Mesalazinunverträglichkeit / Alternativen???

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Watson
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Mesalazinunverträglichkeit / Alternativen???

Beitrag von Watson »

Hallo,

Ich habe im Sommer 2019 die Diagnose CU durch eine Magen- Darmspiegelung & Biopsie bestätigt bekommen. Der Calprotectinwert lag bei ca. 530. Bei der Spiegelung sah man, dass die gesamte Dickdarmschleimhaut rot entzündet ist. Wucherungen gab es keine.

Zur Therapie:

- Therapiebeginn mit Claversal Mikropallets. 3 Wochen später Bauchspeicheldrüsenentzündung mit Krankenhausaufenthalt. Mesalazinunverträglichkeit sehr wahrscheinlich. Claversal abgesetzt.
- 09/19 Therapiebeginn mit Cortiment 9mg MMX. Täglich eine Tablette.
- Calprotectinwert sank auf 70, daher 1.Absetzversuch 05/20. 4 Wochen später erhöhte sich die Stuhlfrequenz. Anstieg C-Wert auf 175. Daher wieder täglich eine Tablette eingenommen.
- 12/20 C-Wert unter 50.
- daher 01/21 langsamer Beginn des 2. Absetzversuches.
- Anfang April C-Wert weiterhin unter 50 & Beginn Mutafloreinnahme. Zu dem Zeitpunkt nahm ich noch 2-3 Cortiment-Tabletten die Woche.
- seit Mai Cortiment komplett abgesetzt. Jedoch merke ich jetzt eine Zunahme der Stuhlfrequenz und Stuhlkonsistenz.
- Ich werde die Woche erneut den C-Wert bestimmen lassen.

Das man Cortiment eigentlich nur als Schema für 50 Tage nehmen soll ist mir bewusst. Da ich kein Mesalazin vertrage und meine Entzündung recht gering ist, entschied ich mich nach Rücksprache mit meinem Gastro, Cortiment erstmal dauerhaft zu nehmen. Jetzt wo ich es abgesetzt habe, kommt gefühlt die Entzündung/ der Schub zurück.
Ich bin mir unsicher ob ich Mesalazin erneut unter strenger ärztlicher Kontrolle einnehmen soll?!? Das Risiko einer erneuten Bauchspeicheldrüseenzündung ist für mich schwer zu beurteilen / einzuschätzen.
Ich möchte ungern Immunsuppressiva oder Biologika nehmen. Man liest ja fast nur schlechtes Nebenwirkungen usw....
Sind die Nebenwirkungen von Immunsuppressiva & Biologika wirklich so heftig oder gibt es hier auch Leute, die das relativ nebenwirkungsfrei wegstecken.
Gibt es Alternativen zu Mesalazin, die ähnlich helfen und nicht so heftig wie Aza oder Humira sind? Ich meine kein Mutaflor, da man das nur in der Remission nehmen kann.
Ich ernähre mich seit einem Jahr vegan und fühle mich gut damit.

Ich hoffe ihr könnt mich an euren Erfahrungen teilhaben lassen.

Gruß

Watson 😀

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neptun
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Re: Mesalazinunverträglichkeit / Alternativen???

Beitrag von neptun »

Hallo Watson,

willkommen im Forum.
Gerade bei cu kann man, und sollte es nach Leitlinie cu auch, rektal behandeln. Denn die cu beginnt im Rektum und hat dort ihre stärkste Ausprägung. Außerdem berichtest Du mit den Beschwerden auch rektale Probleme.

Da Mesalazin rektal verabreicht eigentlich nur topisch, vor Ort, wirkt, wirken kann, so wäre zumindest damit vielleicht ein Versuch gut. Es gibt Mesalazin als Zäpfchen, Schaum oder Klysma. Je nach Ausdehnung der Entzündung. Am besten zur Nacht einzuführen.
Dann gäbe es auch die Möglickeit, mit einem cortisonhaltigen Schaum (Budesonid) zu therapieren.
Vielleicht besprichst Du dies erst mal mit dem Arzt, bevor Du an Biological denkst, oder an Immunsuppressiva.

LG Neptun

Watson
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Re: Mesalazinunverträglichkeit / Alternativen???

Beitrag von Watson »

Moin Neptun 😀

Danke für deine Antwort. Ich habe mich noch nicht wirklich mit den ganzen Medikamenten für meine CU beschäftigt. Bisher habe ich nur gemerkt, dass es mir gefühlt viel bringt, mich vegan und fast zuckerfrei zu ernähren. Mein Gastro meinte ein Remissionserhalt nur mit Mutaflor ist schwer, da es meistens nur komplementär angewendet wird. Habe morgen einen Termin bei einem anderen Gastro. Vielleicht hat er andere Ideen als direkt mit Aza oder Humira zu beginnen.

Ich werde hier berichten...

Gruß Watson

gelöschter Benutzer

Re: Mesalazinunverträglichkeit / Alternativen???

Beitrag von gelöschter Benutzer »

Hallo zusammen,

laut Studienlage wirkt Mutaflor als Remissionserhalt genauso gut wie Mesalazin. Mesalazin hat halt den großen Vorteil, dass es auch anti-entzündlich wirkt und daher gegen die Entzündung und für den Remissionserhalt eingesetzt werden kann. Mutaflor hat wohl leider keinen positiven Effekt auf die Entzündung, ich persönlich würde sogar sagen, dass es mir eher schadet als nutzt. Das ist aber auch immer individuell, im Zweifel einfach probieren.

Nun zur Mesalazin-Unverträglichkeit. Ich habe es über die Jahre mehrfach versucht und bin mehrfach im Krankenhaus, teilweise inklusive Aufenthalt auf der Intensivstation, gelandet. Ich habe eine hochgradige Unverträglichkeit und reagiere mit einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung. Bei meinem letzten Versuch habe ich einmalig 1g Rektalschaum genommen, also die minimale Dosierung. 5 Stunden später lag ich in der Notaufnahme am Novalgin-Tropf.

Ich möchte niemanden Angst vor Mesalazin machen, das ist ein gut wirksames Medikament mit in der Regel wenig und akzeptablen Nebenwirkungen. Wenn man es verträgt, sollte man es bei einer CU großzügig und langfristig einsetzen. Man sollte stets seine Lipase und CRP Blutwerte im Blick behalten.

Viele Grüße

gelöschter Benutzer

Re: Mesalazinunverträglichkeit / Alternativen???

Beitrag von gelöschter Benutzer »

Watson, wenn du kein Mesalazin verwenden kannst oder möchtest, kannst du zum Beispiel einen Versuch mit hochdosiertem Kurkuma und Lecithin versuchen, dazu gibt es diverse Threads hier im Forum. Wichtig ist, nicht nach einigen Tagen aufzugeben, sondern es ein paar Wochen durchzuziehen. Manche Patienten schwören darauf, anderen bringt es gar nichts. Der Darm reagiert häufig verzögert, teilweise dauert es Monate, bis er auf Veränderungen (positiv wie negativ) reagiert. Dauerhaft sollte man versuchen, von allen Cortison-haltigen Medikamenten loszukommen, das ist sehr wichtig. Medikamente wie Azathioprin oder Humira sind dann der nächste Schritt, anders wird es wohl nicht gehen. Man muss Azathioprin auch nicht zwingend mit einem Biological kombinieren, es kann aber sinnvoll sein, zum Beispiel beim monoklonalen Antikörper TNFα (Infliximab). Muss man alles mit dem Gastroenterologen eng abstimmen und gucken, wie der Körper reagiert.

Viele Grüße

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