Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
Wernaldinho
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Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von Wernaldinho »

Hallo zusammen,

Bei mir wurde MC vor ca. 3 Jahren diagnostiziert, was sich wie folgt äußert. Ich habe eine 15-20 cm lange, vernarbte Stenose im terminalen Illeum. Die letzten cm zur Illeozökalklappe, die Illeozökalklappe selbst und der Dickdarm sind nicht entzündet.
Mein Gastro hat mir eine Operation nahegelegt, da die Stenose ohne kausalen Zusammenhang öfters schon heftige Darmkoliken verursacht hat. Ich werde mit Stelara therapiert, was aber laut Gastro eine vernarbte Stenose nicht therapieren kann.

Jetzt frage ich mich:
Hat jemand hier schon Erfahrung mit einer OP in einem solchen Fall (isolierte Stenose 20 cm im illeum terminalis) gemacht?
Könnte man hier nicht eine Strikturoplastik machen (keine Ileozökalresektion), damit der Darm erhalten bleibt?

Ich lese immer nur von einer Illeozökalresektion in einem solchen Fall. Ich habe Respekt vor den chologenen Durchfälle, die bei einer Illeozökalresektion drohen. Noch habe ich keine Durchfälle. B12 spritze ich heute schon gelegentlich, daher wäre dieser Aspekt nicht ganz so wichtig.
Eine reine Strikturoplastik über die 15-20 cm langen Stenose ohne Resektion erscheint mir der "geringere" Eingriff.

Vielen Dank im voraus für eine Antwort!

LoveSweet
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von LoveSweet »

Hallo, leider kenne ich mich nicht sus aber hätte eine Frage wie genau äußert sich deine Stenose?
Sind das heftige schmerzen oder auch ein vibrieren/rumoren im darm wo auch Blähungen entstehen?

Wernaldinho
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von Wernaldinho »

Hallo Lovesweet,

Meine Stenose macht sich mit heftigen Darmkrämpfen (Koliken), starker Übelkeit und häufigem Erbrechen bemerkbar. Der Nahrungsbrei kann einfach die Engstelle im Dünndarm nicht passieren. So eine Kolik dauert von wenigen Stunden bis über einen Tag an. Anschließend ist es dann aber wieder sehr schnell gut und ich kann mehrere Monate keine Probleme mehr haben.

LG,
Wernaldinho

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neptun
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von neptun »

Hallo Wernaldinho,

eine Strikturoplastik ist nur bis zu einer gewissen Länge möglich, denn schließlich wird der Dünndarm längs aufgeschnitten und quer vernäht. Auf diese Art wird der lichte Durchmesser wieder erweitert.
Ich meine, es sind so um die 6 cm Länge, bis zu der man die Strikturoplastik machen kann.

Die vernarbte Stenose selbst ist inaktiv, hat ja keine funktionierende Darmschleimhaut mehr, aber es wird eben nicht auch noch intakte Schleimhaut rechts und links davon reseziert.

Ich denke, ein CED-erfahrener Chirurg sollte es auch hinbekommen, eine OP ohne Entfernung der Ileozökalklappe durchzuführen, wenn die gar nicht betroffen ist. Und Deine Befürchtung vor chologenen Durchfällen, die ist sehr angebracht. Schließlich sind sie im Forum seit Jahren immer wieder Thema, auf das ich hinweise, aber Gastros und Chirurgen tun dies nur in den seltensten Fällen. Warum nicht? Man kann nur vermuten, sie wissen es einfach nicht. Ein Manko, das es nicht geben sollte.
Kläre also vor der OP das Thema ab mit Brief und Siegel, denn auch Absprachen werden manchmal gebrochen, wie es im Forum schon geschildert wurde. Suche Dir einen CED-erfahrenen Chirurgen.

Vernarbung ist nicht rückgängig zu machen, und daher kann man solche Stenose auch nicht mehr medikamentös behandeln.

Um jetzt die Situation zu verbessern, solltest Du Dich an die Stenosediät halten, zu finden im ersten Thread im Unterforum Ernährung. Man meidet also faserige Gemüse, Häute von Gemüse und Obst, Ballaststoffe, Kerne, Körner, Mais, etc.

LG Neptun

kira85
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von kira85 »

Wernaldinho hat geschrieben:
Mo 6. Sep 2021, 08:48
Hallo Lovesweet,

Meine Stenose macht sich mit heftigen Darmkrämpfen (Koliken), starker Übelkeit und häufigem Erbrechen bemerkbar. Der Nahrungsbrei kann einfach die Engstelle im Dünndarm nicht passieren. So eine Kolik dauert von wenigen Stunden bis über einen Tag an. Anschließend ist es dann aber wieder sehr schnell gut und ich kann mehrere Monate keine Probleme mehr haben.

LG,
Wernaldinho
Hallo,
darf ich fragen was du gegen die Stenose unternimmst? Oder lässt du diese so wie sie ist? Ich verstehe das nicht ganz, diese Engstelle ist doch dauerhaft vorhanden, wieso hast du dann ein paar Stunden Koliken und dann monatelang wieder nicht? Muss man die nicht weiten, oder medikamentös behandeln, eventuell auch rausschneiden?
LG Kira

Wernaldinho
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von Wernaldinho »

Hallo Neptun,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich habe schon gesehen, dass du schon so viele User mit deinen wertvollen Infos versorgt hast, einfach klasse!

