Hallo Pusteblume,
als ich die Diagnose vor 2 Jahre durch einen Zufall bekamm, brach für mich auch erstmal eine Welt zusammen. Ich kannte MC aus dem Freundeskreis und auch die Begleiterscheinungen und ich hatte nichts von alldem. Es war lediglich beim Blutspenden aufgefallen das die Werte nicht stimmen und ich mich schon seit geraumer Zeit schlapp fühlte, das schob ich aber auf den Stress auf Arbeit... Nach etlichen Eisentabletten und einer gründlichen Vorsorgeuntersuchung wurde dann Blut im Stuhl festgestellt und die ganze Maschinerie lief an, als der Internist bei der Darmspiegelung nicht weiterkam wurde ich ins Krankenhaus eingewiesen, die kamen zwar auch nicht durch, stellten mich aber mit allen möglichen Methoden auf den Kopf und nach 3 Tagen warten kam die Diagnose MC. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eine 13 cm lange unpassierbare Stenose im Dickdarm. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, ich bin die Stärkste und mich haut nichts um, weit gefehlt. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe je schlechter ging es mir Kopfmäßig, der körperliche Zustand war dank Cortison bald wieder Ok, da der Chron auch ins Knie gestrahlt hat. Aber die Ängste was wird in Zukunft, wie geht es weiter blieben, sie sind auch heute noch da, manchmal mehr und manchmal weniger.
Ich habe die Erfahrung gemacht, das es hilft darüber zu reden, es ist fast wie in einer Ehe - es gibt gute und schlechte Tage. Ich kann verstehen, dass du Angst hast deine Ausbildung ordentlich zu Ende zubringen wenn du soviel fehlst. Thilo hat aber recht, wenn er sagt, das Glas ist immer halbvoll!!

Ja die Sache der Familie beizubringen, dass es nicht nur ein Schnupfen ist, ist nicht einfach! Meine Tochter (damals 5) fragte mich als ich nach Hause kamm, wie lange ich noch lebe, ich hätte ja schließlich Krebs. Da musste ich erstmal schlucken und hab gefragt, wer sowas erzählt, sie erklärte mir daraufhin das hätte ihre Oma (Schwiegermutter) gesagt, ich habe ihr dann versucht kindgerecht zu erklären was ich habe und das sie in absehbarer Zeit nicht mit meinem Ableben zu rechnen hat. Selbst meine Schwiegermutter hat es jetzt verstanden.

Bei meinem Mann ist das bis heute noch nicht wirklich angekommen, ich bin in der komfortablen Lage das mir mein MC bis jetzt keine großen Probleme bereitet hat und ich nicht wochenlang zu Hause bleiben musste, dank der Bemühungen meine Ärzte kann ich ein relativ normales Leben führer (Dank Humira und Aza), ich befinde mich wie man so schön sagt in Remision, leider hat der gute Heilungsprozess zur Folge, das die Stenose sich sehr vernarbt hat und noch enger geworden ist, so das fast nix mehr durchgeht.

Auch eine Weitung kommt nicht in Frage, also muss das Stück raus, nach Pfingsten bin ich dran. Habe momentant wenn ich zuviel esse auch starke Krämpfe, nun merkt mein Mann zum ersten Mal, dass ich wirklich krank bin und nicht alles so funktioniert wie sonst. Ich habe ihm gestern die ganzen MC Brochüren in die Hand gedrückt und er hat die halbe Nacht verbracht sich damit zu beschäftigen, ich glaube jetzt ist es bei ihm angekommen.
Du siehst also es ist ein weiter Weg. Auf Arbeit gehe ich damit offen um, da ich als Abteilungsleiter arbeite und auch für einige Mitarbeiter verantwortlich bin, habe ich mir gesagt, ich bin offen, so wissen sie wenn ich ehr gehe als sie das es mir nicht gut geht und es ist ok, es mault dann keiner naja als Vorgesetzter .... Und auch bei meinen Vorgesetzten kam diese Offenheit gut an, wir haben gemeinsam Wege gefunden, mir die Arztbesuche zu ermöglichen ohne für die Firma große Ausfälle zu produzieren oder bei Durchfällen mir gestattet zu Hause zu arbeiten. Wie offen jeder damit umgeht, muss der Einzelne selbst entscheiden. Ich habe im Freundes- und Bekanntenkreis mehrere Leute die auch MC haben, die haben andere Erfahrungen mit der Offenheit gemacht.
Eins habe ich aber in den letzten 2 Jahren gelernt - hör auf deinen Bauch. Es ist ein ständiger Kampf die Krankheit nicht Oberhand gewinnen zu lassen, es gibt Tage da gewinnst du und welche da verlierst, lerne sie zu akzeptieren. Gib Dir und deinem Umfeld Zeit damit zurecht zu kommen und setze dich nicht unter Druck.
Vielleicht hilft dir ja die Ausbildung dabei nicht nur an die Krankheit zu denken, sondern erinnert dich an die Ziele die du dir gesetzt hast.
Wünsche Dir alles Liebe