Krankengeld ausgesteuert - neue Diagnose?

Erwerbsleben mit einer CED? Hier der Austausch von Betroffenen darüber. Hier erfolgt keine Beratung durch den AK Sozialrecht!
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schraube99
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Krankengeld ausgesteuert - neue Diagnose?

Beitrag von schraube99 »

Hey Leute,

hier kurz meine Situation:

Ich habe Morbus Crohn jetzt seit mittlerweile 12 Jahren (mit 17 dignostiziert). Seit dem wurden bei mir gefühlt alle Therapien angewandt - nichts hat geholfen. Im Gegenteil, wurde operiert und mittlerweile habe ich auch wieder mehrere Stenosen die eigentlich entfernt werden müssten + Stoma. (Habe auch einen Schwerbehindertenausweis mit GdB von 50). Aufgrund dessen bin ich mittlerweile schon sehr lange krankgeschrieben (aktuell wegen einem Abszess).

Meine Krankenkasse (Barmer GEK) zahlt mir 78 Wochen Krankengeld, die allerdings demnächst ablaufen. Sprich, ich werde ausgesteuert und die Blockfrist von 3 Jahren für die Diagnose von dem Abszess fängt an.

Ich hätte danach prinzipiell Anspruch auf Arbeitslosengeld also das Arbeitsamt würde mir dann quasi "Krankengeld" zahlen. Allerdings deutlich weniger als die Krankenkasse. (200*€ oder so - kp wie ich davon leben soll)

Mein Plan war nun, meine Krankmeldung bis zur Aussteuerung zu verlängern und dann "abzuschließen", also das Endbescheinigung auf der Krankmeldung steht. - Für die Krankenkasse bin ich also danach erstmal wieder "Arbeitsfähig".

Dann wollte ich 1-2 Tage warten, und mich dann wieder Krankschreiben lassen, allerdings mit einer anderen Diagnose.
Somit würde eine zweite Krankheit eintreten und ich sollte wieder Anspruch auf 78 Wochen Krankengeld haben, oder?

Im Internet findet man dazu nicht so richtig was oder ich werde daraus nicht schlau. Würde das so funktionieren? Hat jemand Erfahrungen damit? Alternativen? - Bei meiner Krankenkasse kann ich ja nicht einfach anrufen und nachfragen...

Danke schonmal für eure Antworten!

ps. Falls falsches Forum bitte moven! Aber ich denke, Schule/Ausbildung/Arbeit trifft es schon ganz gut!

Liebe Grüße, Schraube

glöckchen09
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Re: Krankengeld ausgesteuert - neue Diagnose?

Beitrag von glöckchen09 »

Hallo Schraube,

Ich arbeite in einer Arztpraxis und kann dir daher meine Erfahrungen zu dem Thema mitteilen.
Soblad die Diagnosen zusammenhängen gehts nicht von vorne los. Wenn die Diagnose also irgendwie zur selben Grunderkrankung gehört wird auf jedenfall addiert.
Ist es was ganz anderes zb Beinbruch nach Unfall könnte es neu anlaufen.
Dafür gebe ich aber auch keine Garantie und würde mich tatsächlich mit nem Fachanwalt unterhalten.
Nicht dass du dir ins eigene Fleisch schneidest. Nach 1-2 Tagen gescheiterte Arbeitsversuch wird übrigens die Endbescheinigung wieder auf Folgebescheinigung geändert...Trotz anderer Diagnose. Du würdest also nachträglich das ,,zuviel" erhaltene Krankengeld zurückzahlen müssen.

Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben als dich aussteuern zu lassen und ggf Aufzustocken..

Alles Gute, glöckchen09

Kaja
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Re: Krankengeld ausgesteuert - neue Diagnose?

Beitrag von Kaja »

Hallo Schraube,

ich habe mir den ersten Beitrag von Dir durchgelesen. Du bist noch sehr jung - und es läßt sich nicht aus Deinem Beitrag erkennen, was Du für eine Ausbildung gemacht hat und in was für einem Betrieb - Firma du arbeitest.

