Medikamente viraler Infekt

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
Sabrina36
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Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Sabrina36 »

Hallo,

seit meine CU 2016 das erste Mal zum Vorschein kam, liege ich erstmalig richtig flach und bin in der für mich neuen Situation: was kann man medikamentös einnehmen ohne einen Schub auszulösen?

Keine NSAR ist klar, ich liege auch brav mit Fenchelhonig im Bett...aber morgen muss mein Mann arbeiten und ich muss Kind und Hund versorgen...also : was kann man nehmen um über den Tag zu kommen?
Z.B. Grippostad, da ist nur Paracetamol drin soweit ich lese...vertragt Ihr das?

Und noch eine Frage für den Fall der Fälle: ich bin kein Freund von Antibiotika aber wenn es sein muss: ich meine irgendwo gelesen zu haben dass es "darmschonende" und eher "schubauslösende" AB gibt? Da mein Hausarzt davon sicherlich keine Ahnung hat (ich musste ihm das mit den NSAR schon bestimmt 10x erklären...) möchte ich gern vorbereitet sein und Nichts Falsches nehmen.

Ich danke Euch!

Amsel
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Amsel »

Meine Liste sieht so aus:
diese Medikamente nicht einnehmen: ASS, NSAR, Diclofenac, Aspirin, Voltaren, Naxopren, Iboprofen, Sinupret,

bei Schmerzen ok: Novalgintropfen, Arcoxia, Celebrex, Tramadol,

Antibiotika ok: Clont,. Clarithromcin, (Clindamycin bei Zahnschmerzen) zum Floraaufbau dann jeweils Medronidazol (z.B. Arilin)dazu nehmen.

Aber bitte alle nur nach Rücksprache mit dem Arzt

Gute Besserung, Amsel

Korona
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Korona »

Guten Morgen,

da muss ich nochmal meinen Senf dazu geben:

Bei einem viralen Infekt helfen Antibiotika nicht, da diese nur gegen bakterielle Infekte wirken!!!
Manche Ärzte verschreiben Antibiotika trotzdem vorbeugend. Argument bei Husten z.B.: FALLS sich eine bakterielle Infektion oben drauf setzt.
So werden allerdings u.a. Resistenzen erzeugt.
So werden Därme der Patienten unangemessen leichtfertig geschädigt.

Eigentlich sollte es inzwischen auch üblich sein, dass ein Arzt ein Antbiogramm macht, um das spezifische Mittel gegen das beim Betroffenen vorhandene Bakterium zu ermitteln.
Aber meist werden Breitbandantibiotika verschrieben, nach dem Motto: irgendein Wirkstoff wird schon dabei sein.
Dieses Vorgehen führt zu Resistenzen. Die Presse ist derzeit voll davon.
Ich kann nur jedem empfehlen, auf ein Antibiogramm zu bestehen, auch wenn man dann einen oder zwei Tage verliert.
Amsel schreibt:
Antibiotika ok: Clont,. Clarithromcin, (Clindamycin bei Zahnschmerzen) zum Floraaufbau dann jeweils Medronidazol (z.B. Arilin)dazu nehmen.
Nein das ist falsch, bitte streichen!

Clont Ist Metronidazol! Metronidazol ist der Wirkstoff darin. Arilin ist nur ein anderer Handelsname und enthält auch Metronidazol.
Es ist ein sehr starkes Antibiotikum, dass bei CED unter bestimmten Umständen eingesetzt wird.
Man sollte es nur in Ausnahmefällen nehmen, es wirkt auch nur gegen anaerobe Bakterien, und natürlich NICHT gegen Viren.

Clindamycin ist schubauslösend! Bei Cu darf es nicht genommen werden, steht sogar im Beipackzettel.
Es wird gern beim Zahnarzt nach OPs verschrieben, weil es ein knochengängiger Wirkstoff ist. Ob das immer erforderlich ist, ist fraglich.
Beim Zahnarzt also unbedingt nach anderen Mitteln fragen, bzw. vor einem solchen Eingriff den Gastro fragen.
zum Floraaufbau dann jeweils Medronidazol (z.B. Arilin)dazu nehmen.
Nein, das ist falsch. Bitte aus dem Kopf streichen.

Metronidazol wird vom Gastro oft gegeben, wenn gleichzeitig ein weiteres sehr starkes Antibiotikum verschrieben wird, das Ciprofloxacin! Ein Reserveantibiotikum, das sehr starke NW haben kann! U.a. zerstört es so die Darmflora, dass sich leicht Clostridien ansiedeln, darum wird Metronidazol dann vorsorglich mitgegeben. Als Floraaufbau kann man das definitiv nicht bezeichnen.

Ein Floraaufbau wird durch Probiotika unterstützt. Milchsäurebakterien etc., z.B. VSL#3oder Symbioflor.

