Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
imnotok
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Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von imnotok »

Liebe Menschen,

nachdem ich mich in der Vorstellungsrunde schon vorgestellt und einige Fragen losgeworden bin, hier noch etwas konkreter:
Bei mir besteht wahrscheinlich eine CU, aber die Darmspiegelung steht noch aus. Leider wird diese wahrscheinlich erst in knapp drei Wochen stattfinden. Seit wenigen Tagen nehme ich nun Mesalazin Zäpfchen (Salofalk). Ein paar Fragen dazu:
- Wie schnell wirkt das eurer Erfahrung nach? Wird man bei der Darmspiegelung evtl nichts mehr sehen? Mir ist schnelle Behandlung gerade wichtiger als perfekte Diagnostik, aber doof wäre es schon wenn die Darmspiegelung dann umsonst gewesen wäre.
- Wie weit wirken denn Zäpfchen? Es ist noch nicht klar, wie weit die Entzündung geht. Die Proktologin bei der ich zunächst war konnte 16cm weit sehen und sah noch kein Ende der Entzündung. Ist das noch eine Proktitis oder geht das schon weiter? Müsste man da eher schon Schaum oder Tabletten nehmen oder schmelzen die Zäpfchen dorthin?
- Ich habe im Internet nun gelesen dass man wenn man symptomfrei ist noch min 2 Jahre weiter Mesalazin nehmen soll. Auch in Zäpfchenform? Immer noch täglich? Das finde ich keine erfreuliche Aussicht.

Vielen Dank!
imnotok

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neptun
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von neptun »

Hallo imnotok,

eine Proktitis beginnt häufig mit 5 cm Länge. Kann aber auch 10 cm und maximal 16 cm betragen, weil das Rektum etwa so lang ist bei den Menschen.
Wenn eine Entzündung über das Rektum hinaus geht, dann kann es eine Proktosigmoiditis, auch einfach Sigmoiditis genannt, sein, also über dem Sigma bei ca. 30 cm enden, oder noch weiter dann eine Linksseitencolitis sein, die bis zur linken Flexur reicht (Biegung zum colon transversum) und damit ca. 50 cm lang ist.

Der Wirkungseintritt von Mesalazin ist sicher schleichend. Es ist Basismedikation und am nebenwirkungsärmsten. Klysmen wären sicher gut und vor allem ist Mesalazin zur Nacht zu nehmen. Es muß möglichst lange auf der entzündeten Darmschleimhaut liegen. Man muß sie nur halten können.

Üblich wird Mesalazin auch oral genommen. Nach Leitlinie cu dann min 3g/d bei Entzündung, zur Remissionserhaltung und zur Carcinomprophylaxe dann 2g/d. Wichtig ist das richtige Produkt, weil es ja wirksam in den Enddarm kommen soll. Wäre wohl Mezavant am besten geeignet, aber auch Salofalk und Claversal sind für Entzündungen im Dickdarm.
Hier mal ein Link zur Freisetzung von Mezavant.

http://www.krankenpflege-journal.com/in ... tlich.html

Rektale Anwendung macht man nur während einer Entzündung.
Man nimmt also Mesalazin oral dann über Jahre.
Ich habe 33 Jahre Sulfasalazin und später Mesalazin genommen.

LG Neptun

imnotok
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von imnotok »

Hey Neptun,

vielen Dank, das hilft mir weiter. Du scheinst mir ja echter Spezialist zu sein?

Dann versuch ich es zunächst mit den Zäpfchen, wenn aber bei der Spiegelung rauskommt dass es doch weiter geht muss eben ein anderes Darreichungsmittel ran... Ich kann mir vorstellen dass lokale Anwendung nebenwirkungsärmer ist als oral, aber so richtig angenehm finde ich es nicht. Von daher für mich beruhigend zu wissen, dass man das nur während der Entzündung macht.
Hast du diese sehr lange Anwendung gut vertragen?

Noch eine ganz andere Frage, will jetzt nicht noch einen Thread aufmachen: Ist es denn normal dass man während der Entzündung einfach abgeschlagen und nicht so leistungsfähig ist? Blutwerte kommen ja noch, ich frage mich nur ob der Körper vielleicht einfach beschäftigt ist. Lässt man ihn dann am besten bisschen in Ruhe? Ich habe das Gefühl mal wieder Sport machen zu "sollen" aber gleichzeitig hab ich schon beim Wäscheaufhängen das Gefühl eine Pause einlegen zu müssen...