Sprich - wie hoch ist Deine körperliche Belastung (kaufmännisch / gewerblich) - wie ist eine sanitäre Situation?

Was sind Deine aktuellen Beschwerden? Wer schreibt Dich AU - Dein Gasto oder Dein HA?

Dein Hinweis, AU wegen Abzess würde ich sagen, da ist ein Abzess keine AU von 78 Wochen.

Die Empfehlung welche Du schreibst, Stenosen + Operation mit Anlage eines Stomas - ist AKTUELL - optionel. D. h. noch nicht durchgeführt.

Auch glaube ich Dir, dass bislang keine medikamentösen Therapien zum Erfolg geführt haben.

Aber wie definierst Du und Dein Arzt den "Erfolg"?

Evtl. können wir Dir Hinweise oder Tipps geben, wenn Du uns sagst, aufgrund welcher Symptome Du seit fast 78 Wochen AU bist.

Ansonsten sehe ich Dir Rechtsgrundlage ebenso wie User Glöckchen, die Krankenkassen überprüfen - zu Recht - die Diagnosen und Zusammenhänge. Gerade dies ist auch der Grund dafür, dass ein Sozialsystem nicht ausgenutzt wird und natürlich sollte ebenfalls kein Arzt unrichtiges Zeugnis ablegen.

Du bist noch sehr jung - und wie ich schon schrieb, wir wissen nichts über Dich. Hast Du einen gewerblichen Beruf - dann strebe eine Umschulung an (GdB 50).

Arbeitest Du kaufmännisch - wie sieht es aus mit Homeoffice?

Nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, sondern Kämpfen und Möglichkeiten suchen zur Arbeitsfähigkeit und Gesundheit.

Ich hoffe, wir kommen in einen erfolgreichen Austausch :-)


Viele Grüße

Kaja

schraube99
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Beiträge: 3
Registriert: Mi 26. Aug 2015, 21:42

Re: Krankengeld ausgesteuert - neue Diagnose?

Beitrag von schraube99 »

Hallo,

sorry für die verspätete Antwort, aber ich hatte Prüfungen und nur sehr wenig Zeit! :)
Hier ein paar mehr Infos:
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Hallo Schraube,

ich habe mir den ersten Beitrag von Dir durchgelesen. Du bist noch sehr jung - und es läßt sich nicht aus Deinem Beitrag erkennen, was Du für eine Ausbildung gemacht hat und in was für einem Betrieb - Firma du arbeitest.

