Auswandern & Krankenversicherung mit CED als Nicht-Millionär

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Auswandern & Krankenversicherung mit CED als Nicht-Millionär

Beitrag von 42 »

Liebe Community,

knapp zehn Jahre nachdem das Thema schon einmal diskutiert wurde würde ich gerne noch einmal Erfahrungsberichte und Tipps zum Thema 'Krankenversicherung für längerfristige oder permanente Auslandsaufenthalte' sammeln.

Mein Eindruck ist so weit, ähnlich wie im letzten Thread, dass Deutschland für jeden, der hier gesetzlich versichert und kein Millionär ist, wohl mit Abstand die beste und kostengünstigste Versorgung bietet.

Welche Länder könnten dem zumindest nahe kommen? Die USA sicher nicht. :D
Grundsätzlich ist es als Student viel einfacher als als Berufstätiger.

Ich könnte mir vorstellen, dass die UK und Commonwealth-Länder, die das NHS-System kopieren, grundsätzlich vorstellbar sein könnten. Insbesondere wenn man einen Arbeitgeber findet, der Beschäftigung garantiert und/oder ein Visum sponsort. Hat hier jemand Erfahrungen gemacht, z. B. mit Kanada oder Neuseeland? Kann man hier als CED-Patient ohne zu große Extrakosten gesundheitlich versorgt werden bei Langzeitaufenthalten?

Viele Grüße

Konrad
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Re: Auswandern & Krankenversicherung mit CED als Nicht-Millionär

Beitrag von Konrad »

Moin,

Du kennst es doch schon vom verlinkten Thread.

Selbst für nicht chronisch erkrankte gestaltet sich das schwierig. Das ist doch alles individuell: Such Dir halt ein Land aus, und dann recherchierst Du nach Möglichkeiten der Krankenversicherung.

Ich verstehe grad nicht die Unselbstständigkeit mancher Leute. Zu meiner Zeit gabs kein Netz, keine Email oder Ähnliches. Wir sind einfach los, und leben auch heute noch. Bei den traumhaften Möglichkeiten heutzutage online bräuchte ich extern echt keine Hilfe mehr

LG Konrad

P.S.: Dass nach mehreren Tagen meine Antwort die erste ist, spricht ja auch für sich
Timschal

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Re: Auswandern & Krankenversicherung mit CED als Nicht-Millionär

Beitrag von 42 »

Danke für die Antwort, Konrad! Deine Antwort spricht tatsächlich für sich, dass sich in den letzten zehn Jahren die Situation wohl nicht grundlegend verändert hat. Zumindest für chrohnisch Kranke nicht zum Besseren.
Konrad hat geschrieben:
Sa 16. Jul 2022, 18:35
Ich verstehe grad nicht die Unselbstständigkeit mancher Leute. Zu meiner Zeit gabs kein Netz, keine Email oder Ähnliches. Wir sind einfach los, und leben auch heute noch.
Ist natürlich vollkommen richtig. Ich hätte dazu sagen sollen, dass ich bereits viel reise und dieses Jahr auch einige Reisen nach Nord- und Südamerika, Asien und Ozeanien unternehme bzw. unternehmen werde - aber der Knackpunkt sind Aufenthalte länger als ein Monat bis hin zu Jahre. Denn ich bin auf teure Medikamente und tägliche Infusionen angewiesen, die ich hierzulande unkompliziert bekomme und auch für 2-3 Wochen im Flieger mitnehmen kann. Aber bei >1 Monat wäre das Übergepäck unbezahlbar und ich habe auch nach vielen Telefonaten mit der Kasse und Experten noch keine gute Lösung gefunden, mir das Material im Ausland zu besorgen. Deshalb die Frage nach einer Krankenversicherung vor Ort im Ausland.

Konrad
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Re: Auswandern & Krankenversicherung mit CED als Nicht-Millionär

Beitrag von Konrad »

Hi 42,
42 hat geschrieben:
So 17. Jul 2022, 23:54
Danke für die Antwort, Konrad! Deine Antwort spricht tatsächlich für sich, dass sich in den letzten zehn Jahren die Situation wohl nicht grundlegend verändert hat. Zumindest für chrohnisch Kranke nicht zum Besseren.
Gerne, aber für Änderungen im Gesundheitswesen bin ich nicht verantwortlich

so doof wie es klingt, aber die Mittel für jegliche Erstattung/Unterstützung müssen irgendwo herkommen. Das sind die Beiträge der versicherungspflichtigen Einzahler. Davon werden Arztbesuche und anteilig auch Medikamente bezahlt. Leider gibt es nicht nur chronisch Kranke mit CED, sondern noch viele weitere Patienten mit anderen chronischen Erkankungen, und auch "Gesunde" die mal zum Arzt müssen. All diese fordern zu Recht Leistungen aus der KV ein. Hier in Deutschland ist das m.E.so gut gesichert, dass niemand unter einer Unterversorgung medizinischer Art leiden muss. Perfekt ist aber leider kein System. Du wirst immer Leute finden (können), die durchs Raster fallen. Aber halten wir mal fest, dass man es durchaus schlimmer treffen kann, als hier in Deutschland
42 hat geschrieben:
So 17. Jul 2022, 23:54
Aber bei >1 Monat wäre das Übergepäck unbezahlbar und ich habe auch nach vielen Telefonaten mit der Kasse und Experten noch keine gute Lösung gefunden, mir das Material im Ausland zu besorgen. Deshalb die Frage nach einer Krankenversicherung vor Ort im Ausland.
Joo, Du hast mit Gott und der Welt gesprochen, und niemand konnte Dir weiterhelfen. Vermutlich kann das auch kein anderer hier, niemand sonst hat Dir bisher geantwortet Wir haben ja schon festgestellt, dass Deutschland in der Hinsicht der Gesundheitsversorgung gar nicht mal so schlecht ist.

