Zwischendurch "einfach so" blutige Durchfälle?

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Percy
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Zwischendurch "einfach so" blutige Durchfälle?

Beitrag von Percy »

Hallo zusammen,

ich habe Morbus Crohn und hatte einen relativ langen Schub von Dezember 2017 bis März 2019. Es fing mit Schleimauflagerungen an und endete im Krankenhaus mit einem HB-Wert von etwa 5 und circa 20 wässrigen Durchfällen täglich. Ich bekam 100mg Prednisolon, die ich mittlerweile ausgeschlichen habe. Die Beschwerden wurden dank des Kortisons schnell besser, zwischendurch hatte ich nochmal Krämpfe und Blähungen, aber die letzten Wochen war alles gut. Allerdings bekam ich am Sonntag auf einmal wässrige, blutige Durchfälle (circa 4-5 täglich), die bis heute Morgen anhielten und durch Krämpfe begleitet waren. Ich habe natürlich sofort Panik bekommen und bin zu meinem Arzt gegangen, der mir wieder Prednisolon verschrieben hat. Komischerweise hatte ich seit heute Morgen keinen Durchfall mehr, sondern nur einen etwas weicheren Stuhlgang mit Blutauflagerung. Jetzt frage ich mich natürlich, ob das wieder ein Schub ist oder ob ich "einfach so" zwischendurch Durchfälle hatte. Vor meiner Zeit mit MC hatte ich zwar auch mal gelegentlich Durchfall, aber nicht mehrere Tage hintereinander und nicht mit Blut. Ich muss auch sagen, dass ich mich in der Woche vor den Durchfällen schlecht ernährt habe, Alkohol und viel Kaffee getrunken habe und die Einnahme des Salofalks vernachlässigt habe (ja, nicht toll, ich weiß). Können die blutigen Durchfälle einfach daher kommen oder ist das schon ein richtiger Schub?

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neptun
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Re: Zwischendurch "einfach so" blutige Durchfälle?

Beitrag von neptun »

Hallo Percy,

Du bist ja schon länger im Forum.
Hast Du von Ende 2017 bis Ende 2018 eine Medikation bekommen oder gab es erst Ende 2018 überhaupt die Diagnose?

Was meinst Du denn, warum Du erhöhte Stuhlfrequenz und Blut am Stuhl hast? Einfach nur so? Wohl unwahrscheinlich.
Da Du erst bis Ende April das Prednisolon ausgeschlichen hast, es ist nicht eine Frage, ob es ein Schub ist, es ist ganz sicher der alte. Du hast doch bestimmt schon gelesen, wie viele hier im Forum ausgeschlichen haben und das es eine Gratwanderung ist. Prednisolon unterdrückt die Entzündung, aber der Körper hat aus bisher unbekanntem Grund damit angefangen, so weiß man auch nicht, wann er mit diesem Bestreben wieder aufhört.

Du hast nun noch nicht geschrieben, wo der mc bei Dir manifestiert ist, wo also überall Entzündungsherde vorhanden sind nach der Kolo.
Sicher ist etwas im absteigenden Dickdarm, denn Du hast Blut am Stuhl. Je nach Farbe und Konsistenz mag man sehen, ob es das Rektum und/oder das Sigma betrifft.

Wie Du sicher auch im Beipackzettel des Budenofalk gelesen hast, es wirkt im Bereich der Ileozökalklappe, also dem Übergang von Dünn- zu Dickdarm. Wo es dann nicht verwundern muß, wenn es keine Wirkung auf Blutauflagerungen hat.
Hast Du auch Probleme an der Ileozökalklappe?

Es wäre also vor oder zusätzlich zum Prednisolon mindestens eine rektale Behandlung zu beginnen mit Mesalazin als Zäpfchen, Schaum oder Klysma je nach Höhe der Entzündung zur Nacht und eventuell zusätzlich cortisonhaltigen Schaum am Vormittag.

