Linksseitenkolitis

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
Janne
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Linksseitenkolitis

Beitrag von Janne »

... steht in meinem Sigmoidoskopie Befund. Histologie steht aus. Bedeutet das immer CU??? (hohe Leukos, 8 Wochen breiige Durchfälle bis 6x tgl, dann 1w wässrig u bis 30x inkl Infusionen, keine pathogenen Keime).

Hab heute den Befund bekommen.

Beurteilung : Linksseitenkolitis

Der Untersuchen ist drei Wochen in Urlaub. Mein Hausarzt ist unsicher.

Mir geht es besser, noch Durchfall, aber 2-5x, nie Blut sichtbar, am Papier ab u an, aber nur Mini-Spuren.

Danke!

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neptun
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von neptun »

Hallo Janne,

willkommen im Forum.

Wenn eine Stuhlprobe auf pathogene Keime untersucht wurde, eine Anamnese durch den Arzt erstellt wurde ohne weitere Gründe, dann wird es sich wahrscheinlich um eine CED handeln.

Wobei auffallend ist, daß Dir für eine cu das Leitsymptom fehlt, nämlich Blut am Stuhl.
Geringe Blutspuren am Papier deuten auf einen ganz kleinen Riß in der Afterhaut hin und hat damit keinen diagnostischen Wert.

Nun gibt es keine weiteren Anhaltspunkte aus der Kolo, aber es kann sich auch bei Linksseitencolitis um einen mc handeln. Denn die Bezeichnung bezieht sich nur auf die Lage der Entzündung (-itis) im linken Dickdarm (Colon).

Die CED hat man nach Diagnosestellung lebenslang, aber niemand kennt seinen Verlauf. Auch nach Jahren nicht. So kann es eine einmalige Episode werden bis hin zu einem chronisch aktiven Verlauf. Und auch in Bezug auf die Ausdehnung der Entzündung und weitere mögliche Komplikationen sowie zu Begleiterkrankungen sind keine Voraussagen möglich.

Falls Fragen sind, stelle sie gerne.

LG Neptun

Janne
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von Janne »

Danke, lieber Neptun.

Tatsächlich dachte ich vor ca fünf Jahren schon einmal an MC, hatte auch eine Colo, die allerdings oB war (zu der Zeit hatte ich aber keine Beschwerden).

Was mich verwirrt:

Im Befund steht "geringgradige entzündliche Rötung im eingesehenen Bereich i S einer Linksseitenkolitis".

Als Beurteilung: Linksseitenkolitis, als Diagnose dann aber ein ICD-Code für eine "Kolitis unklarer Genese".


Der heftige, unkontrollierbare Durchfall war wie Wasser, da war definitiv kein Blut dabei.

Vorher u danach bin ich unsicher bzw denke, ab u zu wenig. (Das verschwand aufgrund der Konsistenz immer).
Seltsamerweise ist es jetzt gut, ohne jede Behandlung?! Ist das möglich?Kann das sein? Es stinkt nur erbärmlich, ist heller als sonst u halt 3, statt 1x (seit gestern Abend).

Ich bin übrigens weiblich, 45 u hab Medizin studiert (nicht, dass sich jemand veräppelt vorkommt).

Und Schmerzen hab ich v a im rechten Unterbauch. Links eigentlich fast nie (selten im Liegen), mittig unmittelbar vor, während u nach dem Stuhlgang.

Der Terminus "Linksseitenkolitis" kam mir übrigens vor der Beschäftigung mit dem Thema CED noch nie unter...

Janne
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von Janne »

Ist eine Linksseitenkolitis grundsätzlich auch anderer Genese als eine CED denkbar?

NewKidOnTheBlock
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von NewKidOnTheBlock »

Hallo Janne,
offensichtlich konnte sich der untersuchende Arzt ja auch noch nicht festlegen. Wenn du aber früher schon einmal oder vielleicht sogar mehrmals solche eine Episode hattest, liegt natürlich die Vermutung nahe, dass es eine CED ist. Tatsächlich kann man auch ohne Medikamente in Remission geraten. Dass es dir jetzt wieder besser geht, schließt also leider eine CED nicht aus.

Bist du denn absolut beschwerdefrei? Dreimal am Tag statt früher einmal, hellere Farbe und starker Geruch sind ja zumindest Indikatoren, dass nicht alles im Lot ist. Die hellere Farbe und der Geruch können auch daher rühren, dass der Stuhl weicher ist. Und wenn er weicher ist, dann gibt es dafür eine Ursache.
Möglicherweise wirst du mehr wissen, wenn der histologische Befund da ist. Dann wird sicherlich auch darüber gesprochen, ob du eine Medikation brauchst.

Ich persönlich fand diese Zeit zwischen Hoffen und Bangen ziemlich scheußlich. Immer diese irre Hoffnung, dass es vielleicht doch kein MC ist ... Bei jedem Durchfall wieder Angst und Unsicherheit ... Als die Diagnose dann stand, wusste ich wenigstens, was Sache ist.
LG
NewKid

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neptun
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von neptun »

Hallo Janne,

war der Grund für die Sigmoidoskopie der wässrige Durchfall?

Oder waren es doch schon die Schmerzen im rechten Unterbauch?
Dann hätte man aber doch mit auch nur geringer Ahnung von CED eine hohe Koloskopie gemacht, wo man eben auch ca. 10 cm ins terminale Ileum sieht.
Der Bereich um die Ileozökalklappe ist die bevorzugte Region mit Entzündung bei mc.
Die kann aber auch recht häufig vergesellschaftet sein mit Entzündung im Analkanal, dem Rektum oder dem Sigma.
Bei Dir anscheinend nun mit Linksseitenkolitis, also ca. 50 cm ab Anus bis zur linken Flexur.