Ich habe gelesen, dass man mittlererweile mit der sogenannten Michaelassi-Strikturoplastik auch längere Stenosen (sogar über 20cm) weiten kann. Da gibt es mehrere Artikel dazu. Zudem hat Prof. Rieder einmal in einem Artikel in der Ärtztzeitung geschrieben, dass ein fibrotischer (für mich gleich vernarbter) Darm unter einer Strikturoplastik sogar wieder weich werden kann.
Daher würde ich als Laie natürlich eine Strikturoplastik meiner Stenose sehr bevorzugen. Aber das ist natürlich eine sehr spezielle Frage, welche ich wohl besser mal in der chirurgischen Sprechstunde der DCCV stelle. Vielleicht gibt es hier jemanden, welcher Erfahrung mit einer Michaelassi Strikturoplastik (keine Illeozökalresektion) hat.

Kann man eigentlich die chologenen Durchfälle irgendwie mit der Ernährung beeinflussen? (z. B. Mit fettarme Ernährung)

Danke für den Hinweis mit der Stenosendiät. Mit Ernährung (ballaststoffarm, nicht faserreich,etc.) habe ich schon viel gespielt, aber so richtig mag es bei mir nicht mit der Ernährung zusammenhängen. Keine klare Kausalität für das Aufkommen der Kolik zu haben, ist wirklich bescheiden.

LG,
Wernaldinho

Wernaldinho
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von Wernaldinho »

Hallo Kira85,

Mein MC wird mit Stelara behandelt, damit zumindest keine neue Entzündungen (auch für die Stenose) hinzukommen. Zudem wird bei mir alle 6 Monate ein MR Sellink gemacht, zudem Calproectin Wert und Blutwerte alle 2 Monate. Im MR Sellink schaut meine Stenose gar nicht so dramatisch aus, so dass bisher die Hoffnung war, dass ich um die OP durch richtige Ernährung (siehe Stenosediät) komme. Das scheint sich aber leider nicht zu erfüllen. Urplötzlich kann ich sehr starke Koliken haben (war sogar schon einmal deswegen im Krankenhaus), obwohl ich nichts Verdächtiges gegessen habe. Aber wie gesagt, es kann bei mir Monatelang ohne Probleme gut sein. Keine klare Kausalität zu haben, macht mich wahnsinnig.
Mein Gastro hat mir eben jetzt eine OP nahegelegt. In 2 Wochen wird bei mir wieder ein MR Sellink gemacht.

LG,
Wernaldinho

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neptun
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von neptun »

Hallo Wernaldinho,

prinzipiell wird allein schon durch eine fettreiche Ernährung die Zugabe von Gallensäure beeeinflußt, denn es soll ja zur Spaltung der emulgierten Fetttröpfchen kommen, damit sie resorbiert werden können.
Wie es allerdings massemäßig eine Rolle spielt, weiß ich nicht.

Ansonsten ist mir nur bekannt, auch indischer Flohsamen kann Gallensäure binden.

Bei Dir ist anscheinend das freie Lumen noch ausreichend groß, wenn Du nur sporadisch Probleme hast.
Mag es mit dem verfestigten Gewebe innerhalb der 20 cm Stenose und der damit gestörten Peristaltik einen Grund dafür geben?

Habe ich recht verstanden, daß es bei langstreckigen Stenosen auch zu einer Teilresektion kommen kann und der Rest dann Seit-zu-Seit vernäht wird?
Wie würde sich der Darm verhalten, wenn er geknickt und in einer Seit-zu-Seit Anastomose vernäht wird? Wobei anscheinend auch ein Schnitt im Mesenterium stattfindet.
Wie wird in der Folge die Gefahr einer mangelhaften Durchblutung des zusammengenähten Gewebes gesehen?

Es scheint mir eine selten angewandte Technik zu sein, die eher einem Experimentierstadium zuzurechnen ist.

Wie wir vor kurzer Zeit auch eine Kono-S-Anastomose hier in der Anwendung hatten, die bei einer Ileozökalresektion angewandt wurde, und die hinterher zu großen Beschwerden führte.
Es war Karl und diese Art der Anastomose scheint eine Abknickung des Dünndarmes aufgrund der Vernähung zu bewirken.
Vielleicht liest Du mal in diesem Thread:
https://forum.dccv.de/viewtopic.php?f=3 ... 421#p51421

Sicher ist weitere Info für Dich wichtig, und da können wohl nur spezialisierte Chirurgen weiter helfen.
Wobei es deren Metier, aber auch deren Vorliebe ist, weshalb in anderen Stadien erst mal die versierten CED-Gastros konsultiert werden, um nicht in eine Einbahnstraße zu geraten.

Vielleicht gibt es nun weitere Denkanstöße für Dich.

