Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Andreas_SQL
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Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Andreas_SQL »

Hallo zusammen,

nach langer Zeit muß ich wieder einmal ein paar Zeilen loswerden :-) Wenn die CU "läuft", dann lese ich meist nur mit.

Ich habe seit 25 Jahren CU, alle Höhen und Tiefen durch und bin seit 15 Jahren in der örtlichen Klinik, mit eigener Studienambulanz für CED Patient. Kollege CU läßt sich immer noch mit Salofalk im Zaum halten, seit drei Jahren zuzüglich Aza. Ich scheine auf Aza gut anzusprechen, denn ich komme mit 1mg/kg Körpergewicht gut aus. Seit drei Jahren Remmission und mein Leukozyten-Wert ist mit 100mg Aza stabil auf 3 bis 4 eingefahren. Meine Gastro sagt, genau das wollen wir haben und der Frau vertraue ich blind (gut,meiner eigenen auch).

Ja, in den letzten drei Jahren unter Aza hat sich die Neigung zu Infekten erhöht und sie verlaufen völlig anders, als ich es ohne Aza kenne. Die grippale Welle kommt, ich merke, dass ich mir auch was eingefangen habe, aber dabei bleibt's "es kommt nicht raus". Mindestens einmal im Jahr kriege ich eine Blasenentzündung, nie erhöte Leuko-Werte, selten auch mal was im Urin nachweisbar. In der Hälfte der Fälle kriege ich es aber nur mit Antibiotika in den Griff.

Aber, Darm friedlich!

Das mal so als Rahmen, jetzt mein Anliegen/Bitte ob jemand zum weiteren Verlauf ähnliche Erfahrungen hat.

Seit einem halben Jahr beobachte ich an mir, dass Kleinigkeiten nicht mehr richtig funktionieren wollen. Ich bin ständig müde, körperlich erschöpft, unkonzentriert. Manchmal habe ich das Gefühl “langsamer” zu funktionieren.
Vor sechs Wochen hatte ich wieder eine Blasenentzündung. Eine Woche Antibiotika geschluckt. Mit dem Hinweis Aza zu nehmen und gerade Antibiotika genommen zu haben zur Grippeschutzimpfung, alles kein Problem meint die Ärztin und rein damit.

Ich sitze drei Stunden später im Auto und bekomme aus dem Nichts Hitzewallungen, Schweißausbrüche und das Gefühl, die Situation nicht mehr kontrollieren zu können. So würde ich mir eine Unterzuckerung oder einen allergischen Schock vorstellen.

Dieses, ich nenne das jetzt mal “Attacke”, hat sich eine Woche später wiederholt. In die Notaufnahme, es wurde ein Herzinfarkt gesucht, aber nicht gefunden. Empfehlung doch mal neurologisch & kardiologisch alles checken zu lassen. Nebenbei stelle ich fest, dass mein schön einregulierter Blutdruck kontinuierlich niedriger ist als sonst und auch die Herzfrequenz gesunken ist, mitunter auf unter 60.

Dank guter Beziehung in der örtlichen Klinik stationär neurologisch und kardiologisch auseinander genommen worden. Ergebnis: nichts zu finden. Solle mal Psychotherapie ins Auge fassen.

Entlassen worden und dann ging es bergab. Totale Erschöpfung, nur noch im Bett gelegen, nichts mehr gegessen, in zwei Wochen fast 7kg Gewicht verloren. Zu den wiederkehrenden “Attacken” das permanente Gefühl von kribbelnder Haut, Unruhe und Rastlosigkeit. Hilflosigkeit stellt sich ein, als Psycho abgestempelt zu sein, allein der Glaube daran fehlt.

In meiner CED-Ambulanz fiel sofort auf, dass meine unter Aza einregulierten Leukos doppelt so hoch sind als sonst, Kalzium zu hoch. Auch meine Gastro mein, dass wir uns derart lange kennen und dass sie nicht glaubt, dass ich was psychisches hab... Lunge rasselt ein bisschen und sie meint, sollen die Lungen-Kollgen mal gucken. Wieder eingewiesen, diesmal Innere.

Ich fasse mal kurz die aktuelle Situation zusammen. Bin noch im KH. Morgens wache ich eigentlich völlig klar auf. Im Verlauf des Tages stellt sich Kribbeln der Haut ein, Watte im Kopf. Haut hat sich verändert, völlig trocken, auch Mund und Rachen. Schaffe so 4-5 Liter Wasser am Tag ohne das Gefühl zu haben etwas getrunken zu haben. Fast täglich dann diese attackenartigen Hitzewallungen, Unruhe, Rastlosigkeit, Grobmotorik.

Im Blut, was die Gastro für eigene Diagnostik abgezweigt hat wird eine Mykoplasten-Infektion festgestellt. Die Lungen-Jungs sagen, najaaaaa, die Leukos sind doch so schön bei 7 und sie würden bei einer Infektion mehr klinische Wertänderungen erwarten...Schilddrüse i.O. Zucker i.O.

