Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idiot?

Erwerbsleben mit einer CED? Hier der Austausch von Betroffenen darüber. Hier erfolgt keine Beratung durch den AK Sozialrecht!
Michael8000
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Michael8000 »

Kaja hat geschrieben: Was ich absolut traurig finde, dass Du CED´ler in die häusliche Isolation noch drängen willst!!!

Wo ist da Dein sozialer Ansatz????

Mir geht es hier wie allen Schreibern*innen, was soll das von Dir? Geh weg Du Troll.

Viele Grüße

Kaja
Mit "geh weg du Troll" haben wir wieder ein hervorragendes Beispiel für demokratisches Denken.
(Entsprechend sieht auch die Parteienlandschaft aus.)

Wenn "die Könige" selbst keine Studien, Urteile für ihre Argumente liefern können, es aber immer von "ihren Trollen" fordern, wird's peinlich.
Auf dem Thron zu sitzen kann dann Recht albern wirken, um seine "Forumsmacht" in seinem Revier auszudrücken. Ist menschlich auch bei CED'lern.

Von häuslicher Isolation bzgl. Therapiefraktionäre habe ich nicht gesprochen. "Nach dem Reha-Aufenthalt, weiss der Patient, was er zu Hause zu tun hat." Anscheinend fehlt das Wissen über die Inhalte einer Rehabilitation.

Mein neuer Vorwurf: Statt sich auf das Löschen auf Shoplinks zu konzentrieren, was ist richtig ist, sollten die Könige sich Gedanken machen, ob sie durch ihre gesundheitsfeindlichen Posts, die Pharmakonzerne unterstützen. Während man krank ist, schön die Pillen schlucken und zur Arbeit gehen. Kurz vor dem Renteneintritt ("ich habe 30 Jahre MC/CU") abnippeln, damit der Staat keine Rente auszahlen muss.
Aber von Inklusion, private Entscheidung und qualifizierter Hilfe reden.

Wenn schon Kritik innerhalb von CED'lern nicht erwünscht ist, dann ist es auch zu verstehen, warum (einige) Aussenstehende mit chronisch Kranken (z.B. CED) nichts zu tun haben möchten.
"Geh weg du Troll äh CED Erkrankter." Wollen wir das?

2. Vorwurf: Wenn der Nickname mit der Mitgliedsnummer verbunden ist, ist die freie Meinungsäußerung des betreffenden nur eingeschränkt möglich. "Man möchte bei seinen Freunden gut darstehen." Dieser Vorwurf hat mit dieser Diskussion nichts zu tun.

Die Könige wissen nicht einmal, was akut krank (Schub) oder Krankheit in Remission bezüglich MC/CU aus medizinischer Sicht ist.
Und wenn sie es schreiben, können sie es durch Literaturangaben zurzeit nicht belegen.

Es ist nicht schlimm zu sagen "ich weiß es nicht." Ich habe es wenigstens versucht (in Bezug zur Arbeit mit Quellenangaben) und werde dafür verurteilt, was auch in Ordnung ist. Davon lebt Diskussion.
Weiterhin empfehle ich professionelle Hilfe sowie die jeweils gültige Fassung der S3 Richtlinie zu CU/MC.

Michael8000
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Michael8000 »

Susanne hat geschrieben:Hallo Michael8000,
stört ist das Schubladendenken, dass du dabei an den Tag legst. Entweder + 3 Stuhlgänge, dann AU, darunter ist alles ok. Du übersiehst dabei zum Beispiel, dass dies eine Einteilung ist, die eben "Durchfall" definiert. Und zwar im Vergleich zu gesunden Menschen. Aber sind wir mit einer CED noch mit darmgesunden Menschen zu vergleichen? Sollte eine Remission tatsächlich einen Zustand herstellen, der absolut mit dem einer nicht erkrankten Person zu vergleichen ist? Im Optimalfall bestimmt, aber wie häufig gibt es den?

