OP-Pfusch bei MC - Erfahrungen

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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khfmuc
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OP-Pfusch bei MC - Erfahrungen

Beitrag von khfmuc »

Hallo,

ich wurde im Oktober 2020 wegen eines Darmverschlusses in München offen operiert und es wurde eine Kono-S-Anastomoseverbindung hergestellt. Leider hatte ich schon 4 Tage nach der OP einen Subileus und auch die Monate danach traten immer wieder Subileuszustände auf. Bei einer Spiegelung im Jan 21 wurde festgestellt, dass der Darm vollkommen entzündungsfrei ist, aber der Chirurg meine Anastomose in e. "scharfen rechten Winkel" angelegt hat. D.h. es ist vollkommen nachvollziehbar, dass sich immer wieder Stuhlgang an dieser Stelle ansammelt und der Durchgang blockiert wird. Mein Gastroenterologe hat nun ganz vorsichtig angedeutet, dass es sich vermutlich um einen OP-Fehler handelt, da es natürlich keinen Sinn macht, dass man eine Anastomose im rechten Winkel vernäht. Letztendlich muss ich mich nun ärgerlicherweise in den kommenden Monaten nochmals einer "Korrektur-OP" unterziehen, um den Fehler der Vor-OP zu beseitigen. Auch wenn es schwierig wird den Chirurgen zu verklagen, möchte ich mir das nicht gefallen lassen und juristisch dagegen vorgehen.
Hat jemand schon mal Erfahrung mit OP-Pfusch bei e. Darm-OP gemacht und ist ev. auch juristisch dagegen vorgegangen?

Im voraus vielen Dank.
Karl F.

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neptun
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Re: OP-Pfusch bei MC - Erfahrungen

Beitrag von neptun »

Hallo Karl,

ich habe keine Erfahrung mit einem gerichtlichen Verfahren für Ärztepfusch.

Warum hast Du gar nicht auf meine Erklärung von Ende Januar reagiert?

Da schrieb ich dies:
"Re: M.C. Relative Stenose / Kono-S-Anastomose

Beitrag von neptun » Mi 27. Jan 2021, 16:41
Hallo Karl,

hast Du Dir mal diese Kono S-Anastomose dreidimensional vorgestellt?

Vielleicht liegt darin eine Erklärung, die Du mal beim Chirurg abfragen kannst.

Nach den Darstellungen sieht sie vergleichbar einer Strikturoplastik aus, wo der Darm auch längs aufgeschnitten und quer vernäht wird. So weitet man eine Stenose, bevorzugt im Dünndarm, ohne daß die wertvolle, lebenswichtige Darmschleimhaut dort verloren geht, wie bei einer Resektion.

Mir scheint es so. Man legt eine hintere Naht zwischen Dünn- und Dickdarm.

Was aus den Bildern kaum hervor geht, der Dünndarm ist mit ca. 2 cm lichtem Durchmesser deutlich schmaler als der Dickdarm. Auch die Bildbeschreibung ist da gar nicht aufklärend, weil geschrieben wird, der Darm wird senkrecht zum Mesenterium geteilt. Bei Dir ist es aber der Übergang von Dünn- zu Dickdarm und nicht einfach an einer Stelle ein durchschnittener Darm. Man hat ja schon einen Teil reseziert, die alte Anastomose.

Nach den Bildern könnte man ja denken, bei Abb. b ist schon alles schick.

Wenn man nun längs die Darmenden aufschneidet, sie auseinander zieht, um sie dann miteinander zu vernähen, so muß, um eine gleiche Länge der Darmwand zum Vernähen zu erreichen, der Schnitt im Dünndarm länger sein. Wenn nun vernäht wird, so muß sich meines Erachtens dadurch eine Abknickung/Biegung des Darmes in dieser Anastomose ergeben. Die Naht kann eigentlich nicht senkrecht zum Darm verlaufen, sie muß es durch die verschiedenen Durchmesser schräg tun.

Vielleicht kannst Du meinen Gedankengang nachvollziehen.

Der Darm ist zwar sehr dehnungsfähig, aber beim Dünndarm nicht in Querrichtung wie beim Dickdarm, in Längsrichtung sicher bei beiden gut.

Ein Erklärungsversuch.
LG Neptun"

Ich sehe diese Art OP als sehr seltsam an. Das Bild, das Du eingestellt hast, findet sich ergänzt mit weiteren Abbildungen auch im letzten Bauchredner "Chirurgie" Seite 12 wieder. Aber es zeigt eben nicht, wie man mit zwei Querschnitten die doch unterschiedlichen Durchmessser von Dünn- und Dickdarm ohne Knick verbinden kann.

Vielleicht ist eine Erklärung, man hat nach den Bildern im Bauchredner einen Schnitt gemacht im Dünndarm direkt vor dem Zökum und dann selbst im Zökum den zweiten Schnitt. Somit fehlt der Bereich der Ileozökalklappe. Aber direkt nur dieser. Und im Bereich der Ileozökalklappe ist der Darm ja quasi im 90°-Winkel abgeknickt. Vielleicht denkt man, das macht also nichts?

