Versetzung innerhalb der Firma

Schwerbehinderung, Rente, Kur etc. Austausch unter Betroffenen. Hier erfolgt keine Beratung durch den AK Sozialrecht!
tosca
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Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von tosca »

Hallo,

ich hoffe auf ein paar Meinungen und Ratschläge. Ich bin seit 20 Jahren in einer Firma und zwar im Marketing. Das hat bisher gut geklappt, ich konnte viel Homeoffice machen und wenn ich mal länger krank war, dann hab’s danach ein BEM und alles lief weiter. Achso, ja ich hab Morbus Crohn ungefähr genauso lang.

Nun haben wir einen neuen Geschäftsführer bekommen und der versetzt die ´´Altenˋˋ nach und nach an unwichtige Stellen und besetzt die Führungspositionen mit Jungen Leuten. Zuerst dachte ich, ich habe Glück, mir wurde die Stelle einer Datenschutzkoordinatorin angeboten, nicht toll, aber wenig Stress, Homeoffice möglich, alles gut.

Bis gestern, da wurde mir mitgeteilt, dass ich in der Abteilung Organisation noch weitere Aufgaben übernehme, darunter die Hausverwaltung, Poststelle und Telefonzentrale. das bedeutet bei uns, dass man feste Zeiten hat, vor Ort sein muss, mit einem Handy rumläuft und ständig verfügbar ist. Fast kein Homeoffice mehr möglich. Für mich Persönlich bedeutet dies Stress und v.a. Kann ich Schlechte Tage nicht mehr einfach unauffällig übers Homeoffice abarbeiten, sondern muss mich womöglich krank melden. Ich habe Angst, dass meine Krankheitstage weiter ansteigen werden, derzeit ca 8 Wochen im Jahr, und sie mich dann rausmobben. 30% Gbd habe ich.

Was kann ich nun tun??? Gleichstellung beantragen? Aber warum sollte ein AG dem zustimmen? Unsere Quote ist erfüllt. Ein BEM Gespräch anfordern? Der AG weiß, dass ich chronisch krank bin, aber nicht warum. Bisher habe ich die Schiene gefahren, möglichst gesund rüberzukommen. Vielleicht sollte ich nun doch bekennen, wie oft ich eigentlich krank arbeite, im Homeoffice, damit sie sehen, dass dies für meine Leistungsfähigkeit wichtig ist?

Wäre echt dankbar für Eure Einschätzung und Euren Erfahrungen.

VIele Grüße von tosca

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Thilo
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von Thilo »

Hallo tosca,

welche Tätigkeit(en) ist/sind konkret in deinem Arbeitsvertrag aufgeführt? Sind dort auch andere auszuführende Tätigkeiten genannt?

Gruß

Thilo

tosca
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von tosca »

Hallo Thilo,

ich hatte gehofft, dass Du Dich meldest. danke!

Es sin im Arbeitsvertrag keine Tätigkeiten genannt, wir sind zwar privatwirtschaftlich, sind aber an TV-L angelehnt. Da steht nur die Eingruppierung ohne nähere Definition.

tosca

tosca
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von tosca »

Und ich bin glaube ich in der Alterssicherung mit 54 Jahren und 18 Jahren Betriebszugehörigkeit.

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Thilo
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von Thilo »

Hallo tosca,

schwierig, wenn im Arbeitsvertrag keine konkreten Tätigkeiten aufgeführt sind. Was sagt denn euer Betriebsrat zu den Umsetzungen? Den wird man doch sicherlich bei den betrieblichen Veränderungen einbezogen haben.

Bei einer konkreten Tätigkeitsbeschreibung wäre zu prüfen, ob hier eine sogenannte Änderungskündigung vorliegt, die du ggf. durch das Arbeitgericht überprüfen lassen könntest. Bei einer allgemein gehaltenen Tätigkeitsbeschreibung bzw. gar keiner Beschreibung des Tätigkeitsfeldes kann dich dein Arbeitgeber quasi an jeder Stelle des Unternehmens einsetzen, sofern an deiner Eingruppierung nichts verändert wird.

Umsetzungen nutzen Arbeitgeber auch gerne, um Beschäftigte unter Druck zu setzen. Eindeutig bürden dir die neuen Arbeitsaufgaben mehr "Stress" auf, den du bei deiner Erkrankung nun mal gar nicht brauchst. Mit acht Wochen Arbeitsunfähigkeit im Jahr wirst du sowieso im Fadenkreuz der Beobachtung stehen. Gibt es Chancen die Arbeitsunfähigkeitszeiten durch bessere medizinische Therapie zu reduzieren? Die Alterssicherung nach TV-L nützt dir meine Erachtens hier wenig, da von Kündigung keine Rede ist.

Sofern du noch nichts unternommen hast, kannst du zunächst einmal ausloten, ob du von Seiten des Betriebsrates aktive Unterstützung findest, ggf. bei deiner Gewerkschaft vorsprechen. Versuche alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen um aus dieser belastenden Situation herauszukommen, zumal du jetzt schon weisst, dass die neuen Aufgaben deiner Gesundheit zuwiderlaufen.