Liebe Grüße
imnotok

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neptun
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von neptun »

Hallo imnotok,

ich hoffe, das Mesalazin gut vertragen zu haben. Es ist allgemein das nebenwirkungsärmste Medi bei den CED. Aber manche vertragen es nicht, bekommen z.B. Durchfall.

Da Mesalazin ohnehin topisch, also vor Ort, wirken soll, da wäre es erst mal egal, wie man es nimmt. Nach den Pharmakodynamischen Eigenschaften wird aber doch etwas schon im Dünndarm aufgenommen und kann im Blut nachgewiesen werde. Da ist rektal eigentlich besser, wobei mir Zäpfchen auch nichts ausmachen. Der Schaum dagegen brannte bei mir und Klysmen konnte ich später nicht mehr halten.

Eine Entzündung kostet ganz sicher Kraft. Nun frage mich aber nicht, wie stark sie sein muß. Ich habe durch den chronisch aktiven Verlauf der Proktitis und später der Linksseitencolitis eigentlich damit quasi nichts zu tun gehabt oder mich dran gewöhnt. Ist nun mal so, wenn man Jahrzehnte Entzündung hat. Bei meinen schweren Schüben zwischendurch war das anders, aber da war ich auch zeitweise krank, lange AU-geschrieben. Nur im Krankenhaus war ich deswegen trotzdem nie.

Es gibt aber allgemein die Erkenntnis, von der mir auch mein Arzt berichtete, etliche Betroffene haben viel Beschwerden bei wenig Entzündung und bei anderen ist es umgekehrt. Also wenig Beschwerden trotz stärkerer Entzündung. Ich habe wohl nachweislich immer zur letzteren Gruppe gezählt, denn bei meinem Arzt war es üblich, bei jedem Erscheinen dort eine Rektoskopie zu machen. Und das war so 2 Male im Jahr. So konnte mein Arzt auch immer die Entzündung direkt in Augenschein nehmen, ein Verfahren, das leider anscheinend selten angewandt wird, obwohl doch Goldstandard. Wie oft wird nur gerätselt und auf Verdacht etwas verschrieben. Einmal im Jahr gab es Blutwerte. Mein Rezept lies ich mir immer zuschicken und mehr war nicht notwendig und auch nicht möglich.

Du siehst, auch da war ich eher zurückhaltend. Aber früher war das einfach so. Es gab wenige Ärzte, kaum Medikamente, Kolo ohne Sedierung, keine Infos und schon gar kein Internet. Auch keine Selbsthilfegruppen und damit kein möglicher Austausch. Da bekam man vielleicht auch ein anderes Bewußtsein zur Krankheit und damit auch einen anderen Umgang.
Schon gar nicht war das Trachten, nun unbedingt und absolut beschwerdefrei zu sein. Wie auch, wenn die Mittel begrenzt waren.

LG Neptun

imnotok
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von imnotok »

Hallo Neptun,

lieben Dank dir für deine ausführliche Antwort.
Tatsächlich habe ich mittlerweile den Eindruck, dass das Mesalazin wirkt (es sind Salofalk 1 mg Zäpfchen). Ich habe zwar immer noch Durchfall, aber nur noch ab und zu Blut dabei. Die Darmspiegelung wurde jetzt ein paar Tage vorverlegt (27.7.), ich hoffe nur man sieht dort noch genügend von der abklingenden Entzündung um eine klare Diagnose zu stellen... (Es soll übrigens Magen und Darm gespiegelt werden - macht das Sinn oder soll ich da intervenieren? Hab nicht das Gefühl Magenprobleme zu haben)

Eine Abschätzung wie stark die Entzündung ist, wenn sie einen ermüdet, habe ich nicht erwartet ;) Ich bin nur manchmal ein bisschen misstrauisch mit mir selbst, ob ich einfach nur etwas faul bin oder ob ich tatsächlich körperlich erschöpft bin und es dafür guten Grund gibt... dementsprechend dann auch immer die Frage ob ich milde mit mir bin oder nicht.

