Verdacht auf MC - und Angst davor

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
Stern77
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Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von Stern77 »

Hallo...
Ich (43) habe schon eine Weile Darmprobleme. Vor ziemlich genau 4 Jahren fing es mit starkem Durchfall an. Eine Spiegelung ein paar Monate später ergab eine Entzündung, die man erstmal auf eine Infektion schob.

Wieder ein paar Monate später ließ ich mir einen Zahn behandeln. Dieser Zahn stellte einen Entzündungsherd in meinem Körper dar. Ich war von einen Tag auf den anderen wesentlich fitter. Meine Bauchprobleme waren eine zeitlang - knapp 2 Jahre etwa - wie weggeblasen.

Im letzten Frühjahr (2020) bekam ich eine komische Mandelentzündung mit Aphten - was ich vorher nie gesehen hatte. Ich hatte Herpes oder sogar Corona vermutet... Die Aphten gingen mit der Mandelentzündung wieder weg.

Im Herbst letzten Jahres bekam ich erneut Durchfall - mit Blut und Schleim. Wieder Spiegelung, wieder dasselbe bzw. ein ähnliches Bild: Entzündung. Laut Pathologe eher infektiös, der Gastroenterologe im Krankenhaus hat den Morbus Crohn Verdacht aufgestellt.
Es wurde langsam besser, aber ich hatte ein ungutes Gefühl.

Der tote Zahn kam dann wieder in meinen Kopf. Wegen weiterer Probleme (Schulterverspannung einseitig) habe ich ihn nach Monaten des Zweifelns ziehen lassen (90 Minuten hat es gedauert, er war "versteinert"... das so ein Zahn gut für den Körper ist, kann ich mir nicht vorstellen). Meine Verdauung fühlte sich direkt danach tatsächlich anders an - zwar nicht so anders wie vor 2 Jahren, aber ich hatte das Gefühl, das Richtige getan zu haben.

Jetzt ist es seit ein paar Tagen so, dass mein rechter Unterbauch wieder Probleme (leichte Schmerzen) macht. Ich fühle mich kränklich, schlapp, habe weichen Stuhl... :( . Der Schmerz sitzt irgendwie gefühlt allerdings eher in Eierstocknähe - das irritiert mich.

Der Zahn hat das ganze jedenfalls vielleicht nicht so stark beeinflusst, wie ich gehofft hatte. Dass es ein Fehler war, ihn ziehen zu lassen, glaube ich dennoch nicht bis jetzt... Aber die Gedanken darf ich mir sowieso nicht mehr machen.

Im Jahr 2015 wurde bei mir per Bauchspiegelung Endometriose (auch am Darm) diagnostiziert. 2016 hatte ich eine Bauchspiegelung wegen einer Eileiterentfernung rechts, zuvor eine IVF... Die Probleme fingen ein Dreivierteljahr nach diesen Eskapaden an. Wahrscheinlich hat das alles nichts damit zu tun - aber dennoch... Ich hatte bis 2017, also etwa meinem 40. Lebensjahr, nie Durchfallprobleme. Wie kann es sich plötzlich so wandeln? Ich verliere gerade sämtliche Lebenslust :( . Privat war auch noch ein schlimmes Ereignis in den letzten Jahren, aber das tut hier nichts zur Sache. Es trägt nur zu meiner negativen Grundstimmung bei.

Am Donnerstag kann ich eventuell kurzfristig noch einen Termin bei einem Gastroenterologen bekommen (wegen einer Absage). Bisher war ich nur bei meinem Hausarzt (der mich seit Jahren kennt und irgendwie nicht an MC glaubt) und dem Gastroenterologen aus dem Krankenhaus, der diesen differentialdiagnostischen Verdacht aufgestellt hat :-( . Ich brauche glaube ich einen Arzt, der vielleicht auch Gastro-Patienten länger betreut und nicht nur die Darmspiegelung als Momentaufnahme sieht. Hoffentlich bringt das Gespräch am Donnerstag etwas - was auch immer :-( .

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neptun
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von neptun »

Hallo Stern,

den Termin solltest Du wahrnehmen.

