viel, mit Brechtüte und Globulis bewaffnet ( das habe ich für meinen Kopf gebraucht ), in unangenehmen Situationen und Orten unterwegs gewesen und es hat sich dadurch deutlich verbessert bzw. ganz aufgehört. Es war zwar nicht immer ganz einfach, aber es hat geklappt.
Natürlich ist mir heute auch gelegentlich schlecht oder ich habe Bauchkrämpfe und muss unterwegs aufs Klo sausen, aber dann weiß ich, es ist tatsächlich der MC, der wieder zuschlägt.
Ich wünsche Dir viel Glück, das Du diese Angst baldmöglichst los wirst!

Liebe Grüße

S_B2207
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Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von S_B2207 »

Vielen Dank schon mal für die zahlreichen Antworten und Tips:)

Aber was ich mich Frage ist, warum jetzt? Warum jetzt wenn och eigentlich keinerlei Probleme habe? Bis auf diesen einen Tag an dem ich wohl am Vortag was falsches gegessen habe.

Seitdem ich immodium mit mir Einträge ist es zumindest auf der Arbeit besser geworden. Jedoch hab ich mich noch nicht getraut irgendwelche Termine zu machen, sei es Frisör oder sonstiges :/

samira127
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Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von samira127 »

die frage "warum jetzt" wirst du wohl nicht beantworten können. letzlich ist es auch egal warum, es ist da und du musst damit nun irgendwie umgehen können. immodium mitnehmen und auch nehmen ist doch schon mal ein super schritt. letzlich hilft es nur wieder sicherheit zu bekommen durch situationen wo nix passiert ist.
Hoffnung, ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es gut ist, egal wie es ausgeht.

Vaclav Havel

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Uwe7
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Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von Uwe7 »

Hallo S_B2207,

Deine Ängste sind ein typischer CED-Fall: Die psychische Störung ist nicht Ursache der CED - sondern die Folge davon. Du kannst ganz bestimmte Dinge benennen, die Dich ängstigen - und das kann ich sehr gut verstehen.

Das Kopfkino - "was passiert, wenn ich die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreiche?" - kennen viele hier, und ein Patentrezept gibt es nicht.

Ein aus meiner Sicht sehr hilfreicher Beitrag ist der von Neptun, auf den ich hier verlinke.

Imperativer Stuhldrang

Auch die darauffolgenden Beiträge des Threads sind m.E. lesenswert.

Dir schöne Weihnachten.

LG Uwe
Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber den Tagen mehr Leben

Polly
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Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von Polly »

Hallo,

ich möchte hier doch mal Einspruch erheben. Die Frage "warum gerade jetzt" ist - wenn man die Erkenntnisse aus Psychologie/Tiefenpsychologie/Psychosomatik beachtet - ganz und gar
nicht sinnlos.

In diesen Disziplinen stellt es ja geradezu eine Binse dar, dass Menschen gerade bei kritischen Lebensereignissen, bei Wechseln in den Lebensverhältnissen, vor
Entwicklungsschritten, in Versuchungs- und Versagenssituationen, in Konfliktsituationen, erkranken - sei es körperlich oder eine psychische Störung entwickeln.

In diesem Fall hier drängt sich ja doch auf, dass ausgerechnet in einer Phase guter Symptomkontrolle solche einen an voller Teilhabe am Leben hindernde Ängste entwickelt werden.
Denkbar wäre etwa, dass es da auf unbewusster Ebene innere Verbote/Konflikte gibt, die es einem nicht erlauben, "in die Vollen" zu gehen, am Leben teilzuhaben und sich gut gehen zu lassen wie jeder
andere gesunde Mensch auch. Oder man vor Hausforderungen ausweichen möchte. Oder man weitere Schritte in Richtung Autonomie nicht wagen kann, weil z.B. die innere Bindung an die Eltern noch
zu stark ist.

Ob das in diesem Fall so sein könnte, weiß ich natürlich nicht, doch ich finde es macht Sinn, sein eigenes Inneres auch immer hinsichtlich solcher Möglichkeiten zu erforschen.

Viele Grüße
Polly

Dakota
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 5
Registriert: So 25. Feb 2018, 21:29

Re: Plötzliche Angststörung

Beitrag von Dakota »

Hallo zusammen,
ich kann das nur zu gut nachvollziehen. Ich habe seit 30 Jahren CU und mehr Tiefen als Höhen erlebt.
Vor einem Jahr ging es mir gesundheitlich immer schlechter. Es kam vieles zusammen. Neben den Durchfällen hatte ich Bluthochdruck, Eisenmangel /Anämie, extreme Konzentrationsprobleme und das mit einem Fulltimejob. Ende 2016 wurden dann sehr hohe Entzündungswerte festgestellt und ich nahm 14 Tage lang Antibiotika. Danach hat man quasi keine Darmflora mehr.
Ich wusste, dass ich so nicht mehr möchte und habe den HAUPTSCHALTER umgelegt. Was das heißt?
Ich habe mein Leben komplett umgekrempelt, eines der tiefgreifendsten Dinge war die Ernährungsumstellung. Zusätzlich nehme ich seit einem halben Jahr hochwertige Nahrungsergänzungsmittel - und jetzt möchte ich auch auf den Punkt kommen. Ja - es gibt etwas, dass den Stuhlgang auf NATÜRLICHE WEISE reguliert, gleichzeitig Giftstoffe aus dem Körper leitet und ihn mit den so wichtigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt - da sieht es nämlich bei so vielen Durchfällen immer schlecht aus!!
Es heißt "Daily Plus" und ist von der Firma Lifeplus. Ich bin so froh darüber, es lässt mich wieder an so vielen Dingen teilhaben - einfach unglaublich.
Ich gehe walken, joggen und Skifahren und habe keine Angst mehr, nicht schnell genug auf die Toilette zu kommen. Das hilft natürlich auch der Psyche. Und ganz nebenbei tue ich meinem Körper noch was gutes.
Ich gebe euch gerne mehr Infos.
VG

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