Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?
Verfasst: So 19. Mai 2013, 14:55
Hallo zusammen,
bin vielleicht nicht mehr ganz "young", aber habe meine Ausbildung auch erst vor wenigen Jahren abgeschlossen und dabei einige Erfahrungen gesammelt...
Mein erster Studiums-Versuch ging wegen Crohn komplett gegen den Schrank. Da war nix zu machen (CRP-Wert 200+, das blanke Grauen). Allerdings habe ich mir da auch noch keine Gedanken um Unterstützung irgendeiner Art gemacht. Schließlich muss man seinen Zustand ja nicht gleich allen auf die Nase binden und überhaupt, bisher ist man doch auch allein durch's Leben gekommen... naja.
Bei meinem zweiten Versuch, nämlich Jura in einer anderen Stadt (hallo Housefreund), ging es mir von den Symptomen etwas besser. Wichtiger war aber, dass ich diesmal meine dortige Lerngruppe bei einem Kaffee in meinen Zustand eingeweiht habe und glücklicherweise alle damit einverstanden waren, mich ein bisschen mitzutragen - soweit es ging.
Als es dann ans 2. Staatsexamen ging, wurde es interessant. Bei den Juristen ist es so, dass man mit Eintritt ins Referendariat letztlich auch seinen Termin fürs 2. Examen festlegt. Kurz vorher ging es mir dann allerdings arg übel - Abmagerung, massive Schmerzen beim Essen, etc. - so dass ich um eine Verschiebung gebeten habe. Klar, meinte das Prüfungsamt, gerne auch mehrfach, bis es Ihnen wieder gutgeht. Nur daß bei der dritten Verschiebung plötzlich doch die Antwort kam "Wenn Sie jetzt nicht schreiben, müssen wir Sie leider aus dem Referendariat entfernen". Selten so gelacht.
Also mit hardcore Kortison irgendwie fit gemacht und gefragt, ob ich denn wenigstens irgendeine Art Erleichterung kriegen könnte. Bis dahin hatte ich auch immer darauf verzichtet, irgendeinen Nachteilsausgleich in Anspruch zu nehmen, weil ich ja auch nicht "einfach so" einen Vorteil haben wollte. Außerdem war ich ja auch so halbwegs gut damit zurechtgekommen. Aber acht Klausuren zu je fünf Stunden in zwei Wochen sind auch für gesunde Menschen ein echter Trip, da war es mir dann wirklich egal... Der Amtsarzt hat mir dann jeweils 45 Minuten Extrazeit gegeben, was das Ganze am Ende halbwegs schaffbar machte. Auch beim Vorgespräch vor der mündlichen Prüfung habe ich dann den Crohn erwähnt, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das die Prüfung ein kleines bisschen beeinflusst hat. Nicht wirklich viel, aber eben ein bisschen.
Im Rückblick würde ich sagen, dass ich eigentlich von Anfang an hätte versuchen sollen, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die ich hätte kriegen können. Aber diese "ich schaff's auch so"-Gedanken, oder auch, dass man niemandem zur Last fallen will, muss man auch erst einmal loswerden. Sind bei MC-Patienten glaube ich auch gar nicht mal so selten. Jedenfalls wünsche ich allen gute Freunde und verständnisvolle Prüfer
bin vielleicht nicht mehr ganz "young", aber habe meine Ausbildung auch erst vor wenigen Jahren abgeschlossen und dabei einige Erfahrungen gesammelt...
Mein erster Studiums-Versuch ging wegen Crohn komplett gegen den Schrank. Da war nix zu machen (CRP-Wert 200+, das blanke Grauen). Allerdings habe ich mir da auch noch keine Gedanken um Unterstützung irgendeiner Art gemacht. Schließlich muss man seinen Zustand ja nicht gleich allen auf die Nase binden und überhaupt, bisher ist man doch auch allein durch's Leben gekommen... naja.
Bei meinem zweiten Versuch, nämlich Jura in einer anderen Stadt (hallo Housefreund), ging es mir von den Symptomen etwas besser. Wichtiger war aber, dass ich diesmal meine dortige Lerngruppe bei einem Kaffee in meinen Zustand eingeweiht habe und glücklicherweise alle damit einverstanden waren, mich ein bisschen mitzutragen - soweit es ging.
Als es dann ans 2. Staatsexamen ging, wurde es interessant. Bei den Juristen ist es so, dass man mit Eintritt ins Referendariat letztlich auch seinen Termin fürs 2. Examen festlegt. Kurz vorher ging es mir dann allerdings arg übel - Abmagerung, massive Schmerzen beim Essen, etc. - so dass ich um eine Verschiebung gebeten habe. Klar, meinte das Prüfungsamt, gerne auch mehrfach, bis es Ihnen wieder gutgeht. Nur daß bei der dritten Verschiebung plötzlich doch die Antwort kam "Wenn Sie jetzt nicht schreiben, müssen wir Sie leider aus dem Referendariat entfernen". Selten so gelacht.
Also mit hardcore Kortison irgendwie fit gemacht und gefragt, ob ich denn wenigstens irgendeine Art Erleichterung kriegen könnte. Bis dahin hatte ich auch immer darauf verzichtet, irgendeinen Nachteilsausgleich in Anspruch zu nehmen, weil ich ja auch nicht "einfach so" einen Vorteil haben wollte. Außerdem war ich ja auch so halbwegs gut damit zurechtgekommen. Aber acht Klausuren zu je fünf Stunden in zwei Wochen sind auch für gesunde Menschen ein echter Trip, da war es mir dann wirklich egal... Der Amtsarzt hat mir dann jeweils 45 Minuten Extrazeit gegeben, was das Ganze am Ende halbwegs schaffbar machte. Auch beim Vorgespräch vor der mündlichen Prüfung habe ich dann den Crohn erwähnt, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das die Prüfung ein kleines bisschen beeinflusst hat. Nicht wirklich viel, aber eben ein bisschen.
Im Rückblick würde ich sagen, dass ich eigentlich von Anfang an hätte versuchen sollen, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die ich hätte kriegen können. Aber diese "ich schaff's auch so"-Gedanken, oder auch, dass man niemandem zur Last fallen will, muss man auch erst einmal loswerden. Sind bei MC-Patienten glaube ich auch gar nicht mal so selten. Jedenfalls wünsche ich allen gute Freunde und verständnisvolle Prüfer