Und ganz vielleicht kennst du dich mit den ganzen Erscheinungsbildern im besonderen eines MC nicht aus. Denn dieser kann - muss aber nicht immer zwingend - mit Durchfall einher gehen. Da hängt auch einiges von der Lokalisation im Körper ab. Bei einem (wenn auch seltenen) Dünndarmbefall müssen nicht unbedingt Durchfälle zur Symptomatik gehören. Auch in diesem Bereich hinken meiner Meinung nach deine Ausführungen. Denn krank, im Sinne von nicht arbeitsfähig, können diese Personen trotzdem sein.

Du negierst nicht nur die eigene Wahrnehmung dessen, was persönlich als "krank" angesehen wird, sondern misst in meinen Augen auch mit falschen Maßstäben. Wann sich wer in welcher Situation als nicht mehr arbeitsfähig empfindet, lässt sich für mich nicht ausschließlich an + 3 Durchfällen pro Tag messen.

Könnte es ganz vielleicht so sein, dass du eine allgemein gültige Regelung suchst, um dein eigenes Verhalten zu erklären oder legitimieren? Ich habe das Gefühl, vieles von dem was du schreibst, ist eher deinen eigenen Erfahrungen geschuldet. Aber diese lassen sich nun mal nicht auf alle CED-Erkrankten übertragen.

Liebe Grüße,

Susanne
Versuche mich bitte nicht zu analysieren.
Als erfahrene CED Patientin kannst du mir sicherlich sagen, was akut krank und Krankheit in Remission bedeutet. Und das in Bezug zur Arbeit.
1. CU Patient: Schub: 30x Stuhlgänge ohne Blut, Remission: 10x Stuhlgänge ohne Blut?
2. CU Patient: Schub: 1x Stuhlgang mit Blut, Remission: 3x Stuhlgang ohne Blut?

(Wir wissen, wann wir Fieber oder zu hohen Blutdruck haben.)
Weiterhin empfehle ich professionelle Hilfe sowie die jeweils gültige Fassung der S3 Richtlinie zu CU/MC.

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Cats
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Cats »

Hallo Michael8000,

nachdem in diesem Thread ja nun schon "Trolle und Könige" schreiben, melden auch wir MOD's uns zu Wort.

Eigentlich ging es mal um die etwas provokante Frage ob CED'ler die mit mehr als 3 Stuhlgängen/Tag zur Arbeit gehen Idioten sind.
Diese Frage ( durchaus auch kontrovers ) zu diskutieren ist völlig in Ordnung. Allerdings sollte man dabei halbwegs sachlich und beim Thema bleiben, sowie auf persönliche Angriffe und Unterstellungen verzichten.

Daher unsere Bitte - zurück zum eigentlichen Thema, sonst schließen wir den Thread.


Das MOD-Team
Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.

Michael8000
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Michael8000 »

Laut Deutsche Rentenversicherung (Leitlinien für sozialmedizinische Begutachtung (PDF)):
MC (Tab.16): < 150 Punkte = Remission.
CU (Tab. 19): < 4 = Remission.

Für MC bedeutet das z.B.: 42 Stuhlgänge pro Woche (6x pro Tag), mäßige Bauchschmerzen, schlechtes Allgemeinbefinden, Durchfallbehandlung, Rest "OK" -> (138 Punkte) Remission.

Für CU bedeutet das z.B.: 35 Stuhlgänge pro Woche (5x pro Tag), Allgemeinbefinden schlecht, Rest "OK" -> (3) Remission.

Mit diesen Zuständen darf man zur Arbeit gehen laut Deutsche Rentenversicherung. Zufrieden?

Für mich aus medizinischer Sicht gesehen Schwachsinn.
Weiterhin empfehle ich professionelle Hilfe sowie die jeweils gültige Fassung der S3 Richtlinie zu CU/MC.

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neptun
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von neptun »

Hallo Michael,

hier noch mal ein Versuch, Dir über Deine eindimensionale Sichtweise des Kranksein bei CED allein anhand der Anzahl Stuhlgänge zu helfen.
Meine Definition.

Was ist ein Schub bei cu?

Da die Betroffenen für sich einen Schub nur an den Symptomen und Beschwerden erkennen können, muß die Frage richtiger lauten, wie äußert sich ein Schub?