Der Arzt sollte den Calprotectinwert im Stuhl ermitteln als spezifischen Marker für Entzündungen im Magen-Darm-Trakt.
Dann sollte er eine Sono vom rechten Unterbauch machen. Wegen Wandverdickung, Stenose, Dilatation, Störung der Peristaltik.

Ich schrieb Dir schon, der Pathologe kann bis auf einen Fall, dem Auffinden von Granulomen, nur der Verdachtsdiagnose des koloskopierenden Arztes folgen.
Hat er keine, ist der Ausweg die abgelaufene infektiöse Entzündung. Ein Schlupfloch.

Schmerz im rechten Unterbauch ist typisch bei mc im Bereich der Ileozökalklappe. Und der rechte Eierstock fehlt Dir doch.
Was war denn mit dem Vitamin B12-Spiegel und Deiner Müdigkeit, Kraftlosigkeit? Ein geringer Spiegel wäre Hinweis auf Entzündung im terminalen Ileum.
Wenn der Durchfall brannte, wässrig war, dann könnte es auch chologener Durchfall gewesen sein. Wird die Gallensäure durch Entzündung im terminalen Ileum nicht genügend resorbiert, dann ist die Folge der Durchfall, weil der Dickdarm mit der Gallensäure nichts anfangen kann.

Eventuell sollte auch mal an ein MRT-Sellink gedacht werden, um den Dünndarm beurteilen zu können.

Blut und Schleim am Stuhl hat man nicht mal einfach so.

Und infektiös, dann sollte doch auch eine Stuhlanalyse gemacht worden sein und man hätte vielleicht pathogene Keime gefunden.
Manche sind meldepflichtig und hätten wohl auch wässrige Durchfälle verursacht.
Auch eine Anamnese hätte man erheben können, mal nach dem Gebrauch von Medikamenten fragen, speziell Antibiotika oder auch NSAR. Das können Gründe für Darmentzündungen sein.

Aber nur infektiös? Schwach.

LG Neptun

Stern77
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von Stern77 »

Hallo Neptun,
Danke für deine ausführliche Antwort und dein Mitdenken!
Tja, es wurde wirklich außer der Spiegelung wenig untersucht. Ich habe mich auch gewundert, dass weder Hausarzt noch Gastro im KH eine (günstigere) Stuhlanalyse vor der Spiegelung gemacht haben. Mein Hausarzt hat mich direkt weiter verwiesen - und nach der Spiegelung mit dem Ergebnis an Spontanbesserung geglaubt. Der Krankenhausarzt war dann im Urlaub, so dass ich nicht mal eine Nachbesprechung mit ihm hatte. Ich weiß auch nicht, ob dieser Arzt - der eigentlich kompetent scheint - so geeignet wäre für eine ambulante Betreuung. Er ist eben in erster Linie Klinikarzt, der ambulante OPs durchführt. Aber eine Betreuung und tiefergehende Beratung macht er glaube ich sowieso nicht, deswegen wollte ich da jetzt auch nicht wieder hin (- und weil er wahrscheinlich sowieso seiner Meinung aus dem Brief folgen würde, ohne weitere Untersuchungen zu machen...).

Die Blutwerte sind bei mir eigentlich immer super, ich werde immer vom Hausarzt gelobt. Eisen, B12, D, ... passt alles ohne dauerhafte Einnahme von Ergänzungsmitteln (alle paar Wochen nehme ich vielleicht mal für ein paar Tage das eine oder andere, aber das wird das Gesamtbild nicht grundlegend ändern). Mein Hausarzt sieht mich daher wahrscheinlich als relativ gesund an.

Blut und Schleim hatte ich nur einmal im letzten Herbst - aber dafür recht heftig, so dass ich jetzt quasi traumatisiert bin und Angst habe, dass es wieder auftritt.

NSAR nehme ich regelmäßig zur Periode (Ibu oder Naproxen)... Antibiotika hatte ich vor dem Anfall im Herbst ein paar Monate zuvor (Mandelentzündung) genommen. Eigentlich vertrage ich diese Medikamente - an Spätfolgen Monate später kann ich nicht glauben.

