Probleme während der Ausbildung

Erwerbsleben mit einer CED? Hier der Austausch von Betroffenen darüber. Hier erfolgt keine Beratung durch den AK Sozialrecht!
wernairfight
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 9
Registriert: So 13. Nov 2016, 17:36

Probleme während der Ausbildung

Beitrag von wernairfight »

Guten Tag euch allen,

ich bin sehr erfreut darüber, dass ich die Chance nutzen konnte, mich in diesem Forum anzumelden. Ich habe nämlich ein ernstes Problem. Ich mache zur Zeit eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration und bin im 2. Ausbildungsjahr.
Letztes Jahr, kurz bevor ich die Ausbildung begonnen habe, wurde Morbus Crohn bei mir diagnostiziert. Das erste halbe Jahr war ich sehr zufrieden mit der Ausbildung. Ich kam sehr gut mit meinen Kollegen aus. Wobei die Anzahl der Kollegen eher überschaubar ist, weil ich in einem kleinen Betrieb in einem Dorf arbeiten. Der Chef war auch sehr sympathisch. Bevor ich die Ausbildung begonnen habe, machte ich ein zwei wöchiges Praktikum. Mir hat der Beruf zugesagt und die Praktikumsbewertung ist auch gut ausgefallen. Also habe ich mich dort beworben. Meinem Chef habe ich persönlich nie etwas von der Krankheit gesagt. Allerdings wissen meine Kollegen bescheid.
Doch jetzt hat sich die Situation bedauerlicherweise geändert. Ich wurde schon einige Male in den letzten Monaten ins Büro zitiert. Ich wurde auf meine häufigen Fehltage (ca. 20 Tage=krankgeschrieben) angesprochen. Der Chef hat gemeint er könnte mich nicht zur Zwischenprüfung anmelden, weil ich aufgrund der häufigen Fehlzeiten nicht genug gelernt hätte. Außerdem hat er mich schon Dinge vorgeworfen, die ich definitiv nicht getan habe. Zu allem Übel ist mein Facharzt auch noch ein guter Freund meines Chefs, wie sich später rausstellte. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Die Situation wird immer ernster. Ich überlege mir auch schon, einen neuen Ausbildungsplatz zu suchen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Kann mir jemand helfen?

Moyomochi
ist öfter hier
Beiträge: 20
Registriert: Mo 9. Mai 2016, 18:01

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von Moyomochi »

Hallo ,

hast Du mal mit Deinem Berufsschullehrer gesprochen? Oder mit der HWK Vertretung in Deiner Nähe um die Voraussetzungen für die Zwischenprüfung zu klären.
Der Umgang mit dem Chef ist natürlich schwierig. Man kann halt niemanden in den Kopf gucken und so wirst Du Dich auf Dein Bauchgefühl verlassen müssen wenn es darum geht Deinen Chef mit ins Boot zu nehmen oder nicht. Sollte Dein Facharzt tatsächlich irgendetwas bezüglich Dir oder Deiner Krankheit gegenüber Deinem Chef ausplaudern wäre er in echten Schwierigkeiten. Ich kann mir nicht vorstellen das irgendein Arzt so blöd wäre Patientendaten preis zu geben.

Viel mehr kann ich Dir aktuell nicht raten.
Ich hoffe es hat ein wenig geholfen.

Bis denn der Moyo

wernairfight
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 9
Registriert: So 13. Nov 2016, 17:36

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von wernairfight »

Danke für die schnelle Antwort.

Ich habe auf jeden Fall vor mit meinem Berufsschullehrer zu sprechen. Außerdem werde ich den Kontakt zu der IHK suchen.

Ich kann nur hoffen, dass mein Facharzt nichts ausplaudert. Er wird schon nicht so dumm sein. Fachlich ist der Arzt top. Er wurde mir auch von meiner Hausärztin empfohlen.

Das paradoxe an der Geschichte ist ja, dass mein Chef mir vorwirft, zu oft zu fehlen und daher Lerninhalte versäume. Aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich auch nicht vielmehr gelernt, wenn ich im Betrieb gewesen wäre. Mein Chef ist zugleich mein Ausbilder. Er ist sehr häufig im Außendienst und kann mich gar nicht anständig betreuen. Mein Kollege, der dieses Jahr seine Ausbildung abgeschlossen hatte, betreut mich daher die meiste Zeit.