LG Neptun

khfmuc
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Re: OP-Pfusch bei MC - Erfahrungen

Beitrag von khfmuc »

Hallo Neptun,

vielen Dank für Deine Antwort. Sorry, mir war nicht klar, dass Du auf Deine Mail vom Januar eine Antwort erwartet hast. Aber Deine Vermutung hat sich ja klar bestätigt, dass durch diese Kono-S Anastomosetechnik ein Knick entsteht.
Ehrlich gesagt hatte ich zu dem Münchener Chirurgen aufgrund einiger Vorfälle kein Vertrauen mehr und ich wollte in den Tagen nach meinem Darmverschluss (im Okt 20) auf eigene Faust nach Köln fahren, um mich mich von Prof. Kroesen operieren zu lassen. Jedoch war dies genau in der Hochphase von Corona und mir wurde von der Sekretärin von Prof. Kroesen dringend abgeraten nach Köln zu fahren. So habe ich mich dann im Oktober 20 gezwungenermaßen in München operieren lassen.
Anfang dieser Woche wurde neben e. Dünndarm-MRT, eine Koloskopie und auch noch eine Kapselendoskopie durchgeführt. Leider steckt nach 3 Tagen die Videokapsel immer noch in meinem Darm und hat sich vermutlich im Knick festgesetzt. Aufgrund der ganzen Problematik werde ich mich vermutlich nun doch nochmals operieren lassen müssen. Aber dieses Mal sicher nur von einem der von Dir genannten Koryphäen.

Herzliche Grüße
Karl

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neptun
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Re: OP-Pfusch bei MC - Erfahrungen

Beitrag von neptun »

Hallo Karl,

tut mir Leid, wie es bei Dir gelaufen ist.

Hat man bei der kamera keine Probekapsel vorweg geschickt, die sich auflöst bei Stau? Der war doch eigentlich zu befürchten bei den Erfahrungen mit Subileus.
Und eine Indikation dafür gab es meiner Meinung nach auch nicht.
Läufst Du nicht Gefahr eines Ileus jetzt, wo die Kapsel festsitzt?

Was die OP-Methode angeht, sie bleibt mir auch nach den Ausführungen im Bauchredner immer noch rätselhaft. Dazu ist es einfach zu primitiv dargestellt und zusätzlich noch nicht mal maßstäblich. Als ob sich da ein Kind als Zeichner versucht hat.
Und welcher Benefit nun hinter der Kono-S-Anastomose steckt, auch dazu nichts. Selbst der Name ist nicht erklärt.

Im Internet findet man zwar etwas zum Benefit, also "Anastomosentechnik mit niedriger Morbidität", "endoskopische Dilatationsmöglichkeit". Dazu "aufwendige Anastomosentechnik".

In der Zeitschrift "Der Chirurg" steht dies: "Vorteil der neuen Technik, im Vergleich zur Seit-zu-Seit-Anastomose, ist die endoskopische Dilatationsmöglichkeit, da es sich hierbei, im Gegensatz zur Seit-zu-End-Anastomose, auch morphologisch um eine End-zu-End-Anastomose handelt."

Im Bauchredner steht dies: "Die eigentliche Anastomose erfolgt durch Seit-zu-Seit-Anastomose in querer Richtung nach Längseinschnitt über fünf Zentimeter des darmes jeweils ein Zentimeter jenseits der Abgrenzungsebene."

Was soll man davon halten?

Dies mal als Info.

LG Neptun

khfmuc
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Re: OP-Pfusch bei MC - Erfahrungen

Beitrag von khfmuc »

Hallo Neptun,

ich gebe Dir vollkommen recht. Ich kann auch in keiner Weise nachvollziehen, welche Vorteile diese komplexe Kono-S Anastomosetechnik haben soll. Zumal in meinem Fall vor der OP überhaupt nicht darüber gesprochen wurde, dass ich nach dieser neuen Methode operiert werden soll. Letztendlich habe ich auch den starken Verdacht, dass der Operateur mit dieser Methode auch noch gar nicht vertraut war.

Die in dieser Woche verabreichte Videokapsel war m.E. auch ein riskantes Unterfangen, da nach d. vorhergenden MRT-Untersuchung und nach der Koloskopie klar war, dass ich aufgrund der Kono-S Anastomose einen Knick im Darm hatte. Die Einnahme der Videokapsel war auch nicht abgesprochen und man reichte mir die Kapsel direkt nach dem Aufwachen aus der Sedierung nach der Koloskopie. Wenn ich nicht noch durch die Sedierung benebelt gewesen wäre, dann hätte ich die Videokapsel auf keinen Fall geschluckt, da ich ja wußte das ich einen "Knick" im Darm hatte und es deshalb ein hohes Risko gibt, dass die Kapsel im Darm stecken bleibt. Diagnostisch bringt die Videokapsel in meinem Fall sicher auch keine neuen Erkenntnisse, aber man kann einfach nochmals ca. 1.200 Euro abrechnen.......

Nochmals danke für Deine Unterstützung.

LG
Karl

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