Angst: neue Position, mehr Aufgaben - niemand weiß von MC

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Unity
hat sich häuslich eingerichtet
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Registriert: Mo 29. Jan 2018, 22:18

Angst: neue Position, mehr Aufgaben - niemand weiß von MC

Beitrag von Unity »

Hallo liebes Forum,

ich, 37, seit 2014 MC, stabiler Zustand mit Infliximab (Intervall 9 Wochen), GranuStix und strenger Ernährung, habe ein berufliches Problem, zu der ich gerne eure Meinung hören würde.

Seit kurzem habe ich bei meinem Arbeitgeber eine absolute Traumstelle bekommen, auf die ich lange hingearbeitet habe. Da ist sowas wie ein Lebenstraum für mich in Erfüllung gegangen.

Problem: Nach kurzer Zeit wurde der Verantwortungsbereich aufgrund einer internen Umstrukturierung erweitert. Das ist soweit ok, da mich das Thema so interessiert und bestimmte Fragen wären früher oder später eh gekommen. Aber: In diesen Gesprächen wird immer wieder das Vertrauen betont und wie wichtig Offenheit ist. Meine neuen Vorgesetzten und GF wissen jedoch nichts über mein MC.

Ich schiebe deswegen gerade Panik, die ich nicht mehr loswerde. Sie wird eher schlimmer. Was ist, wenn MC sich falsch entwickelt, was ist wenn Infliximab nicht mehr wirkt, was ist wenn ich länger ausfalle etc. Ich wollte beruflich eigentlich immer etwas unterm Radar fliegen - das geht hier nicht so einfach. Ich habe schon erlebt, wie man sich von Personen getrennt hat, weil sie fachlich nicht mehr passen. Was ist, wenn ich dem größeren Aufgabenbereich aufgrund von MC mal nicht voll gerecht werden kann? Wie wird man mit mir umgehen?

Ich hatte vor ein paar Jahren mal das Angebot in den öffentlichen Dienst zu wechseln. Das hatte ich dann abgelehnt, weil ich dachte, damit nicht sehr lange glücklich zu werden. Es hätte aber mehr Sicherheit bedeutet. Hätte ich meine neue Stelle jetzt nicht verfolgt, hätte ich das aber auch immer bereut. Ich weiß daher, dass jedes Szenario irgendwie an mir nagen würde.

Wie seht ihr das? Ist meine Panik nachvollziehbar? Müsste ich gegenüber meinen neuen Vorgesetzten mit offeneren Karten spielen? Dafür ist es jetzt aber sicherlich schon zu spät. Dass so viel Vertrauen in mich gesetzt wird, überfordert mich gerade.

Ausgefallen bin ich beruflich nur am Anfang kurz und ich muss natürlich zu den Infusionen. Dennoch hatte ich vor allem vor Infliximab Phasen, in denen es mir nicht gut ging. Ich weiß, wie fragil Gesundheit sein kann. Das in Kombination mit dem mir entgegengebrachten Vertrauen überfordert mich innerlich.

Danke!

Viele Grüße

Unity

greenorest
Dauergast
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Registriert: Do 17. Dez 2020, 08:08

Re: Angst: neue Position, mehr Aufgaben - niemand weiß von MC

Beitrag von greenorest »

Hallo,

erstmal: Es ist dein gutes Recht, nichts über privates wie deine Gesundheit beim Chef zu erzählen.

Du bist aktuell voll einsatzfähig und leistungsbereit, das ist das entscheidende. Wenn die aktuelle Stelle dein Traumjob ist, ist das doch super! Bring dich ein, entspann dich und gestalte deine Aufgaben. Nur weil man in Zukunft ausfallen könnte, muss man sich mE keine Gedanken machen. Jeder kann krank werden oder einen Unfall haben, niemand kennt die Zukunft!

Ich bin Teamleiterin und weiß von einem meiner Mitarbeiter, dass er MC ( in Remission, auch regelmäßige Infusionen) hat. Für mich spielt das in beruflichem Umfeld keinerlei Rolle, ich übertrage ihm daher keine anderen Aufgaben als den anderen Mitarbeitern. Er ist ein Teammitglied, auf das ich mich voll verlasse. Ich berücksichtige nur den halben Tag Abwesenheit alle paar Wochen.

Gruß Tina

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neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
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Registriert: Do 20. Dez 2012, 19:58

Re: Angst: neue Position, mehr Aufgaben - niemand weiß von MC

Beitrag von neptun »

Hallo Unity,

siehst Du Dich als Sklave Deines Arbeitgebers und der Willkür der Vorgesetzten ausgeliefert? Auch Vorgesetzte sind nur Arbeitnehmer und Menschen. Und es geht anscheinend nicht um das Leben, sondern um die allgemeinen Unsicherheiten des Lebens.

Pragmatisch gesehen, da wäre wohl jede Arbeit ein Problem, könnte jede Arbeit zum Problem werden.

Solche Gedanken, was kommen, was passieren könnte, die helfen absolut in keinem Bereich des Lebens. Sie lähmen nur. Angst, sogar Panik, sind wahrlich keine guten Berater.

Versuche, dem Ganzen mit Gleichmut zu begegnen, ändere etwas, wenn es zu ändern ist, und was Du nicht beeinflussen kannst, das mußt Du hinnehmen.

Vertrauen ist ein großes Wort, besonders bei Geschäften, und ein solches ist auch die Arbeitsstelle.

LG Neptun

Unity
hat sich häuslich eingerichtet
Beiträge: 86
Registriert: Mo 29. Jan 2018, 22:18

Re: Angst: neue Position, mehr Aufgaben - niemand weiß von MC

Beitrag von Unity »

Vielen Dank für eure schnellen Antworten! Das bringt micht tatsächlich etwas runter :)

@Tina, Deine Beschreibung passt ja sehr zu meiner Situation. Es ist sehr schön zu lesen, dass Du damit als Teamleiterin so umgehst!

@Neptun: Ja, die Unsicherheit des Lebens ist gut gesagt. Jede (andere) Situation hätte Unabwägbarkeiten, die ich akzeptieren müsste. Ich versuche nicht zu sehr in was-könnte-sein Szenarien zu denken.

Ich weiß, dass wir natürlich auch Mitarbeiter haben, die krank sind - MS etc. - und wir haben auch einen Schwerbehindertenvertretung. Es ist nicht so, dass das Unternehmen das Thema als solches subtil oder sogar offen bekämpft. Aber an bestimmten Position werden natürlich dennoch andere Maßstäbe gesetzt hinsichtlich einer möglichst zuverlässigen Performance.

Aber wir ihr schon sagtet: Entspannen & akzeptieren. Es gibt eh keine Alternative. Es jetzt sagen geht nicht und den Arbeitgeber wechseln auch nicht, da ich ja die Stelle unbedingt will.

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