Irgendwie fühle ich mich am Scheideweg. Entweder hab ich es wirklich unterm Pony, oder das Aza verschiebt gewollt meine Blutbild derart, dass die Aza-unerfahrene Ärztschaft damit Probleme hat.

Allmählich reift der Gedanke, Aza abzusetzen..

Sorry, war jetzt viel Text, der kaum was mit CED direkt zu tun hat!
Gruß Andreas, der derzeit etwas genervt ist :-)

dreschie
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von dreschie »

....mir fällt gerade auf...wer viel trinkt sollte auch auf sein Kaliumspiegel achten, das geht aufs Herz. Sollte eine Art Wasserverlust durch das viele trinken vorliegen wir das Kalium aus dem Körper gespühlt. Wurde das schon kontrolliert?
Cu seit 1992

seit 97 Azathioprin-Ende Sept.12//Remicade+Aza von 11-12//Remicade Ende Sept 12-Juni 13//Humira Juli 13-März 14//Simponi April 14-August 14//Entyvio Sept. 14-Dez.14
RIP Colon 12.02.2015

Alles ist besser als ein Leben das stillsteht

Rexm94
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Rexm94 »

Hallo Andreas,

Müdigkeit und Juckreiz, da denke ich an die Leber. Aber die wird wohl auch kontrolliert sein, wenn du Aza nimmst, oder?

LG

Rex

Korona
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Korona »

Hallo Andreas,

mir fallen dazu auch noch zwei Dinge ein:

1. hoffentlich lässt Du regelmäßig den kompletten Darm spiegeln, auch wenn Dein Darm ruhig ist, wie Du sagst??? Bei der langen CU-Karriere würde ich jährliche Abstände wählen, spätestens nach zwei Jahren zur Kolo gehen.

2. die von Dir beschriebenen Symptome kenne ich von Metronidazol und Ciprofloxacin-Einnahmen.
Welches Antibiotikum hast Du gegen die Blasenentzündung genommen? Ich weiß, das viele Hausärzte Cipro dagegen verschreiben, was ich befremdlich finde, dann Cipro ist ein Reserveantibiotikum.
Außerdem kann man bei Blasenentzündungen meist durch extrem-viel-Tee-trinken die Keime oft ohne Medikamente loswerden, quasi durch Verdünnung des Urins und Ausschwemmen. Wegen der negativen Wirkung von Antibiotika auf die Darmflora würde ich es immer erstmal ohne versuchen, es sei denn die Entzündung droht in die Niere aufzusteigen.

Wenn man die aktuelle Presse in Sachen leichtfertiger Antibiotikagabe verfolgt, kann man endlich ein zaghaftes Umdenken feststellen; u.a. wird empfohlen, vor Antibiotika-Verordnung ein Antibiogramm zu erstellen um das Medikament zu finden, dass tatsächlich anspricht.
Ich bin der Meinung, dass zumindest wir Darmgeschädigten allen Grund haben das auch einzufordern!
Insgesamt sollte bei allen ein Umdenken stattfinden, sonst tricksen uns die Keime irgendwann endgültig aus.
Die Argumentation, der Patient wolle es ja so, ist m.E. einfach falsch und irreführend.

Ach ja....viel Durst kannja ein Hinweis auf Blutzucker-Entgleisungen sein, aber den werden die ja wohl geprüft haben, wenn Du Grad im KH bist?
Ansonsten finde ich, der Hiweis auf die Psychoseite deutet eher auf Hilflosigkeit hin, lass Dir nichts einreden!

LG, Korona

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Andreas_SQL
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Andreas_SQL »

Hallo zusammen,

herzlichen Dank für eure Hinweise.

Ja, alle Laborwerte und auch deutlich über den normalen Rahmen hinaus, werden 1x Quartal geprüft. Ja, speziell Leber zeigt ein Ansprechen auf Aza, aber laut Gastro so in Ordnung. Sie lobt mich immer als den am besten durchdiagnostizierten Patienten den sie haben, keiner ausser mir kommt freiwillig 1x im Jahr zu Colo und besteht auch noch darauf :-)

Ja, Antibiotika war Ciprofloxacin! Normalerweise versuche ich es auch immer mit Cystinol auszusitzen, dazu die eigene Fau Tierärztin, da wird Antibiotika streng beäugt. War eine unglückliche Woche, Dienstreise, musste schnell gehen. Nicht die richtige Einstellung ich weiß.

Ich bin heute entlassen worden und meine Gastro hat sich das Thema auf den Tisch gezogen. Wir machen ambulant weiter. Einerseits die Infektion (Mykoplsmen und Aza sind wohl eine doofe Kombination) und sie suchen nach hormonellen Steuerungsproblemen. Hypophyse, Nebennieren und Schilddrüse. Zumal in meinen unendlich langen CED-Laborbögen die vorliegen, sporadisch die Schilddrüse auffällt. Im Sono ist aber ok.

