"sozialer Jetleg"

Austausch zu medizinischen Aspekten von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und mikroskopischen Kolitiden.
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Kaja
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"sozialer Jetleg"

Beitrag von Kaja »

Hallo Uwe,

Deinen Hinweis zum sozialen Jetleg in einem anderen Beitrag finde ich sehr interessant.

Diesen Ausdruck habe ich noch nie gehört, hat aber mein Interesse sehr geweckt.

Kannst Du etwas mehr dazu schreiben?

Warum ich frage? Ok, soooo jung bin ich nicht mehr, aber so halbwegs habe ich unter der Woche meinen Crohn mit Toilettengängen im Griff. D. h. ich kann zur Arbeit fahren, wenn ich meine x Toilettengänge morgens absolviert habe und mich sicher fühle, ich schaffe die Strecke jetzt.

"Sozialer Jetleg" - am Wochenende!

Also bei mir ist es leider so, dass ich am WE kaum noch von der Toilette komme.

Ärzte und Psychologen haben mir bereits gesagt, mein Kopf meine Psyche ist auf "durchhalten und funktionieren" trainiert und somit klappt es unter der Woche einigermaßen an die Arbeit zu kommen und den Tag über die überstehen.

Am Wochenende weiß es mein Kopf - meine Psyche - kein Druck mehr an die Arbeit zu müssen und der "standhafte Zinnsoldat" zu sein, alles fällt von mir ab und mein Darm legt jetzt los....

Ja und den Eindruck hatte ich bislang auch schon, bevor die Aussagen von Ärzten und Psychologen gekommen sind.

Kannst Du mir weitere Hinweise oder Literatur sowie "mentale" oder sonstige Hilfestellungen geben?

Ich denke, viele hier haben dieses Problem und sind auch an einen weiteren Austausch interessiert.

Viele Grüße

Kaja

Jaime
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Jaime »

Geht mir genauso, "Durchhalten und Funktionieren" während der Woche und am Wochenende quasi Isolation... bin auch neugierig auf einen Umgang mit diesem Thema.

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Mischkas
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Mischkas »

Hallo,

bei mir ist die einzige Reise die Jetlag auslöst der Besuch von der Toilette.

Wenn ich abends 21Uhr aus dem Bett auf WC "sprinte" und 5Uhr morgens wieder zurück ins Bett krabble dann habe ich am nächsten Tag das totale "Jetlagfeeling".

Okay meine Toilette (Mal von der Größe abgesehen)ist schon bald Mal besser eingerichtet wie das Wohnzimmer ist sicherlich auch nicht das Schlauste was man machen kann aber wenn man halt soviel Zeit auf dem Örtchen verbringt sucht man ja nicht unbedingt Ruhe.

LG Mischkas
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Uwe7
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Uwe7 »

Moin in die Runde,

ich hatte den Begriff ja hier...

Re: Ständig müde und krank

...verwendet. Gemeint ist damit folgendes: Viele Leute machen insbesondere am Wochenende die Nacht zum Tage - und schlafen dafür tagsüber. Die Verschiebung der Zeiten von Aktivität und Ruhe kann dabei so groß sein, wie man es ansonsten nur bei Fernreisen erlebt. Am Montag muss man aber wieder zurück in den normalen Zeitrhythmus. Und dieses ständige Hin und Her verkraftet man m.E. schon als gesunder Mensch nicht dauerhaft. Für uns als CEDler ist dies noch belastender.

Dazu kann man auf aerzteblatt.de noch einiges nachlesen:

Schlafstörungen: „Sozialer Jetlag“ und seine Folgen.

LG Uwe
Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber den Tagen mehr Leben

Kaja
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Kaja »

Hallo Uwe,

danke für Deine Aufklärung zum "sozialen Jetleg".

Das stimmt schon, dass wir CED´ler sehr häufig betroffen sind wegen unserer fraktionierten Nächte durch die diversen Krankheitsauswirkungen.

Ich wäre froh, dies würde mal daran liegen, dass ich aus was bzw. auch länger aus war 8-)

Bin leider auch wie ein kleines Kind und brauche meinen Schlaf.

Viele Grüße

Kaja

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Uwe7
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Uwe7 »

Kaja hat geschrieben:Das stimmt schon, dass wir CED´ler sehr häufig betroffen sind wegen unserer fraktionierten Nächte durch die diversen Krankheitsauswirkungen.
fraktionierte Nächte sind ganz klar ein Riesenproblem, was ich auch kenne. 15 - 20 Durchfälle von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens - dann ist man einfach durch. Habe ich selbst erlebt, brauche ich nicht - das hat mit dem sozialen Jetlag aber nichts zu tun. Dann ist man schlicht krank. Ich sage das nur, damit wir von der Definition sauber sind - und mit den Begrifflichkeiten nicht durcheinander kommen.
Kaja hat geschrieben:Ich wäre froh, dies würde mal daran liegen, dass ich ... länger aus war 8-)
Das ist gemeint. Wenn man freiwillig - also nicht durch Krankheit gezwungen - die Nacht zum Tage macht, dann gerät man irgendwann in eine Schieflage in Bezug auf den Rhythmus "Aktivität - Ruhe" - ähnlich wie wenn man eine Fernreise macht. Und wenn man jedes Wochenende - bildlich gesprochen - eine Fernreise macht, weil jeden Freitag/Samstag Fete ist - dann dreht man irgendwann mal am Rad - mit oder ohne CED. Wer noch nicht krank ist, wird es damit früher oder später.
Kaja hat geschrieben:Bin leider auch wie ein kleines Kind und brauche meinen Schlaf.
Eben. Ich auch. Eigentlich (mein Lieblingswort) braucht das jeder. Kleinen Kindern gesteht man das gedanklich am meisten zu. Wenn man sich als Erwachsener zu einem derartigen Bedürfnis bekennt, wird man oft als schwach und wenig leistungsfähig abgestempelt. Aber letztlich bleibt man nur leistungsfähig, wenn man seinen Tag - Nacht - Rhythmus wenigstens halbwegs im Griff hat. Deswegen pfeife ich an der Stelle auf die Urteile anderer. Auch hier gilt: Jeder ist der Pilot seiner eigenen Gesundheit.