Der Schub ist entzündliches Geschehen im Darm.

Die CED sind chronisch rezidivierende Erkrankungen. Sie sind damit geprägt durch den Wechsel von Rezidiv zu Remission, also Zeiten mit Entzündungsaktivität zu entzündungsfreien Zeiten.

Mit einer CED ist man nicht chronisch krank, also dauerhaft. Man hat aber eine Erkrankung, die sich jederzeit mit einem Schub zeigen kann. Der kann in der Folge auch zum Kranksein, bei Berufstätigkeit zur Arbeitsunfähigkeit (AU) führen. Letztlich auch zur Erwerbsunfähigkeit.

Kann eine Entzündung mit Medikamenten nicht ausreichend im Sinne einer Symptom- und Beschwerdefreiheit behandelt werden, so mag man individuell trotzdem leistungsfähig im täglichen Leben und arbeitsfähig, berufstätig sein.

Ein Schub kann je nach Stärke und Behandlungsresistenz etliche Tage, Wochen, Monate andauern oder auch in einen chronisch aktiven Verlauf münden.

Charakteristisch ist eine aufkommende Entzündung. Es kann sich aber während eines chronisch aktiven Verlaufes auch um eine Verstärkung der Entzündung handeln.

Bei vielen Betroffenen ist der Schub ein einmaliges Ereignis.

Die Entzündung kann mit der Zeit stärker werden, sie kann sich plötzlich fulminant entwickeln, sie kann sich ausbreiten, sie kann auch gleich ausgedehnt über den gesamten Dickdarm entstehen. Sie kann sich aber auch einfach zurück bilden. Eine einmal vorhandene Ausdehnung und Intensität der Entzündung kann beim nächsten Schub lange nicht erreicht werden.

Es kann zu wiederholten Schüben kommen.

Niemand kennt seinen Verlauf. Der kann jede denkbare Form annehmen, wie man aus der Praxis weiß.

Es gibt die leichten Schübe, wo Betroffene allein mit Mesalazin oral, rektal wieder in die Remission kommen. Da braucht die Entzündung nicht ausgeprägt sein, kann nur eine leichte Rötung sein, also nicht dieses typische Erscheinungsbild der geschwürigen Darmschleimhaut haben und trotzdem spricht man da von einem Schub.

Leichte Schübe sind meist auf das Rektum von 16 cm Länge begrenzt, als Proktitis dann häufig auch auf nur 5 cm. Blut am Stuhl gehört regelhaft zur cu. Die Entzündung führt zu häufigeren Stuhlgängen, die in diesem Stadium meist geformt sind.

Einige Betroffene sprechen bereits von Schub, wenn sie Durchfall bekommen, oder auch mal für einige Tage öfter auf die Toilette müssen.
Werden Durchfälle, meist weicher Stuhl, beklagt, vielleicht auch eine leicht erhöhte Stuhlfrequenz, so sollten diese schon einige Tage anhalten, damit klar ist, es handelt sich nicht nur um eine Unverträglichkeit oder Befindlichkeitsstörung oder einen Darmkeim, wobei dann meist auch plötzlich wässrige Durchfälle auftreten.

Entzündungsgeschehen und Beschwerden korrelieren nicht unbedingt. So gibt es die Erkenntnis, daß man sich mit wenig Entzündungsgeschehen (Labor, Endoskopie) recht schlecht fühlen, Schmerzen haben kann und ein anderer mit nachweislich viel Entzündungsaktivität sich recht beschwerdefrei fühlt. Dazu kommt sicher noch das eigene Körperbewußtsein und wie man mit der CED und der Entzündung psychisch umgeht. Einige werden wuschig, andere sogar panisch, wenn sie etwas Blut beim Stuhlgang bemerken.

Die Behandlung wird häufig Erfolg haben mit Mesalazin oral, der Basismedikation, die bei cu auch dauerhaft, zumindest über einen langen Zeitraum, auch nach Abklingen der Beschwerden, genommen werden soll.

