Hallo Indrajala,
man kann nicht überlegen, ob man sich in jemanden verliebt - das kann man nur fühlen.
Es gibt Menschen, die bringen bei dem Thema *Verliebtheit* recht schnell...ich nenne es 'die Moral' ins Spiel.
Sogleich ehrlich sein und seine Schwächen darlegen...die organischen und die psychischen...das Objekt der Begierde soll sich nach Möglichkeit verständnisvoll zeigen und sich dazu auch bitte noch verlieben.
Das geht aber so nicht! Thilo hat ja die Bewerbung eines CEDlers beschrieben...bei der Partnersuche - und Auswahl ist es ähnlich. Es geht um Werbung. Man bewirbt sich, man macht Werbung für sich mit all den positiven, anziehenden Eigenschaften.
Der Mensch unterscheidet sich nur sehr wenig vom Tier, viel weniger als ihm lieb ist. Wer sich in wen verliebt oder eben auch nicht, ist von Fakoren abhängig, die uralt sind und die es bei den Tieren auch gibt. Man verliebt sich, um sich fortpflanzen zu können. Das ist die Triebfeder der Natur, der Evolution. Arterhaltung.
Klingt natürlich nicht romantisch und hat auch zunächst nichts mit Liebe zu tun. Liebe wächst - Verliebtheit mit dem körperlichen Begehren des Anderen stehen da zunächst an erster Stelle. Brennst DU für diese Frau? Willst Du sie - körperlich mehr als alles andere?
Dann kommt der Mensch mit seiner Moral - die ist vom Menschen gemacht. Man erhofft sich Verständnis für seine Schwächen. Das ist auch völlig ok, niemand ist perfekt, nicht perfekt gesund und nicht perfekt im Charakter.
Es hat leider so gar nichts mit dem Werben für sich selbst zu tun und auch nichts mit dem Werben um das Objekt der Begierde.
Wenn und ob man sich in jemanden verliebt, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Bei Männern auch teilweise andere als bei Frauen.
Es geht erst mal schon um das Aussehen. Unbewusst wird abgecheckt, ob der potentielle Partner überhaupt als Partner taugt. Bestimmte Merkmale ergeben bestimmte Signale...Gesundheit, körperliche Stärke...Frau scannt den Mann darauf ab, ob er z. B. ein guter Ernährer für die möglichen Kinder sein kann, ob er sie beschützen kann...ob sein Aussehen auf drauf schließen lässt, ob sich die Fortpflanzung loht ( Gesundheit und gute Gene, die gesunden, starken Nachwuchs versprechen ) - der Mann prüft, ob die Frau Signale aussendet, die ihm zeigen, sie die beste ist, die ( aktuell ) infrage kommt, seine Gene weiter zu geben und ob sie sich um den Nachwuchs kümmern kann. Und noch viel mehr. Das ist jetzt sehr stark vereinfacht und reduziert beschrieben, es gibt eine Vielzahl von Komponenten, die dann dazu führen, dass man diejenigen Hormone auch ausschüttet um sich zu verlieben. Das Gefühl der Begehrens kann insbesondere bei Frauen auch vom finanziellen Status des Mannes abhängig sein: Gute Kleidung, ein entsprechendes Auto suggerieren biologisch, dass der Typ ein guter Ernährer sein kann. Auch das Auftreten des Mannes ist da wichtig: Tritt er selbstbewusst auf, zeigt er Stärke, kann er sich mit Anderen messen. Dazu werden u. a. die Gesichtszüge interpretiert. Markante Wangenknochen für Stärke, bei der Frau ein klarer Hautteint deutet auf auf Gesundheit. Es gibt wirklich eine Fülle von Signalen, die bewertet werden.
Kurz: Es muss lohnenswert sein, exakt diesen Menschen als potentiellen Partner auszuwählen...man will das Beste für die Reproduktion.
Nun kommen wir mit unseren Wünschen, wie der Partner sein soll...das, was wir im Kopf denken. Manche Erwartungen sind zwar nachvollziehbar, ziehen aber den Anderen nicht an. Vor allem dann nicht, wenn man direkt so viele Dinge offenbart, die man für negativ hält.
Ich schreibe hier so viel...was will ich sagen?
Liebe wächst mit der Zeit des Zusammenseins und muss dringend von der Verliebtheit unterschieden werden. Wenn Du einer Frau, für die Du Dich interessierst, alsbald von Deinen Ängsten, Sorgen, Ex - Partnern und Erkrankungen erzählst, kann sie sich nur schwer oder gar nicht in Dich verlieben. Es sei denn, sie sucht jemanden, den sie pflegen und umsorgen kann - das ist aber am Anfang keine Basis für eine gleichberechtigte Partnerschaft. Ist das Werbung für Dich? Wohl kaum. Ich glaube, dass Du diese Frau vielleicht abschreckst, wenn Du so verfährst, wie Du es beschrieben hast.
Manchmal verhindert man durch sein Verhalten das, was man gerne erreichen will.
Unsere Moralvorstellungen einer Paarbeziehung sind gut und auch bis zu einem bestimmten Grad erstrebenswert, aber es muss doch erst mal zu einer gesunden Partnerschaft kommen, die nicht aus Mitgefühl oder gar Mitleid entstanden ist.
Ich bin der Meinung, dass man z. B. nicht einfach sagen kann "XY weiß von meiner Erkrankung und möchte deshalb erst gar keine Beziehung mit mir, dann ist es nicht der / die Richtige und kein guter Mensch"...
Man kann wohl kaum steuern, in wen man sich verliebt und in wen nicht - und wenn sich einer nicht in den mit einer Erkrankung, hier CED, verlieben kann, ist dieser Jemand noch lange kein schlechter Mensch.
Manchmal hat einer auch bestimmte Lebenspläne, die mit einem nicht gesunden Partner nicht zu verwirklichen sind - dann ist es legitim zu sagen, dass man keine Partnerschaft will.
LG von Minimonster