Budesonid

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Balin
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Budesonid

Beitrag von Balin »

Hallo!
Mein Arzt meint, man kann Budesonid Rektalschaum (Budenofalk) auch als Erhaltungstherapie nehmen - da ich Mesalazin nicht (gut) vertrage. Er meint, dass das geht, weil es hauptsächlich lokal wirkt. Man sollte dann aber das Cortisol kontrollieren, um die Funktion der Nebenniere im Auge zu behalten.

Ich habe aber auch schon gehört, dass man auch Budesonidschaum besser nur zeitweise nehmen sollte, da es über längere Zeit auch Kortison Nebenwirkungen entwickeln kann.

Hat da jemand Erfahrungen damit? Kann man es über sehr lange Zeit nehmen oder nicht?

Und noch etwas würde mich dazu interessieren: Muss man es dann auch täglich anwenden, oder kann man auch immer wieder Tage aussetzen, wenn das Befinden das zulässt? Spricht da medizinisch etwas gegen, z.B. dass das die Wirkung längerfristig beeinträchtigt?

Lieben Dank für Meinungen!
Viele Grüße,
Balin :)

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neptun
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Re: Budesonid

Beitrag von neptun »

Hallo Balin,

ich denke, es ist sicher gut, auch mal Pausen der Einnahme einzustreuen. Das habe ich für Colifoam auch schon häufiger im Forum geschrieben. Denn es gilt für mich auch, viel hilft nicht immer viel.

Prof. Raedler hatte geschrieben "on demand". Also nach Bedarf. Da würde es also in Deiner Verantwortung liegen. Die Chance dabei ist auch, Du kannst versuchen, die Intervalle zu verlängern, wenn die Bauchschmerzen nicht da sind. Wobei ich nun nicht weiß, welche Schmerzen Du konkret hast. Der Calprotectinwert wird sicher nicht so häufig ermittelt, wie Du selbst reagieren und Intervalle festlegen kannst.

Und wie ich gerade auch mbeeken schrieb, der Schaum hat je Sprühstoß nur 2 mg Budesonid, also deutlich weniger als in dem Fall Budenofalk Uno mit 9 mg.

LG Neptun

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Balin
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Re: Budesonid

Beitrag von Balin »

Hallo neptun,
danke Dir für die wie immer sehr versierte Antwort! :)
Mit wieviel systemischem Kortison (Prednisolon) waren 2mg Budesonid lokal ungefähr vergleichbar? Ich meine mal gelesen zu haben ca. 30 mg? - Oder gab es da keine Vergleichswerte? Naja, ich werde jetzt mal mit Budenofalk nach Bedarf ausprobieren, aber ich habe das Gefühl, dass auch das wie vor einiger Zeit Cortiment auf lange Sicht Nebenwirkungen machen wird.

Ich glaube, ich werde auf lange Sicht doch nochmal länger nur sehr wenig Medikamente nehmen müssen, um zu schauen, wie sich das Geschehen dann entwickelt.
Was aber sehr schwer ist, denn ohne Medikation fühle ich mich schnell schlapp, der Calpro geht langsam hoch, ich bekomme leichte Bauchschmerzen, werde antriebslos, mehr Bauchschmerzen...
bei mehr Medikamenten Calpro runter, Befinden kurz sehr gut, dann Müdikeit als Nebenwirkung der Medis > immer wieder nerviger Kreislauf!
Es ist sehr schwer sich einzugestehen, dass einfach mehr Mesalazin nehmen wie über viele Jahre bei mir nicht mehr geht und die "neue" Situation auszupendeln. Da kann mir auch so kaum wer bei helfen, sondern das ist wohl meine Aufgabe die nächste Zeit.
Und wahrscheinlich gehört dazu wohl demnächst auch, längere Zeit mit wenig Medikamenten zu probieren, um zu sehen, was dann passiert. Ich plane derzeit das nächstes Jahr im Sommer zu machen, da ich dann länger Ferien habe und ich für diese Zeit darum rechne, dass der Job dann schwer zu machen sein wird.
Aber ich bekomme das hin, denke ich.
Wenn ich was das angeht den Durchbruch gefunden habe, schreibe ich das hier natürlich auch ins Forum. Lebensgeschichte Ende ;)
Liebe Grüße,
Balin

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neptun
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Re: Budesonid

Beitrag von neptun »

Hallo Balin,

für Budesonid gibt es kein Prednisolonäquivalent, somit keine direkte Vergleichbarkeit. Prof. Raedler hatte mal geschrieben, die 9mg Budesonid in 3 Kapseln Budenofalk würden vor Ort wie ca. 30 mg Prednisolon wirken. Gemeint war da also der Bereich der Ileozökalklappe und man müßte 30 mg Prednisolon nehmen, die ja über den gesamten Körper verteilt würden, um gerade in diesem Bereich der Klappe eine vergleichbare Wirkung zu erzielen.