Gruß

Thilo

tosca
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von tosca »

Hallo Thilo,

habe jetzt mit dem BR gesprochen: er fiel aus allen Wolken, denn auf dem Versetzungs-Laufzettel steht das so alles nicht, nur der Datenschutz und vertretende Tätigkeiten. Und ja, es gibt wohl noch mehr Leute, die über Versetzungen mürbe gemacht werden sollen, im Januar hatte ich schon mal wechseln müssen, das belastet ja auch jedes Mal.

Der BR wird jetzt drei Dinge tun: Anfragen, wie denn nun die Arbeitsverteilung wirklich ist. Dann bezüglich mir Bedenken äußern, da ich im BEM Prozess bin und sie da mit den festgelegten Maßnahmen Widersprüche zur neuen Tätigkeit sehen. Und dann mal die gesamten Arbeitspakete anschauen, ob man die nicht sinnvoll anderst verteilen kann.

Für mich klingt das gut, Ich selbst werde mich parallel der neuen Arbeit stellen und muss schauen, wie ich mit der Belastung umgehen kann. Dann strahle ich Positivität aus - zeige aber auch offiziell auf, was diese neue Situation für mich bedeutet, es bekommt Gewicht. Mehr kann ich glaube ich nicht tun.

Kannst Du was zur Gleichstellung sagen? Ich hab immer den Eindruck, es nutzt nicht viel und macht nur den Chef aufmerksam.
Und medizinische Therapie: ja schwierig. Das Problem ist, dass ich für jeden Infekt Wochen benötige und ich hab Bedenken, dass dies mit Biologicals wirklich besser ist, da hier ja auch die Infektanfälligkeit erhöht wird. (Ich nehme seit Jahren Aza). Falscher Threat, aber wenn da jemand Erfahrungen gemacht hat, gerne.

Danke!!!! Viele Grüße von Tosca

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Thilo
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von Thilo »

Hallo tosca,

als hätte ich es geahnt: Der neue Geschäftsführer lässt den Betriebsrat "links liegen" und versucht sich in Alleingängen um eine langjährige chronisch kranke Mitarbeiterin unter Druck zu setzen. :roll:

Kurz zur Gleichstellung: Mit einem Grad der Behinderung von 30/40 sieht man zunächst nur die „Gleichbehandlung“ mit schwerbehinderten Menschen. Die Gleichstellung gilt aber nur für den Kündigungsschutz bzw. die erleichterten Bedingungen zur Erlangung eines Arbeitsplatzes. Ein Anrecht auf Zusatzurlaub besteht nicht; auch kein Anspruch auf vorgezogenen Altersrentenbezug - wie viele vielleicht glauben.Um eine Gleichstellung zu erlangen, muss der/die Behinderte einen Antrag bei der Agentur für Arbeit stellen, wo entschieden wird, ob die Gleichstellung überhaupt notwendig ist. Im Rahmen des Antragsverfahrens erhält der Arbeitgeber Kenntnis.

Hier bspw. findest du Wissenswertes zum Thema:

https://www.integrationsaemter.de/Bunde ... index.html

https://www.vdk.de/deutschland/pages/th ... en?dscc=ok

Dein eingeschlagener Weg ist richtig. Sei sehr vorsichtig mit unbedachten Äußerungen gegenüber Geschäftsführer und all seinen Zuträgern. Bei Personalgesprächen hast du immer das Recht als Unterstützung ein Mitglied des Betriebsrates hinzuzuziehen! Gemeinsam mit dem Betriebsrat könnt ihr dem "Neuen" vielleicht ein wenig die Flügel stutzen!

Viel Erfolg wünscht dir

Thilo

tosca
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von tosca »

Danke Dir! Ich Versuch mein Glück.

Brigitte
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von Brigitte »

Hallo Tosca,
die Gleichstellung gilt nicht nur für den Kündigungsschutz bzw. für die erleichterten Bedingungen zur Erlangung eines Arbeitsplatzes sondern auch zum Behalten eines Arbeitsplatzes (§ 2 Abs. 3 SGB IX). Im Rahmen des Antragsverfahren schreibt die Agentur für Arbeit den Betriebs-/Personalrat, die Schwerbehindertenvertretung als auch den Arbeitgeber an und wiederholt dort zum größten Teil die Fragen, die man bereits selber im Antrag beantworten musste. Wichtig für dich ist evtl. auch, dass man im Antrag ankreuzen kann, dass der Arbeitgeber durch die Agentur für Arbeit nicht zur Abgabe einer Stellungnahme aufgefordert wird.

Viele Grüße
Brigitte

tosca
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Re: Versetzung innerhalb der Firma

Beitrag von tosca »

Hallo Brigitte,

danke für die Info. Verstehe ich das richtig, dass die Gleichstellung mir dann eine Möglichkeit gibt zu verlangen, dass ich möchte, dass die Tätigkeitenbeschreibung so bleibt wie sie besprochen war und im aktuellen Betriebsrat-Laufzettel steht.

VG tosca

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