Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
Diskus
neu hier
Beiträge: 2
Registriert: So 9. Feb 2020, 09:23

Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von Diskus »

Hallo zusammen,

nach der Vorstellung beim Rheumatologen wird Rheuma ausgeschlossen. Allerdings möchte der Arzt nun wegen anhaltenden Gelenkschmerzen, vor allem in meinen beiden Ellenbogen, eine Therapie mit Adalimumab beginnen. Soweit ich weiß handelt es sich hier um ein Immunsuppressiva? Da es mir im Moment in Bezug auf die Colitis sehr gut geht, möchte ich gerne wissen, ob die Einnahme eines solchen Medikamentes sinnvoll ist. Zum einen möchte ich den Zustand der Colitis nicht aufs Spiel setzen, zum anderen habe ich große Bedenken in Bezug auf Corona nach Einnahme eines Immunsuppressivas. Ich arbeite als Lagerist und habe täglich mit vielen verschieden externen Personen im Unternehmen zu tun.

VG Diskus :?:

Matrix
Dauergast
Beiträge: 133
Registriert: Sa 6. Jun 2020, 20:04

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von Matrix »

Also ich nehme Remsima sogar in doppelter Dosis- ist genauso ein Biologika wie Adalinumab- und habe Corona gehabt.
Ich wurde getestet weil mein Freund sich infiziert hatte sonst hätte ich davon nichts gemerkt- ich hatte die ganze Zeit gar keine Symptome.
Aber das kann natürlich bei jedem anders sein.

Benutzeravatar
neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
Beiträge: 5498
Registriert: Do 20. Dez 2012, 19:58

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von neptun »

Hallo Diskus,

willkommen im Forum.

Wie lange hast Du bereits die Gelenkschmerzen?
Und Du bist nicht auf Prednisolon?

Du hast anscheinend keine Rötung, Wärme und Schwellung in den Gelenken und der Rheumatologe hat auch keine Arthrose diagnostiziert. Und er wird keine Rheumawerte gefunden haben.

Das sind alles gute Nachrichten, denn dann wird es sich um enteropathische Arthritiden handeln, also nur Gelenkschmerzen als Begleiterscheinung einer CED.
Die sind nicht behandlungsbedürftig. Man kann die Schmerzen aushalten und sie sollten mit der Zeit wieder verschwinden oder sich andere Gelenke suchen.
Bei periphären Arthritiden würde man nach Leitlinie mc in der 1. Stufe Sulfasalazin anwenden, in der 2. Stufe MTX, in der 3. Stufe dann TNF-alpha-Hemmer.
Und Prof. Raedler empfielt dann auch einen COX2-Hemmer gegen die Schmerzen, also Arcoxia oder Celebrex. Die anscheinend extra für die CED-Betroffenen mitentwickelt wurden, weil sie, anders als die weiteren NSAR, nicht die Darmentzündung fördern. Sie wirken auch antientzündlich.

Nur hast Du anscheinend gar keine Entzündung.
Also ist auch der Vorschlag des Arztes nicht zielführend gegen die Schmerzen, bringt Dich aber der Pharmaindustrie als Kunden.

Lies mal in der Leitlinie mc ab Seite 67 "Gelenkbeteiligung", Empfehlung 7-11.
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-004.html

LG Neptun

Diskus
neu hier
Beiträge: 2
Registriert: So 9. Feb 2020, 09:23

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von Diskus »

Hallo Neptun,

die Gelenkschmerzen habe ich schon ca. 1/2 Jahr. Ich war schon beim Orthopäden und nun beim Rheumatologen. Es wurde ein CD/MRT gemacht und festgestellt, dass ich eine Entzündung und Wasser im Ellenbogen habe.

Als Medikamente für die CU nehme ich 1x täglich Pentasa Granulat, 3x täglich Myrrhinil Intest und 2x täglich Acurmin Plus. Kortison nehme ich im Moment nicht.

Leider kenne ich mich mit den oben genannten Medikamenten der verschiedenen Stufen garnicht aus, da muss ich mich erst einlesen.

Vielen Dank für die Informationen.

