Morbus Crohn -> Corona -> Wie in die Zukunft?

Hier geht es um gegenseitige Achtung und die Probleme, die es in einer Partnerschaft und bei Angehörigen gibt, aber auch um Schwangerschaft.
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zinnober
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Morbus Crohn -> Corona -> Wie in die Zukunft?

Beitrag von zinnober »

Liebe Forengemeinde,

ich schreibe hier als Ehemann einer Betroffenen und Vater einer Tochter.

Meine Frau leidet unter Morbus Crohn und ist immunsuppremiert.

Für näheres, schaut Euch bitte meine Vorstellung an. https://forum.dccv.de/viewtopic.php?f=8&t=7544

Auf Anraten ihrer Internistin befinden wir uns nun seit letzter Woche Dienstag in Umkehr(!)-Isolation. Sie hatte uns, um unsere Vorsicht noch zu bestärken, ein deutliches Bild zu den Chancen meiner Frau gemalt, sollte sie sich mit dem Coronavirus infizieren.
Ich habe den zweifelhaften Luxus wegen Depression krankgeschrieben zu sein und dadurch bedingt auch nicht genötigt zu sein wieder schnell arbeiten gehen zu müssen. Soll heißen, dass ich mich voll auf den Schutz meiner Familie konzentrieren kann. Nur nebenbei, wir habe bei uns eine wunderbare Gemeinschaft, welche sich um die Besorgungen der Mitglieder der Risikogruppe kümmert.
Bis jetzt haben die Maßnahmen bei uns gut funktioniert aber nun drängen sich mir einige Überlegungen auf, die ich gerne mit Euch diskutieren möchte, da es sicherlich vielen von Euch auch so geht.

Ich hoffe, dass die Maßnahmen der Bundesregierung so weit greifen werden, um uns vor italienischen Verhältnissen zu schützen. Soweit, so gut. Aber ich denke, es wird sich nicht vermeiden lassen, dass sich über kurz oder lang jeder Mensch mit diesem Virus auseinandersetzen muss. Sobald sie die Einschränkungen lockern, wird die Verbreitung wieder Fahrt aufnehmen. Einzige Unterstützung/Hilfe für Risikopatienten bietet daher eine Impfung, die aber wahrscheinlich erst Anfang nächsten Jahres verfügbar sein wird oder eine Erfolgreiche Behandlung mit einem Medikament, was noch nicht gefunden wurde.
Vielleicht wird unsere Regierung Maßnahme treffen, die es der Risikogruppe möglich machen, sich, bis zu dem Zeitpunkt einer erfolgreichen Behandlung oder Impfung, weiterhin zu isolieren. Aber wie steht es um die Angehörigen oder Personen, die mit ihnen zusammenleben?
Unsere Situation betrachtend, ist es unsere Tochter, deren Befreiung von der Schulpflicht auch irgendwann aufgehoben wird oder auch ich, der sich am Ende seines Krankengeldes um eine neue Arbeitsstelle bemühen muss, die wieder Übertragungswege öffnen und somit die Gesundheit meiner Frau gefährden. Sollten wir etwa alle so lange in der Umkehr-Isolation bleiben oder ein solches Risiko eingehen?
Vielleicht habt ihr und/oder Eure Angehörigen, Euch mit dieser Frage schon auseinandergesetzt und möchtet Eure Erkenntnisse mit mir teilen? Oder vielleicht seid ihr der Meinung, dass ich mir zu viele Gedanken mache und die Gefahr nicht so groß ist?
Ich freue mich auf Eure Antworten.

Schöne Grüße Zinnoberrot

Olagwin
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Re: Morbus Crohn -> Corona -> Wie in die Zukunft?

Beitrag von Olagwin »

Interessant wie verschieden es die Ärzte einstufen. Ich nehme Aza als Immunsuppression und mein Gastro, von dem ich fachlich viel halte, zählte auf, dass ich mit unter 60, nichtraucher, keine Lungenkrankheit ansich kein höheres Risiko habe und dass es bisher bei Aza noch keine Hinweise darauf gibt, dass es wirklich ein erhöhtes Risiko gibt. Er meinte nur, dass ich öffentliche Verkehrsmittel meiden sollte und ansonsten auf Handhygiene etc. achten.

