Starker Durchfall durch Mesalazin?

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
MCHämmer
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Re: Starker Durchfall durch Mesalazin?

Beitrag von MCHämmer »

Hi Neptun,

ja da gebe ich dir Recht. Dieses Krankheitsbild ist tatsächlich sehr komplex in der Entstehung. Aber die Entstehungskomplexität und Individualität darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass am Ende immer das selbe Ergebnis, nämlich die Entzündung rauskommt. Der Weg dorthin ist von Person zu Person höchst unterschiedlich, aber am Ende vereinen sich diese Probleme ja immer zum Gesamtproblem.

Das ist vereinfacht gesagt wie bei einer Erkältung. Der eine steckt sich in der U Bahn an, der nächste im Bus, der nächste bei seiner Frau, der nächste auf Arbeit, aber am Ende stehen alle vor dem selben Problem. Und da muss man bei der ganzen Sache ansetzen, da wo im Organismus die Fäden zusammenlaufen und etwas aus dem Takt geraten ist. Und wenn ich mich daran erinnere, wie es bei mir war, wundert mich das auch nicht. Als ich beim Arzt war gab es keine umfangreiche Anamnese, keine umfangreiche Blutuntersuchung etc pp. Es wurde nur das Standartprogramm gefahren. Koloskopie, Blutbild, noch ein paar spezielle Test wegen Infektionen, Calpro und das war es mehr oder weniger schon. Und dann gabs die Spritze.

Dabei gibt es noch viele viele andere Untersuchungen, mit denen man das Problem eingrenzen könnte. Die Arbeit macht sich nur niemand.
Vorwärts immer rückwärts nimmer.

Astrologin
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Re: Starker Durchfall durch Mesalazin?

Beitrag von Astrologin »

Hallo MCHämmer,

ich glaube auch nicht an die Theorie der Autoimmunerkrankung.
Dr. med. Alexander Swidsinski hat schon 2002 festgestellt das die Entzündungsreaktion im Darm angemessen ist, da damit das Eindringen
von Bakterien in die Darmwand verhindert wird.
Eine Darmbarrierestörung müßte aber anders behandelt werden. Wenn ich mit Immunsupressiva die Entzündung unterdrücke, dann habe ich zwar einen kurzfristigen Erfolg, aber dann gelangen Bakterien durch die Darmwand. Und wer weiß schon, was die dann alles anrichten.
Ich glaube nicht das Ärzte willentlich eine Gesundung verhindern wollen. Aber sie geben sich auch nicht gerade viel Mühe.
So das ich ihnen Hybris gemischt mit Dummheit und Fahrlässigkeit vorwerfe.
Irgendwann mal studiert zu haben reicht halt nicht. Die wenigsten besuchen die Forbildungsseminare die nötig wären um auf dem aktuellen Wissenstand der Medizin zu sein. Und die Abhängigkeiten zur Pharmaindustrie tun dann ihr übriges.
Im Bauchredner Ausgabe 151 gibt es einen interessanten Beitrag "Eine kurze Geschichte der CED" in der am Ende der zunehmende Einfluß der Pharmaindustrie auf die Verschreibungspraxis kritisiert wird. (Also keine Verschwörungstheorie von mir, sondern realer Alltag)
Die Pharmaindustrie hat natürlich ein größeres Interesse so richtig teure Chemie zu verkaufen und die verkauft sich mit der Theorie der Autoimmunerkrankung einfach viel viel besser.
Viele Grüße
Astrologin

"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."

Pink Floyd
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Re: Starker Durchfall durch Mesalazin?

Beitrag von Pink Floyd »

Ja, natürlich verdient die Pharmaindustrie viel Geld an kranken Menschen. Und es ist auch sicher so, dass Ärzte teilweise von der Pharmaindustrie dafür bezahlt werden bestimmte Medikamente öfter zu verschreiben.
Das ist Fakt.

Aber jetzt dadurch der ganzen Ärzteschaft zu unterstellen, dass sie das alles nur machen, um sich an kranken Menschen zu bereichern und eigentlich überhaupt keine Lust haben nachhaltig zu helfen, das klingt doch irgendwie schon ein bisschen verschwörungstheoretisch.

Krankheit ist so oder so ein sicheres Geschäft, was nie aussterben wird. Und das völlig unabhängig davon, ob chronische Krankheiten vielleicht irgendwann mal geheilt werden können. Und dann ständen ja auch gigantische Einnahmen vor der Tür, wenn ein Medikament wirklich heilen könnte.

Catze
Dauergast
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Re: Starker Durchfall durch Mesalazin?

Beitrag von Catze »

Hi zusammen, hab noch einen kleinen Nachtrag zum Wirkbereich/ Galenik von Mesalazin Produkten.

https://www.akdae.de/arzneimitteltherap ... krankungen

5-Aminosalicylsäure (5-ASA/Mesalazin)

Mesalazin hemmt lokal die Zytokinsynthese, inhibiert die Chemotaxis und die Leukotriensynthese und wirkt als Radikalenfänger.

Die Substanz wirkt topisch; die Wirksamkeit ist bei CU belegt, die Daten zum MC sind widersprüchlich. Nur bei CU wirkt Mesalazin remissionserhaltend und kann eine mukosale Heilung bewirken. Die Applikation erfolgt per os, als Klysmen oder Schaum (linksseitige Kolitis) und Suppositorien (Proktitis).

Orale Präparate haben unterschiedliche Galenik:

Ummantelung mit Eudragit (z. B. Claversal®, Salofalk®): Freisetzung bei pH-Anstieg > 6 und damit zu mehr als 75 % im Kolon
Methylcellulose-umhüllte Mikrogranula (Pentasa®): Freisetzung zeitabhängig und weitaus überwiegend im unteren Gastrointestinaltrakt
5-ASA-Doppelmoleküle (Olsalazin, Dipentum®): Freisetzung erst durch bakterielle Spaltung und somit ausschließlich im Kolon
Multi-Matrix-System (MMX-Mesalazin, Mezavant®), das durch einen viskösen Gelmantel zur Mesalazin-Freisetzung im gesamten Kolon führt

Die Präparate-Auswahl richtet sich nach dem Manifestationsort der Erkrankung im Darm. Die tägliche Einmaldosierung verbessert die Compliance.

https://www.amboss.com/de/wissen/Coliti ... ee1dfc7df9
Genaue Beschreibung von Galeniken Mesalazin.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung. ... 2/uid-7998
Achtung, es wurden nur bestimmte Tabletten getestet.

Ganz liebe Besserung!!!

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neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
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Registriert: Do 20. Dez 2012, 19:58

Re: Starker Durchfall durch Mesalazin?

Beitrag von neptun »

Besser in die Fachinfos des Herstellers sehen als in Zusammenfassungen:

PENTASA Retardgranulat besteht aus mit Ethylcellulose beschichteten Mikrogranula aus Mesalazin.
PENTASA 1000 mg Retardtabletten bestehen aus Mesalazin Microgranula, die mit Ethylcellulose gecoatet sind.

30 – 50 % der oralen Dosis werden hauptsächlich im Dünndarm resorbiert.

Was bewirkt die Freisetzung im Dünndarm, denn sonst gäbe es dort ja keine Resorption?
Richtig,
eine Wirkung ab dem oberen Dünndarm und nicht weitaus überwiegend im unteren Gastrointestinaltrakt.
Dort wird ein Teil des Pentasa schon wieder unwirksam durch Acetylierung, welche die Dickdarmbakterien bewirken.

LG Neptun

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