Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

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PolyGONtrauma
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von PolyGONtrauma »

Ich möchte mich hier auch mal vorstellen. Ich werde in zwei Monaten 27 Jahre alt, und leide seit meiner frühen Jugend an einer mäßig ausgeprägten CU. Für meinen recht milden Krankheitsverlauf kann ich mich wohl glücklich schätzen, dennoch schränkt mich die Krankheit in gewissen Situationen zeitweise ein.
Ich bin hauptberuflich im Rettungsdienst und der Ausbildung tätig, seit ich nach meinem Abitur ein FSJ im Rettungsdienst absolviert hatte um die Zeit zum Studium zu überbrücken.
Zur Zeit bin ich in einer kleinen Krise (immerhin nicht krankheitsbedingt ;)), was sicherlich auch mit der Trennung von meiner Freundin zu tun hat; ich überlege aber auch, ob ich nicht doch ein Studium wagen sollte. Die Arbeit in der Notfallrettung ist zwar unheimlich dankbar und anspruchsvoll, gerade im ländlichen Bereich wo aufgrund langer Wartezeiten auf den Notarzt auch durch den Rettungsdienst selbstständig invasive Tätigkeiten durchgeführt werden. Letztendlich ist der Beruf aber unterbezahlt, und vor allem gibt es kaum alternative Tätigkeitsfelder, sollte im Alter meine Krankheit die Ausübung meines Berufs unmöglich machen.
Dagegen spricht die Angst vorm Scheitern beim Studium (gerade wenn es um solch anspruchsvolle Studiengänge wie Humanmedizin geht), dass ich meinen Lebensstandard einschränken müsste (raus aus der großen Wohnung, Auto verkaufen, den Lieblingsarbeitsplatz aufgeben, Hobbies aufgrund Geld- und Zeitmangel aufgeben zu müssen).

Ich freue mich jedenfalls über den Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, vor allem ähnlich jungen Leuten! Vielleicht kommt sogar zufällig jemand aus der Grenzregion Rheinland-Pfalz/Baden-Württemberg, oder der weiteren Umgebung?

trotzkindchen
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von trotzkindchen »

PolyGONtrauma hat geschrieben: Zur Zeit bin ich in einer kleinen Krise (immerhin nicht krankheitsbedingt ;)), was sicherlich auch mit der Trennung von meiner Freundin zu tun hat; ich überlege aber auch, ob ich nicht doch ein Studium wagen sollte. Die Arbeit in der Notfallrettung ist zwar unheimlich dankbar und anspruchsvoll, gerade im ländlichen Bereich wo aufgrund langer Wartezeiten auf den Notarzt auch durch den Rettungsdienst selbstständig invasive Tätigkeiten durchgeführt werden. Letztendlich ist der Beruf aber unterbezahlt, und vor allem gibt es kaum alternative Tätigkeitsfelder, sollte im Alter meine Krankheit die Ausübung meines Berufs unmöglich machen.
Dagegen spricht die Angst vorm Scheitern beim Studium (gerade wenn es um solch anspruchsvolle Studiengänge wie Humanmedizin geht), dass ich meinen Lebensstandard einschränken müsste (raus aus der großen Wohnung, Auto verkaufen, den Lieblingsarbeitsplatz aufgeben, Hobbies aufgrund Geld- und Zeitmangel aufgeben zu müssen).

Ich freue mich jedenfalls über den Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, vor allem ähnlich jungen Leuten! Vielleicht kommt sogar zufällig jemand aus der Grenzregion Rheinland-Pfalz/Baden-Württemberg, oder der weiteren Umgebung?
Hallo, ich bin neu hier im forum.... deswegen erst jetzt meine Erfahrungen zum thema studium... vielleicht hilfts dir ja noch. ich bin 22 und hab seit 1999 morbus crohn. und ich hab zu studieren angefangen (in baden-württemberg sogar ;) ) und ich muss sagen, ich liebe mein studium. ich bin so glücklich über die ganzen leute, die ich kennen gelernt habe und die möglichkeiten, die mir jetzt offen stehen. auf der anderen seite hat gleich im 1. semester ein schub angefangen und erst im 6. semester hat endlich mal ein medikament geholfen, um den schub in den griff zu bekommen. das heißt, bei allen schönen erfahrungen, die ich gemacht habe, war es auch eine richtig harte zeit... ich konnte teilweise keine prüfungen schreiben, weil ich so krank war... ich konnte oft nicht auf parties oder allgemein irgendwo mit hin... ich hatte echt immer sorgen wegen dem geld... natürlich kann ich nicht genau sagen, ob das studium der auslöser war. aber es war eine enorme belastung für den körper und auch für die psyche und man sollte vielleicht von anfang an einen gang zurückschalten und sich darüber im klaren sein, dass man nicht alles auf einmal machen kann an vorlesungen und prüfungen und dass man nicht das typische studentenleben hat, was nur aus feiern und so besteht. wenn du mehr zeit einplanst und nicht nebenbei noch arbeitest, dann ist ein studium schon empfehlenswert. ich habs erst spät mitgekriegt, aber mit einer crohn-erkrankung findet man an den hochschulen auch gut unterstützung!
falls du dich fürs studium entscheidest, dann alles gute dafür!

