Hochsensibel und Darmprobleme

Psychologischen Aspekte im Zusammenhang mit CED.
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Michael8000
hat sich häuslich eingerichtet
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Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von Michael8000 »

Hallo zusammen,

treffen folgende Merkmale auf euch zu?
Natürlich gibt es Menschen, die die gleichen Merkmale haben und nicht an MC/CU erkrankt sind (aber vielleicht an anderen Krankheiten).

Hochsensibel:

1. Emotionale Reaktionen / starke Emotionen: Viele Sorgen, man kümmert sich zu sehr um Mitmenschen, Tiere, Natur und nicht um sich selbst. Tiefe Verarbeitung von Gefühlen. Situationen werden emotional aufgenommen. Opferbewußtsein (keine eigene Initiative).

2. Nehmen Dinge sehr persönlich: Sind leicht verletzlich und zeigen dies nicht nach außen (sondern auf der Toilette?).

3. Nicht kritikfähig: Bevor andere kritisieren entsteht die Neigung zu überhöhter Selbstkritik. Kann nicht mit Niederlagen umgehen.

4. Treffen nur schwer Entscheidungen: Alles wird detailliert abgewogen bis es zu einer Entscheidung kommt.

5. Selbstvorwürfe: Bei falschen Entscheidungen werden die Gefühle tiefer verarbeitet und man ärgert sich lange (über Jahre?) über diese Situationen.

6. Detailverliebt: Sind perfektionistisch/idealistisch veranlagt. Statt 80% muss es immer 100% sein. Machen sich viele Gedanken über Partner/Kinder/Arbeitskollegen. Machen sich keine eigenen "egoistischen" Gedanken.

7. Guter Teamarbeiter, schlechter Chef: Man möchte gern seinen Kollegen helfen und setzt sich somit keine eigenen Grenzen. Das gleiche gilt auch für den Ehepartner/Kinder. Man kann nicht delegieren.

8. Geruchs-/Lärm-/Nahrungsempfindlichkeit: Das Ticken der Uhr, Lärm von draußen stört ungemein. Kleinste Geräusche in der Nacht lassen einen aufwachen. Nicht geeignet für das Großraumbüro. Leichter Achselgeruch wird als schlimm empfunden. Koffein am Abend.

9. Neigung zu Ängsten/Depressionen: Prüfungsängste / Versagensängste werden emotional tief verarbeitet. Keine Rückzugsorte (bei der Arbeit/zu Hause). Keine Entspannungstechniken (Yoga, autogenes Training etc.). Keine Abschaltrituale nach der Arbeit. Kopfkinoängste. Angst, gesehen zu werden.

10. Abneigung gegen Gewalt: Hohe Empathie, harmoniebedürftig. Zeigen keine Wut obwohl die starken Emotionen tief verarbeitet werden müssen. Keine PC Gewaltspiele, keine Gewalt im Fernsehen.

11. Überanpassung: Gute Manieren, Zu hohe Tischmanieren. Das Verhalten ist "anal" (ordentlich) statt oral (polternd). Jedes Telefonat wird aufgenommen statt einen Anrufbeantworter zu nutzen. Jede Frage von Kollegen/Partner wird sofort beantwortet statt auf eine Pause zu beharren. Es fällt sehr schwer "nein" (zur Arbeit/Partner/Situation) zu sagen.

13. Extrem hoher Selbstanspruch: Überhöhte Ziele können nicht erreicht werden, da vorher der Körper sich meldet. Man erkennt seine Belastungsgrenzen nicht (Arbeit/Familie/Hobby). Ergebnisorientiert (Fokus auf das Ziel) statt prozessorientiert (der Weg ist das Ziel).
Man nimmt fast an jedem sozialen Event (nach Feierabend) teil.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht oder bei euren Kindern?

Kann man durch einige Verhaltensänderungen, Schübe vermeiden?