Ich erkundige mich auch schon nach anderen Ausbildungsplätzen. Denn ehrlich gesagt habe ich in meinem jetzigen Ausbildungsbetrieb kein Spaß mehr. Ich habe auch schon einen Behindertenausweis beantragt. Wenn ich mir eine Ausbildungsstelle suche, werde ich auf jeden Fall von Anfang an mit offenen Karten spielen, um sämtliche Missverständnisse zu vermeiden.

Benutzeravatar
Thilo
könnte auch hier einziehen
Beiträge: 1076
Registriert: Sa 22. Dez 2012, 21:17

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von Thilo »

wernairfight hat geschrieben:.........Denn ehrlich gesagt habe ich in meinem jetzigen Ausbildungsbetrieb kein Spaß mehr. Ich habe auch schon einen Behindertenausweis beantragt. Wenn ich mir eine Ausbildungsstelle suche, werde ich auf jeden Fall von Anfang an mit offenen Karten spielen, um sämtliche Missverständnisse zu vermeiden.
Hallo wernairfight,

deine ersten Beiträge hier im Forum. Alleine die Diagnose eines Morbus Crohn sagt nichts über Ausmaß und Schwere deiner Erkrankung. Morbus Crohn kann über viele Jahr hinweg sanft verlaufen, wo Erkrankte gegenüber gesunden Menschen in ihrer Leistungsfähigkeit in nichts nachstehen, aber auch äußerst schwerwiegende Beeinträchtigungen schaffen. Vielleicht schreibst du noch etwas dazu, damit man mögliche krankheitsbedingte Beschwernisse hinsichtlich deines Ausbildungsplatzes besser einordnen kann.

Bezüglich der Ausfallzeiten erzählt dein Chef dir Unsinn. 20 krankheitsbedingte Fehltage sind kein Grund, dich nicht zur Zwischenprüfung anzumelden. Hier müssten schon erheblich höhere Ausfallzeiten vorliegen und obendrein die Schulnoten miserabel sein. Der Ausbildungsbetrieb muss alles tun, damit das Ausbildungsziel erreicht wird.

Der Hauptgrund für deine aktuellen Probleme dürfte im "zwischenmenschlichen Bereich" liegen. Hier scheint einfach die "Chemie" zwischen deinem Chef und dir nicht mehr zu stimmen. Die Gründe im einzelnen sind für Außenstehende schwer nachzuvollziehen.

Natürlich kannst du dein Ausbildungsverhältnis beenden. Allerdings solltest du dich fragen, ob dir ein anderer Ausbildungsplatz bei gleichen gesundheitlichen Problemen andere Bedingungen schafft. Ob dir ein Schwerbehindertenausweis und die sofortige Offenbarung deiner Erkrankung hier Vorteile verschafft bleibt abzuwarten. Es gibt leider viele CED-Betroffene, die es im nachhinein sehr bedauert haben, allzu offen ihre CED-Diagnose preisgegeben zu haben. Leider wird in vielen Köpfen eine Schwerbehinderung und das Vorliegen einer chronischen Erkrankung mit einer Minderleistungsfähigkeit gleichgesetzt, deren Folgen schwerbehinderte Menschen austragen müssen: Die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen steigt überproportional im Vergleich zu den anderen Erwerbslosen.

Gruß

Thilo

wernairfight
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 9
Registriert: So 13. Nov 2016, 17:36

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von wernairfight »

Danke Thilo, dass auch du mir geholfen hast.