Es gäbe auch Cortiment mit 9mg je Tablette, also Budesonid für den Dickdarm.

Wenn die Entzündung längere Zeit mit einem Ausschleichen nach System nicht klappt, dann mau man überlegen, z.B. auf ein Immunsuppressivum zu wechseln, denn dauerhaft Cortison geht gar nicht, egal in welcher Dosierung.

Was mich wundert ist die Schilderung von wässrigen Durchfällen. Die sind nicht typisch bei CED, wenn es sich nicht um chologene Durchfälle handelt, die durch verringerte Resorption der Gallensäure im terminalen Ileum ausgelöst werden.

Wurde der Stuhl auf die Toxine von Clostridium difficile oder andere spezielle pathogene Keime untersucht? Das wäre vielleicht auch nachzuholen, um nicht an falscher Stelle zu behandeln.

LG Neptun

Percy
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Re: Zwischendurch "einfach so" blutige Durchfälle?

Beitrag von Percy »

neptun hat geschrieben:Hallo Percy,

Du bist ja schon länger im Forum.
Hast Du von Ende 2017 bis Ende 2018 eine Medikation bekommen oder gab es erst Ende 2018 überhaupt die Diagnose?

Was meinst Du denn, warum Du erhöhte Stuhlfrequenz und Blut am Stuhl hast? Einfach nur so? Wohl unwahrscheinlich.
Da Du erst bis Ende April das Prednisolon ausgeschlichen hast, es ist nicht eine Frage, ob es ein Schub ist, es ist ganz sicher der alte. Du hast doch bestimmt schon gelesen, wie viele hier im Forum ausgeschlichen haben und das es eine Gratwanderung ist. Prednisolon unterdrückt die Entzündung, aber der Körper hat aus bisher unbekanntem Grund damit angefangen, so weiß man auch nicht, wann er mit diesem Bestreben wieder aufhört.

Du hast nun noch nicht geschrieben, wo der mc bei Dir manifestiert ist, wo also überall Entzündungsherde vorhanden sind nach der Kolo.
Sicher ist etwas im absteigenden Dickdarm, denn Du hast Blut am Stuhl. Je nach Farbe und Konsistenz mag man sehen, ob es das Rektum und/oder das Sigma betrifft.

Wie Du sicher auch im Beipackzettel des Budenofalk gelesen hast, es wirkt im Bereich der Ileozökalklappe, also dem Übergang von Dünn- zu Dickdarm. Wo es dann nicht verwundern muß, wenn es keine Wirkung auf Blutauflagerungen hat.
Hast Du auch Probleme an der Ileozökalklappe?

Es wäre also vor oder zusätzlich zum Prednisolon mindestens eine rektale Behandlung zu beginnen mit Mesalazin als Zäpfchen, Schaum oder Klysma je nach Höhe der Entzündung zur Nacht und eventuell zusätzlich cortisonhaltigen Schaum am Vormittag.

Es gäbe auch Cortiment mit 9mg je Tablette, also Budesonid für den Dickdarm.

Wenn die Entzündung längere Zeit mit einem Ausschleichen nach System nicht klappt, dann mau man überlegen, z.B. auf ein Immunsuppressivum zu wechseln, denn dauerhaft Cortison geht gar nicht, egal in welcher Dosierung.

Was mich wundert ist die Schilderung von wässrigen Durchfällen. Die sind nicht typisch bei CED, wenn es sich nicht um chologene Durchfälle handelt, die durch verringerte Resorption der Gallensäure im terminalen Ileum ausgelöst werden.

Wurde der Stuhl auf die Toxine von Clostridium difficile oder andere spezielle pathogene Keime untersucht? Das wäre vielleicht auch nachzuholen, um nicht an falscher Stelle zu behandeln.