bul
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von bul »

Hallo PolyGONtrauma und trotzkindchen,

PolyGONtrauma, ich hatte was die ersten Semester anging, einen ähnlichen Verlauf wie trotzkindchen (liegt aber glaube ich nicht am Standort BW, obwohl ich auch dort bin ;) ).
Sehe es aber generell auch so, wie trotzkindchen es auch schreibt:
Wenn du dich fürs Studium entscheidest (was dir für die Zukunft sicherlich viel mehr Möglichkeiten bietet, die Entscheidung musst du aber selber treffen), mach es lieber ohne Stress und plane ein paar Semester mehr ein.
Denn es läuft schnell mal so, dass du wegen einem Schub oder generell den zusätzlichen Belastungen durch die Krankheit nicht alle für das Semester geplante Prüfungen schreiben kannst und deshalb was schieben musst, ist/war zumindest bei mir so.
Aber das ist ja auch gar nicht schlimm, finde ich.

Wie gesagt, die Entscheidung ob Studium oder nicht, musst du letztlich selbst entscheiden.
Aber so als Idee: vielleicht solltest du es auch einfach mal probieren. Wäre doch blöd, wenn du in 10 Jahren sagst: "Hätte ich damals nur studiert".
Und wenns dann doch nicht klappt (weils dir nicht gefällt oder weil du an irgendwas gescheitert bist), weißt du immerhin, wie es ist und hast es immerhin versucht.
So schlimm ist das ja dann auch nicht, du hast dann zwar vielleicht etwas umsonst investiert, aber immerhin hast du's versucht und fragst dich nicht irgendwann selber, wie es wäre wenn du's versucht hättest.

Vielleicht trifft man sich ja mal im Chat und kann sich da auch noch austauschen.

Liebe Grüße

trotzkindchen
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von trotzkindchen »

bul hat geschrieben:
PolyGONtrauma, ich hatte was die ersten Semester anging, einen ähnlichen Verlauf wie trotzkindchen (liegt aber glaube ich nicht am Standort BW, obwohl ich auch dort bin ;) ).
hättest.
Hallo bul,
das war auch mehr darauf bezogen, dass PolyGONtrauma gefragt hatte, ob jemand in Ba-Wü/Rheinland-Pfalz ist ;) Ansonsten hab ich nichts gegen Ba-Wü ;)
Aber ich muss hinzufügen, dass es für mich schon schwer gewesen ist, hier zu studieren. Weil ich 6h von meiner Heimat entfernt bin und das war grad in der Schubphase nicht so prickelnd, ohne Familie und die engsten Freunde...

bul
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von bul »

Hallo trotzkindchen,

das war von mir nur so als Witz gemeint ;)

trotzkindchen
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von trotzkindchen »

bul hat geschrieben:Hallo trotzkindchen,

das war von mir nur so als Witz gemeint ;)
hahaha, oh je, normalerweise bin ich nicht so ironieresistent ;)

medica
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von medica »

trotzkindchen hat geschrieben:
Hallo, ich bin neu hier im forum.... deswegen erst jetzt meine Erfahrungen zum thema studium... vielleicht hilfts dir ja noch. ich bin 22 und hab seit 1999 morbus crohn. und ich hab zu studieren angefangen (in baden-württemberg sogar ;) ) und ich muss sagen, ich liebe mein studium. ich bin so glücklich über die ganzen leute, die ich kennen gelernt habe und die möglichkeiten, die mir jetzt offen stehen. auf der anderen seite hat gleich im 1. semester ein schub angefangen und erst im 6. semester hat endlich mal ein medikament geholfen, um den schub in den griff zu bekommen. das heißt, bei allen schönen erfahrungen, die ich gemacht habe, war es auch eine richtig harte zeit... ich konnte teilweise keine prüfungen schreiben, weil ich so krank war... ich konnte oft nicht auf parties oder allgemein irgendwo mit hin... ich hatte echt immer sorgen wegen dem geld... natürlich kann ich nicht genau sagen, ob das studium der auslöser war. aber es war eine enorme belastung für den körper und auch für die psyche und man sollte vielleicht von anfang an einen gang zurückschalten und sich darüber im klaren sein, dass man nicht alles auf einmal machen kann an vorlesungen und prüfungen und dass man nicht das typische studentenleben hat, was nur aus feiern und so besteht. wenn du mehr zeit einplanst und nicht nebenbei noch arbeitest, dann ist ein studium schon empfehlenswert. ich habs erst spät mitgekriegt, aber mit einer crohn-erkrankung findet man an den hochschulen auch gut unterstützung!
falls du dich fürs studium entscheidest, dann alles gute dafür!
Das hört sich fantastisch an. Hauptsache ist, dass du dein Studium liebst und es auch durchziehst- egal was auch passiert und welche Steine in den Weg gelegt werden. Das wird dich nur weiter stärken.

