Partner mit Morbus Crohn, W17

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Yaso
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Registriert: Mo 6. Jul 2020, 22:29

Partner mit Morbus Crohn, W17

Beitrag von Yaso »

Hallo,
ich bin ein 17 jähriges Mädchen.
Ich suche vor allem Personen, denen es ähnlich geht, damit ich Leute habe, die mich verstehen, denn daran fehlt es mir im meinem derzeitigen Umfeld.
Ich bin mit meinem Freund seit mehr als 2 Jahren zusammen, manche ziehen uns damit auf, dass wir ja schon seit mehr als 2,5 Jahren zusammen wären und vorher waren wir beste Freunde. Ich war noch nie wirklich ein Fan von Beziehungen, aber ich liebe ihn wirklich.
Bei meinem Freund wurde jedoch vor einem Jahr Morbus Crohn diagnostiziert und ich bin durch das gesamte Verfahren mit ihm zusammen gegangen. Es scheint aber kein Ende in Sicht. Die Tabletten, ich glaube Azio, haben keine Wirkung gezeigt, sodass er trotzdem weitere Schübe bekommen hat. Seine Schübe umfassen jedoch alle 2 Monate um die 6 Wochen, wobei er 2-4 Wochen das Bett vor Schmerzen nicht verlassen kann. Der Gastroenterologe hat ihm dann eine Therapie durch Spritzen verschrieben, die er sich jede Woche verabreichen muss. Diese brennen aber bei der Verabreichung und an dem Tag und dem Tag danach hat er Muskelschmerzen, als hätte er extremen Muskelkater in dem Bereich. Seine Bauchschmerzen haben sich trotzdem nicht verbessert, obwohl keine Entzündung mehr zu erkennen ist.

Immer, wenn er einen Schub hat, leide ich mit ihm. Ich kriege auf Grund des Stresses teilweise auch Bauchschmerzen und es macht mich emotional einfach extrem fertig. Hinzu kommt, dass wir gerade die 11. Klasse absolvieren und mir seine vielen Fehltage auf Grund der Krankheit Sorgen bereiten, da er in der Zeit den Stoff Zuhause nicht ordentlich nachholen kann.
Ich spreche mit ihm natürlich über seine Krankheit, aber ich glaube, ich wirke immer wütend auf ihn, obwohl ich einfach nur frustriert bin, dass anscheinend nichts hilft und keine Verbesserung in Sicht ist.
Eigentlich bin ich relativ introvertiert und versteh mich nur mit wenigen Leuten, wodurch ich nicht viele Freunde und sozialen Kontakt habe. An Gruppenaktivitäten will ich meist auch nur mit seiner Anwesenheit teilnehmen. Auch Sachen, die wir seit langen mit Freunden geplant hatten, will ich nicht ohne ihn ausführen, da ich ihn auf Grund seiner Krankheit nicht ausschließen will. So kommt es dazu, dass mich seine Krankheit zum Teil auch sozial isoliert.
Auch ist es ein hoher zeitlicher Aufwand. Ihm setzt es verständlicher Weise psychisch zu, dass er so eine lange Zeit ohne richtige soziale Kontakte Zuhause ist. Wir haben auch keinen so gefestigten Freundeskreis, dass sie ihn mal Zuhause besuchen kommen. Dadurch bin ich sein einziger sozialer Kontakt und damit Freudesquelle in der Zeit. Dies setzt mich persönlich unter großen Druck, da ich Schuldgefühle habe, wenn ich ihn nicht oft besuchen fahre, was neben Schule, Familie und Sport zeitweise sehr schwierig ist.
Zusätzlich bin ich emotional eher labil und hab durch den ganzen Stress ein schwaches Immunsystem, weshalb ich auch viele Fehltage habe und ihn noch weniger sehen kann.

Alles in allem bin ich unglaublich überfordert mit der Situation, da ich ihn liebe und ihm helfen will, was ich aber nicht kann. Das belastet mich wirklich enorm.
Dazu kommen die Gedanken, dass es mir vielleicht besser gehen würde, wenn ich einen gesunden Freund hätte, weil ich dann etwas mit ihm unternehmen könnte, anstatt nur mit ihm im Bett zu liegen, weil er nicht mal stehen kann vor Schmerzen. Diese glücklichen Erinnerungen und das Bewegen würden mir physisch und psychsisch gut tun.
Aber ich will ihn auch nicht nur wegen seiner Krankheit verlassen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Ich fühl mich so einsam. Aber allein das Lesen dieses Forums hat mich zwar sehr zum Weinen gebracht, mir aber auch schon geholfen.