Trotzdem hat die Gastro jetzt Aza abgesetzt. Die ist einfach goldig: "für ihren Darm habe ich so viele Ideen in der Schublade, da finden wir was"
Wie gesagt, mein Vertrauen in die Frau ist kurz vor unendlich :-)

Ich werde berichten.

Korona
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Korona »

Hallo Andreas,

dann bist Du ja in Sachen Vor-,Nach-, Für- und Selbstsorge in allerbesten Händen! :D
Ja, berichte weiter!

Gute Erholung zuhause!

Gidi
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Gidi »

Hallo Andreas,

als ich meine erste und bisher letzte Grippeschutzimpfung vor ein paar Jahren bekam, habe ich nur Salofalk eingenommen.
Nach der Injektion am Morgen wurde mir am frühen Nachmittag sehr komisch und ich musste die Arbeit abbrechen und nach Hause.
In den darauf folgenden Tagen ging es wieder besser, aber insgesamt war das keine schöne Erfahrung.

Ansonsten hatte ich in den vergangenen Jahren im Bekanntenkreis zwei Borreliosefälle, deren spätere Symptome sich zum Teil mit Deinen Beschwerden decken. Hattest Du dieses Jahr mal einen Zeckenbiss bzw. wurde Dein Blut auf Borellien untersucht?

Weiterhin gute Besserung und berichte bei Zeiten wieder.

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Andreas_SQL
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Andreas_SQL »

Hallo zusammen,

neue Erkenntinisse!

Nachdem meine Blutwerte wieder ganz gut aussehen und auch beim besten Willen nichts an der Schilddrüse zu finden ist,bin ich wieder zu Hause. Allerdings ohne wesentliche Verbesserung meines Befindens.
Wir haben jetzt das im Oktober eingenommene Antibiotika Ciprofloaxcin als Auslöser in Verdacht. Ich habe Foren, Selbsthilfegruppen und Berichte im Netz gefunden - die Symptome und Erfahrungen passen 1:1. Vielleicht wirkte sich das Aza dabei auch nicht günstig aus. Wer Lust hat kann ja nach Cipro & Nebenwirkungen googeln, es ist haaresträubend was man findet. Machen kann man wohl nicht viel... Leider.

Korona
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Korona »

Hallo Andreas,

sagte ich ja oben schon........
2. die von Dir beschriebenen Symptome kenne ich von Metronidazol und Ciprofloxacin-Einnahmen.
Mir ging es auch so wie Dir....hab es gegoogelt, als ich das zweite Set über 2 Monate nehmen sollte und mir sträubten sich die Haare.
Sicher muss man auch sehen, dass die Beipackzettel aus Gründen der Absicherung immer böse aussehen, und oft keine Nebenwirkungen entstehen.
Aber die für Cipro beschriebenen NW (ganz böse finde ich auch die Geschichten um die Achillessehne) sind wohl doch so häufig in starker Form aufgetreten, dass ich es für fragwürdig halte, wenn Ärzte mit der Verordnung zu leichtfertig und verharmlosend umgehen. Letztlich sollte der Betroffene nach angemessenere Aufklärung entscheiden können, wie sein persönliches Nutzen-Risiko-Profil aussieht.

Wer ist den jetzt wir?
Wir haben jetzt das im Oktober eingenommene Antibiotika Ciprofloaxcin als Auslöser in Verdacht
....Du und Deine Frau, oder auch der Gastro/HA?
Interessiert mich, wie da die Hinterfragungsbereitschaft ist....
Machen kann man wohl nicht viel... Leider.
. ....aber zumindest muss man sich nicht als Psycho abstempeln lassen... :mrgreen:

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Andreas_SQL
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Re: Meine Aza-Erfahrung und akuelle Probleme

Beitrag von Andreas_SQL »

Hallo Korona,

hoffentlich werden wir nicht angezählt, mit CED hat das gerade nicht mehr viel zu tun.
Wir, also meine Frau & ich, sind über eine Website ciprohilfe (google mal danach) gestolpert. Patientenberichte in denen ich das wiederfinden kann, was mich seit fast zwei Monaten fertig macht. Die organischen Mediziner gucken isoliert auf ihr Fachgebiet (Scheuklappenmedizin sagt meine Frau) und niemand findet was.
Ich bin habe ich es heute bei Gastro & HA angesprochen. Beide interessiert, auch an den Quellen. Beide haben auch "zugegeben", daß Cipro oft und gern zum Einsatz kommt.
In den USA steht Cipro quasi auf dem Index, nur noch als Reserve-AB zu verwenden und mit großen Warnhinweisen auf den Packungen.

http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherh ... 16-26.html

Wenn Du die Symtomatik kennst, wie bist Du damit umgegangen und wie lange hat es gedauert? Ich bin im Moment nervlich derart weichgekocht... Im Sommer noch 3x die Woche 60km Rennrad gefahren und seit November ein Schatten meiner selbst.

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