LG Diskus

Benutzeravatar
neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
Beiträge: 5498
Registriert: Do 20. Dez 2012, 19:58

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von neptun »

Hallo Diskus,

dann gibt es also doch Entzündung, nur sagt der Rheumatologe, es ist kein Rheuma. Hätte er ja sagen können, es sind enteropathtische Arthritiden.

Da mag je nach Schwere dann auch die 3. Stufe der Behandlung mit z.B. Infliximab oder Humira angemessen sein. Diese TNF-alpha-Blocker sind Biologicals.
Als Immunsuppressiva bezeichnet man Azathioprin, Purinethol (6-MP, Mercaptopurin), Methotrexat MTX.

LG Neptun

einPinguin
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 6
Registriert: Fr 21. Mai 2021, 22:37

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von einPinguin »

Hallo alle zusammen,

da ich bisher so viele positive Erfahrungen als Gastleserin hier gemacht habe, wende ich mich hier jetzt auch einmal mit einer Frage an das Forum, sehr passend zu "CU - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva".
Ich habe seit ca. 5 Jahren Colitis und bekomme seit Februar 2020 Entyvio (+ 2x 1200mg Mezavant/Tag), was nach unerfolgreichen Kortisontherapien etc. endlich langfristig geholfen hat. Seitdem habe ich gar keine Probleme mehr mit meinem Darm!
Tja, leider kamen dann vor circa 6 Wochen sehr starke Gelenkschmerzen. Es fing an in den Fingern, die dick wurden und nicht mehr bewegt werden konnten, dann Schultern, Knie, Hüften, Füße, alles. Ich konnte teilweise nur noch laufen wie eine alte Oma (ich bin 25), geschweige denn eine Treppe runter- oder hochgehen. Jeden Morgen waren es irgendwelche anderen Gelenke.
Nachdem ich beim Rheumatologen war, habe ich 10mg Prednisolon genommen und alle 5 Tage 2.5 mg reduziert. Damit geht es jetzt einigermaßen, bin aber jetzt bei 5mg und merke wie es morgens und abends wieder schlimmer wird (obwohl immer noch deutlich besser als vorher). Der Brief vom Rheumatologen kam gestern (Diagnose enteropathische periphere Spondyloarthritis/ seronegative rheumatoide Arthritis) und er schlägt einen Wechsel von Entyvio auf TNF-alpha-Antikörper (Adaluminab oder Golimumab) vor. Mit meinem Gastro kann ich das leider erst in 3 1/2 Wochen besprechen, deshalb probier ichs jetzt vorher hier mal. Ich wollte mal fragen ob hier jemand noch Erfahrungen mit so plötzlich (quasi über Nacht) auftretenden Gelenkschmerzen gemacht hat und ob die vorgeschlagenen TNF-alpha-Blocker was gebracht haben?

Ich bin ein bisschen frustriert gerade, weil es mit der CU eigentlich so gut lief unter Entyvio und ich endlich mal ein paar Monate keine Beschwerden hatte, bis mich dann diese Gelenkschmerzen jetzt wieder ans Sofa fesseln (vor allem nervig mit anstehendem Referendariat).
Ich hoffe es ist okay, dass ich einfach hier antworte, oder soll ich einen neuen Beitrag starten?

Vielen Dank für eure Antworten, der Austausch kann ja manchmal auch schon Wunder wirken :)

Liebe Grüße!

geierwally
hat sich häuslich eingerichtet
Beiträge: 98
Registriert: Sa 9. Mär 2019, 09:28
Diagnose: CU seit ca. 2004

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von geierwally »

Hallo

also ich habe das auch, nenne es Wanderschmerz, heute hier, morgen da. Finger, Handgelenke, Ellenbogen, geht bis runter in die Füße. Habe ich im Laufe der Zeit bekommen, und ich bekomme Humira (Adalimumab).
Rheuma wurde bereits ausgeschlossen.
Ich nehme es also hin, es wird nämlich immer auch mal besser, akut habe ich keine Probleme. Aber wenns schmerzt, dann kann ich mit den Händen nicht viel machen. Mir wurde gesagt, daß es mit der CU zusammenhängt, einen Wechsel der Medis schließe ich aus, solange die helfen will ich nichts gefähren.
Und man sagt, daß Humira auch bei rheumatischen Beschwerden helfen soll, außer halt bei mir wie üblich :lol:

Viele Grüße, geierwally
Man(n) nennt mich auch Baustelle :-)

Benutzeravatar
neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
Beiträge: 5498
Registriert: Do 20. Dez 2012, 19:58

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von neptun »

Hallo Pinguin,

hast Du denn erhöhte Entzündungswerte im Blut? CRP?