LG Neptun
Erst einmal danke für deine ausführliche Antwort! :)

Ich habe im Juli 2018 die erste Diagnose bekommen und bekam dann Claversal (Mesalazin) und Budenofalk. Leider hat es nicht geholfen, meine Symptome wurden schlimmer und ich bekam außerdem Probleme mit dem Magen. Ich habe dann auf Anraten meines Arztes einen Termin für Anfang April in der CED-Ambulanz der Uniklinik meiner Stadt gemacht. In der Zwischenzeit ging es dann aber rapide bergab, sodass ich ins Krankenhaus kam, bevor ich den Termin überhaupt wahrnehmen konnte. Dort bekam ich dann Prednisolon und Pantozol und konnte nach drei Wochen relativ beschwerdefrei wieder nachhause gehen.

Die Koloskopie aus dem Krankenhaus hat ergeben, dass der gesamte Dickdarm betroffen ist, abgesehen von einem kleinen Areal im Coecum und im Rektum. Ich hatte auch ein MR-Sellink, was ergeben hat, dass ich keine Entzündungen im Dünndarm habe. Ich bin mir gerade total unsicher, ob die Ileozökalklappe noch zum Dickdarm zählt, deshalb weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob sie auch betroffen ist, es wird allerdings nicht im explizit im Bericht erwähnt.

Ich soll TNF-Blocker bzw. Azathioprin bekommen. Mir fehlen nur Impfungen (Hepatitis, Variella Zoster, Influenza, Pneumokokken), die ich erst nachholen soll. Das wird sich allerdings erstmal ewig hinziehen.

Die wässrigen Durchfälle hielten sich tatsächlich nur 2,5 Tage und sich mittlerweile (zum Glück) wieder verschwunden, Blutauflagerungen konnte ich bei den letzten Toilettengängen auch nicht bemerken. Es kommt mir allerdings komisch vor, dass sie auf einmal verschwanden. Am Prednisolon liegt es nicht, denke ich, da ich es, als die Durchfälle aufhörten, erst einmal eingenommen hatte.

Danke für die Nennung der Medikamente, ich werde meinen Gastro beim nächsten Termin darauf ansprechen und fragen, wie es damit aussieht.

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neptun
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Re: Zwischendurch "einfach so" blutige Durchfälle?

Beitrag von neptun »

Hallo Percy,

eine Quasi-Pancolitis empfinde ich als Sonderfall, einfach durch die Ausdehnung.
Somit waren die Medikamente der Vergangenheit sicher nicht falsch, aber anscheinend nicht ausreichend.

Da Aza erst nach 3-6 Monaten wirkt, so mag ein Biological der bessere Weg zu sein und er wird auch häufig gegangen.
Dabei sind die Eingangsuntersuchungen meist schnell erledigt und welche Impfungen vorher durchgeführt werden sollen, da gibt es unterschiedliche Ansichten der Betroffenen.
Schließlich entscheidest Du alles ,was passieren soll, was Du nimmst oder läßt. Der Arzt kann immer nur Angebote machen.

Worauf ich gerne hinweise, es werden medikamentöse Therapien häufig schnell angefangen, was auch nichts macht. Nur wird fast nie darüber geredet, wann man solch Therapie auch wieder beendet. Auch Dein Arzt wird kaum damit anfangen. So kommt es bei vielen Betroffenen dann zu dem Verhalten, sie möchten bei Wirkung, also bei mit nachweislich keiner Entzündung im Darm, diesen erreichten guten Zustand nicht mehr aufgeben. Auch wenn man nicht weiß, ob es nicht Remission ist, die auch ohne Medikamente aufrecht erhalten bleibt. Schließlich sind die CED chronisch rezidivierende Erkrankungen und damit geprägt durch den Wechsel zwischen Rezidiv und Remission, und die Medikamente sind bei den CED bis auf Mesalazin auch nicht für eine lebenslange Dauertherapie angelegt. Dafür wäre es aber ein gutes Geschäft.

LG Neptun

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