Schlechtes Gewissen wegen Krankmeldung

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
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SuPi
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Schlechtes Gewissen wegen Krankmeldung

Beitrag von SuPi »

Hallo Ihr Lieben,
na, wen von uns Immunsuprimierten hat die Grippezeit auch voll erwischt? ;) Ich liege nun seit 1 Woche flach... dank Humira und ein paar kränkelnden Familienmitgliedern.
Was die Genesung nicht gerade fördert ist mein extrem schlechtes Gewissen meinem Arbeitgeber gegenüber. Die Situation ist richtig blöd: Nach mehreren OPs war ich im letzten Jahr 8 Monate lang krank geschrieben, hatte dann im November und Dezember wiedereingegliedert und im neuen Jahr gerade mal 1,5 Tage Vollzeit gearbeitet, bevor mich der Infekt schon wieder niedergestreckt hat.
Nun häng ich hier rum und grübel was das Zeug hält, bekomme von Kollegen mit, dass der Chef mies gelaunt ist und meckert, wenn sich noch mehr Kollegen krank melden (außer mir aktuell noch einer, aber wir sind auch ein sehr kleiner Betrieb), könne er das Unternehmen ja gleich dicht machen.
Mich trifft das sehr...vor allem, weil ich meinen Job wirklich sehr mag und ständig Angst hab, ihn der blöden Krankheit wegen irgendwann zu verlieren.
Nach den vielen OPs der letzten Jahre usw. merke ich leider auch, dass ich mit einer 40h-Woche langsam fast überfordert bin.

Ich bin meinem Chef ja echt dankbar, dass er generell viel Verständnis für meine Situation zeigt und mir die Rückkehr zum Arbeitsplatz nun schon zum 3. Mal ermöglicht... versuche ihm daher so oft es geht, entgegenzukommen (z.B. durch Verfallen-Lassen alter Urlaubstage) und hab mich in der Vergangenheit oft genug mit Schmerzen und anderen Beschwerden zur Arbeit geschleppt, wo so manch anderer garantiert zu hause geblieben wäre.
Trotzdem ist da immer dieses schlechte Gewissen. Kennt ihr das auch? Habt ihr vielleicht Tipps, wie man dagegen ankämpfen kann?

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Carmen
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Registriert: Do 20. Dez 2012, 21:32
Diagnose: Morbus Crohn

Re: Schlechtes Gewissen wegen Krankmeldung

Beitrag von Carmen »

Hallo SuPi,

folgende Argumente können Deine Entscheidung, angesichts der Krankheit daheim zu bleiben, vielleicht erleichtern:

- Auf der Arbeit könntest Du die noch gesunden Mitarbeiter (und ggf. Kunden) anstecken. Davon wären sicher weder die Kollegen noch der Chef/Betrieb begeistert.
- Arbeiten gehen trotz grippalem Infekt verlängert die Krankheitsdauer, also die Zeit, in der Du nur eingeschränkt produktiv bist bzw. bei einer Verstärkung der Beschwerden dadurch länger zu Hause bleiben musst.
- Wenn man nicht fit ist, passieren mehr Fehler, die mühselig ausgebügelt werden müssen. oder es entstehen Konflikte, da man schneller genervt ist.

Viele Grüße und gute Besserung
Carmen
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

Molly
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Registriert: Do 16. Jun 2016, 13:46

Re: Schlechtes Gewissen wegen Krankmeldung

Beitrag von Molly »

hi, ich kenne das sehr gut mit dem schlechten gewissen. aber das macht aus dir auch einen verantwortungsbewussten menschen.
bei mir ist es zwischenzeitlich so, dass ich von zu hause arbeiten kann und das mache ich auch in der zeit, in der ich krangeschrieben
bin. natürlich dann nur stundenweise. es ist schon klar, dass das nicht bei jedem geht. aber für mich war das eine gute lösung und
mein schlechtes gewissen hält sich einigermaßen in grenzen.

