Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Geplagt
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Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Beitrag von Geplagt »

Hallo!

Ich habe mir vor kurzem die Leitlinien zur Behandlung zu CU zu Gemüte geführt. Dort habe ich viele wertvolle Informationen erhalten. Danke an Konrad. Was mir jedoch fehlt (oder habe ich es überlesen?) Sind die jeweiligen Zeitangaben zu den einzelnen Medikamenten. Es wird immer nur angeführt, dass bei Unwirksamkeit weiter eskaliert werden soll, aber nicht nach welchem Zeitraum der Unwirksamkeit.

Hintergrund: Anfang April wurde mir Pentasa 2 g Granulat verordnet. Habe ich dann ungefähr ein Monat lang genommen mit mäßigem Erfolg aber dafür mit vielen Nebenwirkungen. Daher nach 4 Wochen abgesetzt. Mitte Juli wurde die Koloskopie gemacht, wobei die Diagnose von MC zu CU geändert wurde. Bekam dann Mesagran 3 g, die ich dann insgesamt 2 Wochen bis zu Befundbesprechung eingeworfen hatte.

Bei der Besprechung habe ich zwar über meinen Befund nicht viel erfahren, die Ärztin meinte jedoch, dass ich noch zusätzlich morgens und abends jeweils Salofalk Zäpfchen 1 g anwenden soll, weil ja die Entzündung trotz mehrmonatiger Behandlung mit Mesagran immer noch da sei. Mein Einwand, dass ich Mesagran erst seit 2 Wochen (also erst seit nach der Koloskopie) nehme, wurde so abgetan, als dass ich eh Pentasa bekommen habe, was das selbe wie Mesagran ist, und ich eben nicht therapietreu war. Daher müsse man die Therapie bald eskalieren. In 2,5 Wochen werden Blut- und stuhlproben hinsichtlich Entzüngswerte und Antikörper untersucht. Sollte sich nicht gravierend etwas verbessert haben, will die Gute mit Immunsuppressiva starten. Würde dann erst 6 bzw. 4 Wochen die entsprechenden Medikamente in Form von Mesalazin in angemessener Dosis einnehmen.

Habe seit der Pentasa- Episode übrigens kein Blut im Stuhl, gehe nurmehr ein oder zwei Mal am Tag auf die Toilette und habe sonst keine großartigen Beschwerden. Stuhl ist eher ungeformt, auch wenn es seit Mesagran schon einmal besser war. Das ist aber erst wieder so, seit ich die Zäpfchen nehme.

Ganz ehrlich, selbst wenn die Entzüngswerte dann in 2,5 Wochen noch immer erhöht sind, ist dies doch mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, wenn ich dann mit Immunsuppressiva oder Antikörpern behandelt werden soll? Von Kortison, welches ich jedoch systemisch ablehne, solange es irgendwie geht, würde bezüglich topischer Anwendung auch kein Wort verloren.

Lg

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neptun
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Re: Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Beitrag von neptun »

Hallo Geplagt,

ob nun cu oder mc, wenn Entzündung im Enddarm vorhanden ist, dann soll man tunlichst auch rektal behandeln. Und da eben je nach Höhe der Entzündung mit Mesalazin zur Nacht als Zäpfchen, Schaum oder Klysma.
Und man kann die Behandlung ergänzen mit cortisonhaltigem Schaum am Vormittag, wenn man min. eine habe Stunde nicht auf die Toilette muß.
Generell diese topische Anwendung mit Budesonid ablehnen, es entbehrt der Grundlage, denn das Budesonid wirkt nur vor Ort und wird nach Aufnahme ins Gewebe dann auch schnell zu 90 % abgebaut. Das nennt man First-pass-Effekt.

Wie Du in der Leitlinie lesen konntest, min. 2 g/d Mesalazin oral sind als Dauertherapie für den Remissionserhalt empfohlen und zur Darmkrebsprophylaxe.

Bei Entzündung nimmt man oral min. 3 g/d.