Gruß
Michael
Weiterhin empfehle ich professionelle Hilfe sowie die jeweils gültige Fassung der S3 Richtlinie zu CU/MC.

brot11
neu hier
Beiträge: 1
Registriert: Fr 3. Jan 2020, 13:19

Re: Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von brot11 »

Hallo Michael,

ich lese nun schon einige Zeit hier mit, dieser Beitrag hat mich nun dazu bewogen mich anzumelden und meinen "Senf" dazu zu geben. (Zu mir: 31 Jahre, Morbus Crohn diagnostiziert in 2008)

Ich kann mich in den von dir beschriebenen Punkten zu 80 % wiederfinden.
Viele Probleme sind auch von mir erkannt, nur sträube ich mich davor etwas zu tun was mir hilft.
Es gibt für mich besipielsweise nichts schöneres als nach einem langen Arbeitstag niemanden sehen zzu müssen. Trotzdem lehne ich so gut wie nie eine kurzfristige EInladung ab.
Dass führt dazu, dass ich zu diesen Treffen mit sehr viel Unlust gehe. Am Ende des Tages gehe ich frustriert heim und ärgere mich über mich selbst.

Ergänzend noch zu Punkt 6:
Ich merke sehr oft einen Punkt der Resignation, sobald die 100% nicht mehr erreicht werden können. Um es zu beschreiben: Eine Alles oder Nichts Einstellung. Auch gehe ich Situationen nur ungerne an, falls es im Vorfeld kein abgesteckets Ziel (100%) gibt.

Veränderungen im Gesundheitszustand machen sich sehr wohl bemerkbar wenn man etwas an seinem Verhalten ändert. Nur macht man es leider zu selten.
Ich habe persönlich für mich gemekrt, dass es mir sehr gut getan hat aus meinem Elternhaus auszuziehen. Das hat nichts über das Verhältnis zu meinen Eltern zu sagen, allerdings hilft es mir enorm keine "Rücksicht" mehr zu nehmen in alltäglichen DIngen und mich selbst zu strukturieren. Auch ist meine Wohnung dann ein "Rückzugsort" in dem ich auch mal komplett alleine bin.

Grüße

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MCHammer
Dauergast
Beiträge: 352
Registriert: Fr 21. Dez 2012, 12:54

Re: Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von MCHammer »

Hallo brot11 und MIchael,
alles Gute für das "Restjahr" ;) und immer schön sensibel bleiben (muss nicht immer "hoch"sensibel sein), denn was ist besser, "stumpfsinnig" durch die Welt zu latschen oder eben offen mit allen Sinnen?
Lernt es einfach zu akzeptieren, dass Ihr so seid, wie Ihr seid! Wenn Ihr jemand "anders" sein wollt, dann müsst Ihr Euch "etwas" antrainieren......Und das widerspräche Eurer Eigenart. Woran aber jeder "arbeiten" kann, ist,
sich mit seinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen (und dafür braucht es nicht unbedingt eine CED!) und zu lernen, auch mal NEIN zu sagen, was nicht einfach ist. Aber letztlich ist jeder für sich und sein Tun selbst verantwortlich.
Das hätte ich fast vergessen: bitte nicht den Elefant als dickhäutiges Vorbild nehmen ("...wie im Porzellanladen..."), er gehört nämlich mit zu den sensibelsten Lebewesen auf dieser Welt und ist somit gesehen eigentlich doch ein gutes Vorbild ;)
In diesem Sinne
Beste Grüße
Wolfgang
Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können.

Wase
Dauergast
Beiträge: 122
Registriert: Di 12. Nov 2019, 20:10

Re: Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von Wase »

Hi Micha,trifft 100 Prozent auf mein Kind zu .Dort vermute ich auch einen grossen Anteil,der diese Krankheit begünstigt.
Aber ,ich bin dafür,dass man sich solch Verhalten „abtrainieren“kann.Mit Geduld und Konsequenz geht das schon,dauert halt lange.Deswegen ist man dann noch lang kein Poltergeist.Aber sich in Richtung „Mitte“vorarbeiten ,halten wir für eine gute Sache.Er auch und er ist dran.
Danke Michael für den Beitrag,
L.G.