Der rechte Eierstock wurde bei dem letzten Checkup beim Gyn als unproblematisch beurteilt. Ich überlege fast, ob ich das nochmal untersuchen lasse, weil mein Schmerz so gezielt in einem Punkt ist, an dem ich eher Eierstock als Darm vermuten würde: ganz weit unten rechts, direkt über der Leiste, auch ziehende direkt in den Rücken... Hmmmm. Bei der letzten Koloskopie war der Blindarmbereich entzündet. Vielleicht spüre ich das - keine Ahnung!

Im Entlass-Brief zur letzten Koloskopie stand zum Colon: "Entzündliche Rötung, Schleimhautverquellung, Einblutungen im Rectum und Cöcum. Ileum Ascendens, Transversum, Deszendens und Sigma reizlos" Im Brief an den Hausarzt stand "Mäßiggradig chronisch-erosive Entzündung vom Coecumboden, Biopsien vom Ascendens und Transversum mit normalem Schleimhautaufbau, Biopsien vom Descendens mit einzelnen Kryptenabzessen. (...) Die diskontinuierliche Entzündungsausbreitung makroskopisch wie auch histologisch verbunden mit einer schon 2018 nachweisbaren Entzündung muss differentialdiagnostisch auch einen MC in Erwägung ziehen. (...)". Der Pathologe schreibt: "(...) Bei kurzem Verlauf ist der Befund mit einer infektiösen Genese vereinbar. Bei persistierender klinischer Symptomatik empfehlen wir zur Frage einer CED eine klinische Kontrolle."

Dieses Krankheitsgefühl macht mich wahnsinnig. Irgendwas stimmt nicht, ich spüre es, habe eine Temp von 37 (sonst 36,5) - aber es zeigt sich nicht ganz deutlich :-( .

Ach Mensch... :-( . Eigentlich wollte ich am Freitag für eine Woche in den Urlaub fahren. Die letzten Wochen war ich bezüglich meines Bauches topfit und habe an eine Rückkehr der Probleme überhaupt nicht geglaubt.

NewKidOnTheBlock
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von NewKidOnTheBlock »

Hallo Stern,
bei mir hieß es auch "infektiöse Genese möglich". Mir scheint, das wird gerne geschrieben, wenn das Ergebnis eben noch nicht sicher auf eine CED hinweist.

Wenn du jetzt selbst ein Krankheitsgefühl hast, ist das doch auch aussagekräftig, finde ich. Ich hatte schon seit Jahrzehnten Reizdarmbeschwerden, habe mich damit aber nie krank gefühlt und Darmspiegelungen haben auch nie eine Entzündung ergeben. Erst Ende des letzten Jahres kam ein Krankheitsgefühl dazu. Und die Untersuchungen haben dann bestätigt, dass es keine Reizdarmbeschwerden mehr waren.

Dass dein Hausarzt nicht an MC glaubt, finde ich jetzt nicht so aussagekräftig. Woran macht er das fest? Weil er dich so lange kennt? Allein auf Grund von jahrelanger Kenntnis eines Patienten kann man wohl eine CED kaum ausschließen. Davon abgesehen kennst du dich doch schon viel länger ... und fühlst dich krank.

Gute Besserung
New Kid

Stern77
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von Stern77 »

Na Danke, das macht mir ja Hoffnung... 8-). Ich kann mich irgendwie nicht als MC-Patientin sehen. Ich will nicht :|. Aber danach wird man wohl nicht gefragt... :roll:. Ich muss mich wohl mit der Tatsache anfreunden, wirklich chronisch krank zu sein. :cry:

NewKidOnTheBlock
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von NewKidOnTheBlock »

Mir ging es ganz genauso. Ich doch nicht. Nicht in meinem Alter, das bekommt man doch nur, wenn man jünger ist. Ich bin doch robust.

Und dabei habe ich selbst ganz deutlich gespürt, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Ich war für jede Äußerung dankbar, die in die Richtung ging, dass es nicht MC ist. Aber weggegangen ist es davon nicht.