Was man nicht lesen kann, die unterschiedlichen Ummantelungen der Produkte bewirken auch unterschiedliche Wirkorte, weil die Freisetzung nach der Magenpassage entscheidend dafür ist.
Einmal wird Mesalazin unterschiedlich resorbiert, was gar nicht beabsichtigt ist, denn man geht davon aus, daß Mesalazin direkt auf der entzündeten Darmschleimhaut wirkt und nicht systemisch über den Körper, und dann wird Mesalazin durch Darmbakterien auch noch in eine inaktive Form acetyliert. Daher ist diese Art der "Verpackung" auch eher eine Krücke gegenüber der rektalen Behandlung, will man den Enddarm erreichen.

Was Du nicht lesen konntest, Pentasa ist als einziges Produkt mit Ethylcellulose ummantelt und löst sich daher frühzeitig ab dem oberen Dünndarm auf, ist also geeignet für mc im Bereich der Ileozökalklappe. Claversal und Salofalk sind mit Eudragit ummantelt, lösen sich erst ab dem Ende des Dünndarms auf. Mezavant setzt den Wirkstoff im Dickdarm nach der MMX-Matrix noch anders frei.

Ansonsten bist Du die Person, die entscheidet, was sie wann zu sich nimmt an Medikamenten. Der Arzt kann aufklären und Angebote machen, mehr nicht. Psychischen Druck aufbauen gehört nicht zu den Aufgaben eines Arztes.

LG Neptun

Geplagt
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Re: Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Beitrag von Geplagt »

Sorry hab mich vertan, der Dank bezüglich der Leitlinien gilt natürlich dir :P

Geplagt
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Re: Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Beitrag von Geplagt »

Übrigens die unterschiedliche Ummantelung des Wirkstoffs und die zu geringe Dosierung wurde auch irgendwie negiert, als ich darauf hingewiesen habe. Mir kam vor die Gute vor, als fühlte sie sich etwas vor den Kopf gestoßen, da ich meinte, dass Pentasa bei CU und in dieser geringen Dosierung nicht wirken kann.

Dennoch stellt sich mir die Frage,wie lange ich die derzeitige Therapie beibehalten soll, bis ich was anderes probieren soll, sollte sich kein weiterer Erfolg einstellen. Theoretisch könnte ich ja noch mit den Salofalk Tabletten auf insgesamt 6 g Mesalazin täglich hochfahren, oder?

Bezüglich Schaum oder Klysma stellt sich derzeit die Frage eh noch nicht, da ich ja nach über 12 Wochen noch immer die Wunde von der Fistelspaltung habe und das derzeit eh nicht halten könnte. Daher kommen momentan eben nur Zäpfchen im Frage. Wenn das aber endlich abgeheilt ist, wäre dies - zumindest für mich - noch eine weitere Option.

Das Problem ist aber auch, dass die Wunde auch anscheinend wegen der Entzündung nicht in annehmbarer Zeit verheilt.

Lg

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neptun
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Re: Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Beitrag von neptun »

Hallo Geplagt,

nach Studien hat Mesalazin eine Wirksamkeit.
Ob es aber im Eintelfall ausreichend wirkt, das ist nie vorauszusagen.
Und bei stärkerer Entzündung wird es seinen Anteil an der Gesamtmedikation haben.
Nur die gerne sehr schnelle Beurteilung, es würde nicht wirken, weil man damit allein eben nicht in Remission kam, die ist sicher falsch.

Wenn Du Zäpfchen halten kannst, dann wären sie sicher angebracht zur Nacht.
Und am Vormittag kann man ein cortisonhaltiges Zäpfchen verwenden.
Das sollte für Deine Ärztin doch kein Problem sein.

Ich hatte Mezavant. Jede Tablette hat 1,2 g Mesalazin und die zerfällt im Dickdarm in Teile, nimmt Wasser auf und damit löst sich das Mesalazin raus und soll daher bis in den Enddarm wirken. Die Verpackung nennt sich MMX-Matrix. Davon also 3 bis 4 Stück am Tag wären wohl einen Versuch wert, wenn die Ärztin das verschreibt.