Cara
beginnt sich einzuleben
Beiträge: 18
Registriert: Do 22. Aug 2019, 21:00

Re: Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von Cara »

Hi alle,
ich finde mich hier auch mindestens zu 80 Prozent wieder, eher mehr.
Der jahrzehntelange Verlauf meiner CU und schlussendlich das Finale mit
Wochen im Koma, Nahtod und Not Operation haben das Blatt für mich jedoch gewendet.
Es ist so, als hätte ich mit dem Ende der Colitis (Kolektomie) all diesen Ballast von
mir abgeworfen. Der rote Faden, der durch mein Leben lief hat sich in Nichts aufgelöst.
Es ist ein gutes Gefühl, anders aber sehr sehr gut.
Ich bin auch überzeugt, dass genau dieses Verhalten den Weg zu meiner späteren CED schon in meiner Kindheit den Weg geebnet hat. Das alles ist mir jetzt im Nachhinein sehr klar.
Besser kann ich es nicht beschreiben. Danke für diesen Thread.
Grüßle

Michael8000
hat sich häuslich eingerichtet
Beiträge: 87
Registriert: So 15. Dez 2019, 15:22

Re: Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von Michael8000 »

Hallo zusammen,

Danke für euer Feedback.
Bei mir haben unter anderem die Prüfungsängste in der Schule wahrscheinlich eine "gute" Grundlage für die Entstehung der Colitis gebildet.
Auch trafen ca. 80% der obigen Punkte auf mich zu.

Zur 100% Leistung habe ich nun das sogenannte Paretoprinzip angewandt. 20% Aufwand, 80 % Ergebnis.
Dann kostest das Projekt 2 Mio. € mehr. Oder dauert ein Jahr länger (Vorbild Berliner Flughafen). Ich mache mich nicht mehr kaputt. Wird sowieso nicht honoriert. Gehalt kommt trotzdem.

Ich hoffe, dass die Verhaltensänderung (mehr Egoismus), Reha, Ernährung und die Medikamente weitere Schübe verhindern können.

Gruß
Michael
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Korona
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Re: Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von Korona »


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Haya
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Diagnose: CU seit 2010

Re: Hochsensibel und Darmprobleme

Beitrag von Haya »

Wow, ja auch ich finde mich da wieder in den Punkten. Vor allem Harmoniebedürftig, extrem hoher Selbstanspruch, sehr emotional, nehme auch alles persönlich, ich denke über Dinge mindestens 3 Tage lang exessiv nach, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind.
Ich denke auch, dass ich hochsensibel bin. Bzw nein, ich weiss es. :-)

Für mich ist irgendwie alles eine Hürde, jede noch so kleine Aufgabe ist für mich eine Herausforderung.
Ich werde sehr schnell unruhig und in mir drin sogar fast panisch, will es aber verstecken, weil ich mir so albern vorkomme.

Das ist interessant. Wir sind einfach zart besaitet. Der Darm erlebt jede Emotion mit.

Wir ziehen jetzt bald um und auch noch in eine andere Stadt und für mich ist es zwar aufregend aber auch sehr schwer, da ich nicht dorthin versetzt werden kann und muss eventuell bald auf Jobsuche gehen... Habe keine Lust, aber da muss ich durch. Auch ist e für mich großer Stress, jetzt mit dem packen, den Gängen zum Amt obwohl ich in mir drin denke: Ach, ist doch alles halb so wild. einfach machen! :D

Aber habe auch wieder Durchfall durch sowas und immer ANgst, dass wieder Blut in der Toilette ist... Dabei geht es mir aktuell sooo gut eigentlich :-(

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