Neu - ich tue mich schwer mit der Diagnose CU bzw. PU

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Noe
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Registriert: Di 19. Jan 2021, 13:36

Neu - ich tue mich schwer mit der Diagnose CU bzw. PU

Beitrag von Noe »

Hallo an alle,

ich freue mich, dieses Forum gefunden zu haben und hoffe, dass ihr mich als Neuling auf dem Gebiet CU etwas unterstützen könnt.

Für mich ist die Diagnose Proktitis Ulcerosa noch ganz neu (letzten Donnerstag) und ich muss gestehen, dass ich mich nicht wirklich damit identifizieren bzw. diese Diagnose annehmen kann....

Ich möchte kurz meine Geschichte versuchen zusammen zu fassen:
Ich bin 38 Jahre und hatte meine erste Darm-Erkrankung mit ca. 17/18 Jahren. Damals war ich psychisch wahnsinnig labil (Pubertät, Abi-Stress etc) und hatte das erste Mal Blutbeimengung beim Stuhlgang. Nach längerer Suche nach einem Gastro, wurde dann auch eine Darmspiegelung gemacht, welche jedoch (soweit ich mich erinnern kann) keinerlei Auffälligkeiten brachte. Die Beschwerden waren nach bestandener Abi-Prüfung wieder komplett verschwunden.

Das nächste Mal (ca. 1 Jähr später) hatte ich starke Durchfälle und Blutungen während meiner Berufsausbildung, welche erneut (m.E.) psychosomatischer Natur waren (ich wurde damals leider sehr von meinen Chefs gemobbt). Leider habe ich keine Untersuchungsbefunde mehr von damals. Aber es kam bei den Untersuchungen nichts handfestes raus - das weiß ich noch :) Als das Mobbing endete, endeten erneut die Beschwerden.

Am Ende meiner Ausbildung (2 1/2 Jahre später) ging es dann wieder los. Erneut leichte Blutbeimengungen. Die Darmspiegelung ergab "keinen Hinweis auf eine CED, und speziell nicht auf eine CU." Unklar war aber wohl, ob es sich um eine ruhende CU handelt und sollte weiter beobachtet werden.

Dann erwischte es mich wieder 3 Jahre später, als ich wahnsinnig angespannt war, wegen einer Herz-OP meines Vaters. Dieses mal war die Diagnose nach der Spiegelung und Biopsie "Hämorrhagisches Stadium einer ideopathischen Proktokolitis".

Daraufhin folgte eine lange Phase ohne Auffälligkeiten, da ich stets auf mein Stresslevel achtete und mich auch mal vorsorglich krank schreiben lies, wenn ich merkte, dass der Stress überhand nimmt.

2015 (also 8 Jahre später) habe ich dann vorsorglich eine Darmspieglung (zwecks Verlaufskontrolle) machen lassen. Ergebnis: KEINE AUFFÄLLIGKEITEN. Kein Verdacht auf CU.

Soweit so gut :)

Tja, und nun hatte ich die letzten 4 Jahre enormen Stress im Job und durch ein berufsbegleitendes Zweitstudium (fast Burnout). Durch Zufall habe ich dann im letzten September etwas (wirklich wenig) frisches Blut am Stuhl festgestellt (ich habe leider keine Toilette mit Ablagetisch) und bin daher zum Arzt. Sonst hatte ich kaum Beschwerde, lediglich einen aufgeblähten Bauch und gelegentliches äußeres Jucken.

Leider nun der Befunde der Darmspiegelung und Biopsie vom Dezember, wie folgt:
"Kolonschleimhaut mit erheblich gestörter Kryptenarchitektur. Kein Granulome, keine Zellatypien. Keine Verbreiterung der colagenen Tafel und keine vermehrte intraepitheliale Lymphosytose. Deutlich vermehrte Entzündungszellen in der Latina proprialisiertes mit auch Beimengung von Granulozyten und Ausbildung einzelner sogenannter Kryptenabzesse.

Diagnose: Morphologisches Korrelat eines mäßig akuten Schubes einer Colitis bzw. Proktitis ulcerosa. Kein typisches Bild für mikroskopische Colitis, kein Anhalt für Dysplasien oder Malignität."

Erhalten habe ich Mesalazin in Zäpfchenform.



Leider war ich beim Arzt so überrumpelt von seiner Diagnose, dass mir die Fragen erst heute einfallen.

- Ich habe letztes Jahr 2 Mal Antibiotika nehmen müssen (dazu wurde in der Anamnese gar nicht gefragt).
- Es wurde auch keine Blutuntersuchung und/oder Stuhluntersuchung vorgenommen.
- Bildlich waren nur leicht Entzündungszeichen im Enddarm gesehen.

Ist die Diagnose nur aufgrund der Biopsie-Ergebnisse gesichert? Oder lohnt es sich, hier noch einmal eine Zweitmeinung einzuholen?

Wie ihr sicherlich merkt, kann ich mich mit der Diagnose nicht so echt abfinden. Ich hatte kaum Beschwerden und seit Jahren absolute Ruhe.
Was unterscheidet denn eine Proktitis von eine Protitis Ulcerosa? Gibt es da überhaupt einen Unterschied? Ich werde da aus Google leider nicht so recht schlau :/

Ich freu mich, wenn sich jemand Zeit nehmen könnte, mich bei der Informationssuche zu unterstützen und versteht, dass ich etwas Schwierigkeiten damit habe, mich mit der Diagnose abzufinden :?


P.s. da ich mich in den nächsten Jahren eigentlich auch verbeamten lassen wollte, wäre ein Fehldiagnose tatsächlich kriegsentscheidend. Daher wäre es mir wirklich wichtig herauszufinden, ob diese Diagnose als gesichert gilt oder eine Zweitmeinung Sinn macht.

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neptun
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Re: Neu - ich tue mich schwer mit der Diagnose CU bzw. PU

Beitrag von neptun »

Hallo Noe,

willkommen im Forum.

Meines Erachtens ist Dein Weg zur Diagnose nur ziemlich lang gewesen. Fast schon untypisch, aber es waren anscheinend immer nur recht kurze Episoden und eine geringe Entzündung.

Du kannst Dich damit eigentlich glücklich schätzen, wie mit einer bisher nur festgestellten Proktitis auch, weil Du anscheinend kaum Symptome und Beschwerden hast.

Proktitis heißt, es ist eine Entzündung im Rektum. Die kann vom Prinzip her ein mc sein, oder eben eine cu, welche dann Proktitis ulcerosa genannt werden kann.

Die Entzündung kann z.B. nur 5 cm betragen in der Ausdehnung, sie kann aber auch das gesamte Rektum mit dann ca. 16 cm umfassen.

Hier mal der Link zur Leitlinie cu, die das aktuelle Wissen rund um die cu in allen Bereichen umfaßt und Handlungsempfehlung für Ärzte ist.

http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-009.html

Mein Rat aus vielen Jahren hier, behandel die Proktitis nicht nur jetzt für kurze Zeit, falls dann die Entzündung wieder verschwunden ist. Wie Du in der Leitlinie lesen kannst, es mag von Vorteil sein, Mesalazin oral für min. 2 Jahre zu nehmen. Zum Remissionserhalt wären das min. 2g/d.

Setzt man ab, es gibt einige Geschichten im Forum, wo dann diese erste Maßnahme, die Basistherapie, nicht mehr allein befriedigend wirkte. Wäre als schade drum, diese Chance zu vertun.

Zur Verbeamtung mit cu kannst Du mal im Unterforum Beruf oder Recht die Beiträge durchflöhen. Es war schon öfter Thema.

LG Neptun

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