Bei cu ist immer auch eine rektale Behandlung sinnvoll, also die alleinige oder zusätzliche Gabe von Zäpfchen oder Schaum oder Klysma (je nach Ausdehnung der Entzündung im absteigenden Dickdarm), mit den Wirkstoffen Mesalazin oder mit verschiedenen Cortisonen. Und es gibt auch topisch wirkendes Cortison (Cortiment), das oral genommen aufgrund seiner Freisetzung im gesamten Dickdarm wirken soll.

Ohne Medikation kann sich die Entzündung weiter auswachsen. Sie kann aber auch von allein wieder verschwinden. Die Remission kann jahrelang anhalten.

Mesalazin wirkt alleine nicht immer ausreichend und man muß medikamentös weiter gehen.

Ist die Entzündung bereits ausgedehnt oder/und stärker, wird meist zur ersten Maßnahme als Akutmedikament ein systemisch wirkendes Cortison verordnet, weil es praktisch umgehend zu einer Unterdrückung der Entzündung führt.

Im stärkeren Schub steigt die Stuhlfrequenz, es kann Stuhldrang hinzu kommen.

Behandelt man ein Entzündungsgeschehen zu spät oder auch nicht konsequent, so kann die Entzündung schwerer verlaufen, sich auch ausbreiten. Dann wird aus einer anfänglichen Proktitis möglicherweise eine Linksseitenkolitis oder sogar Pankolitis. Das sind alles sehr individuelle Verläufe und es gibt auch Betroffene, bei denen erstmals gleich eine Pankolitis diagnostiziert wird, also der gesamte Dickdarm Entzündungszeichen aufweist. Wobei auch hier die Entzündungsaktivität gering sein kann, aber auch stark bis fulminant.

Etliche Betroffene haben immer ein gewisses Maß an Entzündungsgeschehen. Das sind dann chronisch aktive Verläufe.

Diese werden mit mehr oder weniger Erfolg behandelt, gehen aber nicht weg. Dabei kann es auch Schwankungen in den Symptomen und im Befinden geben, aber es ist trotzdem der "normale" Verlauf.

Chronisch aktive Verläufe sind häufiger bei einer Steroidabhängigkeit. Die Beschwerden nehmen bei Unterschreitung einer gewissen Dosierung an Cortison wieder zu. Man kommt nicht mehr weg vom Cortison. Möglicherweise wird diese Abhängigkeit dadurch induziert, daß Betroffene nicht systematisch und mit Plan ausschleichen sondern immer wieder mit Erhöhung auf Verschlechterungen reagieren.
Erst wenn das Krankheitsgeschehen plötzlich aus dem Ruder läuft, bekommen diese Betroffenen zusätzlich einen Schub, der dann schwer verläuft.

Siehe auch: Cortisoneinnahme und das Ausschleichen
http://forum.dccv.de/viewtopic.php?f=3&t=181

Man behandelt chronisch aktive Verläufe wie auch schwerere Verläufe leitliniengerecht mit Immunsuppressiva, also Azathioprin, 6-Mercaptuporin oder Methotrexat. Ärzte verordnen heutzutage gerne bereits auch ein Biological. Nach Studien bringt die Top-down-Behandlung wohl keinen Benefit gegenüber der konventionellen Vorgehensweise, wo man stufenweise eskaliert in der Behandlung.

Auch nach Behandlung und Abklingen der Symptome und Beschwerden kann es nach kurzer Zeit wieder eine Verschlechterung geben und die Behandlung muß neu aufgenommen werden. Das ist dann sicher kein neuer Schub. Der Körper hat das Bestreben nach Entzündung noch nicht aufgegeben und reagiert entsprechend. Da man nicht weiß, warum die Entzündung kam, weiß man heute auch immer noch nicht, warum der Körper nach einiger Zeit, ob mit oder ohne medikamentöse Behandlung, diese Neigung erst mal aufgibt. Die Immunsuppression hilft hierbei nur, beseitigt aber nicht den unbekannten Grund. Die Entzündung muß der Körper letztlich selbst stoppen. Er wird durch Medikamente dabei unterstützt.