Lothar85
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von Lothar85 »

Hallo zusammen,
ich bin neu hier und würde auch gerne meine Erfahrungen teilen. Ich bin 29 Jahre alt komme aus Ffm und habe MC seit ca. 3 Jahren.
Meine Krankheit hat mitten in meinem BA-Studium angefangen. Probleme während dem Studium hatte ich meistens beim lernen, da ich mich nie zu 100% konzentrieren konnte und durch die Toilettengänge ständig unterbrochen wurde. In der Uni selber habe ich mich immer so gesetzt, dass ich möglichst schnell aufs Klo gehen konnte. In dieser Zeit ging es mir gesundheitlich ziemlich schlecht, da ich nie das richtige Medikament bekommen habe. Ich habe unter anderem an einer Studie teilgenommen und obwohl weiterhin nur eine Verschlechterung meines Zustandes zu verzeichnen war, hat mich mein damaliger Arzt nicht aus der Studie genommen. Als es wirklich gar nicht mehr ging, habe ich den Arzt gewechselt, dieser hat mich erst mit Kortison wieder fit gemacht und mir dann Humira verschrieben. Die Wirkung von Humira war anfangs überragend, mittlerweile stößt mein Körper das Medikament allerdings ab. Mir geht es nicht so schlecht wie damals, aber ich merke wie ich ich abbaue. Übernächste Woche bekomme ich ein neues Medikament Vedolizumab. Hoffenltich wirkt es ;)
Trotz aller Probleme konnte ich das Studium erfolgreich abschließen. Mittlerweile bin ich Controller und bin kurz davor meinen Master im Abendstudium abzuschließen. Mir ist es immer wichtig, dass die Krankheit nicht mein Leben bestimmt. Natürlich ist das nicht in allen Situationen möglich und ich hatte auch Phasen in denen ich absolut unmotiviert war etwas zu unternehmen, aber man sollte versuchen sein Leben so normal wie möglich zu führen.
Was mir bisher auch immer geholfen hat, ist der offene Umgang mit der Krankheit. Auf der Arbeit zählt das Klo als mein zweiter Arbeitsplatz :) und für meine Freunde ist es auch verständlich wenn ich mal nicht auf eine öffentlich Veranstaltung mitgehen kann.
In meinen Augen ist also ein Studium mit der Krankheit etwas umständlicher, aber kein Problem :).
LG Lothar

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Rirumu
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von Rirumu »

Das klingt alles so schön!

Ich würde auch so gern studieren!
Wie lange dauern Vorlesungen/Seminare? Seit meinem Schlaganfall kann ich mich leider nur noch 3h am Stück auf etwas konzentrieren.
Gott ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht. Was können mir Menschen tun?
Psalm 118, 6

Jonas
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Re: Was macht ihr? Studium, Ausbildung, FSJ etc.?

Beitrag von Jonas »

Bei mir (Jura) gehen die Vorlesungen 90 Minuten, ich hatte aber auch schon welche, die mit entsprechender/n Pause(n) über drei Stunden gingen. Das ist aber eher die Seltenheit. Die Klausuren können dann schon etwas länger sein, drei Stunden und länger dauern sie aber meistens erst gegen Ende des Studiums. Je nach Studiengang und Abschluss gibt es aber auch Ausnahmeregelungen bei Prüfungsleistungen (man bekommt z.B. mehr Zeit oder darf den Prüfungsraum länger verlassen als normalerweise). Das ist aber von Uni zu Uni verschieden und man sollte sich da vorher informieren.
Als ich die Uni gewechselt habe, habe ich im Hörsaal neben jemandem gesessen, der vor seinem Schlaganfall eine Ausbildung gemacht und jetzt Jura studiert. Ich hab ihn aber leider nicht mehr wiedergesehen, da er im ersten und ich in einem höheren Semester war. Aber es ist auf jeden Fall durchaus möglich, nach einem Schlaganfall ein Studium aufzunehmen ;)

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