In der Fachinfo Entyvio sind Arthralgien als "sehr häufige" Nebenwirkung aufgeführt.

Oder es sind die enteropathischen Arthralgien als Begleiterkrankung der cu.

Kannst Du Dir wahrscheinlich aussuchen.
Die gute Nachricht wäre, Arthralgien sind weder Entzündung (Arthritis) noch Gelenkverschleiß (Arthrose). Mithin also nicht mit bleibenden Schäden. Und eigentlich auch nicht behandlungsbedürftig. Gegen die Schmerzen könnte Dir der Arzt einen COX2-Hemmer verschreiben, z.B. Arcoxia.

Ist Entyvio der Grund, dann würde nur das Absetzen helfen, oder die Arthralgien verschwinden einfach so wieder.

LG Neptun

einPinguin
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 6
Registriert: Fr 21. Mai 2021, 22:37

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von einPinguin »

Hallo und danke für eure schnellen Antworten!

Beruhigend zu hören, dass es auch anderen Leuten noch so geht. Aber echt blöd, dass bei dir, geierwally, Humira nicht gegen die Gelenkschmerzen hilft...
CRP ist leicht erhöht, auf 21,7. Auch BKS war leicht erhöht.
Danke für die Infos, Neptun! Ich werde mir die Entyvio Fachinfo nochmal genauer durchlesen.

Einfach nichts tun und aushalten fände ich echt schwierig, wenn es in den Fingern sitzt kann ich kaum tippen etc., wenn in den Knien oder Hüfte kaum laufen. Schonst du dich in diesen Phasen dann "einfach", geierwally, also auch kein Sport etc.? Wenn das ein Dauerzustand wird, kann ich mir das kaum vorstellen. Aber vielleicht verschwindet es ja auch wieder genauso schnell wie es kam...Mal sehen was der Gastro sagen wird!

Liebe Grüße
Pinguin

geierwally
hat sich häuslich eingerichtet
Beiträge: 98
Registriert: Sa 9. Mär 2019, 09:28
Diagnose: CU seit ca. 2004

Re: Colitis Ulcerosa - Gelenkschmerzen - Immunsuppressiva

Beitrag von geierwally »

Huhu,

ich nehme in schlimmen Schmerzzeiten etwas Novaminsulfon und achte bei den Händen auf Wärme - Kälte tut mir da nicht gut. Ansonsten sitze ich es aus, Schonung ja, aber trotzdem immer wieder alles leicht versuchen. Ich knete etwas die Hände z.B.
Und der Schmerz kommt und geht ja auch, gerade kann ich super tippen, null Probleme. Das kommt dann immer in Wellen.
Der Bewegungsapparat tut schon auch weh, aber als Sportmuffel ist mir das nicht so wichtig. Alltag kann ich bewältigen, Treppen gehen, das passt schon irgendwie.
CRP ist bei mir z.B. immer schon erhöht, seit Jahrzehnten. Keiner hat bisher rausgefunden warum.
Habe auch schon den Humira-Intervall beobachtet, ob die Schmerzen damit zusammenhängen, war aber nicht so.
Wahrscheinlich ist es einfach eine Begleiterscheinung von der CU, so wie von Neptun oben angemerkt.
Rheuma ist raus bei mir, Blutwerte deuten nicht darauf hin und die Hände wurden geröntgt, da war auch nichts.
Arcoxia war mal im Gespräch, das versuche ich aber noch rauszuschieben. Nur soviel Medis wie nötig. Wenn es nicht anders geht okay, aber ich ziere mich da immer etwas.

Grüssle, geierwally
Man(n) nennt mich auch Baustelle :-)

Antworten