Operation bei CU/ältere Patienten

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Mainkind
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Operation bei CU/ältere Patienten

Beitrag von Mainkind »

Wer von Euch hat Operationserfahrung bei CU und ist wie ich nicht mehr jung. Ich bin 65 Jahre alt. Im Oktober 2013 wurde bei mir CU festgestellt. Seit Januar 2016 habe ich einen Schub. Von November 2016 bis Juni 2017 wurde ich mit Infliximab Infusionen behandelt. Da die Wirkung im Juni stark nachgelassen hat, werde ich seit August 2017 mit Entyvio Infusionen behandelt. Nach der letzten Darmspiegelung vor 2 Wochen ist laut meinem Gastroentorologen mein Darm immer noch entzündet und auch geschädigt.
Er stellt mir eine Op in Aussicht. Aber ich bin mir sehr unsicher.
Vielleicht könnt ihr mir von Euren Erfahrungen berichten.

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MCHammer
Dauergast
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Registriert: Fr 21. Dez 2012, 12:54

Re: Operation bei CU/ältere Patienten

Beitrag von MCHammer »

Hallo Mainkind,
also, von einer OP kann ich Dir in Bezug auf meine langjährige CU leider nichts sagen, da noch nichts dergleichen bis dato zu vermelden war.
Ich kann Dir von meiner Seite nur raten, Dir eine Zweitmeinung einzuholen, denn "entzündet und geschädigt" muss nicht unbedingt die OP bedeuten.
Was hat denn der Pathologe zu den bei der Koloskopie entnommenen Darmproben gesagt?
LG
Wolfgang
Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.

Korona
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Beiträge: 558
Registriert: So 15. Sep 2013, 21:17
Diagnose: CU

Re: Operation bei CU/ältere Patienten

Beitrag von Korona »

Hallo Mainkind,

es gibt gem Leitlinie vier Punkte, die eine Indikation für die OP (gemeint ist die Kolektomie) darstellen:

1. eine Neoplasie, also eine Vorstufe von Krebs, die bei der Biopsie gefunden wurde. Hierbei gibt es unterschiedliche Meinungen, ob bereits bei ggfs. mehrfachen "lowgrade"-, oder erst bei einer "highgrade" - Neoplasie zur OP geraten werden soll. Im Prinzip kommt es wohl dann auch auf den Gesamtzustand des Darms an.

2. Komplikationen die einen Notfall darstellen wie Megakolon oder Ruptur des Darms, und die ein sofortiges Handeln erfordern. Diese Situationen kommen sehr selten vor!

3. therapierefraktärer Verlauf: d.h. keine Medikamente schlagen an, der Betroffene ist im Dauerschub. Die Lebensqualität ist stark gemindert.
Hier gilt es aber sicher auch das Alter zu berücksichtigen. Ein Jugendlicher, der im Wachstum ist und die CU/der MC nachhaltige Schäden dabei verursacht und der durch die Krankheit kaum seine Ausbildung auf die Reihe kriegt ist sicher in einer anderen Situation, als jemand der nicht mehr arbeiten muss, und den größeren Teil seines Lebens schon "gesund" verbracht hat.
Es gilt bei diesem Punkt auch zu berücksichtigen, dass die Einnahme der kompletten Medikamentenpalette in sehr kurzer Zeit den Chirurgen ein Dorn im Auge ist, weil damit die Risiken bei der OP größer sind. Also Eile mit Weile und nicht durch alle Biologika durchhetzen lassen, vor allem sollte man unter 10mg Cortison zum OP-Zeitpunkt sein!!! Viele Gastros geben den einzelnen Medikamenten nicht genug Zeit.

4. auf Wunsch des Patienten, weil er mit der Krankheit bzw. den Symptomen nicht mehr leben mag. Dies gilt sicher für diejenigen, die jahrelange Schübe, imperative Stuhlgänge, starke Erschöpfungszustände und dgl. haben.

Letztlich ist die Bewertung des Zustandes auch so individuell, wie wir Menschen sind. Der eine lebt viele Jahre mit Begleiterkrankungen, extremsten Durchfällen und imperativen Stuhlgängen, der andere kann nach einem Jahr die Situation schon nicht mehr ertragen. Der eine nimmt zu, der andere massiv ab. Auch ein guter Ernährungszustand ist zum Zeitpunkt einer möglichen OP von Vorteil.

M.E. spielt auch oft Angst eine große Rolle. Sie ist logischerweise vorhanden und berechtigt, aber sie darf nicht ohne sachlichen Grund Dein Handeln bestimmen.

Ich empfehle Dir, Deine Situation sachlich zu überprüfen, Dir tatsächlich eine Zweitmeinung einzuholen, Dich nicht unangemessen unter Druck setzen zu lassen und keine übereilte Entscheidung zu treffen, solange Deine Anatomie/Pathologie/Physiologie das zulässt.
Lese Deine Befunde, sprich mit anderen darüber und atme erstmal durch und überprüfe Deine Ernährung, falls nicht schon geschehen.

Mit geht es auch so wie MCHammer, die Begründungen, die man Dir genannt hat, sind etwas sehr dünn!
Was weg ist, ist weg. Und wenn Du Dich für die OP entscheidest, überlege Dir, ob Du wirklich einen Pouch willst, oder lieber das Leben mit Stoma genießt und einiges an OPs und Risiken einsparst.
Allein Du entscheidest über Dein Leben!

LG, Korona

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