ich wünsche dir gute Besserung!
molly

Hurz
beginnt sich einzuleben
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Registriert: Sa 7. Jan 2017, 23:06

Re: Schlechtes Gewissen wegen Krankmeldung

Beitrag von Hurz »

Hallo,

ich habe auch das Glück, dass ich meine Zeit frei einteilen kann, solange keine wichtigen Termine anstehen und zum Teil zu Hause arbeiten kann. Dennoch hab ich das Problem, dass ich an schlechten Tagen nur schwer auf meine 40 Stunden komme. Ich hatte ein großes Polster an Überstunden, dass ist allerdings auf Grund meiner Erkrankung aufgebraucht.
Natürlich könnte ich mich krankschreiben lassen. Wenn ich meinem Gastrologen berichte, dass es meine Beschwerden wieder schlimmer werden schreibt er mich 2 Wochen krank und empfehlt mir, dass ich mich vom Stress fernhalten soll. Das ist allerdings nicht das was ich möchte. Ich möchte arbeiten, zu Hause war ich letztes Jahr schon genug.
Außerdem denke ich, dass das die Gutmütigkeit meines Arbeitgeber irgendwann ausgereizt sein könnte. Zusätzlich zu meinen Krankheitstage musste ich wichtige Termine mit Kunden verschieben oder konnte Termine im Ausland nicht wahrnehmen. Das ist für meinem Arbeitgeber nicht nur teuer, der Kunde hat auch wenig Verständnis, wenn ein Termin mehr als einmal wegen Krankheit verschoben wurde.

Krank melden und trotzdem arbeiten soweit es geht halte ich auch für keine gute Idee. Ich gehe mal davon aus, dass es sich auch um Betrug handelt.

Aber gibt es für solche Krankheiten keine Möglichkeit für eine Zeit von 1-2 Wochen nur bedingt arbeitsfähig zu sein? Während meiner schlechten Wochen geht es mir immerhin nicht den ganzen Tag schlecht. Meistens hab ich dann meine Beschwerden am frühen Vormittag und/oder späten Nachmittag. Dann komm ich nur schwer von der Toilette weg oder kann mich nur sehr schwer konzentrieren. Aber einige Stunden am Tag geht es mir dann wieder ausreichend gut.

Im Moment gehe ich während solchen Wochen später zur Arbeit und/oder gehe früher, da es wenig Sinn macht, konzentriert auf meinen Darm den Feierabend abzuwarten. Allerdings muss ich dann irgendwie im Monat auf meine Stunden kommen. Es bestünde zwar die Möglichkeit Minusstunden mit meinem Urlaub zu begleichen, das ist allerdings auch nicht das, was ich möchte.

Viel Grüße

Olagwin
fühlt sich wohl hier
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Registriert: Sa 28. Nov 2015, 14:40

Re: Schlechtes Gewissen wegen Krankmeldung

Beitrag von Olagwin »

Hallo,

ich hatte auch schonmal so eine Situation, wo ich mir eine Teilkrankschreibung gewünscht hätte. Wie du schriebst, fühlte ich mich für 4h durchaus in der Lage zu arbeiten und wollte auch, für 8h aber definitiv nicht.

Ich hatte dann Glück mit meinem Arbeitgeber, dass er die "Mauschelei" mitgemacht hat: Ich hatte eine Krankschreibung für 2 Wochen und hab dann tatsächlich 4 Wochen lang je 4h pro Tag gearbeitet. Die ersten 2 Wochen waren es reine Überstunden und in den nächsten beiden Wochen habe ich die Überstunden quasi wieder abgebaut. Ist aber eigentlich nicht legal, vor allem wenn auf Arbeit was passiert und die Versicherung dann kommt und fragt, warum ich überhaupt trotz Krankschreibung auf Arbeit war wird es ggf. schwierig für den Arbeitgeber.

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