Beim schweren Schub können Schmerzen im Unterbauch hinzu kommen. Ein brennendes Gefühl im Darm wird häufiger geschildert. Es blutet stärker aus dem Darm und jede kleine Menge Stuhl kommt raus, teilweise auch nur Blut oder gallertartige Blutpropfen. Die Stuhlfrequenz steigt deutlich. Der Stuhldrang kann imperativ werden, wobei es dann nur noch Vorwarnzeiten im Sekundenbereich gibt.

Jeder Stuhlgang kündigt sich durch heftige Schmerzen an, die Tenesmen. Diese heben die willentliche Stuhlentleerung auf. Manchen Betroffenen wird schwarz vor Augen. Ich bekam immer Gänsehaut durch die Schmerzen. Man ißt wenig, um möglichst keinen Stuhlgang zu haben. Trotzdem muß man aufs Klo, auch wenn nur Blut kommt. Man nimmt natürlich dadurch ab. Es kann Fieber kommen. Einige bekommen Anämie.

Man ist kraftlos, total abgeschlagen, also wirklich krank und liegt im Bett in den ersten Tagen, bevor die Cortisoninduktionstherapie greift, meist mit einer Anfangsdosis heutzutage von 1mg/kg Körpergewicht am Tag.

Da mag der Übergang zum fulminanten Schub fließend sein. Dieser wird dann mit hoher Dosierung von Cortison i.v. behandelt und es kommen wahrscheinlich die potenten Immunsuppressiva Cyclosporin oder Tacrolimus zum Einsatz, weil die Alternative sonst nur noch die Kolektomie ist, also die operative Entfernung des Dickdarmes. Die Behandlung erfolgt fast immer im Krankenhaus.

Etliche Krankheitsverläufe erfordern eine Behandlung mit Immunsuppressiva, Biologicals, also der 2. oder 3. Stufe der Behandlung nach der Leitlinie cu. Sie sind zwar ein Indiz für die Schwere der Entzündung, aber der Umkehrschluß ist nicht zwangsläufig richtig, wie viele Berichte aus den Foren zeigen.

Damit sind wir bei der Krux, wann kann/soll man die Medikation beenden. So fürchten sich viele Betroffene vor der Entscheidung, möchten den guten Zustand nicht riskieren, haben sogar Angst davor und schieben die Entscheidung hinaus.

Schübe können also sehr unterschiedlich verlaufen. Eine einfache Definition gibt es nicht.

Wie es auch keine allgemeine Definition für krank sein oder eine Krankschreibung durch den Arzt für Arbeitsunfähigkeit gibt.

LG Neptun

Michael8000
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Michael8000 »

Hallo Neptun,

vielen Dank für deine ausführliche Definition von Schub.
Zum Nachlesen immer wieder lohnenswert!

Für mich persönlich hat diese Definition eher einen beschreibenden Charakter, was durchaus möglich ist.

Zum Schluss noch die Definition "Remission" aus der Sicht von Fachärzten am Beispiel CU:

"Die Remission der CU ist klinisch definiert mit folgenden Kriterien:
- nicht mehr als 3 Stühle pro Tag
- kein sichtbares Blut im Stuhl
- keine intestinalen oder extraintestinalen Beschwerden.
(Thieme: Hoffmann, Kroesen, Klump, CED, 2. Auflage, Kap. 4.6.5)

Für Patienten sind das schonmal Richtwerte.

Gruß
Michael
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Kaja
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Kaja »

Hallo Michael,

ich verstehe wirklich inhaltlich nicht, was Du durch Deine Beiträge ausdrücken möchtest.

Daher erkläre es uns doch mal an Deinem Beispiel CU (ich nehme mal an, Du bist an CU erkrankt).

Wie praktizierst Du Deine AU?

Mal einen Tag mehr wie 3 DF gehabt, gehst Du dann am nächsten Tag zu Deinem Gastro und sagst:

Ich war gestern z. B. 8 x auf Toilette, somit bin ich aus der Remission wieder im Schub und benötige eine AU...???

