Erfahrung mit Azathioprin

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
banthai45
ist öfter hier
Beiträge: 33
Registriert: Fr 11. Feb 2022, 21:07

Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von banthai45 »

Hallo zusammen,

ich habe seit knapp 2 Jahren CU. Ich bin momentan mit 7,5 mg Prednisolon und Zeposia eingestellt. Ich bin zwar im Moment einigermaßen beschwerdefrei, aber da der 1. Ausschleichversuch vom Cortison gescheitert ist, bin ich mir nicht sicher, ob es jetzt beim 2. Mal klappt. Entyvio hat nicht geholfen. Auf Remicade habe ich leider AK entwickelt. Mein Gastro meinte, vielleicht sollten wir doch Azathioprin versuchen, falls Zeposia nicht hilft. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das möchte. Wie sind eure Erfahrungen damit? Und vor allem die Nebenwirkungen schrecken mich total ab!
Lg

Infinity
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 11
Registriert: So 3. Apr 2022, 09:45
Diagnose: CU seit 2011

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Infinity »

Hallo,

ich nehme tgl. 200 mg Azathioprin seit ca. 10 Jahren und konnte bisher noch keine größeren Nebenwirkungen feststellen. Die Infektanfälligkeit ist, wie bei Biologika, leicht erhöht.

Ich hatte einen steroidabhängigen Verlauf, mich hat das Medikament, mit Ausnahme kleinerer Schübe, in steroidfreie Remission gebracht. Entyvio oder andere Biologika hatte ich bisher nicht genommen, zum Vergleich der Wirksamkeit kann ich daher nichts sagen.

Empfohlen werden 2 -2,5 mg / Kg Körpergewicht, bei mir haben erst höhere Dosen von 2,5 bis 3 mg / Kg Körpergewicht die gewünschte anhaltende Remission gebracht.

Die Nebenwirkungen von Azathioprin sind sicher kleiner, als die einer dauerhaften, wenn auch geringen, Prednisolon Einnahme.

Wobei es auch auf das Alter ankommt. Mein Gastro meinte, dass man bei alten Patienten eher Biologika anstatt Azathioprin aufgrund eines etwas günstigeren Nebenwirkungsprofils einsetzen würde.


Viele Grüße

Infinity

banthai45
ist öfter hier
Beiträge: 33
Registriert: Fr 11. Feb 2022, 21:07

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von banthai45 »

Hallo Infinity,.

das hört sich ja ganz gut an. Wie lange hat es gedauert, bis die Wirkung eingetreten ist? Ich fürchte mich halt davor, wieder ne Cortison Therapie anfangen zu müssen. Und das pack ich bald nimmer. Bei mir ist es wohl auch steroidabhängiger Verlauf.

Infinity
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 11
Registriert: So 3. Apr 2022, 09:45
Diagnose: CU seit 2011

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Infinity »

Schwierig zu sagen, da ich zu Beginn parallel höherdosiert Prednisolon genommen habe. Ich würde 3-6 Monate bis zum vollen Wirkeintritt schätzen. Ohne Azathioprin ist es nicht gelungen das Prednisolon abzusetzen, mit Azathioprin war dies möglich.

Benutzeravatar
Roxypüppchen
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: Sa 23. Aug 2014, 18:37
Diagnose: MC seit 2014

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Roxypüppchen »

Ich nehme das Zeug mit 125mg seit ca 6 Jahre. Es ist eben die ganz persönliche Frage welche Nebenwirkungen belasten einen und welche sind tolerabel.

Das erste Mal hat es nach knapp 4 Monaten zu wirken begonnen im Blutbild sah man es etwas früher. Hier nahm ich noch parallel Entocort.

Das 2. Mal (letztes Jahr) hat es etwas länger gedauert, allerdings ohne weitere Steroide.

Den Auslassversuch unternahm ich hauptsächlich wegen einer Umstellung auf Adalimumab welche nicht funktioniert hat und Azathioprin deshalb wieder ran musste.

In all den Jahren war ich absolut nicht infektanfällger als vor Azathioprin. Mein letzter Schnupfen liegt 15 Jahre zurück!

Selbstverständlich sollte man seinen Impfstatus vor Beginn der Einnahme auf Vordermann gebracht haben.

Meine hauptsächlichen Nebenwirkungen sind
*extremer Haarausfall ( Neue kommen aber nach)
*Folsäure und Vitamin B12 Mangel (ist bekannt unter Aza wird kontrolliert und substituiert)
*für mich, das schlimmste, Übelkeit sehr oft und Erbrechen ca 3 Mal die Woche. Leider vollkommen unabhängig davon wann ich das Aza nehme.
*Alkohol vertrage ich gänzlich nicht mehr - kann ich gut mit leben.

Während meines Auslassversuches stellte ich fest, dass es mir all die Jahre meinen Heuschnupfen ganz gut vom Hals gehalten hat ohne das es mir bewusst war. Gibt also auch eine gute Seite....

