Ich brauche eine reale Einschätzung!

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
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Warlock242
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Ich brauche eine reale Einschätzung!

Beitrag von Warlock242 »

Hallo zusammen!

Ich habe bereits vor ein paar Monaten geschrieben und mich erkundigt. Nun möchte ich noch einmal schreiben. Ich habe seit April die Diagnose Morbus Crohn. Mit Budesonid bin ich nach ein bis zwei Wochen in Remission gewesen und wurde zusätzlich auf Aza eingestellt. Jetzt sitze ich hier seit 9 Monaten, habe keinen wissentlichen Schub gehabt und frage mich: was mache ich jetzt damit und vor allem mit meinem Kopf. Ich habe eigentlich einmal am Tag geformten Stuhlgang. Phasenweise wird dieser auch mal kurz gelblich, voluminöser und riecht verstärkt. Mein Bauch blubbert auch mal und ich habe auch mal ein Ziehen im rechten Unterbauch. Ich habe seit dem Abitur im Jahr 2013 etwa bis zur Diagnose im April 2016 knapp 20 Kilo verloren. Mein B12 war komplett leer und der Schub vor Weihnachten zeigte sich mit ein paar Durchfällen pro Tag, überwiegend nach dem Essen. Also was mache ich? Ich fange aus dem Krankenhaus an zu googeln. Ich kriege Angst, lese Verläufe aus Facebook und unterhalte mich mit anderen Betroffenen. Mir wird bewusst, dass es harte Verläufe gibt, zweifelsfrei und gerade Menschen die diese Krankheit länger besitzen aufgrund von fehlenden Medikamenten, Depressionen und geänderte Medizin das Ganze vielleicht anders erfahren haben/werden als ich es tue, oder auch nicht? Ich weiß es nicht. Mein Arzt sagt mir: sie werden arbeiten können, gleichzeitig gibt er mir aber auch die Antwort, dass er nicht weiß wie sich das Ganze entwickelt. Okay. Wieder schlucken. Nach der Spieglung vor 2 Monaten kam das Ergebnis: kein aktiver Morbus Crohn, allenfalls diskrete Entzündung des terminalen Ileums. positiv? klar! Das versehe ich. Ich habe nicht unbedingt richtige "Angst" vor einer OP oder einem Stoma, zumindest solange es zweitweise ist. All das belastet mich irgendwie kaum. Mich belastet der Gedanke, in meiner beruflichen, sozialen, familiären Laufbahn so eingeschränkt zu sein, dass ein sozialer Abstieg erfolgt. Witziger fun fact: Ich studiere Psychologie. So hangen ich mich von: ist gut behandelbar und Menschen führen ein normales Leben zu "mir wurden schon wieder 1,20m Darm entfernt". Und das ist der Moment wo ich Panik bekomme. Also what the fuck? Was sag ich meiner Freundin? Was wird aus meiner Karriere? Labert mein Arzt nur Mist? Ich bin glücklich, dass es gerade so läuft, keine Frage! Aber die andere Seite übernimmt immer mal wieder das Ruder. Das ich mal mit einem Therapeut reden sollte etc, dessen bin ich mir bewusst. Es ist jedoch nicht krankhaft sondern meiner Meinung nach bei dieser Diagnose auch teilweise normal. Puh was erwarte ich jetzt? Eigentlich, dass mir einer mal was dazu sagt :D danke euch! <3

Korona
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Registriert: So 15. Sep 2013, 21:17
Diagnose: CU

Re: Ich brauche eine reale Einschätzung!

Beitrag von Korona »

Hallo Warlock,

ich verstehe, dass Dich grad wieder die Panik packt und die Unsicherheit ein kleines inneres Drama verursacht.
Puh was erwarte ich jetzt? Eigentlich, dass mir einer mal was dazu sagt :D danke euch
....da hast Du vielleicht vergessen, dass Dir schon Neptun und auch andere was dazu gesagt haben:
https://forum.dccv.de/viewtopic.php?f=3&t=3900

....und ich sage jetzt auch noch etwas dazu:
Es ist leider so, dass niemand vorauszusagen vermag, wie Dein Verlauf sein wird. Wenn man all die Foren-Geschichten verfolgt, viel googelt, bewegt man sich immer in Angst- und Drama-Szenarien. Es ist erforderlich, das gut zu regulieren.
Ich denke, es ist wichtig, zu wissen was einen erwarten kann. Es ist wichtig, sich zu informieren um Risiken, Therapieoptionen und Handlungskonsequenzen kennen zu lernen.