Sprich - wie hoch ist Deine körperliche Belastung (kaufmännisch / gewerblich) - wie ist eine sanitäre Situation?
Ich arbeite als Erzieher in einer Kindertagesstätte. Körperliche Belastung ist an sich nicht sehr hoch, allerdings hat man halt eine hohe Verantwortung. Wenn ich allein mit den Kindern im Raum bin, ist's nicht mal eben schnell aufs Klo gehen. - Auch ist der Arbeitsweg sehr umständlich. Da ich kein Führerschein habe, muss ich morgens erst mit dem Fahrrad zum Bahnhof (~7km) und von dort dann noch 15 Minuten mit der Bahn.
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Was sind Deine aktuellen Beschwerden? Wer schreibt Dich AU - Dein Gasto oder Dein HA?
Aktuelle Beschwerden sind starke Bauch/Magenschmerzen/Krämpfe (aber eher von den hohen Entzündungswerten als von den Stenose - ich kann das ganz gut einschätzen) sehr häufige Durchfälle (bestimmt 10x tägl.) und halt schwere Ernährungszustände (zuletzt unter 50 kg bei 1,78 und 29 Jahren). Demnach bekomme ich auch Trinknahrung alá Fresubin etc. Auch schon mehrfache Termine bei einer Ernährungsberaterin gehabt!
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Dein Hinweis, AU wegen Abszess würde ich sagen, da ist ein Abszess keine AU von 78 Wochen.
Doch! Ich wurde Dezember 2018 wegen dem Abszess (war an einer sehr ungünstigen Stelle - direkt im Schritt) operiert. Dazu kam noch eine Fisteldrainage). Das Krankenhaus hat mich mit dieser Diagnose krankgeschrieben und mein Hausarzt (ärztlich gesehen nicht der beste, aber AU-technisch der beste) hat diese Diagnose über die 78 Wochen übernommen. Natürlich war ich nicht die kompletten 78 Wochen deswegen "krank", aber aus "weiser" Voraussicht wegen Blockfristen usw. habe ich diese Diagnose weiter behalten. Mein Hausarzt hat auch bestätigt das dieser Abszess mit Fisteldrainage nichts mit meiner Morbus Crohn Grunderkrankung zu tun hat. - Krankenkasse hat das so akzeptiert.
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Die Empfehlung welche Du schreibst, Stenosen + Operation mit Anlage eines Stomas - ist AKTUELL - optionel. D. h. noch nicht durchgeführt.
Genau. Mein Gefühl sagt mir, das die Ärzte eben am Verzweifeln sind, da nichts anschlägt, und das eben immerhin etwas ist was sie machen/entscheiden/raten können. Mir ist bewusst, dass die Stenosen ein Problem sind. Allerdings ein mechanisches Problem. Wenn ich bspw. Kortison bekomme, ist alles super! (Von den Nebenwirkungen von Kortison abgesehen) Das Kortison macht die Stenosen allerdings nicht rückgängig deshalb kommen die Schmerzen etc. auch eher von den Entzündungen als von der Stenose...
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Aber wie definierst Du und Dein Arzt den "Erfolg"?

Evtl. können wir Dir Hinweise oder Tipps geben, wenn Du uns sagst, aufgrund welcher Symptome Du seit fast 78 Wochen AU bist.
Naja.. wie meine Ärztin Erfolg definiert weiß ich nicht. Ich für meinen Teil wäre schon vollkommen zufrieden, wenn ich beschwerdefrei wäre und arbeiten gehen könnte. Wie gesagt, hauptsächlich krankgeschrieben wegen den schon oben genannten Symptomen.
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Ansonsten sehe ich Dir Rechtsgrundlage ebenso wie User Glöckchen, die Krankenkassen überprüfen - zu Recht - die Diagnosen und Zusammenhänge. Gerade dies ist auch der Grund dafür, dass ein Sozialsystem nicht ausgenutzt wird und natürlich sollte ebenfalls kein Arzt unrichtiges Zeugnis ablegen.
Das ist mir bewusst. Ich wollte mich vom Arzt/Psychologin dann psychisch krankschreiben lassen - was sogar nicht mal gelogen wäre - sollte nicht unbedingt mit meiner Grunderkrankung Morbus Crohn oder Abszess in Zusammenhang stehen.
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Du bist noch sehr jung - und wie ich schon schrieb, wir wissen nichts über Dich. Hast Du einen gewerblichen Beruf - dann strebe eine Umschulung an (GdB 50).

Arbeitest Du kaufmännisch - wie sieht es aus mit Homeoffice?
Wie schon geschrieben. Erzieher, Umschulung auf einen kaufmännischen Beruf würde ich nur sehr ungern da mir die bisherige Arbeit schon sehr gut gefällt (und ich auch schon viele Qualifikationen und Fortbildungen für diesen Beruf habe).
Kaja hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:39
Nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, sondern Kämpfen und Möglichkeiten suchen zur Arbeitsfähigkeit und Gesundheit.
Das mache ich nicht! Sonst hätte ich mir schon längst die Kugel gegeben! :)
Ich habe mich mit der Krankheit und den Symptomen abgefunden und versuche sogut es geht mit ihnen klar zu kommen. Allerdings ist Arbeiten unter diesen Umständen mMn. nicht machbar! Und ich habe leider schon fast alles probiert! Von chinesischer Medizin zu jeder Art von homöopathischen "Heilmittel", Ernährung, Schulmedizin etc.
Im Moment bin ich einfach nur am "abwarten" und hoffen das entweder irgendwann ein neues Medikament erscheint welches mir endlich hilft, oder wie durch ein Wunder doch ein anderes anschlägt.