Ebenso fand ich bisher auch 2 direkte Berichte von Immunsuppremierten (Aza) Menschen, die Covid bekamen und einen milden Verlauf hatten. Gleichwohl wird man überall generalisiert mit zur Risikogruppe einsortiert und irgendwie ist es auch logisch, dass das Risiko für einen schwereren Verlauf in unbekanntem Maße erhöht ist. Dafür gibt es nur leider noch keine Zahlen in der Statistik, von daher ist das Risiko am Ende doch eine Unbekannte.

Und daher bin ich auch etwas vorsichtiger. Ich persönlich werde es auf lange Sicht so sehen, dass wenn es noch so verhältnismäßig gering verbreitet ist wie jetzt, ich trotzdem versuche halbwegs normal zu leben und auch rauszugehen, einkaufen etc. Kritisch wäre es bei einer ausufernderen Verbreitung, wenn nicht zu erwarten ist, dass man gute Hilfe in Krankenhäusern bekommt, in dem Falle würde ich mich für ne Zeit wieder etwas mehr isolieren.
Wie es kommen wird kann man m.E. aber im Moment nicht absehen.

Hm, mit der Tochter macht es das natürlich etwas schwieriger, in der Lage bin ich nicht und habe daher auch nicht so recht die Idee, wie ich es da handhaben würde. Ein Jahr so massive Einschränkungen wären für sie natürlich sehr unschön. Und irgendwann muss sie ja auch wieder zur Schule vermutlich.

zinnober
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Registriert: Fr 27. Mär 2020, 19:16

Re: Morbus Crohn -> Corona -> Wie in die Zukunft?

Beitrag von zinnober »

Hallo Olagwin,

ich denke bei der Einstufung durch den Arzt wird es noch mehr Faktoren geben, wie nur Immunsuppremiert oder nicht. Vielleicht Art/Dosis (Remicade) des Medikamentes oder auch wie schwer die Grunderkrankung bis jetzt verlaufen ist, wird da hinein spielen. Meine Frau hat durch MC mehrere große Operationen hinter sich und ist mitlerweile Erwerbsunfähig.
So weit hatte ich nicht gedacht, dass man trotz MC und Immunsuppresion körperlich fit sein kann. Ich kenne halt nur den Fall meiner Frau.

Vielleicht kannst Du mir die Berichte über die beiden an Corona erkrankten zur verfügung stellen? Diese würde mich interessieren.

Bleib weiterhin gesund.

Schöne Grüße Zinnober

Olagwin
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Re: Morbus Crohn -> Corona -> Wie in die Zukunft?

Beitrag von Olagwin »

Ja stimmt, es kommt auch darauf an, wie stark immunsuppressiert man ist und wie stark die CED ausgeprägt ist. Gut, vermutlich verdränge ich auch kleinere Probleme durch die Suppression wie z.b. starke Müdigkeit und gelegentliche kleinere Bauchprobleme, aber insgesamt bin ich zum Glück derzeit relativ gesund und "fit". Auch Infekte waren bisher mit Suppression eher normaloft und wenn dann auch nur leicht, vielleicht etwas länger andauernd als früher.

Aber daher fand ich das Beispiel mit dem Nierentransplantierten auch interessant, weil die ja eine höhere Dosis Aza nehmen soweit ich weiß und damit stärker suppressiert sind. Ich habe gerade nochmal gesucht, leider fand ich das nicht wieder.
Ich suche gelegentlich mit dem Begriff "covid-19 azathioprine" und Zeitraum letzte Woche, um zu schauen ob es Erkenntnisse gibt.
Gerade fand ich auch ein Abstract, was zwar keine richtige Schlussfolgerung lieferte außer "trotzdem vorsichtig sein", aber es wies darauf hin, dass scheinbar bei den chinesischen Patienten keine dabei waren mit CED und Suppression. Und darin wurde auch gemutmaßt, dass die Art der Suppression möglicherweise auch vor schwerem Verlauf schützt, was in gewissem Maße auch logisch wäre, da wir es ja auch nehmen um eine überschiessende Immunantwort zu verhindern und ähnliches da ja in der Lunge geschieht. Ist aber noch Spekulation, da müssen wir leider Geduld haben und auf richtige Erkenntnisse warten.

Was bei meiner Recherche auch schien: die Gastros scheinen das Risiko so zu bewerten (absteigend nach Risiko): Kortison > Aza und sowas > Biologicals

Die eine Frau mit Immunsuppression im Facebookpost hatte sich hier gemeldet: https://www.facebook.com/dccv.de/posts/ ... ?__tn__=-R

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