Du hast derzeit einen milden Verlauf und das ist erstmal wunderbar. Das kann so bleiben und Du kannst möglicherweise Einfluss darauf nehmen.
In Deiner Situation würde ich versuchen meine Ernährung umzustellen (s. z.B. Fodmap), ich würde mich auf der Homepage des DCCV über die Leitlinie und Stichworte wie Barrierestörung informieren, und ich würde versuchen mit Sport, Yoga und Entspannungstechniken meinen Stresshaushalt zu regulieren.
Weiter mit dem Gastro im Austausch bleiben, die Medikamente nehmen und auf Deine Ferritin-, Vit D, Vit B, Zink- und Selen-Werte achten und sie ggfs ausgleichen.

Außerdem würde ich versuchen, ohne Vorbehalte zu leben und das umzusetzen, wovon ich träume und was mir gut tut. Und wie Neptun schon sagte, zu leben, als wenn ich gesund wäre, auch wenn Du Medikamente nehmen musst.
Das bedeutet auch (s. Stresshaushalt), in schwierigen Situationen nicht zu sagen, ".... das kann ich nicht, weil ich krank bin", sondern zu sagen "....ich brauche jetzt eine Pause, damit ich gesund bleibe".
Und zuletzt kannst Du auch versuchen, Deine Erfahrungen mit einer chronischen Erkrankung für Deine beruflichen Ziele zu nutzen.

Eine positive Einstellung hilft ungemein. Guck Dir Scobel auf 3Sat in der Mediathek von heute an.
In Deinem Studium wirst Du viele Informationen bekommen, die Dich auch verleiten können, in negative Abwärtsstrudel zu geraten, weil Du Dich automatisch auch mit Deinen eigenen Psychostrukturen auseinander setzt. Umso wichtiger, Dich immer wieder an Deine Ressourcen anzudocken und an Deine erwachsene Handlungsfähigkeit zu erinnern, statt in Gefühlen zu versacken, die vom Unbewussten gesteuert werden (Psycholatein :mrgreen: ). Wenn man eine chronische Erkrankung hat, ist Angst immer ein logischer Begleiter. Es ist wichtig, mit der Angst so umzugehen, dass sie uns nicht blockiert.

Der Weg zur OP, zur Erwerbsunfähigkeit und zum Stoma ist nicht ausgeschlossen, aber gehe erstmal nicht davon aus, dass es Dich trifft.....dieser Weg ist zum Glück nur einigen wenigen Betroffenen vorbehalten :mrgreen: Aber auch dann ist das Leben noch lange nicht vorbei!

Du kannst Deiner Freundin sagen, dass Du eine chronische Krankheit hast und lernst, damit gut zu leben. Du kannst Kinder haben und alles machen, was Du Dir erträumst. Du musst nur ein bisschen mehr als andere Menschen darauf achten, Dein Leben in guter Balance zu halten.

LG, Korona

nando
fühlt sich wohl hier
Beiträge: 60
Registriert: Di 28. Jul 2015, 07:29

Re: Ich brauche eine reale Einschätzung!

Beitrag von nando »

Hallo worlock,

Ich erkenne mich vor 2 jahren. Diagnose Morbus Crohn seit juni 2015. Verdacht in Klinik März 2015.

Nehme seit 2 Jahren Cortison. War 2015 3x stationär in Klinik. Hatte beim Dünndarm noch eine Stenose ilezoklappe. Im Juli war die Entzündung noch zu stark, um diese mit Ballondilatation zu weiten. Im November konnten sie es machen
Der Spruch der Ärzte sie müssen Geduld haben, konnte ich nicht mehr hören.
Akzeptiere die Krankheit und denk nicht daran, was alles sein könnte. Du bist jetzt in Remission, das ist super.
vielleicht hilft dir eine Verhaltenstherapie.
mach dich nicht verrückt und stell die Ernährung um. Ich fahre gut mit Ballaststoffarmer Ernährung.

Lg

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