Was ist mit der Psyche?!

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
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F20
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Was ist mit der Psyche?!

Beitrag von F20 »

Hallo ich bin 20 Jahre alt und habe seit 4 Jahren MC.
Mir wurde am Anfang ein Stück Darm entfernt. Meine Anämie habe ich im Griff und benötige nur Salofalk.
Ich habe immer wieder Probleme mit der Psyche, mein Arzt hat mir Vitamin D3 verschrieben, ich hatte das Gefühl es hilft aber momentan ist es wieder nicht so gut.
Ich bin antriebslos oft traurig oder einfach leer und denke oft über Sinn und Zukunft nach. Oft bleibe ich noch liegen am Morgen und rede mir ein das ich noch müde bin damit ich nicht aufstehen muss und diese leere spüre.... ich fühle mich mittlerweile oft nicht wohl wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin obwohl ich eigentlich schon gesellig bin. Bin oft gereizt (ohne Grund). Ich bin nicht immer so paar wochen gut und dann wieder schlecht...Normalerweise bin ich Lebensfroh, nicht wehleidig und kein Mensch der jammert...
Ich frage mich ob das von MC kommen kann oder ob es doch einfach an mir liegt und ich etwas falsch mache.
Ich habe aber wiederum ein schlechtes Gewissen da ich mir denke das andere viel mehr Probleme mit der Krankheit haben und ich Jetzt jammere....
Hatte jemand schon solche Probleme oder weiß mehr darüber?

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Uwe7
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Re: Was ist mit der Psyche?!

Beitrag von Uwe7 »

Hallo F20,

willkommen im Forum. Einer der ältesten "Weisheiten" im Zusammenhang mit Krankheiten: Man kann auch Läuse und Flöhe haben. Ohne Bild: Es kann sein, dass Du neben Deinem MC auch eine psychische Erkrankung hast. Ob der MC dafür die Ursache ist, kann ich aus den Angaben, die Du hier gemacht hast, nicht beurteilen.
F20 hat geschrieben:Ich frage mich ob das von MC kommen kann oder ob es doch einfach an mir liegt und ich etwas falsch mache.
Diese Frage entspringt dem Prinzip der falschen Alternative. Wenn es nicht vom MC kommt, liegt es an Dir. ??? Nein! Wie ich schon sagte: Es kann sein, dass Du einfach psychisch krank bist. Dafür eine Schuldzuweisung (ggf. bei Dir selbst) zu suchen, halte ich für überflüssig - denn es bringt Dich keinen Schritt weiter.
F20 hat geschrieben:Ich habe aber wiederum ein schlechtes Gewissen da ich mir denke das andere viel mehr Probleme mit der Krankheit haben und ich Jetzt jammere....
Mach Dir kein schlechtes Gewissen, das führt zu nichts. "Jammern" ist m.E. auch der falsche Ausdruck. Du kleidest Deine persönliche Befindlichkeit in Worte - und hast damit zumindest mal den ersten Schritt zur Lösung des Problems getan. Denn Du bemerkst treffend, dass Du allein nicht weiter kommst. In einem nächsten Schritt würde ich an Deiner Stelle mal mit meinem Hausarzt über die psychischen Probleme sprechen. Und dann schaue mal, ob Du Hilfe bei einem Psychologen erhalten kannst. Meine Vermutung ist, dass Deine psychischen Probleme mit dem MC überhaupt nichts zu tun haben - sondern völlig losgelöst davon ein eigenständiges Krankheitsbild sind. Ich sage bewusst "Vermutung" - denn wissen kann ich es natürlich nicht. Aber an Deiner Stelle würde ich das Geschehen rund um die Psyche genau so Ernst nehmen, wie das Geschehen rund um die Verdauung. Geh damit zu Deinem Arzt.

LG Uwe
Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber den Tagen mehr Leben

Korona
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Diagnose: CU

Re: Was ist mit der Psyche?!

Beitrag von Korona »

Hallo F20,

herzlich willkommen im Forum!

Zu Deiner Frage möchte ich zwei Punkte feststellen:

1.
Ich kenne das mit dem schlechten Gewissen auch, aber es bringt nicht weiter und ist auch nicht erforderlich. Es zieht nur runter. Ich versuche dann eben das was ein Zuviel ist mit einem Lächeln zu vertagen, abzusagen, langsamer zu machten....es geht eben so wie es grad geht. Setze Dich nicht so unter Druck, aber vermeide mit der Krankheit etwas zu rechtfertigen, sondern sag einfach, Du machst das (das was Zuviel ist) nicht, oder Du machst es eben anders. Suche neue, aber konstruktive Lösungen.