Es ist schon krass, wie sich die Zeiten gewandelt haben. Bei dem was du beschreibst bin ich schon wirklich froh, dass es heute die Möglichkeit gibt sich ganz einfach online mit anderen auszutauschen und hier auch so qualifizierte Tipps zu bekommen. Vielleicht ist es in noch ein paar Jahren noch ganz anders und es gibt echte Heilung, wer weiß?

Liebe Grüße
imnotok

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neptun
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von neptun »

Hallo imnotok,

gerne geschehen.

Wäre ja schön, wenn Mesalazin anschlägt.
Aber der Tip, bleibe dran damit. Also auch weiterhin dann lange oral nehmen. Es haben schon so viele Betroffene diese Chance nicht wahrgenommen, obwohl sie der Leitlinie entspricht. Kurze Zeit später gab es dann Rückfälle und Mesalazin wirkte nicht ausreichend und schon waren all diese Betroffenen in der Mühle der Medikamenteneskalation. Schade drum.

Die Entwicklung war und ist sicher rasant, mit den Erkenntnissen, mit der Diagnose, mit den Medikamenten.

Aber dafür scheinen mir heute auch viele Betroffene verunsichert. Wie früher in vielen Dingen, es war vorbestimmt, weil es nur wenige bis gar keine anderen Möglichkeiten gab. Das gilt für viele Bereiche im Leben.
Heutzutage wird man überschwemmt mit Möglichkeiten, muß sich andauernd informieren, abgleichen und entscheiden. Das kostet viel Zeit und Nerven und man weiß kaum noch, war es nun richtig, oder zu früh oder wie auch immer man etwas bewegt hat.

Wer sich aber in diesem Fall der eigenen Betroffenheit darauf einläßt, Informationen einzuholen, sich Wissen anzueignen, der ist dann auch mündig und handelt eigenverantwortlich, hoffentlich. ;)
Denn die Erfahrung zeigt mir, steht da der Arzt, behauptet etwas, informiert aber quasi nicht, klärt auch nicht auf, dann ist plötzlich doch er der Entscheidungsträger und die Betroffenen wieder die Patienten vor dem Gott in Weiß.

Sicher sind aber auch der Gedankenaustausch, der Vergleich, der Trost, das Mitgefühl alle wichtig, und das gab es früher nun wirklich nicht.

Ohne Symptome und Beschwerden wäre ich nicht auf die Idee gekommen, eine Magenspiegelung machen zu lassen.
Nun sucht man bei Dir nach der Diagnose. Aber auch bei mc ist der erste Schritt die Kolo. Gibt es Hinweise auf Dünndarmbeteiligung, ob nun sofort oder erst später, dann würde ein MRT-Sellink erfolgen. Ebenso auch bei Schmerzen, etc. wenn nun in der Kolo nichts gefunden würde, wäre ein MRT-Sellink ein weiterer Schritt.
Gäbe es dann Magenprobleme, würde die Gastroskopie folgen. Aber so klingt es nach vorauseilendem Eifer. Meine Ansicht.

Heilung. Sie könnte nur Folge von Erkenntnissen sein. Aber alle Thesen kranken daran, daß sie die vielen und berechtigten Fragen zu den komplexen CED in all ihren Verlaufsformen auch nicht im Ansatz beantworten. Die Wissenschaftler machen sich überhaupt nicht die Mühe. Sie erfüllen immer nur ihre selbstgesteckten Ziele, irgendwelche Entzündungswege aufzuspüren, um dann dort eingreifen zu können. Wie es aber konkret zu den CED kommen soll, auch da bleibt alles unbeantwortet, unbewiesen. Auch beim neuen Hype um körpereigene Antibiotika und/oder die defekte Darmbarriere.

Meine erstes Blut am Stuhl war vor gut 45 Jahren.
Mal sehen, was ich noch an Erkenntnissen erlebe.