Und diese Erkenntnis konnte nur aus der Praxis kommen, wobei man da sehr vorsichtig in der Bewertung sein muß. Schließlich gibt es da zum Vergleich nur die Aussagen der Betroffenen zum Befinden, und die einzuordnen, da kann man sein blaues Wunder erleben, wie unterschiedlich sowohl Befinden eingeordnet wird wie auch die eigentliche Beschreibung der Symptome und Beschwerden ausfallen kann. Und der Arzt selbst hat ja nicht die geringste eigene Erfahrung, wie sich etwas anfühlen kann, wenn Wirkung eintritt.

Zu der Zeit gab es auch noch keinen Calprotectinwert als Vergleichsmöglichkeit, wobei Du ja sicher auch mitbekommen hast, wie unterschiedlich diese Werte ausfallen und daher so gar nicht geeignet sind, übergreifend eine Einstufung vorzunehmen zum wirklichen Ausmaß einer Entzündung.

Cortiment hat auch 9 mg Budesonid, die im Dickdarm freigesetzt werden. Damit ist also die Dosierung doch deutlich höher als beim Sprühstoß mit 2 mg. Wirkung wie Nebenwirkungen sind aber individuell und entgegen der Erwartung haben manche Betroffene eben doch die systemischen Nebenwirkungen des Cortisons. Ob aber auch beim Budenofalkschaum, das entzieht sich meiner Kenntnis. Geschildert wurde es auf jeden Fall für 9 mg Budenofalk/Entocort.

Ich habe ja seit 1979 die Diagnose, seit 1996 Linksseitencolitis im chronisch aktiven Verlauf. Trotz mehrerer schwerer Schübe in den Folgejahren bin ich seit 2014 in Remission, nehme keine Medikamente, auch kein Mesalazin mehr seit ca. 2 Jahren. Ich fand 33 Jahre Sulfasalazin- und Mesalazineinnahme für den Anfang genug.

Es kann also alles passieren.

LG Neptun

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Balin
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Re: Budesonid

Beitrag von Balin »

Hallo neptun,
danke für Deine Schilderungen. Und freut mich sehr für Dich, dass Du seit 2014 in Remission bist!
Eine Frage, Die ich hier mal stelle, da wir auch über Calprotectinwert gesprochen haben...ich möchte dafür nicht extra einen eigenen Threat aufmachen - hoffe, das ist ok:
Was bedeutet der Wert CRP bei Blutuntersuchungen? So wie ich es verstehe, ist das der Entzündungsmarker im Blut, aber bei Calprotectin im Stuhl habe ich eine Vorstellung, was einzelne Werte bedeuten, im Blut gar nicht.
Gibt es da auch eine Tabelle zur Einordnung oder so etwas?

Bei dem Laborbefund einen Blutuntersuchung, die ich in einem anderen Zusammenhang letztens habe machen lassen, steht:

CRP mg/dl < 0,5 2.1+

Das ist doch ein (leicht?) erhöhter Entzündungswert oder?

Wäre hier für Hilfen bei der Einordnung von diesem CRP Wert im Blut dankbar!
Liebe Grüße,
Balin

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neptun
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Re: Budesonid

Beitrag von neptun »

Hallo Balin,

der Wert ist leicht erhöht.
Das CRP ist unspezifisch, steigt gerne und schnell bei Infektionen an, hat einen kurzen Nachlauf, nimmt also etwas später wieder ab, als z.B. die akute Phase der Infektion.
Bei CED-Betroffenen ist es häufig nicht aussagefähig, weil eben nicht oder kaum erhöht und es gibt dadurch keine gute Korrelation zur Darmentzündung.
Prof. Raedler fragt häufig nach CRP und Calprotectinwert, um das Entzündungsgeschehen etwas besser beurteilen zu können.
Der Calprotectinwert, nach etlichen Berichten gibt es doch einige sehr merkwürdige Ergebnisse, wo es sicher nicht erklärlich ist, wie diese mit der tatsächlichen Darmentzündung und damit den Symptomen und Beschwerden korrelieren. Dazu hatte ich in einem anderen Thread ja solche Auszüge eingestellt.

LG Neptun

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