Zu meinem Krankheitsverlauf kann ich folgendes sagen: Letztes Jahr im Sommer ging es mir sehr schlecht. Ich fühlte mich von Tag zu Tag schlechter. Abgesehen von zwei Wochen Praktikum in dem Betrieb, wo ich jetzt die Ausbildung mache, und Zeitung austragen haben ich so gut wie nichts mehr gemacht. Ich war einfach schwach und müde. Ich konnte mich nicht mehr richtig konzentrieren. Außerdem hatte ich Gelenkschmerzen. Als ich für eine Routineuntersuchung ins Krankenhaus musste, stellte sich heraus, dass ich einen sehr hohen Entzündungswert hatte. Nebenbei hatte ich auch nur noch Durchfälle. Meine Hausärztin hat mich sofort ins Krankenhaus überwiesen, zum Glück. Dort stellte man nach einer Darm- und Magenspiegelung fest, dass ich eventuell unter Morbus Crohn leide. Mein Verdauungstrakt, ich weiß jetzt leider nicht genau wo, war stark gerötet, entzündet eben. Daher musste ich 3 Wochen im Krankenhaus bleiben. Die Entzündung wurde mit Cortison behandelt. Zwischendurch wurde noch eine Darmspiegelung durchgeführt, um die Behandlungsergebnisse zu überprüfen.
Nachdem ich das Krankenhaus verlassen habe, musste ich mich an eine "strenge" Schonkost (ca. 1-2 Monate) halten, was ich auch getan habe. Im März diesen Jahres, wurde noch mal eine Darmspiegelung durchgeführt. dort wurde Morbus Crohn endgültig bestätigt. Das letzte halbe Jahr ging es mir recht gut. Vor ca. 1-2 Monaten habe ich meinen Facharzt aufgesucht, mit dem ich demnächst eine Therapie mit einem Cortison-Präparat durchführe.
Jetzt jedoch fühle ich morgens immer wieder ganz schlecht. Aber ich gehe trotzdem zur Arbeit. Ob das schlau ist, keine Ahnung. Nur wenn ich starke Schmerzen habe bleibe ich zu Hause bzw. gehe zum Hausarzt.

Wahrscheinlich hast du Recht und die Chemie zwischen meinem Chef und mir stimmt nicht mir. Ich hatte heute mit einem Bearbeiter der IHK gesprochen. Diese Person hatte schon mal mit meinen Chef über mich geredet, das ist wohl so üblich bei der IHK. Zu diesem Zeitpunkt hat der Chef nur Gutes über mich gesagt. Darum war der Mann von der IHK ganz erstaunt, dass ich jetzt Probleme habe. Er hat mir gesagt, dass es rechtlich nicht so einfach möglich ist mich zu feuern. Aber mittlerweile, habe ich schon Angst das mir beispielsweise was aus dem Lager untergejubelt wird, um mir den Diebstahl vorwerfen zu können. Über solche absolut rechtswidrigen und unmoralischen Methoden mache ich mir schon Gedanken. Ich habe es langsam mit der Angst zu tun. Ich bin 21 Jahre alt, bin immer gut mit meinen Menschen ausgekommen, bin immer hilfsbereit. Und dann sowas. Ich bin mal gespannt, wie es jetzt weiter geht.

Benutzeravatar
Aral
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 13
Registriert: Di 17. Mai 2016, 10:33
Diagnose: CU und PSC seit 2005
Wohnort: Niedersachsen

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von Aral »

Hi,
ich kann das mit der Zwischenprüfung nur bestätigen. Wegen 20 fehlenden Tagen kann man dir nicht verweigern an der Zwischenprüfung teilzunehmen. Bei den meisten Ausbildungen wird die Zwischenprüfung auch gar nicht gewertet. Sie soll lediglich dazu dienen um herauszufinden wo man steht.
Was deinen Chef angeht kann ich dir nur vorschlagen mit ihm das Gespräch zu suchen. Setz dich in Ruhe mit ihm zusammen und erklär ihm deine Situation. Sollte sich nichts ändern und du hast noch immer Bauchschmerzen, wenn du zur Arbeit gehst solltest du wirklich wechseln. Mit so einer Situation ruinierst du dir deine Gesundheit nur noch mehr.
Aus Erfahrung würde ich dir raten die Schwerbehinderung in der schriftlichen Bewerbung nicht zu erwähnen, außer du bewirbst dich im öffentlichen Dienst. Erst bei dem persönlichen Gespräch würde ich auf die Schwerbehinderung und die Erkrankung hinweisen. Beteuere aber gleichzeitig, dass du dadurch nicht beeinträchtigt wirst und so wie alle anderen bist. Überzeuge sie von dir! Eine Kopie des Schwerbehindertenausweises solltest du ihnen dann aber schon geben.
Vor der Zwischen- und Abschlussprüfung kannst du eine Prüfungserleichterung beantragen. Befrage dazu den Schwerbehindenvertreter oder im Personalamt nach. Dann hast du mehr Zeit und wenn es dann wirklich nötig ist kann man auch zwischendurch raus ohne weniger Zeit zu haben.
Ich drücke dir die Daumen, dass alles gut wird.
Aral

wernairfight
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 9
Registriert: So 13. Nov 2016, 17:36

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von wernairfight »

