Studium mit MC/CU

Erwerbsleben mit einer CED? Hier der Austausch von Betroffenen darüber. Hier erfolgt keine Beratung durch den AK Sozialrecht!
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Trüffel
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Registriert: Sa 3. Jun 2017, 18:52

Studium mit MC/CU

Beitrag von Trüffel »

Im Herbst letzten Jahres habe ich mich (wieder) an die Uni gewagt und darüber bin ich sehr froh. Ich habe den Studienort dafür gewechselt, bin jetzt an einer viel kleineren Fakultät, was den Vorteil hat, dass sich die Studierenden und Dozenten besser kennen und der Umgang miteinander eigentlich viel offener ist, als ich es so bisher gekannt habe. Ich habe lange überlegt, ob ich zurück an die Uni gehe. In meinem alten Studium waren Fehltage ein absolutes No-Go und dadurch, dass mich die Krankheit im Alltag teils echt einschränkt, hatte ich Sorge, dass ich fehl an der Uni bin.
Zu Beginn meines Studiums habe ich einen Nachteilsausgleich beantragt, der mir auch gewährt wurde. Das bedeutet, dass ich für Hausarbeiten in Absprache mit dem jeweiligen Dozenten Verlängerungen bekommen kann, falls Krankenhausaufenthalte etc. dazwischenkommen, dass ich einen Tischplatz in der Bib habe (Bücher mit nach Hause zu schleppen, ist absolut unmöglich, weil der Bauch durch die vielen OPs total kaputt ist) und ich darf Gesamtmodulprüfungen in Teilprüfungen ablegen, sodass Prüfungen entzerrt sind und nicht über Stunden andauern (sonst macht mein Körper schlapp).
Das WS hat ganz gut geklappt. Ich hab zwar immer wieder gefehlt, weil Arzttermine (Behandlungen wie Untersuchungen) sich einfach nicht vermeiden lassen und ich keinen Einfluss auf Gesundheit/Krankheit und Termine im KH habe.
Die meiste Zeit meiner vorlesungsfreien Zeit (Februar – April) habe ich im Krankenhaus verbracht. Wäre Corona nicht dazwischen gekommen, sodass wir online-Lehre hatten, hätte ich das Sommersemester komplett vergessen können. So hatte ich das Glück, trotz zahlreicher Klinikaufenthalte, Arzttermine, Erschöpfung und Co. ein wenig am Studium teilhaben zu können. Entweder haben Dozenten uns viel Lesematerial eingestellt oder im Voraus aufgenommene Videos zur Vorlesung – in diesem Fall konnte ich mich mit dem Stoff dann auseinandersetzen, wenn es für mich möglich war. Oder die Dozenten haben über Zoom live-Vorlesungen gehalten. Wenn ich da gefehlt habe, habe ich meine Dozenten darum gebeten, die Vorlesung für mich aufzuzeichnen. Das hat problemlos geklappt und ich konnte die Aufzeichnungen dann für mich nachholen. Corona hat es mir ermöglicht, trotz OPs und Co. zu studieren. Den ersten Teil der Prüfungen habe ich bereits hinter mir. Ein zweiter Teil steht noch an, kurz bevor die Uni wieder losgeht.
Geplant ist für das kommende WS eine Mischung aus online- und Präsenz-Lehre. Ich vermisse die Präsenzlehre sehr, aber im vergangenen Semester hätte ich es gesundheitlich einfach nicht geschafft und ein Freisemester einlegen müssen. Jetzt für den Winter lasse ich mich überraschen, wie alles laufen wird. Unsere Dozenten haben nun zumindest auch schon mehr Erfahrung hinsichtlich der online-Lehre.
Ach ja, meine Dozenten wissen z.T. darüber Bescheid, was im letzten Semester alles los war. Von ihnen habe ich sehr viel Rückhalt erfahren. Das hat mir auch echt Mut gemacht, durchzuhalten. Meinen Kommilitonen habe ich zu Beginn des Studiums gesagt, dass ich eine chronische Erkrankung habe, aber das hat die eigentlich nicht groß interessiert, ist auch absolut kein Thema und von daher habe ich diesbezüglich Ruhe.

Wie sind eure Erfahrungen mit MC/CU und Studium?
In meinem Studienjahrgang bin ich als CEDler allein unterwegs, von daher freue ich mich, wenn jemand Interesse an einem Austausch hat.
Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind;
wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat.

(Marie von Ebner-Eschenbach)

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