Wer sagt und definiert dann, ob dieser spezielle Tag nicht mal ein Peak war?

Viele Grüße

Kaja

Michael8000
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Michael8000 »

Kaja hat geschrieben:Hallo Michael,

ich verstehe wirklich inhaltlich nicht, was Du durch Deine Beiträge ausdrücken möchtest.

Daher erkläre es uns doch mal an Deinem Beispiel CU (ich nehme mal an, Du bist an CU erkrankt).

Wie praktizierst Du Deine AU?
Der stille Forenleser entscheidet, ob er mit diesen Beiträgen in Bezug zu seiner Krankheit etwas anfangen kann.
Wir haben hier die Definitionen von der Deutschen Rentenversicherung, Fachärzten und die ausführliche Beschreibung von neptun, hier am Beispiel CU.
Wann gehe ich zum Gastroenterologen? Dies entscheidet der CEDler.
Kaja hat geschrieben: Mal einen Tag mehr wie 3 DF gehabt, gehst Du dann am nächsten Tag zu Deinem Gastro und sagst:

Ich war gestern z. B. 8 x auf Toilette, somit bin ich aus der Remission wieder im Schub und benötige eine AU...???

Wer sagt und definiert dann, ob dieser spezielle Tag nicht mal ein Peak war?
Genau: "Mal... Durchfälle gehabt." Das ist Verharmlosung der Krankheit und schädlich in Sachen Therapietreue.
"Die Ärzte" lachen uns aus.
Wir haben 6 Wochen Entgeltfortzahlung pro Jahr zur Verfügung.
Früher habe ich die Krankheit nicht Ernst genommen. Keine sofortige AU gefordert. Selbst schuld.

In anderen Forenbeiträgen kommt doch die Frage auf: "Soll ich zum Arzt gehen? Sagt mir bitte, ob ich zum Arzt muss." CEDler, die verunsichert sind. Leider auch manche Gastroenterologen.

"Gefährlich" wird es für Leichterkrankte, die sich an Schwererkrankten orientieren, mit der Folge, dass sie möglicherweise 10x Durchfälle als unproblematisch erachten und damit nicht mehr therapietreu sind und selbst zu Schwererkrankten werden.

Hier geht es nicht darum, wer Recht hat oder nicht? Zumindest soll eine andere, verschärfte Sichtweise erörtert werden.

Gruß
Michael
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Kaja
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von Kaja »

Hallo Michael,

was ist bei Dir therapietreue? Wie definierst Du dies?

"Wir haben hier die Definitionen von der Deutschen Rentenversicherung, Fachärzten und die ausführliche Beschreibung von neptun, hier am Beispiel CU.
Wann gehe ich zum Gastroenterologen? Dies entscheidet der CEDler."

Ja, jetzt wirfst Du die Definitionen verschiedener Sozialgesetzbücher durcheinander (DRV z. B.).

Die DRV hat nun keine Behandlungsleitlinien und Maßstäbe zur Behandlung!

Hättest Du hier schon mal mehr gelesen, dann wüsstest Du auch die Hinweise, dass man nicht zum Hausarzt mit einer CED gehen soll, sondern kontinuierlich bei einem Gastro in Behandlung sein soll.

Wenn, um es mal so auszudrücken wie ich Dich verstehe ein "Hypochonder" mit leichter CED sich schwer krank fühlt, dann muss er halt auch handeln. Ob die leichte CED sich verschlechtert hat oder es sich um einen "Hypochonder" handelt kann nur ein Arzt diagnostizieren. Aber so wie ich Dich weiterhin verstehe ist nun dieses Forum oder allgemein sich über seine Erkrankung zu informieren "kein Anstacheln" sich einbilden zu müssen, man hat einen schwerer Verlauf oder ist wesentlich stärker erkrankt. Dies muss jeder aufgrund seiner persönlichen Problematik selber einschätzen und handeln.

Diese Frage beantwortest Du nicht:

"Wie praktizierst Du Deine AU?