glöckchen09 hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:07
Hallo Schraube,

Ich arbeite in einer Arztpraxis und kann dir daher meine Erfahrungen zu dem Thema mitteilen.
Soblad die Diagnosen zusammenhängen gehts nicht von vorne los. Wenn die Diagnose also irgendwie zur selben Grunderkrankung gehört wird auf jedenfall addiert.
Ist es was ganz anderes zb Beinbruch nach Unfall könnte es neu anlaufen.
Dafür gebe ich aber auch keine Garantie und würde mich tatsächlich mit nem Fachanwalt unterhalten.
Das war ja meine "Idee/Plan". Im Moment Krankgeschrieben wegen Abszess/Fisteldrainage - werde ausgesteuert.
Danach lasse ich mich ~2 Tage "gesund" schreiben. - Also wird die aktuelle Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung unterbrochen.
Dann lasse ich mich auf Psyche krankschreiben. - Es beginnt eine neue Krankmeldung + neue Diagnose. Oder habe ich hier irgendwo einen Denkfehler?

Versteht mich nicht falsch. Ich möchte meine Krankenkasse nicht betrügen oder das Sozialsystem ausnutzen. Allerdings sehe ich leider keine Alternative! Wie gesagt, ansonsten müsste ich ALG I/II beantragen. Diese würden mir irgendwas mit 200€ im Monat zahlen. Damit kann/komme ich im Monat leider nicht aus. (verdiene aktuell ~1000€, 70% Krankengeld = ~700€ - damit komme ich gerade hin, weniger funktioniert nicht!)

glöckchen09 hat geschrieben:
So 7. Jun 2020, 20:07
Nicht dass du dir ins eigene Fleisch schneidest. Nach 1-2 Tagen gescheiterte Arbeitsversuch wird übrigens die Endbescheinigung wieder auf Folgebescheinigung geändert...Trotz anderer Diagnose. Du würdest also nachträglich das ,,zuviel" erhaltene Krankengeld zurückzahlen müssen
Kannst Du mir das genauer erklären?
Nachdem ich 1-2 Tage "arbeitsfähig" bin und mich dann wieder krankschreiben lasse, entsteht wieder eine Folgebescheinigung - das ist klar - aber mit der neuen Diagnose?

Hoffe, das bringt ein wenig Licht ins Dunkel - falls Ihr noch weitere Fragen habt nur zu. Auch bin ich für Ideen und Hilfestellungen offen!

Liebe Grüße
Schraube99

Kaja
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Registriert: Mo 5. Okt 2015, 13:39
Diagnose: MC

Re: Krankengeld ausgesteuert - neue Diagnose?

Beitrag von Kaja »

Hallo Schraube,

mir ist spontan die folgende Idee gekommen aufgrund Deiner Aussage. Ob es eine Alternative für Dich ist oder wäre kann ich natürlich nicht beurteilen....

" Erzieher, Umschulung auf einen kaufmännischen Beruf würde ich nur sehr ungern da mir die bisherige Arbeit schon sehr gut gefällt (und ich auch schon viele Qualifikationen und Fortbildungen für diesen Beruf habe)."

Ich glaube Dir absolut, dass Dir der Beruf sehr viel Spaß macht und gerade Dein Hinweis auf viele Qualifikationen & Fortbildungen - da dachte ich mir, wie wäre es, wenn Du "Dozent / Ausbilder" wirst?

Direkt hast Du wahrscheinlich weniger mit den Kids zu tun, aber alternativ als Dozent bist Du weiterhin im Thema und wenn nichts mehr geht, Du könntest den Klassenraum zumindest mal für einen WC-Gang verlassen ;)

Hast Du Dir auch mal Zweit- Drittmeinungen ärztlich und operativ eingeholt?

Viele Grüße

Kaja

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