Ahab
ist öfter hier
Beiträge: 47
Registriert: So 16. Jun 2019, 09:33

Re: Partner mit Morbus Crohn, W17

Beitrag von Ahab »

Hallo Yaso,

ich kann nachempfinden, was du durchmachst. Auch ich bin nicht selbst betroffen, sondern mein Sohn. Er hat CU.

Da ich selbst Lehrer bin, beginne ich mit dem Problem, das am einfachsten zu lösen sein sollte: Der Schule. Hat hier ein Gespräch zwischen den Eltern deines Freundes, sofern er nicht volljährig ist bzw deinem Freund selbst, sofern er volljährig ist und der Schule stattgefundenen? Gibt es eine Art Nachteilsausgleich oder eventuell Notenschutz? Ist den Lehrern die Erkrankung bekannt, wissen sie, was diese bedeutet? Wenn nein - unbedingt ein Gespräch führen mit dem Tutor/Klassenlehrer und besprechen, wie deinem Freund so geholfen werden kann, dass ihm die Fehlzeiten nicht zum Nachteil werden. Sowas lässt sich regeln. Dann ist diese Sorge weg.

Wenn du keine Lust hast, ohne deinen Freund an Gruppenaktivitäten teilzunehmen, dann lass es einfach sein. Warum solltest du das tun? Viel blöder wäre doch, wenn du Lust dazu hättest und dann dein Freund eifersüchtig würde, aber so? Er kann nicht, du willst nicht, also ist das Problem doch eigentlich gelöst?

Der Gedanke, dass es dir mit einem gesunden Freund besser ginge, ist nachvollziehbar. Ich kenne ihn gut. Die eigentliche Frage ist aber: Liebst du deinen Freund? Wenn ja, ist das deine Antwort, den gibt's nämlich nur so und nicht ohne MC. Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt. Liebst du ihn nicht, dann solltest du nicht wegen seiner Krankheit bleiben. Liebst du ihn, solltest du niemals wegen der Krankheit gehen.

Ich kenne das Gefühl, mitleiden zu müssen. Ich denke manchmal, dass ich mir keine Freude gönnen darf, während mein Sohn einen Schub hat, ich halte das fast für frivol. Ich glaube aber, das Gefühl ist falsch. Ich glaube, wir sind den Kranken eine bessere Stütze, wenn wir nicht mit in jedes Loch fallen. Irgendwer muss ja frohen Mutes sein und Optimismus versprühen, das können wir sein. Wenn ich krank wäre, würde ich mich noch viel mieser fühlen, wenn ich das Gefühl hätte, dass mein ganzes Umfeld wegen mir leidet.

Versuche, der Krankheit nicht mehr Raum zu geben als nötig. Niemandem ist geholfen, wenn du aus Solidarität mitleidest, auch deinem Freund nicht. Das soll natürlich nicht heißen, dass du kein Mitgefühl haben darfst, aber wenn es dir regelmäßig den Boden unter den Füßen wegzieht, hilft das keinem.

Wenn du ihn liebst, dann
- rege ein Gespräch mit der Schule an.
- bleib bei ihm
- reibe dich nicht vollkommen auf, damit ist niemandem gedient.
- freut euch gemeinsam auf bessere Phasen, die bestimmt kommen
- lasse keinen Druck zu- weder von deinem Umfeld noch von dir selbst.

Ich hoffe, das klang nicht anmaßend. Und ich weiß dass das leichter gesagt ist als getan. Ich selbst bekomme das alles trotz bester Vorsätze nur mittelmäßig hin.

Ich wünsche euch alles Gute!

Zeyze
ist öfter hier
Beiträge: 22
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 20:07

Re: Partner mit Morbus Crohn, W17

Beitrag von Zeyze »

Kurz und knapp!
Wenn du ihn nicht liebst, dann macht es egal wie es ihm und dir geht kein Sinn weiter zumachen! Aber wenn du ihn liebst, sage ich dir nur eins kein Mensch hat eine Gesundheitsgarantie! Du weisst nicht ob du auch mal Mc oder was anderes kriegst, hoffentlich bleibst du immer Gesund. Stell dich mal in seine Lage, was würdest du von deiner Freundin wollen, wenn du als ein junger Mann mit Mc ihr das leben erschwerst?

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