Du hast eine chronische Erkrankung und muss Dein Leben darauf einstelllen. Du wirst das schaffen und möglicherweise kann es einfacher sein, wenn Du versuchst möglichst positiv und konstruktiv damit umzugehen. Das ist oft sehr schwer, zumal die Entzündung im Körper diesen schwächt und belastet, und natürlich auch die Seele davon betroffen ist.
Es ist erstmal vollkommen natürlich und bis zu einem gewissen Grad auch angemessen, auf so eine Diagnose mit den von Dir beschriebenen Symptomen zu reagieren!

2.
Ist Dir bekannt, dass die B-Vitamine im Dünndarm aufgenommen werden? Du schreibst über Vit D, das ist auch wichtig bei CED, aber wenn Dir ein Teil des Darms entfernt wurde (häufig betrifft es das letzte Stück, das terminale Ileum) dann kann es sein, dass Du einen Mangel hast. Die B-Vitamine sind häufig an den Stimmungsschwankungen/Depressionen beteiligt. Sie auch mit der Serotonin-Aufnahme zu tun.
Klick mal hier
http://www.gesundheits-lexikon.com/inde ... rcharticle
die einzelnen B-Links an, ist interessant!
Vit-B-Komplex kann man sich selbst in den Bauch spritzen. Lass Deine Spiegel mal vom Gastro prüfen, der kann den Test abrechnen, der Hausarzt meist nicht.

LG, Korona

damokles
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Registriert: Mi 30. Apr 2014, 13:55

Re: Was ist mit der Psyche?!

Beitrag von damokles »

Hallo F20,

ein interessantes Thema und gleichzeitig ein heißen Eisen, das du da anfasst.
Natürlich spielt die Psyche in jede Erkrankung hinein - mal mehr mal weniger.
Meiner Meinung nach spielt die Psyche gerade bei Darmerkrankungen eine wesentliche Rolle, schaut man sich
doch nur an, welche Auswirkungen Nervosität, Angst, Anspannung etc. schon auf darmgesunde Menschen haben.

Ich habe seit ca. 14 Jahren eine Pancolitis Ulcerosa. Die Krankheit brach in einer Phase
aus, in der ich psychisch sehr labil war, ich hatte vieles zu verkraften und musste mit schmerzhaften Situationen umgehen,
die mich zum damaligen Zeitpunkt völlig überforderten. Zuvor war ich kerngesund, hatte eine völlig normale Kindheit und war auch als
Jugendlicher so gut wie nie krank. Die Krankheit kam dann plötzlich, von einem Tag auf den anderen.

Klar kann man jetzt auch sagen, dass das Zufall ist, aber so ganz glaube ich nicht dran. Inzwischen glaube ich, dass für die Entstehung einer
CED viele Faktoren "stimmen" müssen. Es ist wie ein Puzzle, das zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammen passt und dann diese verheerende
Reaktion im Körper auslöst, die der Körper so leicht nicht mehr in den Griff bekommt.

Auf ihre psychische Verfassung angesprochen reagieren viele Menschen schnell ablehnend. Das ist verständlich und eine Schutzreaktion. Aber in
Gesprächen mit vielen anderen Darmerkrankten, habe ich immer wieder ähnliche Aussagen gehört, dass die Erkrankung in oder kurz nach einer
schwierigen Lebenssituation ausbrach. Kaum einer, den ich kenne, wurde in einer überglücklichen Phase seines Lebens von einer chronischen
Darmerkrankung überrascht. Heutzutage wird der Körper nicht mehr als Ganzes gesehen, sondern die einzelnen Organe wie die Ersatzteile eines
Autos, die eben kaputt gehen können. Darum sind die chronischen Darmerkrankungen auch so schwer zu behandeln und eben NICHT gut in den Griff
zu bekommen, wie es die Pharma Industrie oft behauptet. Wäre dem so, dann gäbe es in diesem Forum nicht diese rege Diskussion und diese vielen
Hilferufe, die man hier lesen kann.

Meiner Erfahrung nach gibt es, gerade für schwere Fälle wie mich, nur eine Kombination aus Behandlungen, um eine langfristige Verbesserung zu erreichen.
Diese setzt sich zusammen aus: bewusster Ernährung, moderater Bewegung / Sport, Umstellung der eigenen Lebensumstände (am schwierigsten), regelmäßige Meditation und ggfs. Psychotherapie.
Da dies kaum ein Arzt leisten kann oder will ist Eigeninitiative angesagt und zwar dauerhaft.

Ich wünsche dir alles Gute und das du einen Weg weg von dieser Krankheit findest.

Damokles

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