GdB viel zu gering?

Schwerbehinderung, Rente, Kur etc. Austausch unter Betroffenen. Hier erfolgt keine Beratung durch den AK Sozialrecht!
Antworten
EScha
neu hier
Beiträge: 4
Registriert: So 27. Dez 2015, 16:43
Diagnose: MC /PSC

GdB viel zu gering?

Beitrag von EScha »

Hallo zusammen,
ich leide seit mehr als 30 Jahren an einem MC und seit 11 Jahren zusätzlich an einer PSC - Sepsis und OP inklusive. Zudem werde ich seit einem Jahr mit einem TNF-Alpha-Blocker behandelt, da mein Darm trotzt hochdosiert Cortison, Salofalk und Co. nicht zur Ruhe kam. Drei Stenosen machen mir das Leben immer wieder schwer und beeinträchtigen meinen Alltag. Hinzu kommen für CEDler Kleinigkeiten wie Anämie, dauernde Gelenkschmerzen usw.. Anfang des Jahres habe ich einen neuen Schwerbehindertenantrag gestellt, der nun mit einem GdB von 40 (!!) zurückkam. Ehrlich gesagt, war ich erst einmal ein paar Tage fassungslos. Eisenmangel und Darmerkrankung heißt es darin lapidar, seien mit einem GdB von 40 zu bewerten. :shock: Die PSC fiel als "vorübergehende Gallenwegsentzündung" komplett aus dem Raster, da diese keinen "Grad der Behinderung von 10 erreicht".
Nach der langen Vorrede nun meine Frage: Wie sind Eure Erfahrungen hierzu bzw. wie wurde das bei Euch bewertet? Klar scheint jetzt schon, dass ich hiergegen Widerspruch einlegen werde. Einfach einlegen muss!! Ich brauche allerdings ein wenig Rückenwind von Euch hier im Forum. Dafür schon mal meinen herzlichen Dank!
Freue mich über Eure Rückmeldungen, viele Grüße und haltet Euch tapfer, Edda

Igaku
neu hier
Beiträge: 2
Registriert: Mo 10. Dez 2018, 20:39

Re: GdB viel zu gering?

Beitrag von Igaku »

Hallo Edda, hallo Ihr Lieben,
den Schock kann ich verstehen und mich würde auch die Erfahrung anderer Leidtragender interessieren.
Wir haben am Freitag die Nachricht vom Versorgungsamt GdB 30 bei MC.
Mein Sohn hat mit 12 die Diagnose Morbus Crohn bekommen. Mittlerweile ist er 25. Mit Cortison, Aza, Infliximab, Stelara (momentan) wird sein Crohn leidlich in Schach gehalten. Fistel OP, 62 Kilo bei 1,90 m. Zu schwach für irgendwas.
Lohnt sich kämpfen? Hat irgendjemand positives zu berichten?
Alles Liebe
Ruth

Christian3000
Dauergast
Beiträge: 385
Registriert: Mi 10. Jun 2020, 14:00

Re: GdB viel zu gering?

Beitrag von Christian3000 »

Hallo,

bei so etwas Rate ich immer Widerspruch einzulegen, gerade in euren Fällen. 30 oder 40GdB sind doch ein Witz. Das Versorgungsamt stapelt oft erstmal tief und geht oft(sage nicht immer aber oft) nach Widerspruch höher. Oft ist auch entscheidend was die eigenen Ärzte machen, was in den Berichten drin steht und wie leicht oder schwer der jeweile Krankheitsverlauf ist. Irgendwo im Internet gibt es eine vollständige Liste/Tabelle vom Versorgungsamt wo steht, wieviel Gdb bei welcher Krankheit. Bei der Psc ists so, die wird vom Versorgungsamt "nur" als chronische Gallengangsentzündung abgetan,weil die Idioten das einfach nicht kennen. Psc ist mit Sicherheit eine der schwersten Erkrankungen die man haben kann. Laut Tabelle steht die aber so weit ich mich erinnere mit je nach Schwere 50-70Gdb drin. Ich weiss nicht wie das bei Morbus Chron in der Tabelle steht, kenne das nur von der CU bei der ist das auch gestaffelt je nach schwere ( geht auch in der Tabelle nach Stuhlanzahl etc am Tag) bei der können es zwischen 20-70Gdb sein. 70Gbd im aller schwersten Verlauf. Die Gdb`s der einzelnen Krankheiten die man hat, werden aber nicht zusammengezogen, die Höhe geht immer von dem au, was das Versorgungsamt fürs Schwerste hält und ab 50Gdb gilt man erst als Schwerbehindert und bekommt den Ausweis.