Eigentlich hätte man doch eine Stuhlprobe auf pathogene Keime untersuchen sollen, und dabei dann auch den Calprotectinwert als spezifischen Marker für Entzündungen im Magen-Darm-Trakt ermitteln können.

Dazu noch die Anamnese, ob z.B. NSAR ein Grund für Entzündungen sein können wegen einer antibiotikaassoziierten Colitis aufgrund C. difficile.

Und dann hätte eben die vollständige Kolo erfolgen sollen.

Nun hast Du einen Befund mit geringgradiger entzündlicher Rötung.
Ich habe Ewigkeiten Linksseitencolitis gehabt und erst bei ausgeprägter Entzündung kommt es zu weichem Stuhl, weil der in diesem Abschnitt hauptsächlich entwässert wird. Wässriger Stuhl ist allenfalls eine Tagesepisode.

Bei mc kann es aber durch Entzündung im terminalen Ileum durchaus zu wässrigem Durchfall kommen, weil dort die Gallensäure resorbiert wird. Geschieht dies nur eingeschränkt oder gar nicht aufgrund temporärer Entzündung, dann folgt ein Gallensäureverlustsyndrom. Der Dickdarm reagiert so, weil er mit der Gallensäure nichts anfangen kann.
Meist ist dann der Stuhl auch etwas aggressiv am After.

Die Schmerzen im rechten Unterbauch können auf eine beginnende Stenose hinweisen. Bei schlanken Menschen ist dann auch durchaus eine Walze unter der Bauchdecke zu ertasten. Dazu gurgelnde Geräusche, wenn die Peristaltik den Nahrungsbrei gegen die Engstelle preßt und dieser dann gurgelnd zurück läuft. Dies sind aber nur Hinweise. Bei stärkerer Verengung kämen andere Symptome dazu.

Die ICD 10 ist eine Verlegenheitslösung, weil sich der Untersucher nicht festlegen will. Wird dann häufig als Colitis indeterminata tituliert, wenn es nur noch die Unterscheidung von mc und cu ist.

Bei cu sollte das Rektum am stärksten entzündet sein, die Entzündung nach oben hin dann abnehmen, so daß die rosa Schleimhaut und die Blutgefäße als Geflecht wieder erkennbar sind.
Vielleicht hast Du es ja selbst in Augenschein nehmen können.
Es gibt vielfältige weitere makroskopische Zeichen, die einem CED-erfahrenen Arzt die Diagnose erleichtern und Gewißheit schaffen.

Bei Dir steht also sicher noch eine vollständige Kolo an. Vorab wäre auch eine Sono im Bereich der Ileozökalklappe möglich, denn die ist dafür leicht zugänglich und kann Wandverdickung und auch eingeengtes Lumen offenbaren. Aber auch hier gilt, der Untersucher sollte das immer als tägliches Geschäft betreiben, also mit CED erfahren sein.

Die CED sind chronisch rezidivierende Erkrankungen, also von ihrer Natur durch einen Wechsel von Rezidiv zu Remission geprägt. Somit kann man auch ohne Zutun, ohne Medikamente in Remission kommen. Wie man normal auch nicht lebenslang auf Medikamente angewiesen ist. Wie manchmal der Eindruck bei der Lektüre des Forums entsteht.

Aber es gibt auch chronisch aktive Verläufe, wo der Körper das Bestreben nach Entzündung nicht wieder aufgibt. Wobei man ja nicht weiß, warum er damit anfind und dies zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ebenso ist es umgekehrt.

Aber immer bestimmt der Körper das Geschehen. Medikamente unterdrücken Entzündung und können so dem Körper helfen, aber heilen tun sie nicht.

LG Neptun

Janne
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von Janne »

Vielen Dank Newkid.

Nein, normal ist es nicht. Nur normaler als die letzten drei Monate.

Was ich auch extrem habe, der Bauch ist so dermaßen gebläht u hart ab frühem Abend, ich sehe echt hochschwanger aus....

Morgen ist die Biopsie eine Woche her, dann gibt es vll echt demnächst einen Befund.

Die massiven Beschwerden vor einigen Jahren waren links, mit auffälligem Sono.

Kolossal klappte erst ca 2 Monate später, da war alles oB. Histo wurde keine gemacht.

Neptun, auch dir herzlichen Dank!

Stuhl wurde untersucht, vor dem Wasserdurchfall (ging sechs Tage), keine Keime. Calprotectin wurde nicht bestimmt vom Labor, da "zu wenig Material".
Der Gastro hatte letzten Arbeitstag vorm Urlaub, der wollte fix schauen noch. Die Untersuchung tat arg weh u ich hab die Augen zugemacht, erst später geschaut. Ich bin eigentlich wenig empfindlich, war erstaunt über das immense Zwicken u Stechen.

Janne
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von Janne »

Ich hatte vor Jahren mal eine Zyste am rechten Eierstock. Die ging mit heftigen Schmerzen u Durchfall einher. Wurde mit peritonealer Reizung erklärt.

Der Gyn hat da schon drum gebeten, nach einer CED zu schauen, was die Gastros unnötig fanden.

Ich, als Arzt-Vermeiderin hab das natürlich gern gehört....

Janne
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von Janne »

Sorry, dass ich hier quasi Selbstgespräche führe, aber ich hab eben nochmal genau deine Antwort gelesen, Neptun.

Danke für deine Bemühungen u guten Erklärungen!!!!

Das klingt alles logisch. Ich habe auch extrem viele u große rezidivierende Aphten, auch im Rachen u wechselnd im Mund.

Gute Nacht

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neptun
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Re: Linksseitenkolitis

Beitrag von neptun »

Alles gut. :)

LG Neptun

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