@Sabrina36
Gegen den viralen Infekt hilft am besten sehr viel Tee, z.B. Lindenblütentee, Salbeitee, gut warmhalten und viel schlafen. Vitaminreiche Kost, heiße Zitrone, Ingwertee, ggfs. Vit D und B oder Zink einnehmen.
Es dauert mit oder ohne Medikamente einfach eine, eher zwei Wochen, bis man wieder fit ist. In der Zeit sollte man sich schonen.
Es macht keinen Sinn mit starken Medikamente den Infekt zu unterdrücken, damit man funktioniert! Das rächt sich hinterher.
Wichtig ist auch, den Hals zu befeuchten, d.h. Salbeilutschtabletten, Thymianpastillen lutschen. Die befeuchtete Schleimhaut ist so weniger geneigt, weItere Keime anzusiedeln. Das Wohlbefinden profitiert davon auch.

Der Körper schafft das, er wird durch eine solche Infektion gestärkt und baut Antikörper auf.

Wenn jedoch sehr hohes oder stark schwankendes Fieber dazu kommt, oder extreme Schwäche, oder andere starke Symptome über die üblichen Erkältungssymptome hinaus eintreten, dann ab zum Arzt!

Gruß, Korona

Sabrina36
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Sabrina36 »

Vielen Dank für Eure Tipps

@Korona: der Zusammenhang AB und Viruseffekt ist mir bewusst, es kann sich aber durchaus ein bakterieller Infekt daraus entwickeln.
Ab zum Arzt ist eben.leider häufig nicht zielführend ohne diesem gleich Medikamente CED-gerecht vorzuschlagen, da die meisten Ärzte davon keine Ahnu g haben s.o.

Weisst Du welche AB nicht unbedingt schubauslösend sind? Ich habe irgendwo mal eine Liste gesehen und sie leider nicht gespeichert

Korona
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Korona »

Hallo Sabrina,

mit „ab zum Arzt“ war gemeint, Risiken einzudämmen, wenn es drastischere Symptome gibt.
Ich weiß, dass die Ärzte da häufig nicht über den Tellerrand gucken. Es hilft wohl nur, das dann selbst in die Hand zu nehmen, und geduldig einen anderen Arzt zu suchen. Bei unklaren Symptomen aber immer den Arzt aufsuchen, dann ggfs. besser den Gastro.

Mein Gastro gibt auch nur die Empfehlung, bei Antibiotika-Fragen das direkt zu besprechen. Das spricht auch dafür, immer ein Antibiogramm zu machen.
Es ist allgemein bekannt, aber immer noch nicht gern bedacht, dass Antibiotika den Darm schädigen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass bei manchem CED-Patienten durch frühere Einnahme ein Großteil der Ursache für die CED liegt, weil quasi der Boden für das Ungleichgewicht gelegt wurde..

Antibiotika sind für schlimme Infektionskrankheiten ein Segen! Lebensrettend!
Wir dürfen das nicht aufs Spiel setzen, durch unachtsame Einnahme, Einnahme aus Vorsichtsgründen, Zeitgründen oder Angst, massenhafte vorsorgliche Gabe in der Tierhaltung etc. Wir ziehen uns so selbst den Boden für Therapien im Ernstfall weg.

Der Körper bildet schützende Antikörper durch durchgemachte Infektionen. Bei nicht gravierenden Krankheiten sollte man ihm zutrauen, das allein zu schaffen.

Ich wünsche Dir gute Besserung, und hoffe, Du hast jemanden, der mal auf Dein Kind aufpasst und mit dem Hund rausgeht, solange es Dir noch nicht gut geht?

LG, Korona

Sabrina36
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Sabrina36 »

Hallo Korona,

das ist lieb, ich danke Dir!

Wenn ich es richtig verstehe gibt es schonendere AB nicht...man kann nur durch ein Antibiogramm vermeiden ein falsches zu nehmen?

Das werde ich dann für den Fall der Fälle im Kopf haben.

Besten Dank

Korona
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Korona »

....doch, es gibt schon Antibiotika mit geringerem NW-Potential und welche, die an speziellen Orten oder in speziellen Geweben wirken.

Aber wie Du sagst, ist es logisch und zielführend, das für den jeweiligen Keim wirksame A. zu nehmen, jeder andere Wirkstoff oder die Gabe von Breitbandantibiotika ist wirkungslos und schadet nur!
Und: er schadet nicht nur Dir/dem Einzelnen, sondern letztlich uns allen, letztlich der Menschheit, weil jeder Einzelne falsch therapierte Mensch die Keime widerstandsfähiger gegen die Keime dieser Welt macht.

Das Thema wird zunehmend wichtig werden, nicht zuletzt wegen der Globalisierung/Völkerwanderung, wodurch Keime, die in einzelnen Ländern ausgerottet waren, wieder zurück kommen.
Weiter gibt es auch Keime, die auf bestimmte Gebiete begrenzt waren und gegen die die dortige Bevölkerung genetisch ausgestattet war, in anderen Gebieten auf genetisch nicht so ausgestattete Menschen treffen. Dort könnten sie ganz andere Symtome erzeugen. Wenn dann schon viele Resistenzen vorhanden sind, kann das sehr gefährlich werden.