Kleiner Tipp noch nebenher, sofern noch nicht gewusst. Bei CU und Morbus Crohn sofern 70Gdb erreicht wird, kann per Nachweis beim Straßenverkehrsamt der orangene Schwerbehindertenparkausweis gestellt werden. Und ebenfalls bei der CU oder Morbus Chron kann das Merkzeichen RF für den Ausweis mit beantragt werden, als Begründung das nicht an öffentlichen Veranstaltungen oder ähnliches Teilnehmen kann wegen Toilette etc....am einfachsten ist das, wenn man darüber noch ein Schreiben seines Arztes bekommt. Sind dann nur 1/3 Rundfunkgebühr alle 3 Monate.

Wie gesagt, am besten bei so etwas immer Widerspruch einreichen.

Schöne Grüße

EScha
neu hier
Beiträge: 4
Registriert: So 27. Dez 2015, 16:43
Diagnose: MC /PSC

Re: GdB viel zu gering?

Beitrag von EScha »

Hallo zusammen!
Ich bedanke mich herzlich für Eure Unterstützung und das Mutmachen!
Ich habe inzwischen hier beim DCCV die rechtliche Unterstützung angefragt und von Frau Schich ein umfangreiches (!!) Paket per Mail bekommen, wie nun das weitere Vorgehen ist. Der Widerspruch gegen den Bescheid ist auf dem Weg und nun warte ich auf die Akteneinsicht. Die muss ich dann kontrollieren und eine ausführliche Begründung schreiben - auch hierzu gibt es viele, viele Tipps vom DCCV - und kann das Schreiben dann der Rechtsabteilung noch einmal zur Kontrolle und zum Feinschliff vorlegen. Ganz ehrlich: Ich fühle mich jetzt schon unterstützt und gestärkt und werde mich einfach nicht mehr darüber aufregen, dass eine PSC, als "vorübergehende Gallenwegsentzündung" deklassiert wird.

Lasst Euch nicht entmutigen! Ich grüße Euch herzlich, Edda

Igaku
neu hier
Beiträge: 2
Registriert: Mo 10. Dez 2018, 20:39

Re: GdB viel zu gering?

Beitrag von Igaku »

Danke Euch! Das macht Mut.
Wir haben uns auch an Frau Schich (sehr nett) gewandt und heute Widerspruch eingelegt.

EScha
neu hier
Beiträge: 4
Registriert: So 27. Dez 2015, 16:43
Diagnose: MC /PSC

Re: GdB viel zu gering?

Beitrag von EScha »

Hallo, in die Runde!
Ich wollte mich noch einmal bei Euch melden und Euch berichten, wie es ausgegangen ist. Wie oben beschrieben, wurde zwar mein MC anerkannt, aber meine PSC als "vorübergehende Gallenwegsentzündung" degradiert und nicht für den Grad der Behinderung berücksichtigt. Mithilfe des umfangreichen Materials von Frau Schich aus der Rechtsabteilung des DCCVs habe ich daraufhin Widerspruch gegen den Bescheid eingelegt und diesen anschließend ausführlich begründet. Als Grundlage hierfür diente nicht nur das Infomaterial von Frau Schich, sondern auch zahlreiche Artikel aus dem Bauchredner. Jetzt erhielt ich meinen Abhilfebescheid, der nun tatsächlich alle relevanten Erkrankungen berücksichtigt und mir einen GdB von 50 % zuerkannt hat.

Ich möchte damit allen Mut machen, die gerade in einer ähnlichen Situation sind. Gebt nicht auf! Nutzt die Möglichkeiten, die uns der Verband bietet und lasst Euch nicht unterkriegen.

Bleibt tapfer, Edda

Antworten