LG Neptun

kira85
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von kira85 »

Wernaldinho hat geschrieben:
Mo 6. Sep 2021, 21:49
Hallo Kira85,

Mein MC wird mit Stelara behandelt, damit zumindest keine neue Entzündungen (auch für die Stenose) hinzukommen. Zudem wird bei mir alle 6 Monate ein MR Sellink gemacht, zudem Calproectin Wert und Blutwerte alle 2 Monate. Im MR Sellink schaut meine Stenose gar nicht so dramatisch aus, so dass bisher die Hoffnung war, dass ich um die OP durch richtige Ernährung (siehe Stenosediät) komme. Das scheint sich aber leider nicht zu erfüllen. Urplötzlich kann ich sehr starke Koliken haben (war sogar schon einmal deswegen im Krankenhaus), obwohl ich nichts Verdächtiges gegessen habe. Aber wie gesagt, es kann bei mir Monatelang ohne Probleme gut sein. Keine klare Kausalität zu haben, macht mich wahnsinnig.
Mein Gastro hat mir eben jetzt eine OP nahegelegt. In 2 Wochen wird bei mir wieder ein MR Sellink gemacht.

LG,
Wernaldinho
Hallo!

Danke für deine Antwort. Ich verstehe nur nicht (allgemein gemeint) warum eine Darmverengung nicht ständig Probleme bereitet, sondern nur ab und an mal. Der Nahrungsbrei fließt ja täglich öfters dort vorbei, warum haben manche (oder alle Patienten mit Stenose?) dann nicht täglich mit Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen etc zu kämpfen? Das ist etwas, was ich nicht verstehe. Schon gar nicht, wenn man nichts "Verdächtiges" gegessen hat. Ich würde einfach gerne diese Krankheit mehr verstehen, deshalb meine Fragen. Sorry

LG

Wernaldinho
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Re: Erfahrungen mit OP Strikturoplastik im Illeum terminalis

Beitrag von Wernaldinho »

neptun hat geschrieben:
Di 7. Sep 2021, 09:31
Hallo Wernaldinho,

prinzipiell wird allein schon durch eine fettreiche Ernährung die Zugabe von Gallensäure beeeinflußt, denn es soll ja zur Spaltung der emulgierten Fetttröpfchen kommen, damit sie resorbiert werden können.
Wie es allerdings massemäßig eine Rolle spielt, weiß ich nicht.

Ansonsten ist mir nur bekannt, auch indischer Flohsamen kann Gallensäure binden.

Bei Dir ist anscheinend das freie Lumen noch ausreichend groß, wenn Du nur sporadisch Probleme hast.
Mag es mit dem verfestigten Gewebe innerhalb der 20 cm Stenose und der damit gestörten Peristaltik einen Grund dafür geben?

Habe ich recht verstanden, daß es bei langstreckigen Stenosen auch zu einer Teilresektion kommen kann und der Rest dann Seit-zu-Seit vernäht wird?
Wie würde sich der Darm verhalten, wenn er geknickt und in einer Seit-zu-Seit Anastomose vernäht wird? Wobei anscheinend auch ein Schnitt im Mesenterium stattfindet.
Wie wird in der Folge die Gefahr einer mangelhaften Durchblutung des zusammengenähten Gewebes gesehen?

Es scheint mir eine selten angewandte Technik zu sein, die eher einem Experimentierstadium zuzurechnen ist.

Wie wir vor kurzer Zeit auch eine Kono-S-Anastomose hier in der Anwendung hatten, die bei einer Ileozökalresektion angewandt wurde, und die hinterher zu großen Beschwerden führte.
Es war Karl und diese Art der Anastomose scheint eine Abknickung des Dünndarmes aufgrund der Vernähung zu bewirken.
Vielleicht liest Du mal in diesem Thread:
https://forum.dccv.de/viewtopic.php?f=3 ... 421#p51421

Sicher ist weitere Info für Dich wichtig, und da können wohl nur spezialisierte Chirurgen weiter helfen.
Wobei es deren Metier, aber auch deren Vorliebe ist, weshalb in anderen Stadien erst mal die versierten CED-Gastros konsultiert werden, um nicht in eine Einbahnstraße zu geraten.

Vielleicht gibt es nun weitere Denkanstöße für Dich.

LG Neptun
Hallo Neptun,

Vielen Dank für deine Antwort!

Es könnte in der Tat eher an der gestörten Peristaltik als an dem Lumen hängen, dass es zu den starken Koliken bei mir kommt. Das könnte dann besser erklären, warum die Beschwerden nicht dauerhaft sind und scheinbar weniger mit der Ernährung zu tun haben.

Kennst Du mögliche Gründe für eine vorübergehende, gestörte Peristaltik?

Ich glaube, dass die Michelassi Strikturoplastik keinen Expertimentierstatus mehr für die CED Chirurgen hat. Die wird immer wieder in diversen Artikeln erwähnt. Details dazu kann ich dir leider nicht nennen.
Danke für den Hinweis zu dem Thread von Karl. Ich denke auch, dass da nur ein CED Chirurg für Aufklärung sorgen kann. So bin ich aber entsprechende Fragen und Antworten mehr sensibilisiert.

LG,
Wernaldinho

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