Wir tun gut daran, unsere Ärzte dafür zu sensibilisieren. Von Ihnen hört man nämlich manchmal auch, der Patient wolle das unbedingt so.... :? :?:

Und auch wenn viele Ärzte dafür nicht so sensibel sind....die Entscheidung welches AB zu nehmen ist, liegt bei Ihnen. Wir müssen und sollten mit Ihnen sprechen. Sie haben schließlich die Unterstützung der Labore, die das per Befund schon vordenken.

LG

Korona
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Korona »

......hier noch ein Link zum Thema Antibiotika....aktuelle Berichte zum Thema Resistemzen:
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... en100.html

Banditensocke
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Banditensocke »

Virusinfekt:

1. Es dauert solange es dauert.

Schonung, Ruhe, ausreichend trinken, gesund ernähren (z.B. frisch selbst gekochte Hühnersuppe mit Ingwer und ggf. Chili = natürliche Antibiose).
Hunderunden können zur Schonung zählen, wenn man sich warm einpackt und langsam geht, dabei die frische Luft geniesst. Entspannte Bewegung fördert die Heilung, Ausnahme: Hohes Fieber. Wer das hat, GEHÖRT INS BETT. Ggf. muss dann eben jemand aus dem Familienkreis für Aufgaben wie Kinderbetreuung und Hunderunden einspringen.

2. Bei beginnendem viralen Infekt:

ViruProtect
Algovir

oder ähnlich konzipierte Präparate. Haben aber nur einen Effekt, wenn man sie FRÜHZEITIG einnimmt.

Hilfreich sein kann ausserdem Angocin N.

Bei Menschen, die zu Sinusitiden neigen, kann ein Versuch mit Plasma Liquid Nasenspray sehr hilfreich sein.

Ausserdem: Nasensalbe, beispielsweise Hysan, finde ich sehr wohltuend.

3. Nasendusche

Das ist das beste Mittel überhaupt zur Prophylaxe und Behandlung. Bitte eine vernünftige Kanne zulegen - die von Emser taugt nicht. Eine gute Nasenspülkanne hat einen sehr langen Hals. So ungefähr sollte sie aussehen: Bild

Nach Anweisung mit Meersalz ohne Rieselhilfen (wichtig) und warmem Wasser füllen. Das Spülen wird hier erklärt https://www.youtube.com/watch?v=RYric-13ERw&t=137s. Es ist, wenn man es RICHTIG macht, sehr angenehm und befreit sofort eine verstopfte Nase. Es gibt auch fertig portionierte Tütchen mit Salz (dm, Discounter, Supermarkt), die sind praktisch, wenn man nicht selbst messen möchte.

Gemäss Ayurveda sollte man im Anschluss die Nebenhöhlen trocknen. Das geht so: Nach der Spülung zunächst 10 x mit etwas Druck beide Nasenlöcher durchpusten, dann jeweils eines zuhalten und das andere mit Luft wie beim Schnäuzen durchpusten.

Nase schnäuzen: Bitte jedes Nasenloch separat schnäuzen, also das andere währenddessen zuhalten. Sinn: Man drückt nicht Keime noch tiefer in die Höhlen.

4. Grippemittel wie Grippostad, Hustensaft etc: Kann man sich sparen. Es ist erwiesen, dass die im besten Fall teuren Stuhlgang verursachen, im schlimmsten Fall schaden, insbesondere wenn Paracetamol enthalten ist.

Wenn Ihr Schmerzen habt: Nehmt ein Analgetikum, das Ihr vertragt.
Husten: Inhalieren, viel trinken
Halsschmerzen: Salbeibonbons lutschen, bei starken Schmerzen hilft ein Analgetikum

5. Handhygiene!!!

Wascht Euch häufig die Hände, entsorgt TaTü sofort, reinigt während des Infekts regelmässig Klinken, Telefone, Tastaturen und fasst Euch nicht so oft ins Gesicht. Das ist gleichzeitig auch die beste Infektprophylaxe für die Grippesaison.

6. Antibiosen

Für Virusinfekte Kokolores.

Bitte NUR nach Antibiogramm und möglichst KEINE Breitband-Antibiotika. Nur solange einnehmen, wie man sich krank fühlt. Die Packung "zu Ende nehmen" ist ein längst überholter Standard, der Resistenzen fördert.

Sabrina36
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Re: Medikamente viraler Infekt

Beitrag von Sabrina36 »

Vielen Dank, das mit der Nasendusche ist eine tolle Idee.

Wo kann ich das mit dem nicht Aufbrauchen von AB nachlesen? Ich war bislang der Meinung dass genau DAS Resistenzen begünstigt?

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