Nicht zu vergessen, Cortison eignet sich nicht zur Dauertherapie!!!

Zuhause ist nicht, wo das Herz ist, sondern wo der Hund ist. (J. Rose Barber)

Luska
ist öfter hier
Beiträge: 38
Registriert: Fr 9. Jul 2021, 09:15
Diagnose: MC seit 2004

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Luska »

Hallo banthai45,

ich habe viele Jahre Aza genommen und muss sagen, dass ich damit insgesamt gut zurecht kam.
Infektanfälliger war ich nicht, sondern hatte eher weniger bis keine Infekte im Vergleich zur Zeit davor. Einzig störende Nebenwirkung war für mich sehr empfindliche, zeitweise offene Haut an den Händen. Dies hatte sich nur gebessert bzw. ist verschwunden, nachdem die Dosis etwas reduziert wurde.
Positive Begleiterscheinungen des Azas war, dass ich über all die Jahre keine Mückenstiche bekommen habe. Wirklich nicht einen einzigen. Entweder hat mein Körper nicht auf potentielle Stiche reagiert oder ich wurde wirklich nicht gestochen. In Zeiten, in denen ich Auslassversuche hatte, war ich regelrecht zerstochen, da ich es gar nicht mehr kannte, auf Mücken zu achten.... ;)

LG Luska

Leinelchi
Dauergast
Beiträge: 207
Registriert: Mi 2. Sep 2020, 11:28

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Leinelchi »

Hallo,

hatte vor Jahren starken Bluthochdruck durch AZA bekam Blutdrucksenker. Dann bekam ich eine Bauchspeicheldrüsenentzündung und musste das Medikament absetzen. Der Blutdruck war bald wieder normal, also Nebenwirkung des Medikaments.

Nun spritze ich Stelara. Darm entzündungsfrei seit 1 Jahr und endlich kaum Durchfall dh. fast normaler Stuhlgang und das mit imperativ ist auch verschwunden. Lebenqualität pur, hoffe das bleibt weiter so.

Alles Gute
Leinelchi

Lucky1972
könnte auch hier einziehen
Beiträge: 406
Registriert: Mi 1. Apr 2015, 19:21
Diagnose: CU seit 1989

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Lucky1972 »

Vielen Dank, allen, die ihre Erfahrungen hier teilen.
Ich werde jetzt mit Azathioprin beginnen.

Darf ich fragen, ob ihr damit Schubfrei wurdet? Bzw. @infinity was bedeutet bei dir kleinere Schübe? Das ist ja sehr individuell.

@roxypüppchen mich würde dauerhafte Übelkeit und 3 mal wöchentliches Erbrechen fast mehr belasten, als meine aktuellen CU Probleme. 🙈
Viele Grüße
Lucky

„Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“
(Oscar Wilde)

Benutzeravatar
Roxypüppchen
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: Sa 23. Aug 2014, 18:37
Diagnose: MC seit 2014

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Roxypüppchen »

Ein klares JA. Ich war bis auf hier und da mal ein paar Bauchschmerzen/ unruhiger Darm schubfrei.

Zuhause ist nicht, wo das Herz ist, sondern wo der Hund ist. (J. Rose Barber)

Infinity
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 11
Registriert: So 3. Apr 2022, 09:45
Diagnose: CU seit 2011

Re: Erfahrung mit Azathioprin

Beitrag von Infinity »

Lucky1972 hat geschrieben:
So 19. Jun 2022, 08:49

Darf ich fragen, ob ihr damit Schubfrei wurdet? Bzw. @infinity was bedeutet bei dir kleinere Schübe? Das ist ja sehr individuell.
Am Anfang hab ich ca. 2 mg/kg Körpergewicht genommen. Die Dosis hat dauerhaft nicht ausgereicht, da ich trotzdem zeitweise Cortison nehmen musste. Vor 7 Jahren wurde deshalb die Dosis auf ca. 2,5 mg/kg Körpergewicht erhöht. Seitdem musste ich auch kein Cortison mehr nehmen und hatte keine starken Schübe mehr.

Generell hat durch Azathioprin die Intensität der Schübe abgenommen (auch schon unter der geringeren Dosis), d. h. die Schübe kamen nicht mehr plötzlich innerhalb von Stunden sondern langsamer und viel milder (nur noch Durchfall, kein Blut mehr). In den letzten 7 Jahren hatte ich so gut wie keinen schweren Schub mit Durchfall mehr. Wenn ich merke dass es mir schlechter geht (Bauchschmerzen, Übelkeit), reichen Mesalazin Klysmen und Zäpfchen für ein paar Tage aus, um es in den Griff zu bekommen.

Mittlerweile habe ich nach 11 Jahren begonnen das Azathioprin auf Anraten meines Arztes abzusetzen, da sich keine Entzündung mehr aktuell nachweisen lässt. Nach 12 Wochen hält es sich bisher noch gut.

Viele Grüße

Antworten