Vermutlich wirst Du woanders kaum etwas besseres finden. Bei interessanten Ländern (Neuseeland/Australien?) wirst Du erst mal ordentlich Geld mitbringen müssen, sonst lassen die Dich über längere Zeit gar nicht rein. Von der Krankenversicherung schon mal abgesehen. Andere, z.B.afrikanische Länder sollten gesundheitlich schwieriger sein. Was bleibt sonst noch? Skandinavien ist finanziell sehr anspruchsvoll...

LG Konrad

P.S.: Ich will Dir nicht allen Mut nehmen, reise so viel Du willst und kannst solange Du noch jung bist. Schau Die Dir Welt an. Aber mein Rat ist: Bleibe krankenversichert in Deutschland
Timschal

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Re: Auswandern & Krankenversicherung mit CED als Nicht-Millionär

Beitrag von 42 »

Konrad hat geschrieben:
Mo 18. Jul 2022, 18:47
Schau Die Dir Welt an. Aber mein Rat ist: Bleibe krankenversichert in Deutschland
💯! Das sehe ich genau so. Dank Remote Work muss das auch gar nicht so einschränkend sein wie man zunächst denkst. :)

Lane
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Re: Auswandern & Krankenversicherung mit CED als Nicht-Millionär

Beitrag von Lane »

Hallo,
ich weiß nicht ob deine Frage noch aktuell ist, aber ich bin schon viel gereist und habe eigentlich immer irgendwie meine Medikamente vorort bekommen. Wie, das hängt aber vom Land ab. Wenn du als Tourist oder für die Arbeit innerhalb der EU verreist, dann kannst du deine EU auslandskrankenversicherung nutzen. Wieviel der Kosten dann aber übernommen werden, hängt vom Land ab. Im Katalanien (ein Teil von Spanien) war es super einfach, da wurde alles von der EU Versicherung übernommen. Dazu bin ich einfach da ins städtiche Krankenhaus gegangen und habe denen meine Unterlagen aus Deutschland gezeigt (Bestätigung vom Arzt, dass ich Morbus Crohn habe und was ich für Medikamente bekomme).
In Frankreich, musste ich 20% selber bezahlen. Da war ich auch im Krankenhaus und musste erst mit dem Arzt reden, das hat 50€ gekosten und dann einen Tag Krankenhausaufenthalt, den ich noch mit 200€ selbst bezahlen musste. Wenn du es schaffst dir in Frankreich eine sozialversicherungsnummer zu besorgen und indie Mutal rein kommst (so eine Art Krankenversicherung), übernimmt die Mutual die restlichen 20% und du musst garnichts zahlen.

Ich glaube in Italien und ein paar anderen Ländern ist es so wie in Spanien aber in den meisten, musst man 10%-20% selber zahlen.
Dann gibt es noch ein paar nicht EU-Länder, mit denen Deutschland ein sozial Abkommen hat. (z.B. Türkei, Tunesien), da kannst du quasi dann einfach deine deutsch Krankenversicherung nutzen. Dazu musst du dann von deiner Krankenkasse so ein Formular beantragen (normalerweise kriegt man das ohne Probleme wenn man in den Urlaub dahin geht oder vorrübergehend aus beruflichen Gründen). Das gibt man dann z.B. in der Türkei bei der SAG (staatliche Krankenversicherung der Türkei) und kriegt von denen eine sogenannte yupass nummer. Mit der Nummer kannst du dann zum Krankenhaus und dir die Medikamente holen. Die Kosten werden dann direkt mit deiner deutschen Krankenkasse abgerechnet.

Wenn du richtig Auswandern willst, ist es innerhalb der EU normalerweise kein Problem, weil du dann normalerweise ohne Probleme in die Krankenkassen vorort aufgenommen werden kannst und die zahlen dann wie in Deutschland auch. Es gibt aber ein spezial Fälle, z.B. da zahlt die staatliche (kostenlose) Krankenversicherung nur 80% und du musst dann noch zusätzlich die Mutual (private) Krankenkasse in Frankreich holen, die dann die restlichen 20% deckt. Die Kosten dann zwar was aber ist viel günstiger als in Deutschland. Wie das in nicht EU Ländern ist, weiß ich nicht genau. Aber in der Türkei gibt es auch eine staatliche Krankenkasse, die jeden aufnimmt (aber ich bin mir nicht sicher ob man dann türkischer Staatsbürger sein muss).

In allen Fällen (besonders in der Türkei) gilt, dass die Krankenhäuse manchmal selber nicht wissen, wie das mit der EU Krankenversicherung geht oder die die sagen, dass sie das nicht machen und man nach dafür nach Deutschland zurück fliegen soll. In solchen Fällen einfach behaarlich bleiben oder in ein anderes Krankenhaus gehen. Man muss nur jemanden finden, der einem helfen will, dann geht das normalerweise auch.

In anderen Ländern kommt es auf das sozial System an. Ich hab es zwar noch nie in den USA versucht, aber ich glaube da wird es schwierig, weil schon US Bürger machmal Probleme haben in eine Krankenversicherung zu kommen wenn Sie chronisch krank sind.

Eine Auslandkrankenversicherung bringt dir übrigends nichts, weil die bei chronischen Krankheiten und Krankheiten, die schon vor dem Auslandaufenthalt bestanden haben nicht zahlen.

Ich hoffe das hat dir geholfen.
Liebe Grüße,

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