LG Neptun
PS: Ich bin nun in der glücklichen Lage und muß mir Deine selbstgestellte Frage nach dem inneren Schweinehund oder anderen Gründen eigentlich nicht mehr beantworten. Macht das Alter, wo die Verpflichtungen abnahmen.
Aber auch ich bin davon trotzdem nicht frei. Weil man immer den Hintern hoch bekommen muß und nur aktiv sein Leben gestaltet.

imnotok
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von imnotok »

Hey Neptun,

jetzt melde ich mich nochmal kurz, bevor es morgen so weit ist. Die größte Sorge macht mir ja, bis dahin nix essen zu dürfen! :-D Da werde ich wohl seeeeehr schlechte Laune haben...
Wäre es klug, heute abend kein Zäpfchen mehr zu nehmen? Nicht dass Reste davon die Sicht versperren.
Ich bin überhaupt gespannt ob da noch was zu sehen ist, das Salofalk hat wirklich gut angeschlagen wie mir scheint...
Bekommt man denn meist gleich ein Ergebnis?

Ja, ich werde darauf pochen dass das länger behandelt wird, falls der Arzt das nicht von sich aus so sieht. (Dann würde ich aber ggf auch nen anderen suchen...)
Ob er dann wirklich ne Magenspiegelung macht, frag ich morgen nochmal. Das war glaube ich ursprünglich die Idee der Proktologin. Oder wenn es doof läuft, ihrer Sprechstundenhilfe...

Einen schönen Tag dir, ich werde berichten wie's war...
imnotok

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neptun
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von neptun »

Hallo imnotok,

laß das Zäpfchen lieber weg.
Ich hatte zumindest meine Termine immer morgens, mußte also abführen ab dem frühen Nachmittag.

Wenn Du Dich sedieren läßt, dann kann das Gespräch mit dem Arzt hinterher teilweise in Vergessenheit geraten. Man wird das Zeug wohl auch unterschiedlich schnell los. Ich habe damit selbst keine Erfahrung, da ich immer zusehe. Da man sich dann aber auch begleiten lassen muß nach Hause, so sollte die Begleitung beim Gespräch auf jeden Fall dabei sein und sich alles merken. ;)

Berichte gerne. :)

Liebe Grüße,
Neptun

Wenig_Gebrauchsspuren
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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von Wenig_Gebrauchsspuren »

Hallo imnotok,

ich schließe mich Neptun an, berichte wie die Spiegelung war und was festgestellt wurde.

Viel Glück für morgen.

Liebe Grüße
WG

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Re: Mesalazin Zäpfchen - Wirkungseintritt und Darmspiegelung

Beitrag von imnotok »

Danke Euch beiden, neptun und WG!

Habe Magen- und Darmspiegelung überstanden. Ekelig war eigentlich nur die Vorbereitung mit Moviprep, während der Spiegelung hab ich wunderbar geschlafen ;)
Entzündet waren Rektum (etwa 20 cm), dazu aber auch noch ein Stück im Blinddarm und ein Stück im aufsteigenden Dickdarm. Biopsien wurden genommen und werden eingeschickt. Der Doc meinte dass er vor 10 Jahren noch gesagt hätte, das kann keine cu sein, denn die verläuft ja kontinuierlich aufsteigend. Mittlerweile habe er aber ab und zu schon atypische Fälle gesehen in denen das nicht stimme. Er tippt deswegen schon weiterhin auf CU. Hat mir auch Bilder gezeigt, es sind quasi lauter rote Pünktchen in der Schleimhaut.

Er besprach dann noch ausführlich die Blutwerte mit mir, hat alles erklärt. Ich finde ihn in der Hinsicht echt top.
Er schlug vor, noch zwei Stuhlproben zu nehmen (eine jetzt bald und eine dann nach den Flitterwochen) und den Entzündungswert im Stuhl anzuschauen.

Für jetzt soll ich statt den Zäpfchen so Rektalschaum nehmen, wenn ich damit klar komme, weil der weiter reicht. Sei wohl nicht so ganz jedermanns Sache. Er hat mir zum Ausprobieren ne Probepackung mitgegeben. Zusätzlich Mezavant 2x2 Kapseln (kann wohl auch einmal 4 nehmen, er scheint es mit 2x angenehmer zu finden weil die Teile so groß sind). Wenn der Schub weg ist dann nur noch 2 Kapseln am Tag.

Habe mich gut beraten gefühlt, war auch bis dahin wieder richtig wach.
Ach ja, im Magen war natürlich nix, hätte mich auch gewundert. Aber ist ganz gut jetzt zu wissen dass dort alles ok ist.

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