Mal einen Tag mehr wie 3 DF gehabt, gehst Du dann am nächsten Tag zu Deinem Gastro und sagst:

Ich war gestern z. B. 8 x auf Toilette, somit bin ich aus der Remission wieder im Schub und benötige eine AU...???

Wer sagt und definiert dann, ob dieser spezielle Tag nicht mal ein Peak war?"


Viele Grüße

Kaja

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neptun
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Re: Bei > 3x Toilettengängen pro Tag zur Arbeit gehen = Idio

Beitrag von neptun »

Hallo Leute,

all die Sachen kann man doch nachlesen. Ob sie nun als Scores zur Bewertung der Erfolge von Studien heran gezogen werden, ob sie als Definitionen von Behörden u.a. zur Bewertung von GdB oder EM-Rente dienen.

Sie alle taugen nach meiner Meinung im Einzelfall, und das ist jeder, der GdB oder EM-Rente beantragt, herzlich wenig. Die Studien werden dadurch übrigens auch nicht besser.
Man mag damit abgeschmettert werden, wie z.B. auch mit dem guten allgemeinen Kräfte- und Ernährungszustand beim GdB, aber erstens ist diese Bewertung nur sinnvoll bei einem reinen Dünndarmcrohn, denn diese Leute haben ein Defizit in der Ernährungsverwertung, alle anderen nicht, und zweitens würde dies vor Gericht allein keinen Bestand haben. Jeder Arzt sollte wissen, wie Ernährung vom und im Körper funktioniert. Und hat jemand mit CED in anderen Darmbereichen tatsächlich einen verminderten Kräfte- und Ernährungszustand, er wäre zu diesem Zeitpunkt ganz gewiß sehr krank und AU.
Auch eine erhöhte Anzahl Stuhlgänge wird nicht zu diesem Zustand des verminderten Kräfte- und Ernährungszustands führen.

Komplexe Erkrankungen erfordern andere Bewertungen in ihren Auswirkungen (GdB und EM-Rente), als einzelne Teile aus Definitionen zur Schwere einer Erkrankung. Das gilt auch für die Anzahl Stuhlgänge, die allein zur AU nicht führen.

Noch ein Beispiel aus der Praxis zur Vorgehensweise der Behörden (hier DRV).
Es gibt den Begriff der aufgehobenen Wegefähigkeit. Ist eigentlich internistisch besetzt, also mit Einschränkungen in Lungen- oder Herztätigkeit.
Aber auch imperativer Stuhldrang führt zu aufgehobener Wegefähigkeit. Da geht es in die Hose und damit kommt man in der Regel weder zur Arbeit noch sonst wohin. Man muß sich aus dem Verkehr ziehen und aufwändig reinigen.

Dazu hat der Große Senat des BSG 1996 die Katalog- und Seltenheitsfälle definiert, die bei den Katalogfällen zu einer absoluten Erwerbminderung führen, weil der Arbeitsmarkt schon vom Grundsatz für diese Leute als verschlossen gilt. Die aufgehobene Wegefähigkeit ist Katalogfall 2.

Was macht die DRV daraus in ihren Arbeitsblättern?
Sie nimmt ein Urteil des BSG, in dem konkret definiert ist, welche Wegstrecke wie oft am Tag in welcher Zeit zu bewältigen sein muß, bevor jemand, der dies nicht schafft, dann wegen aufgehobener Gehfähigkeit erwerbsgemindert ist.

Da hat die DRV also schnell mal die Katalogfälle mit der aufgehobenen Wegefähigkeit unter den Tisch gekehrt und stattdessen die Gehfähigkeit beschrieben zur Bewertung.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Was zeigt mir dies?
Es kommt darauf an, viel Wissen zu sammeln, dies aber auch zu kombinieren, damit weiter zu denken, nicht nur ein Wort oder eine Definition hochzuhalten. Damit wird man immer scheitern, ob nun in der einen oder anderen Richtung. Durch die Komplexität ist es ein Thema, in das man eintauchen muß, will man Fachmensch werden, sich behaupten können und sinnvoll auch anderen Rat geben können.

LG Neptun

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