Ich kann mich auch noch immer nicht richtig als CEDler sehen, aber ich weiß, dass ich MC habe und dass ich es akzeptieren muss. Das ist sehr schwierig. Aber hier haben das so viele schon hinbekommen. Ich hoffe, dass es mir auch gelingt.

Es tut mir leid, wenn ich dich runtergezogen habe. Jeder hat ja seine eigene Art, mit (möglichen) Schicksalsschlägen umzugehen, und man selbst weiß am besten, wie man damit umgeht. Ich vergesse leider manchmal, dass man so etwas auch in der Weise be- und verarbeiten kann, dass man sich sehr lange dagegen stemmt. Und falls dann irgendwann eine Diagnose stehen sollte, kann man sich ja immer noch damit abfinden. Und vielleicht muss man sich gar nicht damit abfinden, weil es eben doch etwas ganz anderes ist. Bitte entschuldige, wenn ich für zu nahegetreten bin.

LG
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Stern77
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von Stern77 »

Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf?

Nein, du bist mir nicht zu nahe getreten. Es ist ja tatsächlich so - man will den Meinungen glauben, die sagen, dass es was anderes ist. Und klammert sich an alles. Lässt sich sogar Zähne ziehen (wobei tote Zähne im Körper ja umstritten sind und das glaube ich auch in Ordnung war).

Ich bin Lehrerin. Die (wenigen) Erfahrungen mit Schule und Darmproblemen, die ich bisher gemacht habe, lassen mich daran zweifeln, ob ich das langfristig kann und will. Eine klare Diagnose würde mein Leben auf den Kopf stellen. Ich würde mich wahrscheinlich erstmal lange krankschreiben lassen und nach einem Weg suchen. Und für mich prüfen, ob der Beruf mit der Krankheit vereinbar ist.

Stern77
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von Stern77 »

Wahnsinn... :cry:...

Alter: ich bin froh, dass ich 40 geworden bin ohne große Darmprobleme. Je später man etwas bekommt, desto besser... Wenn man sich als Teenager damit beschäftigen muss, ist das noch was anderes. Und der Verlauf ist als junger Mensch vielleicht noch schwerer.

Andererseits nimmt man die Dinge als Teenager eher, wie sie kommen... Keine Ahnung. :? ;)

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neptun
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von neptun »

Hallo Stern,

ich schrieb gerade im anderen Thread, es gibt auch bei mc gerne vergesellschaftete Entzündungen. Zum Beispiel Bereich der Ileozökalklappe und Rektum.
Wurde denn überhaupt ins terminale Ileum bei der Kolo gesehen, wie vorgeschrieben? Denn wenn dort kein Befund vorliegt, nicht makroskopisch, nichts zur Biopsie, dann wäre das ein schwerwiegendes Versäumnis.
Und auch Kryptenabszesse hat man nicht umsonst. Und die sind im absteigenden Dickdarm. Sie sind Folge von Entzündung.

Wir hatten hier auch schon Leute mit reseziertem Appendix, wo es dann tatsächlich doch ein mc war. Da wurde noch nicht mal der entzündete aufsteigende Dickdarm gesehen. Ohne Worte.

Natürlich kannst Du weiterhin NSAR nehmen, aber Du weißt, ab jetzt gehören sie aufgrund des mc zu den vermeidbaren Ursachen für Rezidive.

Du hattest mal geschrieben, der rechte Einerstock wäre entfernt worden. Wieso sollte er Grund für Schmerzen sein? Dann doch allenfalls Verwachsungen.

Kannst Du denn etwas gluckern oder gurgeln hören, eine Walze ertasten oder sehen unter der Bauchdecke rechts?

Du solltest Dir den Urlaub nicht vermiesen lassen.
Liegst Du nicht mit Fieber im Bett oder krümmst Dich, es sollte schon gehen. Ablenkung tut sicher gut.

LG Neptun

Stern77
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Re: Verdacht auf MC - und Angst davor

Beitrag von Stern77 »

Der rechte Eileiter wurde entfernt... Vielleicht hatte ich mich vertippt.

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