LG Uwe
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Banditensocke
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Banditensocke »

Uwe7 hat geschrieben: Eben. Ich auch. Eigentlich (mein Lieblingswort) braucht das jeder. Kleinen Kindern gesteht man das gedanklich am meisten zu. Wenn man sich als Erwachsener zu einem derartigen Bedürfnis bekennt, wird man oft als schwach und wenig leistungsfähig abgestempelt.
LG Uwe
Das tun nur dumme Leute, die von Medizin / Neurowissenschaften nicht den Hauch einer Ahnung, geschweige denn gesunden Menschenverstand und Freude daran haben, direkt in den Morbus Alzheimer zu pilgern.

Schlaf ist essentiell für unser Gehirn. Nur in den Schlafphasen können - und dazu ist wichtig, dass sie in ausreichender Menge stattfinden - bestimmte Prozesse ablaufen, die beispielsweise für unser Gedächtnis sehr wichtig sind.

Die selbsternannten Supertypen, die auf Kerosin laufen und mit vier Stunden Schlaf - maximal, iss klar, ne?! - jeden Tag Bestleistungen vollbringen, sind tatsächlich entweder Lügner, Junkies oder stellen sich mit solchen Angaben selbst ein kognitives Armutszeugnis aus.

Trüffel
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Trüffel »

Hallo in die Runde,

ich häng' mich hier einfach mal mit rein und hoffe, das ist ok - habe eine Frage zum Thema Schlaf oder besser Durchschlafen.
Seit X Monaten keine Nacht mehr vernünftig durchgeschlafen - so oft auf der Toilette, dass ich zwischenzeitlich überlegt habe, mich mit einer Decke dort einzunisten. Dann Tage/Wochen im Krankenhaus - auf der Intensiv brennt Tag wie Nacht das Licht (mein Zeiterleben ist total durcheinander), auf Normalstation entweder durch Pflegekräfte auf ihrem Nachtspaziergang geweckt oder durch schnarchende/jammernde/anderweitig auf sich aufmerksam machende Zimmernachbarn vom Schlafen abgehalten: Muss nun dank Stoma nicht mehr zum Klo, aber das Schlafen bei Nacht klappt nicht. Wache mehrmals auf, liege oft Stunden wach, bin dann tagsüber total gerädert.
Gibt's da einen Spezialtipp?
Ich nehme (auf lieb gemeinten Rat meiner Eltern hin) vor dem Einschlafen Neurexan (das soll allgemein zu innerer Ruhe beitragen) und zwinge mich tagsüber, nicht plötzlich einzunicken und wegzupennen, in der Hoffnung, dass ich dadurch abends dann so müde bin, dass ich vielleicht doch mal etwas besser schlafe bei Nacht.
So wirklich hilft es nicht. Ich hege die Befürchtung, dass das wahrscheinlich Zeit braucht, bis sich mein Körper umgestellt hat und zur Ruhe kommt.

Schönen Abend, gute Nacht
Trüffel
Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind;
wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat.

(Marie von Ebner-Eschenbach)

Sabrina36
hat sich häuslich eingerichtet
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Sabrina36 »

Hallo Trüffel,

Ich kenne das Problem aus dem ersten Babyjahr mit meiner Tochter- monatelang alle 2 h wach...kein Tiefschlaf und als sie endlich durchschlief hatte ich es verlernt...habe mich viel mit der Thematik beschäftigt und : ja, man kann das Schlafen verlernen.
Bei mir hat es 2 Jahre gedauert bis ich wieder durchschlafen konnte- ich wünsch Dir das es schneller geht...mir helfen in unruhigen Zeiten Tabletten namens Schlafsterne oder Hoggar night

Alles Gute für Dich

Trüffel
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Re: "sozialer Jetleg"

Beitrag von Trüffel »

Hallo Sabrina,
oh je, da hast du auch was durchgemacht! Dann werde ich mich wie in so vielen Dingen gedulden müssen... Hoggar night kenn ich aus der Werbung. Ich erkundige mich mal in der Apotheke, was sich unterstützend noch tun lässt, ohne von Schlafmitteln o.ä. abhängig zu werden.
Ich hoffe, dass es auch besser wird, wenn ich mein seelisches Gleichgewicht wieder gefunden hab.
Danke für deine Rückmeldung!
LG
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(Marie von Ebner-Eschenbach)

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