Ärzte reagieren anscheinend gerne beleidigt oder genervt, wenn die Betroffenen informiert sind. Viele können nicht mal Vorschläge verknusen.
Wird aber leider nie im Vorstand der DCCV thematisiert. Die haben schließlich den Beirat mit über 100 Ärzten aus jeder Fakultät, und ein kritischer Austausch wäre nicht schlecht.
Ich habe im Forum auch schon häufig über mein Verständnis für Ärzte bei problematischen Betroffenen geschrieben. Da geschehen teils unglaubliche Dinge.

Ich fände, das wäre ein gutes Thema für den Bauchredner. Beide Seiten sehen und verstehen und versuchen, Abhilfe zu schaffen. Ich wurde dazu aber noch nie angefragt und andere haben anscheinend nicht diese Gedanken.

Hat man Dir denn mal erklärt, warum nun die Diagnose trotz Fistel von mc auf cu geändert wurde?
Geht die Fistel nicht vom Darm aus?
Ansonsten sind Fisteln bei cu ungewöhnlich. Dagegen bei mc auch erklärlich, wenn sich die Entzündung transmural, also durch die gesamte Darmwand, dann in das angrenzende Weichteilgewebe erstreckt und dort den Fistelgang bildet.

LG Neptun

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Re: Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Beitrag von Geplagt »

Dann werde ich beim nächsten Mal Mezavant ansprechen.

Ich hatte den Eindruck, dass einfach die Kompetenz der Ärztin etwas gefehlt hat. Das meine ich im Hinblick auf die Behandlung von neu diagnostizierten Patienten. Da hier in der Provinz einfach seltener Patienten aufschlagen, bei welchen die Diagnose neu gestellt wird, ist meines Erachtens auch der Erfahrungsschatz vor allem am Anfang der Behandlung einfach nicht vorhanden. Patienten, die sich schon lange in Behandlung befinden, sind wahrscheinlich einfacher zu managen, weil man einfach schon weiß, was bei diesen Personen wirkt und von ihnen vertragen wird.

Die Änderung der Diagnose ergab sich aus der Koloskopie mit den Ergebnissen der Histopathologie. Ganz sicher ist sich natürlich keiner, weil eben die Fistel auch aufgetreten ist. Allerdings glaube zumindest ich, dass diese aus einer Fissur resultiert ist. Ich Trottel habe ja die blutigen Durchfälle und auch die Hinweise auf die Fissur einfach Mal ein paar Monate ignoriert, in der Hoffnung, dass sich das von selbst legt. Und als mir die ganze Angelegenheit doch nicht mehr geheuer war und ich mir einen Termin für die Koloskopie ausgemacht hatte, könnte diese nicht mehr durchgeführt werden, weil ich schon unter den ekelhaftesten Schmerzen gelitten habe. Daher wurde die letzten Monate auf die Verdachtsdiagnose MC hin behandelt, deren einzige Grundlage die Fistel war.

Ich selbst habe ja leider den Befund selbst noch nicht gesehen, werde ihn mir aber die nächsten Tage holen.

Meine Hoffnung ist auf jeden Fall, dass die Wunde endlich verheilt, da die Pflege derselben nach so vielen Wochen mittlerweile einfach nur mehr nervt. Da ich wie gesagt ansonsten ja keine großartigen Ausfallerscheinungen habe, könnte ich ja dann wenigstens wieder arbeiten gehen. Das würde meiner Psyche auch gut tun, da ich ja mehr oder weniger durch die Wundpflege an das Haus gefesselt bin, was nach 1,5 Jahren Pandemie schön langsam auch schon an meine Substanz geht.

Lg

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Re: Behandlungsdauer jeweilige Therapiestufe

Beitrag von Geplagt »

So, ich könnte mir die Antwort selbst geben, da mir die Entscheidung, wie lange ich Mesalazin einnehme, bis ich bei Wirkungslosigkeit auf etwas anderes umsteigen, abgenommen wurde. Nach gerade 4 Wochen habe ich eine Herzmuskelentzündung entwickelt, die mich auf die Intensivstation gebracht hat.

Toll, was mache ich jetzt? Cortison hat als Nebenwirkung Wundheilungsstörungen, die ich bei der noch offenen Wunde echt nicht brauchen kann.

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