Ich bedanke mich für deinen Rat, Aral. Ich habe durchaus schon ein vernünftiges Gespräch mit meinem Chef versucht zu führen. Aber er scheint, was die Sache mit den Fehltagen angeht, festgefahren zu sein. Sowohl mein Chef als auch ich haben mit der IHK gesprochen. Doch der Chef scheint mich in ein eher schlechtes Licht gerückt zu haben. Zum Beispiel hat er der IHK gesagt, dass ich angeblich das Getriebe eines Firmenautos kaputt gemacht hätte, weil ich falsch geschaltet hätte. :o Die Situation war jedoch ganz anders. Und zwar ist mir das Fahrzeug nach einem Außendiensttermin auf dem Weg zur Firma ins Ruckeln gekommen. Ich habe das meinem Kollegen und meinem Chef geschildert. Beide haben sogar noch gemeint, dass die Werkstatt was falsch gemacht hätte, denn das Fahrzeug war kurz vorher in Reparatur. Daher war ich sehr geschockt, als der Mann von der IHK mich fragte, wie das mit dem Getriebe von dem Firmenwagen war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Chef mich loswerden will. Als ich am letzten Freitag mit ihm sprach, sagte er mir noch in anderen Worten, dass er kein Interesse mehr hätte, mich weiter auszubilden. Dann hatte er noch gemeint, dass wir das auf die sanfte oder harte Tour machen können. Das sagt doch alles, oder?

Wahrscheinlich denkt mein Chef noch, dass ich den Betrieb gar nicht mehr verlasse, wenn ich den Behindertenausweis eingereicht habe. Aber selbst wenn ich die Ausbildung dort zu Ende machen wollte, würde ich nach der Ausbildung sowieso in den Bereich Webdesign bzw. Webentwicklung gehen, weil ich mich damit schon längere Zeit in meiner Freizeit beschäftige. Die Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration mache ich, um in der IT-Branche Fuß zu fassen.

Aber wie ist das eigentlich, wenn ein Betrieb einen Behinderten beschäftigt. Wird die Firma dabei regelmäßig kontrolliert?

Benutzeravatar
neptun
Inventar - wird täglich mit abgestaubt
Beiträge: 5498
Registriert: Do 20. Dez 2012, 19:58

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von neptun »

Hallo,

nun mal nicht so schnell mit den jungen Pferden. Eine Schwerbehinderung beantragen und dann auch zu bekommen, also einen GdB 50 oder mehr, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Das kann eine langwierige Sache werden mit Widerspruch und Klage, oder auch aussichtslos sein von Anfang an, wenn Du nämlich nur einen ziemlich leichten Verlauf hast.

Und wenn Du Deinem Arbeitgeber nichts davon erzählst, dann wird sich an Deiner Situation auch gar nichts ändern. Du bist nicht verpflichtet, dies bekannt zu geben.

Geh mal über die Suche hier im Forum oder gleich in das entsprechende Unterforum und lies Dich mal durch die einschlägigen Beiträge, wenn Du es wirklich angehen willst.

So erscheint es mir eher wie ein Schnellschuß mit falschen Erwartungen.

LG Neptun

Benutzeravatar
Thilo
könnte auch hier einziehen
Beiträge: 1076
Registriert: Sa 22. Dez 2012, 21:17

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von Thilo »

wernairfight hat geschrieben:........ Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Chef mich loswerden will. Als ich am letzten Freitag mit ihm sprach, sagte er mir noch in anderen Worten, dass er kein Interesse mehr hätte, mich weiter auszubilden. Dann hatte er noch gemeint, dass wir das auf die sanfte oder harte Tour machen können. Das sagt doch alles, oder? ........

...... Aber wie ist das eigentlich, wenn ein Betrieb einen Behinderten beschäftigt. Wird die Firma dabei regelmäßig kontrolliert?
Hallo wernairfight,

was dein Chef betreibt und von sich gibt ist Mobbing in Reinkultur. Unter diesen Umständen macht es für dich wenig Sinn deine Ausbildung in diesem Betrieb fortzuführen. Hier kannst du nur die "Notbremse" ziehen, wenn du nicht all deine Kraft aufbrauchen willst. Ich gehe davon aus das kein Betriebsrat besteht, an den du dich wenden könntest und der möglicherweise eine Änderung der verfahrenen Situation herbeiführen könnte.

Selbst wenn du jetzt schon einen Schwerbehindertenausweis hättest, würde dieser dir kaum nützen, wenn dein Chef dich unbedingt loswerden möchte.

