Erfahrungen mit Stuhltransplantation?

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Rainman70
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Erfahrungen mit Stuhltransplantation?

Beitrag von Rainman70 »

Hallo!

Ich trage mich mit dem Gedanken, eine Stuhltransplantation durchführen zu lassen. Hat jemand von euch Erfahrungen mit einer solchen Transplantation? Wo wurde sie gemacht, wie war die Wirkung, wie lange hielt sie an,...
Über ein kurzes Statement würde ich mich sehr freuen, vielen Dank!

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neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
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Re: Erfahrungen mit Stuhltransplantation?

Beitrag von neptun »

Hallo Rainman,

die Studie zu FMT wurde von Jahren vorzeitig abgebrochen wegen Wirkungslosigkeit.

Bewiesen ist dagegen ein Behandlungserfolg bei therapierefraktärem Verlauf einer Überwucherung mit Clostridium difficile.

LG Neptun

derklaus
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Re: Erfahrungen mit Stuhltransplantation?

Beitrag von derklaus »

Es gibt dieses Arte-Video ja hier vor kurzem, da meint man, dass man durch eine anderes Bakterienmilieu sehr viel erreichen kann und sogar CED heilen könnte (mit dem richtigen Spender). Interessant, aber nicht wissentlich richtig bestätigt.

EL Patron
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Re: Erfahrungen mit Stuhltransplantation?

Beitrag von EL Patron »

Hallo Rainmann,

Ich kann dir von meiner Erfahrung damit berichten.
Ich leide seit 2007 an einer schweren CED.

Um es kurz zu halten, ich hatte auch immer wieder Probleme mit Clostridien. Übrigends diese sind manchmal ziemlich schwer zu diagnostizieren.

Gegen die Clostridien Infektion half keine Antibiose, und weil es leider zur Beginn der Coronapandemie war, wurden deutschlandweit zunächst keine FMTs angeboten. Irgendwann stoß ich im Internet auf ein private Praxis, die sowas anbot. Und als die Regeln wieder etwas gelockert wurden, hab ich auch die FMT bekommen. Diese wurde endoskopisch durchgeführt.
Zu meinem Entsetzen, wurde alles deutlich schlimmer. Mir ging es danach extrem schlecht. Brauchte ewig bis ich auf den vorherigen Zustand kam. Der Versuch war in meinen Augen definitiv gescheitert. Es hatte mich auch einiges an Geld gekostet.

Ich war aber davon überzeugt, dass eine FMT der richtige Weg ist. Über Umwege, kam ich dann zu Prof. Stallmach aus der Uniklinik Jena.
Dort wird die FMT nicht endoskopisch durchgeführt, sondern über die gabe von Kapseln. Außerdem erfolgte die Therapie nicht einmalig sondern über einen Zeitraum von 12 Wochen. Bei mir trat der Effekt zwar ziemlich spät ein, aber dafür sehr eindeutig. Die Entzündung ging deutlich zurück und ich konnte das erste Mal seit vielen Jahren auch wieder Gewicht zunehmen. Der Effekt hielt gute 3 Monate bis vor paar Wochen. Seit dem geht es mir etwas schlechter. Es ist aber kein Vergleich zu dem wie es mal war. Und ich vermute auch, dass das Wetter was damit zu tun hat.

Jedenfalls sagte der Herr Prof. Stallmach, das eine FMT unabhängig davon ob man nun eine Clostridien Infektion hat bei ca. 50% nach 3 Wochen anschlägt.

Was ich dir damit sagen möchte, FMT ist nicht gleich FMT. Dazu gehört viel Erfahrung und auch viel Glück dazu. Es ist nämlich so, dass es sein kann, daß dein Körper das neue Mikrobiom abstoßt. Dann führt das zu noch stärkeren Entzündungen. Außerdem ist wohl auch der Zeitraum entscheidend. Passen aber alle Faktoren, behaupte ich kommt es der Ursache der Erkrankung am nähsten.

Falls du Interesse hast, bereitet der Herr Prof. Stallmach eine Studie vor, die demnächst in einigen Spezialambulanzen durchgeführt wird. Du kannst es auch wie ich machen, und ihn direkt anschreiben.

Hoffe ich konnte dir einen Eindruck geben.

Alles Gute!

Düsseldorfer
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Re: Erfahrungen mit Stuhltransplantation?

Beitrag von Düsseldorfer »

Hallo zusammen,

auf das Thema FMT bin ich 2022 gekommen, als sich bei mir nach einer Clostridien Difficile Infektion mit anschließender Antibiotikagabe, das erste Mal in meinem Leben - nach über 8 Jahren Dauerschub - eine Art Remission einstellte. Das lässt mich vermuten, dass das Mikrobiom eine Schlüsselrolle in meiner persönlichen Krankheitsdynamik spielt. Auch bei meinem letzte Schub habe ich erst nach der Hinzugabe von Antibiotika zum hochdosierten systemischen Cortison eine deutliche Besserung erfahren.

Ich habe nächste Woche einen Termin bei Prof. Stallmach. Die Studie ist leider nur für CU-Patienten. Allerdings darf man als MC-Patient, wenn man es privat bezahlen kann, einen individuellen Heilversuch starten. Die Kosten für eine drei-monatige Therapie belaufen sich auf knapp 3,3k EUR, wovon laut deren Aussage, gerade einmal die hohen Kosten für die aufwändige Selektion des Stuhlspenders gedeckt werden.
Ich werden es mit einem individuellen Heilversuch versuchen, falls ich geeignet bin.

Weiteres kann ich nach meinem Termin berichten!

Viele Grüße

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