Leider werden die "Vorteile" eines Schwerbehindertenstatus weit überschätzt. Hier im Forum wurde oft und viel darüber geschrieben. Über die Suchfunktion kannst du dich einlesen.

Kein Betrieb wird kontrolliert, wenn er einen schwerbehinderten Menschen beschäftigt. Ab einer bestimmten Betriebsgröße wird lediglich kontrolliert, ob ein Betrieb seiner Beschäftigungspflicht für schwerbehinderte Menschen nachkommt. Ist dies nicht der Fall kann er sich sogar von dieser sozialen Verpflichtung freikaufen.

Gruß

Thilo

Korona
könnte auch hier einziehen
Beiträge: 558
Registriert: So 15. Sep 2013, 21:17
Diagnose: CU

Re: Probleme während der Ausbildung

Beitrag von Korona »

Hallo wernairfight,

ehrlich gesagt.....ich kann Deinen Chef verstehen. Er muss an die Sicherung seines Unternehmens denken und daran, allen Mitarbeitern nachhaltig die Existenz zu sichern.

Du hast ihm nichts gesagt, aber Deinen Kollegen? Was wolltest Du damit erreichen, als Du es den Kollegen erzählt hast und warum bist Du davon ausgegangen, dass die das nicht weitertragen....ist das nicht ein bisschen naiv? Kannst Du Dir vorstellen, dass die Aussicht Deiner Kollegen, Dich evtl. bei häufiger Krankheit ersetzen zu müssen, nicht zur Freude bei denselben beiträgt?

Du schilderst schwache Symptome, einen bisher leichten Verlauf (was hoffentlich auch so bleibt, denn mehr wünscht sich niemand!) und bleibst trotzdem zuhause, obwohl Du gerade einen neuen Job hast?
Drei Wochen Krankenhausaufenthalt haben m.E. nichts mit einer möglichen Schwere der Erkrankung zu tun.
Ich z.B. habe trotz eines schweren Verlaufs nicht einen Tag im Krankenhaus verbracht.

Für einen Schwerbehindertenausweis, der Dir etwas bringt ist nicht nur eine Diagnose erforderlich. Deine Vorstellungen über den Ablauf und die "Chancen", die Du Dir anscheinend durch den Behindertenstatus erhoffst, sind falsch. Auch Mitleidsnummern und öffentliche Hilfen finden hier keinesfalls statt. Thilo und Neptun haben dazu entsprechende Hinweise gegeben. Über den Status zu reden, falls man ihn überhaupt erreicht hat, macht zumindest in jungen Jahren meist keinen Sinn.

Du sagst weiter ganz frei heraus, dass Du nach der Ausbildung etwas anderes machen willst.
Ist Dir bewusst, dass man in der Ausbildung für einen Betrieb erstmal keinerlei Hilfe, Nutzen oder Ertrag bringt, sondern nur kostet? Erst wenn man im Anschluss an die Ausbildung ca. zwei Jahre voll gearbeitet hat, amortisieren sich die Ausbildungskosten. Das mag von Branche zu Branche etwas unterschiedlich sein, aber gehe davon aus, dass man auch aus solchen Gründen in der Ausbildung Kaffee kochen oder sich die goldene Kopiernadel verdienen muss. Ein vollbezahlter Mitarbeiter am Kopierer ist betriebswirtschaftlich ein rechnerischer Gau!

Wenn also Dein Chef nun von Anfang an mit einer betriebswirtschaftlichen Minusgrösse kalkulieren muss und bereit war Dich einzustellen und auszubilden, weil er zuerst scheinbar Dein Potential gesehen hat..... Du aber von Beginn an öfter ausfällst und Dich illoyal in Sachen Information und Perspektive nach der Ausbildung verhältst, dann kann ich sein Verhalten nachvollziehen. Denn er muss damit rechnen ausschließlich Minus mit Dir zu machen.
Ein großes Unternehmen kann nachhaltig kranke Menschen mit durchziehen, aber ein kleines Unternehmen kann durch ein, zwei kranke Mitarbeiter ganz schnell in existentielle Not geraten.

Verstehe mich nicht falsch bitte, es ist aber scheinbar wichtig, dass Du Deine Einstellung zu Deiner Krankheit überprüfst und Dich fragst, wie öffentlich Du sie machen solltest. Eine chronische Krankheit bietet keine Vorteile. Du kannst und solltest sie nicht benutzen um etwas für Dein Leben zu erreichen.

Korona

Antworten